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Gott aus der Religion befreien?


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Rolf

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Sinéad O Connor: Gott aus der Religion befreien?





Jesus.de-

Von Julia Sahm


30.09.2007


Lange bevor Britney auf die Idee kam, sich eine Glatze zu rasieren, gab es Sinéad O’ Connor. In den Neunzigerjahren wurde die Irländerin mit den raspelkurzen Haaren durch ihren Song „Nothing Compares To You“ bekannt. Jetzt hat sie ihr neues Album „Theology“ betitelt. Schon vor 15 Jahren ist sie religiös aufgefallen. Zu Gast bei Saturday Night Live, den Kopf wie immer kahl geschoren und ganz in Weiß gekleidet, sang sie eine A-Capella-Version des Liedes „War“ von Bob Marley. Am Ende des Liedes zog sie, sichtbar verärgert, ein Bild des damaligen Papstes aus der Tasche. Mit den Worten „Fight the real enemy!“ („Bekämpft den wahren Feind!“) zerriss sie es in zwei Hälften. Im Publikum herrschte betroffene Stille, und die Sendung ging in die Werbepause.

Fünf Jahre später veröffentlichte das italienische Wochenblatt „Vita“ ein Interview mit Sinéad, in dem sie sich bei Papst Johannes Paul II. entschuldigte. Darin gestand sie, die Szene sei lächerlich gewesen, nichts anderes als eine mädchenhafte Rebellion gegen den Glauben. Was man nicht erwarten würde: Im gleichen Interview bezeichnet Sinéad sich selbst als Katholikin. In Irland sei sie in einem sehr religiösen Umfeld aufgewachsen. Nicht aus Zwang, sondern gerne sei sie in die Sonntags schule gegangen. Und dass der Katholizismus in Irland immer mehr abnehme, bedauere sie, wie sie in einem anderen Interview erklärte.

Mit dem neuen Album kommen auch die Fragen wieder. Anders als früher wird man heute jedoch keine Entschuldigung mehr von ihr hören. Gegen über dem Onlinedienst Belief.net bezeichnete Sinéad ihren Auftritt in der Show als einen Akt der Liebe: „Manchmal wollen wir die Menschen, die wir lieben, heraus fordern, und manchmal müssen wir sie kräftig durchschütteln, weil wir Angst haben, dass sie vor die Hunde gehen, wenn sie gewisse Probleme nicht angehen. Zum Beispiel das Problem des sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester.“ In dem Interview äußerte die Mutter von vier Kindern ihre Enttäuschung darüber, dass die katholische Kirche den sexuellen Missbrauch von Kindern mehr vertuscht, als das Problem bewältigt habe.

„Ich liebe Religion“, erklärte sie der kalifornischen Zeitung „Orange County Register“ – religiös sei sie allerdings nicht. Denn sie kenne die Schwächen der Religion. Hauptsächlich die, dass Religion in den meisten Fällen nicht Gott bedeute: „Die Menschen haben vergessen, dass es Gott schon vor der Religion gab. Die Regeln haben Mauern zwischen Gott und den Menschen aufgebaut. Gott scheint manchmal fast wie eine Geisel, die hinter Wällen von Vorurteilen festgehalten wird.“ Sie hält es für wichtig, dass die Menschen eine Beziehung zu ihm aufbauen, statt gesetz liche Regeln zu befolgen. Ihre Überzeugung, dass Gott und Religion zwei verschiedene Dinge sind, führt sie selbst auf Begegnungen mit Rastafari-Anhängern zurück – einer fragwürdigen Bewegung, die an die Göttlichkeit des ehemaligen äthiopischen Königs Haile Selassies glaubt und ihn für den Löwen von Juda hält. Sein Geburtsname Ras Tafari Makonnen gab der Religion ihren Namen. Raggaemusik und Dreadlocks machten sie in der ganzen Welt bekannt. In ihrer Jugendzeit lernte Sinéad einige Rasta-Jünger in London kennen: Sie hatte eine schwere Kindheit hinter sich, war von der Mutter, die später starb, misshandelt worden. Nachdem sie in Irland eine Zeit lang im Internat gelebt hatte, lief sie mit 16 von dort weg, um Klavier und Gesang zu studieren. Mit Gelegenheitsjobs hielt sie sich über Wasser. In London erhielt sie ihren ersten Musikvertrag, veröffent lichte dann ihr erfolgreiches Debüt album „The Lion and the Cobra“. Gegen über der Zeitung „Irish Examiner“ erklärte sie, sie wäre heute nicht mehr am Leben, hätte sie die Rastafaris damals nicht kennengelernt. Sie bewundere die Bewegung und die Idee, dass Gott, zum Beispiel von der Religion, befreit werden müsse. Im Pappschuber ihres neuen Albums dankt sie den Rasta fari ausdrücklich, ihre Tochter zu sein.

2003 wandte sich Sinéad O’ Connor vom Popbusiness ab. Die Kontroverse um ihre Person, ausgelöst unter anderem durch ihren Fernsehauftritt mit dem Papstbild, hatte ihr zu sehr zu schaffen gemacht. Dann, in der musikalischen Pause, erkannte sie: Es waren religiöse Gründe, die sie zur Sängerin gemacht hatten. Sie beschloss, aus Schriften des Alten Testaments eine CD zu machen. Gott durch die Schriften selber sprechen zu lassen. Und vor allem: ihn aus der Religion zu befreien. „Theology“ ist ihr mittlerweile 13. Album und erscheint als Doppel- CD: Für beide CDs nahm sie je elf Lieder auf, acht davon erscheinen in zwei Versionen, einmal in Dublin, einmal in London aufgenommen. Während die Dubliner Session als akustische Version von ihrer ausdrucksstarken Stimme lebt, ist die Londoner Version üppiger arrangiert. Die Lieder enthalten Auszüge aus den Büchern Jeremia, Jesaja, dem Hohelied, Hiob und den Psalmen.

Es ist den Songs anzumerken, dass Sinéad die Texte ernst nimmt, und in ihnen Antworten für das Leben sucht. Besonders Psalms 91 („Whomsoever Dwells“) gewinnt mit ihrer Vertonung und ihrer eindringlichen Stimme faszinierend an Leben. Eine besondere Aussage für die Masse habe sie jedoch mit ihrem Album nicht, erklärte sie Belief.net. Keine tiefen, bedeutungsvollen Worte, die sie an die Hörer richten will. Keine Predigt. „In einer Zeit des Krieges ist ‚Theology‘ einfach ein Versuch, einen Ort des Friedens zu schaffen. Ich hoffe, diese Aufnahme wird die Menschen daran erinnern, dass Gott vielleicht kein wütender, bestrafender, kriegerischer Gott ist, sondern ein sanftmütiger und mit fühlender Gott, der tatsächlich traurig darüber ist, uns zu verlieren“, sagt Sinéad. Am Ende scheint es, Gott sucht nicht nur die Herzen der anderen. Er ist auch auf der Suche nach Sinéad. Sie singt: „I adore you … and your journey toward me“.
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