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Frauen in der Kirche: Endlich gleich sein!


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Rolf

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Frauen in der Kirche: Endlich gleich sein!
 
 
 
 

14. Februar 2022

 

 

 

 

 

Vor allem theologisch konservative Gemeinden tun sich mit der Gleichberechtigung der Frauen schwer. Dabei würden davon auch Männer profitieren, sagt Theologin Sabine Zöllner.

 

Eigentlich sollte doch mit dem folgenden Vers alles Wesentliche gesagt sein: „Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich – ihr seid eins in Jesus Christus.“ (

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). Ob Mann oder Frau sollte in der Gemeinde keine Rolle mehr spielen. Oder?

 

Die Letzten am Kreuz und die Ersten am Grab

 

Die ersten Christen waren Gemeinden aus Frauen und Männern, die vom Heiligen Geist gleichermaßen begabt und befähigt wurden, sich herausfordern ließen und den Glauben verkündeten. Angefangen hat es mit Ostern: Die Letzten am Kreuz und die Ersten am Grab waren Frauen. Ihnen, den Frauen, hat Jesus den Auftrag gegeben, die gute Botschaft von seiner Auferstehung zu verkünden.

 

Erst durch ihr Zeugnis haben sich auch einige männliche Jünger von der Osterfreude über die Auferstehung anstecken lassen. Gäbe es überhaupt eine Kirche ohne die Verkündigung dieser Frauen? Jesus hatte Frauen unter seinen Nachfolgern. Zum Beispiel Maria, die Schwester von Martha, die sich selbstverständlich zu Jesu Füßen niederließ und seinen Lehren lauschte, statt wie ihre Schwester das Bewirten zu übernehmen.

 

Paulus wird als Frauenverächter missverstanden

 

Jesus verwendete in der Verkündigung oft Beispiele aus der Frauenwelt: Sauerteig, der den ganzen Teig durchsäuert, neuer Stoff zum Flicken alter Kleidung, die bittende Witwe, die Frau, die einen Groschen wieder findet und vor Freude mit ihren Freundinnen feiert. Jesus hatte Frauen im Blick!

Seine oft missverstandenen Aussagen über Frauen sind für damalige Verhältnisse Türen zu einer ganz neuen Sichtweise!

Paulus wird oft missverstanden als Frauenverächter. Dabei hat er Frauen in seinen Teams wichtige, ja tragende Rollen zugestanden, sich auf sie verlassen und mit ihnen zusammengearbeitet. Priska, Junia, Phoebe und andere sind zu seinen engsten Mitarbeitenden zu rechnen. Seine oft missverstandenen Aussagen über Frauen sind für damalige Verhältnisse Türen zu einer ganz neuen Sichtweise!

 

Annegret Braun zeigt das in ihrem Buch „Warum Eva keine Gleichstellungsbeauftragte brauchte“ sehr deutlich. Doch das ist nicht die Sichtweise, die sich in der langen Geschichte der Gemeinde Jesu durchgesetzt hat.

 

Frauen wurden an den Rand gedrängt

 

Wie überall sonst in der Welt übernahmen auch in der Kirche Männer die Macht. Frauen wurden an den Rand gedrängt, verschwiegen oder sogar überschrieben. So zum Beispiel Junia. Sie wird mit Andronicus in 

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 als eine berühmte Apostelin erwähnt.

Eine Frau unter den Aposteln? Nach dem Motto „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ wurde ab dem 13. Jahrhundert aus Junia kurzerhand ein Junias (ein Name, der nirgendwo belegt ist, während Junia ein üblicher Frauenname war). Erst in der Lutherbibel von 2017 ist dies endlich korrigiert.

 

Phoebe ereilte ein ähnliches Schicksal. Der griechische Text nennt sie „diakonos“, also Diakon(in), doch alle älteren Bibelübersetzungen sprachen ihr dieses Amt ab, indem sie sie zu einer Dienenden herabwürdigten.

 

Bedeutende Frauen der Kirchengeschichte bleiben unerwähnt

 

Starke Frauen aus der Bibel wie Mirjam, Deborah, Hulda, Jael, etc. gerieten immer mehr aus dem Blick, stattdessen wurde ein bestimmtes Bild von Maria als Ideal hingestellt: Die stille, hingebungsvolle Mutter, die im Gehorsam ihr Schicksal annimmt. Dass Maria im Lukasevangelium durchaus politische Aussagen von sich gibt, wurde lieber nicht vertieft.

 

Neben den bekannten Wüstenvätern gab es auch weise Wüstenmütter […]

Viele bedeutende Frauen in der Kirchengeschichte blieben einfach unerwähnt, ihre Werke wurden anonym oder unter männlichen Namen weitergegeben. Neben den bekannten Wüstenvätern gab es auch weise Wüstenmütter, neben Kirchenlehrern auch Kirchenlehrerinnen, und neben Kirchenvätern auch Frauen, die man mit Fug und Recht als Kirchenmütter bezeichnen könnte. Doch kaum jemand kennt sie.

 

Neulich durfte ich mit einer Reihe Theologen zusammensitzen, die ich allesamt sehr schätze. Kaum einer von ihnen hatte schon von Juliane von Norwich gehört, obwohl sie die erste Frau war, die auf Englisch ein Buch verfasst hat. Das war etwa 1393, also deutlich bevor Luther Texte auf Deutsch schrieb statt im üblichen Latein. Doch ihre theologischen Abhandlungen sind im Gegensatz zu denen von Männern kaum bekannt geworden, obwohl sie sowohl sprachlich als auch inhaltlich wegweisend waren.

 

Viel getan, aber noch eine Menge Luft nach oben

 

Ist es denn heute so ganz anders? Es hat sich – Gott sei Dank! – viel getan in der christlichen Landschaft! Ich feiere, dass es endlich eine Plattform für deutschsprachige, christliche Speakerinnen gibt (

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), dass ich immer öfter junge, motivierte Pastorinnen kennenlerne, dass immer mehr Gemeinden selbstverständlich Frauen Platz in den Leitungsgremien einräumen!

 

Das ist wunderbar und geht in eine gute Richtung! Aber haben wir es schon geschafft, die Vision von Paulus für unsere Gemeinden umzusetzen? Dass es egal ist, welches Geschlecht man hat, welche Herkunft, welchen sozialen Status, um in der Gemeinde von Jesus Verantwortung zu übernehmen? Ich fürchte, da ist noch eine Menge Luft nach oben!

 

Einseitige Rollenbilder für Frauen

 

Im Alltag findet man an zu vielen Stellen Spuren von sehr einseitigen Rollenbildern für Frauen, die viel zu klein sind für Gottes Pläne! Im Podcast eines großen christlichen Magazins werden die Interviewten im Titel immer mit zwei bis drei Stichpunkten vorgestellt. Nur bei den Frauen steht immer gleich als zweiter Punkt: Mutter. Bei den männlichen Interviewten steht nicht dabei, dass sie Väter sind. Warum ist das nur bei Frauen wichtig?

 

Raben sind übrigens, entgegen ihres Rufs, fürsorgliche Eltern.

Freunde von uns haben entschieden, dass er die Elternzeit nimmt und sie weiterarbeitet. Er hat sogar eine Erzieherausbildung und sie verdient besser – wunderbar, könnte man meinen. Doch sie müssen sich ständig Sprüche anhören – vor allem von anderen Christen –, was für eine Rabenmutter sie sei und warum er nicht arbeiten würde (Raben sind übrigens, entgegen ihres Rufs, fürsorgliche Eltern).

 

Frau auf Rolle der Mutter reduziert

 

Das Frauenbild als Mutter wurde in Deutschland vor allem stark von den Nazis propagiert. Ein Erziehungsratgeber, den Goebbels mit finanzierte, wurde mit nur leichten Veränderungen bis in die 1970er-Jahre hinein aufgelegt und glorifiziert – und reduziert die Frau auf die eine Rolle der Mutter.

 

Die Bibel hat ein deutlich größeres Repertoire: Frauen sind Prophetin, Richterin, Königin, Kämpferin, Apostelin, Diakonin, Leiterin, Lehrerin, Evangelistin, Missionarin, Verkündigerin. Frauen auf das Bild der Mutter zu reduzieren, sollten wir also wirklich unterlassen. Wir können zum Beispiel anfangen, Referentinnen und Pastorinnen nach Vorträgen nicht mehr zu fragen, wer in der Zeit auf die Kinder aufgepasst hat, sondern stattdessen auf Inhalte ansprechen.

 

Rederin-am-Mikrofon-1024x683.jpgFoto: ViktorCap / iStock / Getty Images Plus

 

 

Natürlich dürfen Frauen Mütter sein und sich mit Liebe und Hingabe um ihre Kinder kümmern, sie dürfen im Beruf auch kürzertreten, wenn sie dieses Ziel haben – selbstverständlich! Aber es ist entwürdigend und unbiblisch, wenn wir von Frauen verlangen, dass sie sich in diese eine Rolle fügen. Zudem, wenn wir nicht darüber reden, was das für die Rente der Frauen bedeutet.

 

Früher waren Frauen wichtige Führungspersonen

 

Mirjam war eine wichtige Führungsperson in Israel, Deborah hatte als Richterin die höchste Autorität im Volk. Paulus verließ sich in seiner Mission stark auf seine weiblichen Mitarbeitenden und vertraute den theologisch wichtigsten Brief im Neuen Testament Phoebe an, die ihn an die Gemeinde in Rom übertrug und dort auch für Rückfragen und Erklärungen zur Verfügung stand. Priska unterrichtete Apollos in allen wichtigen christlichen Lehren.

Dabei zeigt Forschung zur Effektivität von Leitungsteams, dass gemischtgeschlechtliche Führungsgremien deutlich besser auf Veränderungen reagieren können […]

Doch heute sind Frauen in christlichen Leitungsebenen leider ziemlich rar. Bei der Konferenz Christlicher Führungskräfte ist das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Referierenden 13 zu zwei. So ähnlich sieht es leider auch in den meisten Führungsebenen christlicher Werke aus.

 

Dabei zeigt Forschung zur Effektivität von Leitungsteams, dass gemischtgeschlechtliche Führungsgremien deutlich besser auf Veränderungen reagieren können, mehr Perspektiven im Blick haben und innovativer handeln. Wenn uns die Gemeinde Jesu wichtig ist und wir die Bibel ernst nehmen, dann müssen wir uns für höhere Frauenanteile in Leitungsgremien einsetzen.

 

Mehr Vielfalt in der Gemeindearbeit

 

Weder fürs Kochen noch fürs Leiten gibt es ein Chromosom. Männer wie Frauen sind dafür begabt. Darum wünsche ich mir mehr Männer hinterm Herd und mehr Frauen auf der Kanzel! Ich wünsche mir auch Männer im Putzteam, in der Kinderbetreuung und im Dekoteam, während mehr Frauen im Technikteam, in der Moderation und beim Predigen einen Raum finden sollen.

 

Menschen sollten nach Interessen, Begabung und Notwendigkeit mitarbeiten, nicht nach ihrem Geschlecht. Es wird Zeit, dass wir wegkommen von den einengenden Rollenbildern, die Männern verbieten, Gefühle zu zeigen und Frauen nicht zutrauen, Führungsverantwortung zu übernehmen.

Die Bibel hat für Frauen und Männer sehr viel mehr und weitere Rollen, als wir uns oft bewusst machen.

Es wird Zeit, dass nicht nur Mädchen mit Baggern spielen dürfen, sondern auch Jungs Puppen und Pink schön finden dürfen (Rot bzw. Rosa war übrigens von der Antike an bis zum Ersten Weltkrieg die männliche Farbe, weil sie für Aggression und Dominanz stand, für Frauen war blau üblich, wie klassische Maria-Darstellungen zeigen). Die Bibel hat für Frauen und Männer sehr viel mehr und weitere Rollen, als wir uns oft bewusst machen – und wir werden als Christen alle davon profitieren, wenn wir das wieder neu für uns entdecken.

 

Sabine Zöllner ist Theologin, Coach und Selbstverteidigungstrainerin und lebt mit ihrem Mann in Burgstädt bei Chemnitz.

 


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