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Mambo No. 5: Lou Bega – vom Weltstar zum Himmelsbürger


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Rolf

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Mambo No. 5: Lou Bega – vom Weltstar zum Himmelsbürger

 

 

 

 

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8. Dezember 2022
 
Sex, Drogen und Erfolg: Der Song „Mambo No. 5“ katapultiert Lou Bega an die Spitze der Charts. Innerlich fühlt er sich leer. Ein Drogentrip seiner Frau bringt ihn auf den Weg zu Gott.
 

Es war der 17. Juli 1999. Stierkampf-Arena Palma de Mallorca.

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. Der Moderator versucht die Begeisterung des Publikums mit Händen und Stimme einzufangen. „Zugabe! Zugabe!“, hallt es durch die abendliche Runde.

Schulterzuckend wendet sich Thomas Gottschalk an den ZDF-Programm-verantwortlichen. „Können wir nochmal? Ist das vom Budget her drin?“

 

Ein Nicken später tritt der kleine, noch atemlose David aus München das zweite Mal ins gleißende Scheinwerferlicht und intoniert: „Ladies and gentlemen, this is Mambo Number Five. One, two, three, four, five.“ Das Publikum reißt es von den Sitzen.

Auf der Suche nach dem perfekten Song, sich selbst, einer Heimat

23 Jahre später. Im Dreiländereck Deutschland-Niederlande-Belgien.

 

Heiße Augustsonne. Umgeben von einem Maisfeld. Wespen. Neben mir auf dem Sofa: David Lubega, wie Lou Bega mit bürgerlichem Namen heißt. Er hört aber immer noch auf Lou. Geschminkt „nur für die Fotos“. Mit einer Melonenbowle in der Hand. Lacht. Beschwingt. Er ist durch und durch Musiker von Kindesbeinen an. Mit 13 Jahren fängt er an zu rappen. Nach der achten Klasse schmeißt er das Gymnasium, tourt durch die USA. Auf der Suche nach dem perfekten Song, sich selbst, einer Heimat.

 

Die Familie bricht früh auseinander. Er wächst bei seiner Mutter auf. Dem Sohn einer Sizilianerin und eines Uganders fehlte die Vaterfigur. „Die habe ich mir außerhalb gesucht.“ Spät kommt es zu einer Annäherung. „Vater war nicht reif für die Ehe. Er hat sein Bestes versucht und gegeben. Liebe hat er geben können, sein Problem war die Beständigkeit“, fügt David leise an. Ich ahne: Letzteres wird auch für ihn zu einer Herausforderung.

„Wenn ich daran zurückdenke, steht mir noch heute der Geruch von Fäulnis in der Nase. Als Jugendlicher brauchte ich diesen Denkzettel. Leider habe ich ihn später vergessen.“

David Lubega über seinen Besuch in einer AIDS-Klinik als Jugendlicher

Heile Familie erlebt der junge David in den Sommerwochen. 24 Stunden Zugfahrt an den äußersten Rand von Sizilien. Noch hinter Palermo ins Elternhaus der Mutter. 19 gestikulierende Menschen um einen Tisch. Gutes Essen. Nestwärme. Als er 15 ist, reist der Vater mit ihm in sein Heimatland Uganda, die einstige „Perle Afrikas“. Da hat AIDS gerade die halbe Nation getötet.

 

Der Vater hat Angst, dass der lebenslustige David sich in Clubs austoben könnte. Als Erstes schleppt er ihn in eine AIDS-Klinik. Dort liegen junge Männer im Sterben. „Wenn ich daran zurückdenke, steht mir noch heute der Geruch von Fäulnis in der Nase. Als Jugendlicher brauchte ich diesen Denkzettel. Leider habe ich ihn später vergessen“, wirft er nachdenklich ein, wedelt dabei mit der Hand die nervenden Wespen beiseite.

 

Erster Kontakt mit Businesswelt: „Du bist ersetzbar“

 

Seine Plattenfirma geht nicht gut mit dem jungen Sänger um. Er reicht das Demotape von

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 ein, wird eingeladen. Man macht ihm ein Angebot: „Wir hätten da eine Idee, wer diesen Song singen könnte.“ Sein Lächeln verfliegt. Ernüchtert erzählt er: „Das war mein erster Kontakt mit der grausamen Realität. Ich spürte: Auf dich wartet niemand. Du bist ersetzbar. Kaltes Business. Es geht nicht um dich, sondern nur um den Profit.“

 

Mitten in diesem Zukunftspoker stirbt der Vater. An einem eiskalten Märzmorgen 1999 verlässt David das Sterbebett. „Papas toten Körper zu sehen, war surreal. Da lag eine Person, der ich mich in den letzten Jahren angenähert hatte und die trotzdem nicht mehr da war.“ Auf dem Weg nach draußen begegnet ihm auf der Treppe ein engelsgleicher Mann. Der versichert ihm, dass der Tod nicht das Ende ist, dass es mehr gibt und etwas Süßes in der Zukunft auf ihn warte. Der traurige Tag wandelt sich in einen schönen Tag.

 

Man spürt noch immer das innere Vibrato, als Lou erzählt: „Ich wusste in dem Moment: Ich werde singen und ich werde Erfolg haben. Und Papa wird mir vom Himmel aus zusehen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nichts über Gott, ein Leben nach dem Tod. Ich war ein Suchender. Doch ich ahnte schon damals: Es gibt etwas Übernatürliches. Diese Begegnung war nicht umsonst.“

 

Partykönig

 

Vier Wespen balgen sich um die Bowle. Es wird hektisch. Auch in Davids Leben. Dem jahrelangen Fasten folgt der süße Rausch. Plötzlich ist der Mambo-Junge aus „Wetten, dass..?“ jemand. David wacht auf in der Business-Class. Er fühlt sich unsterblich. Alle wollen ihn in ihrer Show haben. Lou liefert: bis zu drei Gigs an einem Abend. Der König von Marokko lässt ihn extra für eine Geburtstagsparty einfliegen. Er genießt es, den roten Teppich ausgerollt zu bekommen – in Frankreich, Österreich, den USA, Brasilien, Chile, der Türkei. Lou Bega ist nonstop auf Tour, in aller Munde. „Ich war plötzlich in eine andere Welt katapultiert. Ich fühlte mich ein bisschen wie Alice im Wunderland – in der nicht jugendfreien Variante.“

 

Das erste Jahr funktioniert er wie auf Autopilot. Doch schon bald zeigen sich Grenzen. Übernächtigt. Körperlich am Ende. Vollgepumpt mit Drogen. Trotz des äußeren Hypes um seine Person ist David innerlich ganz allein. Obwohl Frauen ihn wie Wespen umschwärmen, wacht er am nächsten Morgen innerlich leer auf, einsam. Er sagt: „Ich konnte mein Innerstes mit niemandem teilen. Wenn du ein paar Mal mit der Concorde geflogen bist, wird auch dies normal und grau.“ Er bekommt einen ersten Schuss vor den Bug: Herzinfarkt.

„Keiner wollte mehr tanzen und feiern. Die Party war vorbei.“

David Lubega über die Zeit nach 9/11

Dann die zweite Zäsur. Im August 2001 bastelt er an seinem Gute-Laune-Album 

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. Doch dann steuern am 11. September Al-Qaida-Terroristen zwei Flugzeuge in die Twin-Towers in New York. Sie brechen zusammen, die Welt verdunkelt sich. Damit verflüchtigt sich auch die Leichtigkeit der 90er. Auch Lou Begas leichte Welt liegt in Trümmern: „Keiner wollte mehr tanzen und feiern. Die Party war vorbei.“

 

2010 bringt er das Album 

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 auf den Markt. Es steht für einen Neuanfang. Neuer Manager. Berlin statt München. Eine Frau. Aber Jenny lässt ihn erst mal abblitzen. „Eine Frau, die nicht scharf auf mich war?“ Diese Ablehnung ist für Lou neu, versetzt ihm einen Stich, macht ihn aber auch neugierig. Er bleibt hartnäckig. Die Beziehung zu Jenny wird keine „übliche schnelle Nummer, sondern eine Beziehung auf einer tieferen Ebene“. Eine Tochter wird geboren. Doch David hat Angst vor der Hochzeit.

 

Der Bindungsangst stellen

 

Zu Hause hat er erlebt: Beziehung funktioniert nicht, ist zerbrechlich. Er sagt: „Ich wollte von niemandem besessen werden, wollte niemanden besitzen.“ Doch als die Tochter aus dem Kindergarten kommt und ihm sagt: „Papa, es ist nicht cool, dass ihr nicht verheiratet seid“, fühlt er sich bloßgestellt. „Da wusste ich: Komm, junger Mann, mach es anders!“

 

David stellt sich der Bindungsangst. Es folgt eine spontane Hochzeit in Las Vegas, ein rauschendes Fest mit Freunden, der Familie und Promis in Berlin. Doch trotz des äußerlichen Glücks können beide nicht aus ihrer Haut. Er beobachtet bei sich ein „Loch im Herzen“. Die Folge: mehr Schwachsinn. Mehr Alkohol. Mehr Essen. Als Paar sind sie auf der Suche. Auf einer Reise in die USA rauchen beide Aztekenkraut.

 

Am nächsten Morgen offenbart ihm Jenny: Ich habe heute Nacht Jesus Christus gesehen. Komischerweise lässt diese „Droge“ in ihrer Wirkung nicht nach. Sie kommt von diesem „Jesus-Trip“ nicht runter. „Sie hatte plötzlich eine andere Ausstrahlung, war in einer anderen Frequenz zu Hause“, erinnert sich Lou nachdenklich.

„Ich hörte Jesus förmlich reden. Je mehr ich las, umso leichter fühlte ich mich.“

David ist permanent abwesend, emotional verschlossen. Die Beziehung gerät in eine Krise. Das Paar fliegt auf die Malediven, um der Ehe eine zweite Chance zu geben. Aber dort regnet und regnet es. Sturm statt Sonnenschein, draußen und drinnen. Gelangweilt vom Kricket im Fernsehen, zieht Lou eine Schublade auf. Er stößt auf eine Bibel. Eigentlich ein No-Go im muslimischsten Land der Welt. Sein erster Blick fällt auf die Geschichte des Rabbis Nikodemus im Neuen Testament. Der bis dato weihnachtliche „Teddybär-Jesus“ fesselt ihn plötzlich, wird real, lebendig, nahbar. „Ich hörte Jesus förmlich reden. Je mehr ich las, umso leichter fühlte ich mich.“

 

Er geht vor dem Bett auf die Knie. Tränen laufen ihm übers Gesicht. „Ich fühlte eine väterliche Umarmung. Spürte hautnah, wie es ist, aus dem Schweinestall [Anm. d. Red.: 

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] nach Hause zu kommen. Von weitem winkte Gott: Lou, komm nach Hause! Wow. Das war ein echter Trip ohne Drogen“, sagt er leidenschaftlich. Er und Jenny lassen sich taufen. 2018 packen die beiden diese Erfahrung in ein persönliches Bekenntnis: 

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. Der Song wird bei YouTube 228.461 Mal aufgerufen, berührt und beflügelt Menschen, lässt sie hoffen.

 

Direkt vor unserem Besuch war Lou Bega zu einem Auftritt in Rotterdam. Trotz seiner 180°-Wende sieht er sich nicht als abgedrehten Missionar. „Ich sehe meine Kolleginnen und Kollegen nicht als schlimm oder böse. Ich will ihnen etwas von dem, was ich erlebt habe, abgeben. Aber nur, wenn sie wollen. Ich will sie nicht bekehren, aber ihnen vorleben: Für mich hat das geklappt. Die Welt wackelt und ohne Jesus ist es schwer.“

 

Ich frage nach: Wenn du heute nochmal bei „Wetten, dass..?“ auf der Couch Platz nehmen würdest – was wäre deine Botschaft ans Publikum? Der Wind rauscht durchs Maisfeld. Drei Schwalben sausen über den Garten. In die Stille antwortet der Musiker: „Der Auftritt 1999 war einzigartig. Man kann alte Dinge nicht aufbacken. Ein Revival kann witzig sein, aber die Zeit ist vorbei. Jetzt ist 2022. Da gebe ich gerne das Neue von mir. Werdet neu geboren. Freut euch, tanzt, feiert, aber seid euch eben auch bewusst: Der nächste Tag ist keinem von uns gegeben. Sucht euern Schöpfer jetzt! Geht tiefer!“

 

Zwei dunkle Augen strahlen mich an. Hier ist ein Weltstar im Reinen, mit sich und mit Gott. Auf seinem Grabstein wird einmal nicht (nur) Mambo No. 5 stehen, sondern „war ein Diplomat und Sänger Gottes, hat als Himmelsbürger eine Heimat gefunden“. Sagt’s, lacht, atmet tief durch und fragt: „Lust auf eine Melonenbowle?“

 

 

Rüdiger Jope tapezierte im Sommer 1999 mit Mambo No. 5 im Ohr seine neue Wohnung in Frankfurt/Main.

 

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