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Nichts ist schlimmer als Einheit


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Rolf

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Nichts ist schlimmer als Einheit

 

 

 

 

Eine Gesellschaft sollte in sich einig sein. Oder nicht? Der Theologe Thorsten Dietz widerspricht und sagt: Unterschiede gehören zum Reichtum der Schöpfung.

 

Was können Christinnen und Christen gegen die immer tiefer werdende Spaltung der Gesellschaft tun? Diese Frage ist mir in letzter Zeit häufig begegnet. Sie klingt berechtigt und vernünftig. Wer kann schon Spaltungen zwischen Menschen akzeptieren?

Ich habe ein Problem mit dieser Frage. Genauer: Ich empfinde die Klage über die Spaltung der Gesellschaft als Teil des Problems, nicht als Teil der Lösung. Wann waren wir denn als Gesellschaft zuletzt ungespalten? Wann waren wir uns alle einig?

Einheit ist nicht an sich wertvoll

Die Zeit, in der die Volksgemeinschaft und Einheit des ganzen Volkes beschworen wurde, war die furchtbarste Epoche der neueren Geschichte. Einheit ist nicht an sich wertvoll. Vor allem dann nicht, wenn die Einheit rücksichtslos gegen Abweichungen durchgesetzt werden soll.

 

Was finden wir ideal und erstrebenswert? Welche Maßstäbe haben wir als Gläubige? Für die Gemeinde schreibt Paulus: „Seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist.“ (

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).

Einheit wird es im Reich Gottes geben

Zugleich sieht man überall im Neuen Testament: Auseinandersetzungen gehören zum Alltag der Gemeinde. Trennungen finden statt, auch unter Aposteln. 

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 ist in Christus vorgegeben: Zuletzt ist sie Gegenstand der Hoffnung, dass Gott einmal bewirken wird, woran wir so oft scheitern. Einheit wird es im Reich Gottes geben. Darauf hoffen wir.

 

Wenn das schon in der Gemeinde so ist – wie viel weniger sollte man dem Ideal einer hier schon einigen und spannungsarmen Gesellschaft anhängen? Es ist eine rechtskonservative Idee, dass eine Gesellschaft einig sein müsse in einer möglichst umfassenden Volksgemeinschaft. Wo dieses Ideal herrscht, wird allzu oft alles, was anders ist, mindestens stumm und unsichtbar gemacht.

Unterschiede gehören zur Schöpfung

Unterschiede, Trennendes und Gegensätzliches gehören zum Leben. Wir können diese Differenzen nicht beseitigen. Wir müssen mit ihnen leben. Viele Unterschiede gehören zum Reichtum dieser vielfältigen Schöpfung.

 

Über manches müssen wir reden und diskutieren; und anderes als Dissens stehen lassen. Jede Gesellschaft und jede Gemeinde steht vor dieser Herausforderung. Christinnen und Christen verschlimmern solche Prozesse, wenn sie möglichst umfassende Einheit als Ziel erwarten.

 

Die Rede von der Spaltung der Gesellschaft treibt im schlimmsten Fall selbst die Gesellschaft in eine Spaltung. Weil man angesichts dieser Klage das eigentliche Ziel aus den Augen verliert: mit Unterschieden und Gegensätzen möglichst respektvoll und verständigungsorientiert umzugehen.

 

Wie sollen wir damit umgehen, dass es in gewichtigen Fragen unterschiedliche Haltungen, ja Lager gibt? Mit Ehrlichkeit. Nichts ist schlimmer als eine Vereinheitlichung aller Meinungen.

 

Wie gehen wir mit den unterschiedlichen Überzeugungen um? Mit Sachlichkeit. Es gibt inhaltliche Gegensätze auch unter Gläubigen. Wie schön wäre es, diese Gegensätze auch sachlich zu erörtern, und nicht immer daraus Urteile über die jeweiligen Menschen abzuleiten.

Jede Minderheit verdient Respekt

Nicht jede Frage kann man endlos diskutieren. Manchmal ist es unvermeidlich, dass wir zu Lösungen kommen. Wie gelingt das ohne Einigkeit? Mit Fairness. In vielen Fällen entscheidet am Ende das Mehrheitsprinzip. Oder die Rechtslage, die von Gerichten bewertet wird. Und jede Minderheit verdient Respekt und Schutz, solange ihr Verhalten anderen nicht schadet.

 

Wie halten wir die dabei auftretenden Frustrationen aus? Mit Hoffnung. Christus ist unser Friede. Am Ende kommt Gott zu seinem Recht. Und das ist das Beste für uns. Darum ist es nicht die wichtigste Frage, wer von uns hier auf Erden Recht behält.

 

Thorsten Dietz ist Professor für Systematische Theologie an der Evangelischen Hochschule Tabor und Privatdozent an der Universität Marburg.

 

 

 


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