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Wenn der Muezzin in der Kirche singt: Oratorium mit islamischem Gebetsruf fordert Kritiker heraus





Jesus.de-

Von Dieter Sell


04.11.2007


(epd) - Es sind nur zwei Minuten - aber die haben es für Kritiker in sich: Zwei von 75 Minuten dauert der Auftritt eines islamischen Muezzins mit seinem Gebetsruf in der evangelischen Stadtkirche von Rotenburg bei Bremen. Sein «Allahu Akbar» («Gott ist sehr groß») ist Teil eines Oratoriums, das der englische Musiker Karl Jenkins vor sieben Jahren an der Schwelle zum neuen Jahrtausend als Friedensmesse komponiert hat. Im Berliner Dom darf das Werk nicht aufgeführt werden. In Rotenburg ist das Konzert am 18. November längst ausverkauft.

Jenkins «The Armed Man» ist ein anspruchsvolles Projekt, an dem in Rotenburg 150 Sänger und Musiker mit Unterstützung der hannoverschen Hanns-Lilje-Stiftung beteiligt sind. Direkt auf den gesungenen Gebetsruf des Muezzins, der gleichzeitig Glaubenskenntnis des Islam ist, folgt mit dem «Kyrie eleison» eine zentrale christliche Glaubensformel. In der multimedialen Messe verschmelzen klassische und zeitgenössische Musik so mit Texten unterschiedlicher Religionen zu einer Anklage gegen den Krieg.

Bevor die Proben für das Stück inklusive Gebetsruf vor etwa einem Dreivierteljahr starten konnten, musste nach den Worten von Stadtkantor Karl-Heinz Voßmeier «ein dorniger Weg» mit Auseinandersetzungen im Kirchenvorstand und Chor zurückgelegt werden. «Ein Muezzin darf nicht in der Kirche singen - das war der Knackpunkt für die Kritiker», erinnert sich der Kirchenmusiker. Von Religionsvermischung war die Rede, und von muslimischer Mission in einer evangelischen Kirche.

Auch in Berlin war zunächst eine Aufführung des Oratoriums im Dom geplant. Doch die soll jetzt an diesem Samstag im Konzerthaus am Gendarmenmarkt über die Bühne gehen. Dem Domkirchenkollegium erschien es nicht akzeptabel, dass das Glaubensbekenntnis des Islam in einer Kirche laut wird - egal, ob dies durch einen Vorbeter oder vom Tonband geschieht. Zu groß seien die Unterschiede im christlichen und muslimischen Glaubensverständnis.

Die Entscheidung sei «ein Dokument der Islamophobie», kritisiert der Rotenburger Superintendent Hans-Peter Daub. «Hilfreich ist das nicht. Wir brauchen ein paar Christen, die beherzt über diese Grenze gehen - gerade auch, weil sich der Konflikt zwischen den Religionen in unserer Gesellschaft nach dem 11. September 2001 so zugespitzt hat.» Der leitende Theologe sieht in der Komposition ein Dokument des gegenseitigen Respekts, gerichtet gegen die Angst vor dem Fremden: «Wo sind wir, wenn es nicht möglich ist, das Andersgläubige in der Kirche ihre Stimme erheben?»

Der Gebetsruf könne mit dem Läuten christlicher Glocken verglichen werden, klärt Rafet Öztürk vom Dialogreferat der Türkisch-Islamischen Union in Köln auf. Der Muezzin, der muslimische Vorbeter, beteilige sich, «weil wir gemeinsam zeigen wollen, dass Religionen einen Dienst für den Frieden leisten». Doch für manche Christen bleiben Vorbehalte, wendet Landessuperintendent Manfred Horch als leitender Theologe der Region ein.

«Der Ruf des Muezzins ist ein Glaubensbekenntnis zu Allah, das die Göttlichkeit Christi ausschließt», sagt Horch. Christen könnten dies nicht mit vollziehen, andererseits könnten Muslime nicht in eine Anrufung Christi einstimmen. Um Irritationen zu vermeiden, empfiehlt Horch unmittelbar vor der Aufführung Erläuterungen, dass es sich bei Jenkins Oratorium nicht um ein interreligiöses Gebet handelt. «Es ist ein musikalisches Kunstwerk, das Texte verschiedener Religionen zitiert.»
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