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Theologin: Christen tragen dazu bei, dass sie an Relevanz verlieren


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Rolf

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Theologin: Christen tragen dazu bei, dass sie an Relevanz verlieren
 
 
 
 
21. Oktober 2022
 

Das Christentum nimmt an Bedeutung für die Gesellschaft ab, meint die Theologin Mihamm Kim-Rauchholz und fordert: Weniger verzetteln, stattdessen mehr Fokus auf das Zentrale des Glaubens.

 

Mihamm Kim-Rauchholz, lange wurden West- und Zentraleuropa als „christlich-jüdisches Abendland“ verstanden. Das betrachten viele heute kritisch, als nicht historisch. Darum allgemein gefragt: Wie ist es um ein christliches Wertefundament in Deutschland und Europa bestellt?

 

Als jemand, der aus dem Ausland kommt – ich bin in Korea aufgewachsen, habe ein Großteil meiner Kindheit in dem buddhistisch geprägten Land verbracht – merke ich den Wahnsinns-Unterschied zwischen einem Kontinent, der in den Werten vom christlichen Glauben geprägt ist, und einem Land wie Korea, Laos, China oder Japan, wo der buddhistische oder konfuzianische Glaube stark ausgeprägt ist.

 

Vielleicht werden die christlichen Werte im Bewusstsein nicht mehr immer als positiv dargestellt – aber sie bilden das Fundament. Ein Beispiel: In Europa schreibt man einen schwachen Menschen nicht gleich ab, Schwäche ist etwas, das unserer Hilfe bedarf. Das ist nicht selbstverständlich, sondern kommt aus dem christlichen Fundament, aus der Barmherzigkeit heraus.

 

In Europa existiert eine Gesellschaft, die Werte wie Wahrheit, Barmherzigkeit, Zuverlässigkeit, Treue, ein Festhalten auch durch schwierige Situationen hindurch, aufrechterhält – Werte, die ich persönlich sehr schätzen gelernt habe. Die über 1.000 Jahre Geschichte des christlichen Glaubens, die Europa geprägt hat, lässt sich nicht einfach ausradieren.

 

„Und dass der christliche Glaube mit seinen Werten allen säkularen Zeitströmungen standhält, da bin ich mir sicher.“

Sie leben inzwischen einige Jahrzehnte in Europa. Beobachten Sie in puncto christliche Werte eine Entwicklung? War früher alles besser?

 

Die Selbstverständlichkeit wie noch im Mittelalter, der Zwang fast, christliche Inhalte und Werte im Staat übernehmen zu müssen – die ist weg. Ich sehe darin aber nicht nur eine traurige Entwicklung. Natürlich: Wenn die Werte nicht mehr als selbstverständlich gelten, sehen wir vielfach tragische Konsequenzen im täglichen Leben. Aber es zwingt jede Christin, jeden Christen auch, sich bewusst zu fragen: Ist dieser Wert so wertvoll für mich, dass ich dafür einstehe, auch öffentlich? Ein Wert, den ich meinen Kindern weitergeben möchte?

 

Dieses bewusste Nachdenken über die Werte kann dem christlichen Glauben nur guttun. Denn es macht ganz klar: Diese Werte sind tatsächlich relevant, für mich, meine Familie, meine Kinder, die nächste Generation. Und dass der christliche Glaube mit seinen Werten allen säkularen Zeitströmungen standhält, da bin ich mir sicher.

 

Wie hat sich das religiöse Verständnis in der modernen Gesellschaft in Deutschland und Europa in den zurückliegenden Jahren in dieser Hinsicht entwickelt? Wird es säkularer? Oder besinnen sich die Menschen wieder auf ihren Glauben?

 

Mein Gefühl ist, dass es eine Bewegung gibt in das Vage, Allgemeine, Nicht-Konkrete von Glaubensüberzeugungen. Und alles, was vage ist, bestärkt mich darin, mich nicht binden zu müssen. Je konkreter man in einer Religion, einem Glauben beheimatet ist, desto mehr binde ich mich auch daran.

 

Mit der konkreten Bindung im christlichen Glauben an Jesus Christus ist ein großer Teil der vagen Vorstellung von Gott beiseitegeschoben. In diesem Jesus Christus ist Gott. Deswegen ist das Bekenntnis so angefochten, weil man das oft gar nicht will.

 

Man will Gott auf eine „Superpower“ beschränken, wo alle sagen können: Gott ist irgendwo. Wenn Religion und Glaube, dann bitte allgemein! Aber in dem Moment, in dem sich Gott konkretisiert, ist natürlich eine Antwort gefragt: Binde ich mich an diesen Jesus Christus, an das, wofür er steht – oder nicht?

 

Was können und sollten Christinnen und Christen beitragen zu einer guten Gesamtentwicklung in Kirche und Gesellschaft?

 

Ich bin überzeugt, dass der Fokus: sich neu besinnen, neu fokussieren auf das Wesentliche der wichtigste Beitrag von uns Christen für Gesellschaft und Kirche ist. Wir tragen in einer unguten Weise dazu bei, dass wir an Relevanz verlieren, wenn wir uns nicht auf das Wesentliche konzentrieren; weil wir uns verzetteln in vielen Bereichen und Themen, die gewiss nicht unwichtig sind.

„Was ist der Kern des christlichen Glaubens, der unaufgebbar ist?“

Aber der christliche Glaube steht zentral für etwas – und das ist: Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter. Das müssen wir unbedingt noch einmal neu für uns gewinnen: Wofür stehe ich als Christ? Was ist der Kern des christlichen Glaubens, der unaufgebbar ist? Wenn ich das weiß, dann kann ich auch interagieren, auch Kompromisse schließen, auch mit säkularen Menschen viel besser kommunizieren – und vielleicht auch mehr überzeugen.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Die Fragen stellte Jörg Podworny.

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