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Hempelmann: Licht und Schatten des Erweckungschristentums


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#1
TimPetersen

TimPetersen

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Als jemand, der sich wesentlich mehr Bücher leistet, als er lesen kann, bin ich ein kursorischer und mannchmal unsystematischer Leser. Das Buch von Hempelmann habe ich nun jedoch schon dreimal (viermal?) durchgelesen. Der Chef und Pfingstexperte der Evangelischen Zentrale für Weltanschauungsfragen, also eine Art Bundessektenbeauftragter der EKD, versammelt in dem Buch seine Texte zum Thema Charismatikertum.

Nach einer Hinführung, die durch einen Text der Charismatikerin Hanne Baar gegeben wird - in ihr werden solche Zentraltopoi wie Lebensübergabe und Charismen deutlich- ordnet Dr. Reinhard Hempelmann in einer Einführung die charismatische Bewegung in das Spektrum der Christenheit ein. In dem ersten Kapitel wird dann unter dem Titel "Geisterfahrung in der Pfingstbewegung" die Pfingstbewegung in Entstehung und historischer Entwicklung beschrieben. Der Übergang zur charismatischen Bewegung erfolgt im zweiten Kapitel unter dem Titel "Das pfingstlerische Umfeld". Hempelmann setzt sich mit Erscheinungen am Schnittpunkt von Pfingstlern und Charismatikern auseinander. Als da wären: Die Biblische-Glaubens Gemeinde Stuttgart, die Aktion "vom Minus zum Plus" von Reinhard Bonnke und ein Missionabend mit Rodney Howard-Browne. Neben einer Beschreibung liefert er hier auch eine Kritik, die suaviter in modo et fortiter in re erfolgt. Teil 3 "Die charismatische Bewegung in Kontinuität und Wandel" ist dann der Entstehung der charismatischen Bewegung in ihrem volkskirchlichen und ihrem autonom-kongregationalistischen Teil gewidmet. Teil 4 greift verschiedene Einzelthemen der charismatischen Bewegung auf. Hempelmann behandelt die Themen Toronto-Segen, Endzeiterwartungen, Jesusmärsche und Fundamentalismus. Teil 5 "Kennzeichen der Geisterfahrung" ist dann dem zentralen Charakteristikum der Pfingstler und Charismatiker, eben der Geisterfahrung, gewidmet. Mit ihr setzt er sich exegetisch (1. Korrintherbrief) und dogmatisch - er warnt vor einer Überbetonung und Isolierung des heiligen Geistes innerhalb der Trinität- kritisch auseinander. In Teil 6 "Neue charismatische Gemeinden" behandelt er die charismatische Bewegung als Herausforderung für traditionelle kirchliche Strukturen. Er warnt aber auch die Charismatiker davor, Charismen und Instituionen (alte schlaffe Kirche vs. neue frische Geistgaben) gegeneinander auszuspielen. Hat Hempelmann in der Hinführung eine Charismatikerin reden lassen, so sprechen die Charismatiker/Pfingstler auch im abschließenden Anhang selbst. Die Glaubensrichtlinien des BFP und eine Stellungnahme des Kreises Charismatischer Leiter sind dort abgedruckt. Im letzteren Dokument werden die Probleme der charismatischen Bewegung deutlich. So erfolgt von Seiten des KCL keine klare Stellungnahme zu Dingen wie dem "Geistlachen".

Mit dem Buch beweist Hempelmann wieder, warum er wegen seiner Kenntnisse weit über die landeskirchlichen Grenzen hinaus geschätzt wird. Auch wenn ich seine Evangelikalismus- (Als Gnesiolutheraner würde ich mich nicht dem evangelikalen Spektrum zuordnen, bin jedoch seiner Meinung nach Evangelikaler Typ III) und Fundamentalismusdefinition (strenge Verbalinspiration plus politische Durchsetzung) nicht teilen kann bzw. erklärungsbedürftig finde, ist das Buch insgesamt sehr gelungen. Hempelmann übt die Kritik so trocken, daß auch das Lachen nicht zu kurz kommt (Bsp. auf S.96: "Daß Verantwortliche aus der charismatischen Bewegung Rodney Howard-Browne geistliche Autorität und Vollmacht zuschreiben, sagt etwas darüber aus, welche Relevanz das Charisma der Unterscheidung in ihren Reihen hat.") Da der Quell-Verlag nicht mehr existiert, ist das Buch nur noch in Bibliotheken oder antiquarisch zu erhalten. Angesichts der zunehmenden Verschmelzung von Evangelikalismus und Charismatikertum wäre ihm jedoch eine Neuauflage in einem anderen Verlag zu wünschen.

Reinhard Hempelmann: Licht und Schatten des Erweckungschristentums, Ausprägungen und Herausforderungen pfingstlich-charismatischer Frömmigkeit, Stuttgart 1998.
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