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Neue Welle: Emerging-Church


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Rolf

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Neue Welle: Emerging-Church





TOPIC Nr. 09/2007

Willow Creek und Saddleback - das war gestern. Die Mega-Gemeinden von Bill Hybels und Rick Warren, die mit ihren Programmen in den letzten Jahren die evangelikale Welt beschäftigten, werden bereits als Auslaufmodelle gehandelt. Die Evangelikalen müssen sich mal wieder auf etwas ganz Neues einstellen: „Emerging Church" heißt die aktuelle Gemeinde-Modewelle, die, aus den USA kommend, jetzt auch hierzulande Furore machen will. Namhafte Vertreter der neuen Bewegung sind derzeit unterwegs, um in Bibelschulen und bei Entscheidungsträgern in Europa ihr Programm vorzustellen.
So war im November 2006 Erwin McManus Hauptreferent auf der Schweizer Jugendleiter-Konferenz „Newleaders" (neue Leiter) in St. Chrischona.

Der jährlich stattfindende Kongress, der von großen FreikirchenVerbänden (FEG, CHG, ETG und VFMG) getragen wird, dient als Motivations- und Schulungsveranstaltung für die Schweizer kirchliche Jugend. Ende November 2007 kommt der Chefdenker und Mitbegründer der Emerging Church-Bewegung, Brion McLaren, nach Marburg und Hamburg. In Marburg wird er zu Studierenden des Theologischen Seminars Tabor und des Marburger Bibelseminars sprechen. Einer der Veranstalter der Tagung ist die Koalition für Evangelisation, die mit der Lausanner Bewegung Deutschland und der Deutschen Ev. Allianz (DEA) eng verzahnt ist. Doch was steckt nun hinter der neuen Emerging Church-Bewegung? Welche Ziele strebt sie an? Welche Theologie vertritt sie?

„Emerging Church" (EC) bedeutet wörtlich „auftauchende, neu entstehende Kirche". Die Gemeindebewegung entstand Ende der 90er Jahre in den USA und versteht sich als international und überkonfessionell. Besonders jüngere, intellektuelle Christen aus dem evangelikalen Umfeld fühlen sich durch die EC angesprochen. Zu den namhaften Vertretern der Emerging Chruch gehören die US-Pastoren Brian McLaren und Erwin McManus, aber auch Doug Pagitt (ein weiterer Gründer) oder der US-Pastor Dan Kimball und der englische Theologe Jason Clark. Emerging Church-Gemeinden gibt es mittlerweile in 20 Ländern. In Deutschland allerdings bisher nur wenige.

Bei genauer Analyse verkörpert Emerging Church eigentlich kein bestimmtes Gemeinde-Modell, sondern beschreibt eher einen Prozess, in dem fast alles, was man bisher als Christentum kannte, verändert werden soll. McManus sagte in einem Interview: „Mein Ziel ist es, das Christentum als Weltreligion zu zerstören und als ein Katalysator zu wirken für die Bewegung von Jesus Christus." Durch die totale Veränderung von christlichen Gewohnheiten, Blickwinkeln, Traditionen und Theologien will die EC dem modernen Menschen einen neuen -wie EG-Vertreter meinen: ursprünglichen - Zugang zu Jesus Christus ermöglichen.

Doch hinter dieser Absicht steckt eine ganz bestimmte Ansicht. Und diese ist geprägt durch die Philosophie des 20. Jahrhunderts, beispielsweise des Dekonstruktivismus. Führende Vertreter der EC bekennen sich klar zu ihm. Der Dekonstruktivismus ist eine Methode, um fest stehende Begriffe - wie z. B. Gerechtigkeit - oder sichere Lehraussagen - beispielsweise, was ist richtig und was ist falsch - immer wieder neu zu hinterfragen. Bei diesem Prozess sollen die Kerngedanken der Begriffe in einen neuen zeitgemäßen Deutungsrahmen gestellt werden. Dadurch ergebe sich eine Veränderung. Eine neue Begrifflichkeit entstehe. Anders gesagt: Nichts hat Bestand, auf nichts ist Verlass. Alles ist dem Fluss der Zeit unterworfen.

Welche konkrete Umsetzung dieses Denkmodell des Dekonstruktivismus bei der Emerging Church erlebt, zeigt beispielsweise ihr neues Verständnis von Kirche. Kirche, so behaupten die EC-Vertreter, sei kein Ort, wo man heutzutage mehr hingehe. Gottes Kirche sei überall, wo Christen wirken, und ein Gottesdienst könne deshalb allerorts stattfinden, wobei der Gottesdienst völlig anders verstanden wird als herkömmlich.

So überlegte man in einer EC-Gemeinde in den USA, Pastoren als Barkeeper auszubilden, um sie in Nachtbars arbeiten zu lassen. Dort sollten sie Menschen für Christus gewinnen oder Seelsorge betreiben. Die Nachtbar wäre dann Kirche und Gemeinde zugleich.

EC-Anhänger feierten beispielsweise einen Ostergottesdienst, indem sie in einem Park „gebrauchte Kondome, zerbrochene Bierflaschen, Altpapier, leere Plastiktüten und für Haschisch und Crack verwendete Fläschchen aufsammelten. Dann pflanzten wir in der Hoffnung der Auferstehung Azaleen und Wassereichen und füllten einen Sandkasten mit vier Tonnen Sand auf. Schließlich waren unsere Ostersonntagskleider schmutzbedeckt. Wir fassten uns an den Händen und sagten einander das, was die Kirche schon seit Jahrhunderten gesagt hat: Er ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!' Diesen einen Augenblick lang waren Theorie und Praxis vereint. Und wir glaubten an die Auferstehung wie nie zuvor, weil sie sich um uns herum ereignete, vor unseren Augen aufblühte."

Diese Beschreibung eines EC-Gottesdienstes versinnbildlicht einen weiteren Kerngedanken der EC. Es geht nicht nur darum, christliche Formen zu verändern. Die Emerging Church sieht ihre Berufung auch darin, positiv hineinzuwirken in Kultur und Gesellschaft. Dies wird als Gottesdienst verstanden. Dadurch, dass Christen der Welt dienten, könnten sie die Welt verändern, heißt es. Dies bedeutet nach EC-Denke: Die Gemeinde der ChristusGläubigen hat eine Hauptrolle als Dienstmagd der Welt. Doch ist diese Rolle biblisch? Laut Bibel ist die Gemeinde der Christus-Gläubigen aus der Welt herausgerufen, um Gott zu dienen (1. Thess. 1,9). Zahlreiche Bibelstellen zeigen auf, welche Aufgaben die Gemeinde Gottes hat und welche nicht. Die Rolle, sich hauptsächlich ökologisch, sozial und kulturell zu engagieren - so wie die EC-Vertreter es möchten -, findet sich nicht.

Wer biblische Inhalte und biblisches Denken dem „Fluss der Zeit" unterwerfen will, hat schnell ein Problem. Die Bibel sperrt sich gegen jede Begriffsumdeutung ä la Dekonstruktivismus. Und so haben die Vertreter der EC mit der Bibel auch ihre liebe Not. Die präzisen, ewig gültigen Lehraussagen von Gottes Wort passen ihnen so gar nicht ins Programm.
Deshalb empfehlen einige Vertreter der EC, die dogmatische Sichtweise des Paulus zu überdenken und sich lieber auf eine Evangeliums-zentrierte Leseweise der Bibel zu konzentrieren. Dies hat zur Folge, dass Predigten in EC-Gottesdiensten umstrukturiert werden. Jesus habe weniger lehrmäßig gepredigt, sondern eher Geschichten von Rettung und Heil erzählt, heißt es. Deshalb sollten auch heute persönliche Zeugnisse den Vorrang vor lehrmäßigen Wahrheiten haben.

Für viele EC-Vertreter ist die Bibel keine direkte Ansprache Gottes an die Menschen, sondern eher eine Fibel von göttlichen Impulsen, die es zeitgemäß zu entwickeln gelte. Laut dem EC-Gründer McLaren sei die Bibel kein Frage- und Antwortbuch. Erwin McManus formuliert dies so: „Ich baue mein Leben nicht auf das Wort, sondern auf die Stimme Gottes."
Diese Aussage verweist auf einen weiteren Schwerpunkt in der Emerging-Church-Bewegung. Sie betont die spirituelle Erfahrung, das gefühlsmäßige Erfassen des Glaubens und die mystische Eingebung.

Die Vertreter der EC behaupten stets, ihr Glaubensund Gemeindemodell sei „die" christliche Antwort auf ein postmodernes Denken. In der postmodernen Zeit, in der wir angeblich jetzt leben, gebe es kein „Richtig" und kein „Falsch" mehr. Die Zeit, in der man noch von einer einzigen Wahrheit sprechen konnte, sei vorbei. In einem seiner Bücher schreibt McLaren ganz postmodern: Jesu sei zwar für ihn der einzige Weg zur Wahrheit, was aber nicht bedeute, dass das Christentum die einzige Wahrheit ist.

Beim Oberdenken der Kerninhalte der Emerging Church drängt sich der Verdacht auf, dass die EC keine biblische Antwort auf diese Zeit ist, sondern eher ein Programm, der einzigen Wahrheit, dem einzigen Heilsweg über Jesus Christus einen postmodern getarnten, diabolischen Dolchstoß zu versetzen.

Dass diese Bewertung keinesfalls aus der Luft gegriffen ist, zeigt beispielsweise die Schilderung der Gottessucherin Nanette Sawyer in einer EC-Publikation: „Ich war immer auf der Suche nach der Begegnung mit Gott, um die lichthafte Gegenwart in meinem Leben zu spüren. Interessanterweise kann ich sagen, dass ich heute Christ bin wegen einer hinduistischen Meditationslehrerin. Sie lehrte mich einige Dinge, die die Christen mir nicht gesagt hatten. Sie brachte mir bei, wie man Gott liebt, was es mir erlaubte, Gottes Liebe zu mir zu erfahren. Sie hat mich auch gelehrt, Jesus zu verehren, und wies mich darauf hin, dass Jesus mich belehren könnte."

Welchen Jesus kann man im Hinduismus finden? Welchen in der Emerging Church? Jeder ernste und bibeltreue Christ sollte alarmiert sein, dass es der EC derzeit gelingt, gerade junge Leute mit ihrem Gedankengut zu erreichen und ihre Konzepte angehenden Pastoren in Ausbildungsstätten vorzustellen.
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