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Die Mächte des Bösen
Okkultismus und seelsorgerliche Hilfestellungen
Rolf Wiesenhütter
5. Teil: Seelsorgerlicher und schriftgemäßer Umgang mit Okkultsünden- und Belastungen II
Bindungen bis ins dritte und vierte Glied
Ich sagte ja, okkulte Belastung geschieht willentlich. Hier muss man sich ja zwangsläufig die Frage stellen, ob okkulte Belastung nicht auch erblich sein kann? Denn die Annahme, das es bei Menschen dämonische Verstrickung gibt, die nicht auf eigene Schuld zurückgeht, sondern auf die Schuld der Vorfahren, ist weit verbreit und wird auch biblisch untermauert.
Ich weiß, jetzt können wir wieder massenhaft persönliche Zeugnisse darüber hören, wie Menschen von den Belastungen der Vorfahren
Frei wurden. Bei allen persönlichen, subjektiven Erfahrungen, interessiert mich jedoch zunächst der biblische Zusammenhang, der uns immer im 2. Mose 20 vorgelegt wird.
Wir wollen diesen Text lesen:
1 Und Gott redete alle diese Worte und sprach:
2 Ich bin Jehova, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft.
3 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. -
4 Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch irgend ein Gleichnis dessen, was oben im Himmel und was unten auf der Erde und was in den Wassern unter der Erde ist.
5 Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, am dritten und am vierten Gliede derer, die mich hassen;
6 und der Güte erweist, auf Tausende hin, an denen, die mich lieben und meine Gebote beobachten. -
7 Du sollst den Namen Jehovas, deines Gottes, nicht zu Eitlem aussprechen; denn Jehova wird den nicht für schuldlos halten, der seinen Namen zu Eitlem ausspricht. -
8 Gedenke des Sabbattages, ihn zu heiligen.
9 Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk tun;
10 aber der siebte Tag ist Sabbat dem Jehova, deinem Gott: du sollst keinerlei Werk tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd, und dein Vieh, und dein Fremdling, der in deinen Toren ist.
11 Denn in sechs Tagen hat Jehova den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tage; darum segnete Jehova den Sabbattag und heiligte ihn. -
12 Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass deine Tage verlängert werden in dem Lande, das Jehova, dein Gott, dir gibt. -
13 Du sollst nicht töten. -
14 Du sollst nicht ehebrechen. -
15 Du sollst nicht stehlen. -
16 Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten. -
17 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus; du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch alles, was dein Nächster hat.
18 Und das ganze Volk gewahrte die Donner und die Flammen und den Posaunenschall und den rauchenden Berg. Und als das Volk es gewahrte, zitterten sie und standen von ferne;
19 und sie sprachen zu Mose: Rede du mit uns, und wir wollen hören; aber Gott möge nicht mit uns reden, dass wir nicht sterben!
20 Da sprach Mose zu dem Volke: Fürchtet euch nicht; denn um euch zu versuchen, ist Gott gekommen, und damit seine Furcht vor eurem Angesicht sei, dass ihr nicht sündiget.
21 Und das Volk stand von ferne; und Mose nahte sich zum Dunkel, wo Gott war.
In dieser Schriftstelle werden die Zehn Gebote erklärt.
Nun zunächst ein paar Sätze zum 2. Buch Mose. Der griechische Name dieses Buches heißt „Exodus“, zu deutsch übersetzt „Auszug.“ Der Inhalt des Exodus ist der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Es beginnt mit dem Tod Josephs und endet mit der Einweihung der Stiftshütte und umfasst einen Zeitraum von etwa 430 Jahren. Mose selbst wird als Verfasser dieses Buches mehrfach genannt. Während das erste Buch Mose vom Fall des Menschen berichtet, lesen wir hier von der Befreiung der Knechtschaft durch Gottes starken Arm. Es beginnt mit Not und Finsternis des Volkes Israel und endet mit der Herrlichkeit des Herrn in der Stiftshütte. Und mitten in diesem Buch lesen wir vom Passahlamm, das die zentrale Rolle bei der Erlösung des Volkes Israel
spielt.
Wir können die Geschichte, die uns hier vorgelegt wird, in drei Teile gliedern:
1. Die Berufung Mose (hier war Israel noch in Ägypten)
2. Die Erlösung des Volkes (Der Auszug aus Ägypten)
3. Die Bundesschließung mit Israel (am Sinai)
Und der Grund, warum dieses Buch überhaupt geschrieben wurde, ist die sechsfache Offenbarung der Person Gottes. Israel hatte bis zu diesem Zeitpunkt vom Gott seiner Väter gehört, aber es kannte Jahwe nicht mehr aus eigener Erfahrung. Es hatte keine Erkenntnis, und deshalb schenkte Gott ihnen eine sechsfache Offenbarung über seine Person.
Dies sind:
1. Jahwe, der Erlöser im Zeichen des Passahlammes: Diese Erlösung war die Fortsetzung der sogenannten Blutslinie, die damit begann, das Gott Tiere sterben lies, um damit Adam und Eva zu bekleiden. Mit der Einsetzung des Passahlammes
nimmt Gott diese Linie wieder auf. Und weil er
sich ihnen als Erlöser naht, braucht das Volk Israel
sich nicht vor ihm zu fürchten.
2. Jahwe der Führer im Zeichen der Wolken und Feuersäule. Die ganze Leitung und Verantwortung über das Volk Israel übernimmt Gott, der das Volk nicht immer den bequemsten und natürlichsten Weg führt, aber immer den richtigen, auch wenn das Volk Israel ihn nicht versteht.
3. Jahwe der Befreier durch das Wunder am Roten Meer. Israel wird endgültig von der Macht der Ägypter befreit.
4. Jahwe der Arzt. Gott übernimmt auch die Gewähr für das leibliche Wohl seines Bundesvolkes, unter der Bedingung, dass es ihm die Treue hält.
5. Jahwe der Lebensspender, der in der Gabe des Mannas und des Wassers aus dem Felsen sich seinem Volk offenbart, das in der Wüste ohne Nahrung, aber von Gott gespeist ist.
6. Jahwe der große Sieger im Kampf gegen die Amalekiter, die dem Volk Gottes den Weg versperren wollten. Hier offenbart sich ein ganz neuer Weg, die Schlachten Gottes zu gewinnen: durch das Gebet Mose, Aaron und Hur auf dem Berg Horeb, und Josua im Streit.
Das ist die große Linie, die uns im 2. Buch Mose mitgeteilt wird. Und hier genau in der Mitte, (das 2. Buch Mose hat ja 40 Kapitel) lesen wir, wie Mose die 10 Gebote empfängt und seinem Volk weitersagt. Das Wort, das uns nun heute interessiert, ist die Verkündigung des zweiten Gebotes und steht in den Versen 4 – 6.
4 Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, noch irgend ein Gleichnis dessen, was oben im Himmel und was unten auf der Erde und was in den Wassern unter der Erde ist.
5 Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, am dritten und am vierten Gliede derer, die mich hassen;
6 und der Güte erweist, auf Tausende hin, an denen, die mich lieben und meine Gebote beobachten. -
Was steht nun hier geschrieben?
„Du sollst Dir kein geschnitztes Bild machen.“ Also kein Bild, das behauen, zurecht gehauen, geschnitzt ist. Dabei kommt der Begriff „Schnitzbild“ im AT häufiger vor, und zwar als Ausdruck für „Götterbild.“ Es handelt sich um eine plastische Darstellung von heidnischen Gottheiten. Daneben finden wir im AT noch zehnmal das Wort Abbild. Dieses steht dagegen im Zusammenhang mit einem Bilderverbot.
Die Grundbedeutung ist in allen Fällen, dass die Juden kein Schnitzbild, kein Abbild in Form einer sichtbaren Gestalt herstellen sollten. Es ging also nicht nur um heidnische Götterbilder, dem steht ja bereits das erste Gebot entgegen. Vor allem geht es darum Jahwe nicht in einer sichtbaren Gestalt darzustellen.
Und es heißt hier: „Wirf dich nicht nieder vor ihnen.“ Das Verbum für Niederwerfen hat im AT folgende Bedeutungen: sich huldigen, verneigen, anbetend niederwerfen, niederfallen oder sich ehrfurchtsvoll tief beugen.
Darauf wird hier deshalb eingegangen, weil die Israeliten dies sich Niederwerfen vor den ägyptischen Götterstatuen als Ritual kannten. Dies wurde von den Ägyptern als Geste der völligen Unterwerfung und der völligen Hingabe.
Und Mose sagt: „Diene ihnen nicht.“ Die Israeliten sollen Jahwe dienen. Sie sollen sich ihm auf Lebenszeit verschreiben, und dies soll keineswegs irgendeine Verbindung haben zu den heidnischen religiösen Handlungen und Opfer vor einem Schnitz- oder Abbild.
Warum eigentlich nicht? Weil Gott verhindern wollte, dass dadurch die Vermischung von Schöpfer und Geschöpf dargestellt wird. Götterbilder sind Menschenwerk. Mit der Herstellung von Götterbildern verwischt der Mensch den unendlichen Unterschied zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf. Ein zweiter Grund war, das in die Bilder der damaligen Zeit verhängnisvolle Erwartungen gesetzt wurden. Sie waren so eine Art Doppelgänger der Abgebildeten. Im Bild wird der Götze gegenwärtig. Und mit der Präsenz der Götzen im Bild war gleichzeitig die Gegenwart ihrer Macht gegeben. Das Kultbild wurde sozusagen zu einem verfügbaren Machtträger, dem auf magische Weise Kräfte zu entnehmen waren. Im Bild bemächtigt sich der Mensch dieser Gottheit und verfügt über sie und kann mit ihnen Gutes oder Böses tun.
Und ein drittes war, die Praxis der Anbetung von Bildern. Alle diese Dinge hat Gott mit diesem zweiten Gebot untersagt. Er verleiht diesem Verbot Nachdruck, in dem er sagt:
„Ich bin der Herr, dein Gott, ein eifersüchtiger Gott.“
Der heilige Gott wird bei der Gottesverehrung keinen Irrweg dulden. Er selbst wacht über seine bild- und gestaltlose Verehrung. Und er kennzeichnet sich in seiner Selbstvorstellung als eifersüchtig. Das umschreibt eine unversöhnliche Haltung. Im zwischenmenschlichen Bereich ist Eifersucht die heftige Gemütsbewegung, die durch Angst vor dem Verlust einer Person ausgelöst wird. Der letzte Grund und die Voraussetzung für Eifersucht ist Liebe. Jahwe liebt sein Volk so, dass er das Eindringen eines Dritten in seine Liebesbeziehung mit Israel nicht hinnehmen kann.
In Hosea 13,4 wird Israels Verhältnis zu Gott mit dem Bild der Ehe verglichen. Das Tun der treulosen Ehefrau entspricht Israels Abfall von Jahwe. Jahwe ist in diesem Bild der Ehemann, der der Frau nachgeht, sie zurückholt, und sie auf seinen Ausschließlichkeitsanspruch hinweist. Er will der Einzige sein, den Anspruch auf Verehrung und Liebe mit irgendeiner anderen Macht zu teilen. Wir sehen hier also im Bild der Schöpfungsordnung die Geschlechterdarstellung, in der Gott das Männliche, und sein Volk, neutestamentlich gesprochen sein Leib, seine Gemeinde, dass Gott zweierlei zum Ausdruck bringt:
- die ungeteilte Liebe Gottes zu seinem Volk
- die Ansage des Gerichts für den Fall, das sich Israel ihm nur mit geteiltem Herzen überlässt.
Er sagt: „Ich gedenke der Schuld der Väter bei den Kindern bis in die dritte und vierte Generation.“ Was heißt das?
Zunächst einmal steht hier für „gedenken“ das hebräische Wort „paqad“ das heißt in der Grundbedeutung übersetzt so viel wie genau beobachten, zuordnen. Gott überwacht die Einhaltung der Gebote und bestraft die Sünden der Väter bis in die dritte und vierte Generation. Der hier gebrauchte hebräische Begriff für Schuld, also für Sünde heißt „awon“ und ist ein zentraler Begriff des Alten Testamentes für menschliche Schuld und Verhängnis. Im Zusammenhang mit dem 2. Gebot bedeutet Sünde die Ablehnung der ausschließlichen Hingabe an Gott.
Die Aussage, Gott straft die Sünden der Väter bis in die dritte und vierte Generation veranlasst vor allem jüdische Ausleger, die Frage zu stellen:
Wo bleibt denn da Gottes Gerechtigkeit? Und die jüdischen Ausleger verweisen darauf, dass die Annahme, Gott strafe selbst noch die Urenkel für die Sünden ihrer Urgroßväter, ganz offensichtlich im Widerspruch zu der Zusage Gottes steht:
„Nicht sollen getötet werden die Väter wegen der Söhne, und Söhne sollen nicht getötet werden wegen der Väter.“ (5.Mo.24,16)
Dies widerspräche auch der Prophetenantwort:
„Jeder sterbe wegen seiner eigenen Schuld.“ (Jeremia 31,30) und: „Die Person, die sündigt, sie allein soll sterben. Ein Sohn trage nicht die Schuld des Vaters. Der Frevel des Frevlers, auf ihm allein ist er.“ (Hesekiel 18,20)
Und die jüdischen Ausleger sagen nun: „Da keine Stelle de Schrift so auszulegen ist, das sie einer anderen widerspricht, bleibt nur eine Alternative, die aus drei Aspekten besteht:
- Kinder und Kindeskinder werden nur dann bestraft, wenn sie die Verantwortlichkeit für die Schuld ihrer Vorfahren teilen, und zwar dahingehend, wenn sie die Sünde ihrer Väter sich zueigen machen, also selbst und persönlich in der Sünde verharren.
- Gott straft nicht sofort. Er lässt bis zur vierten Generation Gnade vor Recht ergehen. Seine Strafe trifft erst, wenn die Schuld andauert. Gott prüft also, ob die nachfolgenden Generationen den Abfall der Väter nachvollziehen.
- Der eigentliche Schlüssel zur Erklärung ist der Hinweis: ...“bei denen, die mich hassen.“ Die Schuldigen sollen die über ihre eigene Person hinausragende Last ihrer Schuld zu tragen bekommen, wenn sie Hasser Gottes sind.
Der Hass führt die Strafe auf ihren Grund zurück. Gott hassen, das bedeutet, sich weigern auf seine Seite zu treten. Hass ist der Entzug, beziehungsweise das Vorenthalten der Liebe, die wir Gott schulden.
Man kann sagen:
Gott hassen ist Leben auf eigene Faust.
Wir sehen also zusammenfassend:
Der Hinweis auf die Generationen ist nicht im Sinne kollektiver Vergeltung an den Nachkommen zu verstehen. Bereits 1949 sagte der jüdische Arzt Viktor Frankl, der vier Konzentrationslager überlebt hat:
„Niemals darf die Rede von Kollektivschuld sein. Es gibt nur persönliche Schuld. Gott bestraft keinen Unschuldigen. Der Satz, dass Gott die Sünden der Väter an den Kindern heimsucht ist nicht so verstehen, dass er dazu berechtigt, eine Rasse, eine ethnische Gruppe oder ein ganzes Volk auszurotten.“
Soweit Viktor Frankl. Die vier Generationen, welche die Schuld ihrer Vorfahren zu ihrer eigenen machen können, spricht von einem familiären Zusammenhang. Vater, Söhne, Enkel und Ur- und Ururenkel wohnten unter einem Dach. Vier Geschlechter von Nachkommen ist die Zahl, die ein volles Lebensalter erreichender Mann um sich versammelt sieht. Wenn nun die Nachkommen am Hass ihrer Vorväter festhalten, in dem sie Gott die Liebe vorenthalten, die sie ihm schuldig sind, dann trifft sie die Strafe Gottes. Sie müssen für ihre eigene Schuld und für die Schuld ihrer Väter leiden, wenn sie sich diese zueigen gemacht haben.
Wenn aber das Hassen aufhört, wenn sie sich entschließen, auf Gottes Seite zu treten, dann wandelt sich der Zorn Gottes in Liebe. Und deshalb steht hier im sechsten Vers:
„Ich erweise Gnade bis ins tausendste Geschlecht denen, die mich lieben und meine Gebote bewahren.“
Mehr ist zu dieser Bibelstelle nicht zu sagen. Wo ist denn nun der Anspruch, dass es sich hier um Gebundenheiten handelt die bis in das dritte und vierte Glied weitergegeben werden? Was rechtfertigt die Annahme, dass Menschen hier okkult belastet sind? Wenn diese Schlussfolgerung richtig ist, dann sind alle Menschen okkult belastet und brauchen Befreiung, die Gott nicht lieben. Das wäre dann tatsächlich die Welt als ganzes, jeder der sich nicht bekehrt hat.
Aber auch das ist ein Widerspruch zu der Aussage, das die Sünde aus dem natürlichen Herzen des Menschen kommt. Die Sündhaftigkeit des Menschen ist grundsätzlich nicht dämonisch begründet. Sie kann damit zu tun haben, natürlich, aber das Dogma, das hier, vor allem in Pfingstkreisen existiert, ist vom Anspruch des Wortes Gottes nicht haltbar.
Du sagst: Aber wenn sie die Vorväter tatsächlich mit okkulten Dingen beschäftigt haben, dann stimmt das doch? Aber selbst dann, ist die Annahme, das auch die nachfolgenden Generationen dämonisch belastet sind, nicht durch dieses Wort in 2. Mose 20 zu halten. Die Bibelstelle spricht davon, dass die Strafe Gottes darin besteht, dass die nachfolgenden Generationen an den Auswirkungen leiden müssen.
Das ist genauso, als wenn Du einen Mörder in der Familie hast. Wenn das rauskommt, werden dich viele Menschen, die davon wissen, meiden möglicherweise schlecht denken. Aber das macht dich nicht zum Mörder. Du musst an den Auswirkungen leiden und kannst nichts dagegen tun.
Deswegen ist das Wort Gottes so großartig. Wir können die Schuld der Vorväter jederzeit durchbrechen, indem wir Gott lieben und ehren und treu seine Gebote halten.
Aber dies geschieht nicht durch Befreiungsdienst. Es geschieht durch die Bekehrung.
Und deshalb sind für mich die subjektiven Erlebnisberichte, die man immer wieder hören kann, eine Sache, aber die geistliche Begründung, die steht auf einem ganz anderen Blatt. Jedenfalls, wenn man diese Bibelstelle zugrunde legt. Aber es gibt ja noch drei andere Bibelstellen, die diesen Gedanken nach dem dritten und vierten Glied aufgreifen, und wir wollen uns ganz kurz ansehen, ob man von hier doch noch die Frage der dämonischen Belastung rechtfertigen kann.
Wir lesen im 2. Mose Kap. 34
6 Und Jehova ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jehova, Jehova, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit,
7 der Güte bewahrt an Tausenden von Generationen, der Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde vergibt, aber keineswegs hält er für schuldlos den Schuldigen, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, am dritten und am vierten Gliede.
Diese Bibelstelle berichtet uns von der Situation, wo Mose die Steintafeln mit den Geboten zum zweiten Mal bekommt. Mose war zum Berg Sinai hinaufgestiegen und Jahwe stieg herab in einer Wolke und rief ihm diese Verse zu. Und auch hier berichtet uns der Kommentator, worum es geht. Es geht nämlich hier genauso darum, das die Kinder wegen der Vergehen ihrer vorfahren leiden müssen, wenn sie sich diese Vergehen zu eigen gemacht haben.
Wenn sie aber zu hassen aufhören und sich entschließen auf Gottes Seite zu wechseln, dann wandelt sich der Zorn Gottes in Segen. Wir sehen also, Gottes Wort ist unwandelbar. Es bleibt unverändert, auch als Mose die Gesetze noch einmal empfängt.
Die dritte Bibelstelle steht in 4. Mose 14:18
18 Jehova ist langsam zum Zorn und groß an Güte, der Ungerechtigkeit und Übertretung vergibt, aber keineswegs hält er für schuldlos den Schuldigen, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern am dritten und am vierten Gliede.
Auch hier wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieser Satz aus den zehn Geboten stammt. Wir sind in der Situation, als sich Hoffnungslosigkeit im Volk Israel breit macht, und sie beginnen gegen Mose und Aaron zu murren. Sie hatten Hunger und Durst und sie hatten nicht zu essen. Und darum meckerten sie laut vor sich hin, das sie doch lieber in Ägypten geblieben wären, denn da wäre es ihnen ja noch besser gegangen in der Gefangenschaft als hier jetzt in der Wüste.
Hier spricht Mose die Worte zu Gott, die er einst von ihm empfangen hatte. Und das Thema ist letztlich auch hier Vergebung der Sünden.
Wir sehen auch hier, dass Gott den, der die Vergebung nicht sucht, nicht ungestraft lässt. Auch hier wird gesagt, dass die Kinder unter der Schuld ihrer Väter zu leiden haben. Wir sehen auch hier, begangene Sünde belastet nicht nur mich selbst, sondern auch meine ganze Familie und meine Umwelt. Auch hier müssen wir den Vers aus Hesekiel 18,20 gegenüberstellen:
20 Die Seele, welche sündigt, die soll sterben. Ein Sohn soll nicht die Ungerechtigkeit des Vaters mittragen, und ein Vater nicht die Ungerechtigkeit des Sohnes mittragen; die Gerechtigkeit des Gerechten soll auf ihm sein, und die Gesetzlosigkeit des Gesetzlosen soll auf ihm sein.
Wie stimmen diese beiden Sätze überein?
Wir sehen, auch der Sohn eines sündigen Vaters kann sich bekehren und ein Kind Gottes werden. Aber in äußeren Dingen bleibt er unter Umständen unter den Folgen früherer Sünden, z.b. den Folgen des Alkoholismus der Väter. Aber Mose redet hier in dieser Situation, in der das Volk aufbegehrte mit Gott, und er nimmt ihn beim Wort, bei seinem Wort, indem er die Betonung der Barmherzigkeit in Gottes Selbstoffenbarung hervorhebt und sagt:
„Vergib doch die Schuld dieses Volkes nach Deiner Barmherzigkeit.“
Es gibt also auch in dieser Bibelstelle keinerlei Hinweis auf irgendwelche okkulte Bindungen, sondern der Schwerpunkt ist auch hier aus dem Textzusammenhang die Vergebung der Sünden, die Umkehr, die Bekehrung, die Liebe und Treue zu Gott. Schauen wir uns die letzte Bibelstelle an und sehen nach, ob wir hier mehr Glück haben und im Sinne von Befreiung von okkulten Vorfahrensünden fündig werden.
Wir finden sie in 5. Mose 5,8-10: Da heißt es:
8 Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, irgend ein Gleichnis dessen, was oben im Himmel, und was unten auf der Erde, und was in den Wassern unter der Erde ist.
9 Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, ja, am dritten und am vierten Gliede derer, die mich hassen;
10 und der Güte erweist, auf Tausende hin, an denen, die mich lieben und meine Gebote beobachten. -
Und leider, sag ich mal hier, ist auch dieses nur eine Wiederholung dessen, was wir schon gehört haben. Es geht hier darum, das Mose hier das Volk Israel in den zehn Geboten unterweist. Er sagt, höre Israel, die Ordnungen und Rechtsbestimmungen die ich heute vor euren Ohren rede.
Lernt sie, und achtet darauf sie zu tun.
Der Herr unser Gott hat am Horeb einen Bund mit uns geschlossen. Nicht mit unseren Vätern hat der Herr diesen Bund geschlossen, sondern mit uns, die wir hier heute alle am Leben sind. Und dann erklärt er ihnen die Gebote. Nichts Neues für uns! Gottes Wort ist beständig. Es ändert sich nicht. Weitere Bibelstellen, die von den Sünden bis ins dritte und vierte Glied berichten, gibt es nicht.
Und wir müssen, bei allem was wir gelernt haben, bei allem was wir gehört haben und bei allem, was wir geglaubt haben bis in diese Stunde, begreifen und uns angewöhnen, mit dem Wort Gottes wahrhaftig und wahrheitsgetreu umzugehen. Wir müssen begreifen, dass, wenn wir auf dieser Bibelgrundlage eine Befreiungsdienstlehre begründen und einen Befreiungsdienst praktizieren, und wenn uns jemand auf dieser Grundlage eine dämonische Belastung diagnostiziert, wir es im günstigsten Fall nach den eigenen Emotionen handeln. Viele aber manipulieren hiermit Menschen und wickeln sie ein, um ihre eigenen charakterlichen Defizite zu befriedigen und andere zu manipulieren und über sie zu herrschen.
So wird biblisch begründete Seelsorge auch nicht funktionieren.
Fortsetzung folgt