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Das Problem der Sünde


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#1
Rolf

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Das Problem der Sünde




Teil 1


Römer 5,12 – 5,21






Adam und sein Geschlecht




F.B. Hole




Teil 1 – Adam und sein Geschlecht (Römer 5,12 – 5,21)

Bis Kapitel 5 ist uns nun das Evangelium mit Bezug auf unsere Sünden vorgestellt worden. Unsere tatsächlichen Übertretungen standen dabei im Blickpunkt, und wir haben entdeckt, auf welchem Weg Gott uns von ihnen gerechtfertigt und in Seine Gunst gestellt hat. Doch in Verbindung mit unserem gefallenen Zustand mußte mehr als nur diese Frage gelöst werden. Es gab da noch eine Frage, die wir die Frage der Familien oder der Geschlechter nennen können.

“Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben;“ (Vers 12)

Das Haupt unseres Geschlechts ist Adam, und zwar in seinem gefallenen Zustand. Denn erst nach dem Sündenfall zeugte er Söhne und Töchter. Sein Fall trat ein durch eine sündige Tat, aber diese Tat führte einen Zustand der Sünde herbei, der sein ganzes Sein durchdrang. Dadurch wurde seine geistliche Veranlagung so grundlegend verändert, daß sie sich auf alle seine Nachkommen auswirkte. Er konnte Kinder nur "in seinem Gleichnis, nach seinem Bild" zeugen (1. Mo 5,3) ‑ dem Gleichnis und Bild eines gefallenen Menschen. Ein Erbgut dieser Art ist eine entsetzliche Tatsache, und die Schrift bezeugt dies. Bietet Gott mit dem Evangelium auch ein Heilmittel gegen diesen Gifthauch an, der sich über das Menschengeschlecht ausgebreitet hat? Hat Er eine Lösung für das Problem der Natur, aus der die sündigen Taten entspringen ‑ für das Problem der Wurzel, die diese abscheulichen Früchte hervorbringt? Sein Heilmittel in der Frage der Früchte selbst, haben wir ja bereits in den ersten Kapiteln betrachtet.

Er hat ein Heilmittel. Die Lösung dieses Problems ist geschehen. Ab Kapitel 5,12 werden die Auswirkungen von dem entfaltet, was Gott in dieser Hinsicht getan hat. Was Er getan hat, wird hier nicht mit vielen Worten beschrieben, obwohl klar darauf zu schließen ist. Zugegeben, die Stelle ist etwas schwierig, und die knappen Worte tragen zu der Schwierigkeit bei. Sie wird noch erhöht dadurch, daß einige Verse in verschiedenen Übersetzungen mangelhaft wiedergegeben sind. Eine dritte Erschwernis ergibt sich daraus, daß diese Seite des Sündenproblems allzu oft übersehen wird, und wo das der Fall ist, da sinken wir in Wasser ein, die uns nicht vertraut sind, und verlieren den Boden unter den Füßen.

Zunächst wollen wir beachten, daß die Verse 13‑17 eine Einschaltung bilden. Damit das leichter zu erkennen ist, sind sie in verschiedenen Übersetzungen in Klammern gesetzt. Um den Sinn zu erfassen, lesen wir von Vers 12 bis Vers 18. Wir sehen dann, daß der wesentliche Gehalt der Stelle in dem Gegensatz liegt zwischen einem Menschen, der gesündigt hat und andere in die Folgen seiner Übertretung hineinzog, und einem anderen, der Gerechtigkeit vollbrachte und andere unter deren gesegnete Wirkungen brachte. Die ganze Schriftstelle betont einen krassen Gegensatz zwischen Adam auf der einen und Christus auf der anderen Seite. Wenn Adam als Haupt einem gefallenen Geschlecht vorsteht, das dem Tod und der Verdammnis unterworfen ist, sehen wir in Christus das Haupt eines neuen Geschlechts, das in Gerechtigkeit und Leben dasteht.

Was Gott getan hat, können wir daher so umschreiben: Er hat in dem Herrn Jesus Christus ein neues Haupt für Menschen erweckt. Bevor Er formell den Platz als Haupt einnahm, vollbrachte Er eine vollkommene Gerechtigkeit durch Gehorsam bis zum Tod. Kraft Seines Todes und Seiner Auferstehung stehen Gläubige nicht länger in Verbindung mit Adam, sondern mit Christus. Sie sind sozusagen Christus eingepflanzt worden. Sie sind nicht länger in Adam, sondern "in Christus". Das ist die grundlegende Tatsache, die in unserem Schriftabschnitt angedeutet wird und deren herrliche Folgen sorgfältig ausgearbeitet werden.

„also nun, wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte, so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.“ (Vers 18)

Blicken wir noch einmal auf die Verse 12, 18 und 19, besonders auf Vers 18. In der Elberfelder Übersetzung lautet der Vers: "Also nun, wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis, so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens." Dabei ist "gegen alle Menschen" in beiden Fällen die bessere Übersetzung als "über alle Menschen" oder "für alle Menschen", denn das Verhältniswort hier bezeichnet die Richtung. Der Gegensatz besteht zwischen der einen Übertretung Adams, mit der Folge, daß allen Menschen die Verdammnis drohte, und der einen Gerechtigkeit Christi, die Er in Seinem Tod vollendete, mit der Folge, daß für alle Menschen die Tür zur Rechtfertigung des Lebens geöffnet wurde.

Wenn wir noch einige Augenblicke in Ruhe darüber nachdenken, werden wir wahrscheinlich selbst bemerken, daß ‑ obwohl alle Menschen unter die Verdammnis gekommen sind ‑ durchaus nicht alle zur Rechtfertigung gelangen. So ist es auch, denn Vers 18 stellt lediglich die allgemeine Richtung der Jeweiligen Handlungen fest, und es ist wahr, daß nach Gottes Absicht der Tod Christi für alle ist.

„Denn gleichwie durch des einen Menschen Ungehorsam die Vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden.“ (Vers 19)

Der nächste Vers beschreibt die tatsächlichen Ergebnisse des Ungehorsams Adams wie des Gehorsams Christi, und nur noch viele ‑ genauer "die Vielen" ‑ sind im Blickfeld.

Unter den "Vielen" verstehen wir solche, und nur solche, die ihrem jeweiligen Haupt zugehören. Im Fall Adams umfassen "die Vielen" natürlich alle Menschen, denn von Natur gehören wir alle zu seinem Geschlecht. Handelt es sich aber um Christus, dann gehören nicht alle Menschen zu Seinem Geschlecht, sondern allein alle Gläubigen. Durch den Ungehorsam Adams sind alle Menschen Sünder geworden. Alle Gläubigen aber sind durch den Gehorsam Christi, der bis in den Tod führte, Gerechte geworden.

In den drei Versen, die wir betrachten, haben wir also diese Reihenfolge. Auf der einen Seite: den einen Menschen Adam, eine Übertretung, alle Menschen in der Stellung von Sündern, alle sündigen, folglich sind sie alle unter dem Tod und der Verdammnis. Auf der anderen Seite: den einen Menschen Christus, eine Gerechtigkeit im Gehorsam bis in den Tod, solche, deren Haupt Er ist, sind in die Stellung von Gerechten gesetzt in Rechtfertigung des Lebens.

„(denn bis zu dem Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz ist.“ (Vers 13)

Beachten wir nun die fünf eingeschalteten Verse. Die ersten beiden begegnen einer Schwierigkeit, die bei denen aufkommen konnte, die mit dem Gesetz sehr vertraut waren. Adam sündigte gegen ein ausdrückliches Gebot. Darum war seine Sünde eine Übertretung. Danach vergingen etwa 2.500 Jahre, bis das Gesetz Moses gegeben wurde, nun wurde es wieder möglich zu übertreten. Zwischen diesen beiden Zeitpunkten gab es keine Übertretung, denn es gab kein Gesetz, das man hätte übertreten können.

„Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Moses, selbst über die, welche nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Vorbild des Zukünftigen ist.“ (Vers 14)

Dennoch war Sünde überall anzutreffen, das zeigte sich dadurch, daß der Tod überall herrschte. Der praktische Unterschied liegt darin, daß Sünde nicht "zugerechnet" wird, wenn kein Gesetz da ist: das heißt, sie wird uns nicht in derselben Weise angerechnet. Nur solche, die das Gesetz gekannt haben, werden nach dem Gesetz gerichtet werden, wie wir in Kapitel 2 gesehen haben.

„Ist nicht aber wie die Übertretung also auch die Gnadengabe? Denn wenn durch des Einen Übertretung die Vielen gestorben sind, so ist vielmehr die Gnade Gottes und die Gabe in Gnade, die durch einen Menschen, Jesum Christum, ist, gegen die Vielen überströmend geworden.“ (Vers 15)

Dies vorausgesetzt, bleibt es dennoch wahr, daß Sünde und Tod weltumfassend geherrscht haben. Die gesamte Nachkommenschaft Adams ist in seinen Sündenfall einbezogen. Weil dies so ist, wird in den Versen 15 ‑ 17 der Gegensatz zwischen Adam und Christus herausgearbeitet. Jeder Vers enthält eine besondere Einzelheit, doch der hauptsächliche Gedanke kommt am Anfang von Vers 15 zum Ausdruck, daß nämlich die freie Gnadengabe in Christus in keiner Hinsicht hinter der Übertretung Adams zurückbleibt, sondern in der Tat noch darüber hinausgeht.

In Vers 15 heißt es zweimal "die Vielen", ebenso wie wir es in Vers 19 fanden. Gemeint sind auch hier die Familien von Menschen, die unter ihrem jeweiligen Haupt gesehen werden, sei es Adam oder Christus. Ersterer brachte den Tod über alle, deren Haupt er ist, und das bedeutet tatsächlich über alle Menschen ohne Ausnahme. Jesus Christus führte die Gnade Gottes ein und die freie Gabe der Gnade für die Vielen, die als Geschlecht unter Ihm stehen, das sind alle Gläubigen.

„Und ist nicht wie durch Einen, der gesündigt hat, so auch die Gabe? Denn das Urteil war von einem zur Verdammnis, die Gnadengabe aber von vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit.“ (Vers 16)

Vers 16 stellt den Gegensatz zwischen Verdammnis und Rechtfertigung heraus. In dieser Verbindung übersteigt die Gabe die Sünde. Die Verdammnis kam durch eine Sünde. Die Rechtfertigung wurde triumphierend durch die Gnade erwirkt trotz vieler Übertretungen.

„Denn wenn durch die Übertretung des Einen der Tod durch den Einen geherrscht hat, so werden vielmehr die, welche die Überschwenglichkeit der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesum Christum);“ (Vers 17)

Einem weiteren Gegensatz begegnen wir in Vers 17. Verdammnis und Rechtfertigung im vorhergehenden Vers könnten wir die unmittelbaren Folgen nennen. Jeder, der unter das Familienhaupt Adam kommt, steht auch sofort unter Verdammnis. Jeder, der unter das Familienhaupt Christus kommt, empfängt unmittelbar die Rechtfertigung. Was aber ist jeweils das Endergebnis? Das Endergebnis der Sünde Adams war die umfassende Herrschaft des Todes über seine Nachkommen. Das Endergebnis des Werkes der Gerechtigkeit, das Christus vollbrachte, bringt all den Seinen überströmende Gnade und als freie Gabe Gerechtigkeit, so daß sie im Leben zu herrschen vermögen. Nicht nur wird Leben herrschen, sondern wir werden Im Leben herrschen. Welch eine überaus erstaunliche Tatsache l Da verwundert es uns nicht, daß diese unentgeltliche Gabe die Übertretungen übersteigt, wie Vers 17 sagt.

„Das Gesetz aber kam daneben ein, auf daß die Übertretung überströmend würde. Wo aber die Sünde überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwenglicher geworden,“ (Vers 20)

Die Verse 20 und 21 wiederholen und fassen zusammen, was wir soeben gesehen haben. Das Gesetz kam daneben hinzu, um die Sünde des Menschen völlig offenbar zu machen. Sünde gab es zu aller Zeit, aber erst mit dem Gesetz wurde sie als wirkliche Übertretung sichtbar, und die Übertretung, die als solche ausdrücklich dem Menschen zur Last gelegt wurde, wurde überströmend. Dem Gesetz folgte nach einer angemessenen Zeit die Gnade, die uns in Christus erreichte. Wir können daher drei Stufen unterscheiden. Als erste das Zeitalter vor dem Gesetz, wo es Sünde gab, aber nicht in dem Charakter von Übertretung. Zweitens die Zeit des Gesetzes, wo die Sünde überströmte, ja, gleichsam die Gipfel des Himalaja erreichte. Drittens die Einführung der Gnade durch Christus ‑ einer Gnade, die wie eine mächtige Flut anstieg, bis über die Berge der menschlichen Sünde hinaus.

„auf daß, gleichwie die Sünde geherrscht hat im Tode, also auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesum Christum, unseren Herrn.“ (Vers 21)

Im Evangelium ist die Gnade nicht nur überströmend, sondern sie herrscht. Wir, die wir geglaubt haben, sind unter den wohltuenden Einfluß der Gnade gekommen. Diese Gnade herrscht durch Gerechtigkeit, wie ja auch das Kreuz vorrangig ein Werk der Gerechtigkeit war. Und das herrliche Ziel und die Vollendung von allem ist das ewige Leben. Hier beginnt sich der grenzenlose Ausblick in die Ewigkeit vor uns zu öffnen. Wir erblicken den Strom der Gnade. Wir sehen den Kanal der Gerechtigkeit ‑ bereitet durch das Werk am Kreuz ‑, in dem die Gnade fließt. Und schließlich sehen wir den grenzenlosen Ozean des ewigen Lebens, in den sie einmündet.

Und alles ist "durch Jesus Christus, unseren Herrn". Alles ist durch Ihn gewirkt worden. Er ist das Haupt, dem wir als Gläubige unterstehen, und folglich der Urquell, aus dem alle diese Segnungen für uns strömen. Daß sie uns zufallen, hat seinen Grund darin, daß wir in Seinem Leben sind. Unsere Rechtfertigung ist eine Rechtfertigung des Lebens, denn in Christus haben wir ein Leben, das jede Möglichkeit der Verdammnis ausschließt ‑ ein Leben, in dem wir nicht nur von allen unseren Übertretungen freigesprochen sind, sondern auch aus der Stellung von Sündern herausgebracht sind, in der wir uns früher, als mit Adam verbunden, befanden.
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#2
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Das Problem der Sünde




Teil 2








Freigemacht von der Sünde und dem Tod




F.B. Hole



Römer 6

Teil 2 – Freigemacht von der Sünde und dem Tod

„Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, auf daß die Gnade überströme?“ (Vers 1)

Bisher haben wir in diesem Brief über das Evangelium gelernt, daß Gott kundgetan hat, was Er zu unseren Gunsten ist, das, was Er für uns durch den Tod und die Auferstehung Christi gewirkt hat und was wir im einfältigen Glauben empfangen. In allem hat Gott, wenn wir es einmal so ausdrücken dürfen, sich in Segnung uns gegenüber geäußert. Kapitel 6 beginnt mit der passenden Frage: "Was sollen wir nun sagen?"

Das zeigt, daß ein neuer Gedankengang beginnt. Nichts kann das Wunder dessen übertreffen, was Gott unsertwegen gewirkt hat, doch was sind wir infolge davon für Ihn? Was soll die Antwort des Gläubigen sein angesichts der wunderbaren Gnade, die erwiesen worden ist? Läßt sich durch das Evangelium eine Kraft gewinnen, die den Gläubigen befähigt, Gott eine Antwort zu geben, die Seiner würdig ist? Indem wir uns nun Kapitel 6 zuwenden, beginnen wir, diese Fragen zu untersuchen. Wir werden den Weg entdecken, auf dem das Evangelium uns freimacht, damit wir unser Leben in praktischer Gerechtigkeit und Heiligkeit führen können.

Wenn Menschen sich ein bloßes Kopfwissen über die Gnade Gottes aneignen und ihre Herzen davon unberührt bleiben, können sie leicht die Gnade in Zügellosigkeit verfälschen und sagen: "Nun, wenn Gottes Gnade unsere Sünde zu überströmen vermag, dann laßt uns fortfahren zu sündigen, damit die Gnade weiter überströmen kann."
„Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollen wir noch in derselben leben?“ (Vers 2)

Wird das Evangelium solche Gedanken irgendwie gutheißen? Nicht einen Augenblick. Ganz im Gegenteil. Es sagt uns deutlich, daß wir der Sünde gestorben sind. Wie können wir dann noch darin leben? Einst waren wir auf schreckliche Weise für die Sünde am Leben. Alles, was mit unserem gesetzlosen Willen zu tun hatte, mit unserem eigenwilligen Belieben, darauf waren wir erpicht, während wir Gott und Seiner Sache gegenüber völlig taub und tot blieben. Nun hat eine völlige Umkehrung stattgefunden, wir sind der Sünde, der wir früher so zugetan waren, gestorben, wir sind tot für sie, und wir sind lebendig für die Dinge, für die wir früher tot waren.
„Oder wisset ihr nicht, daß wir, so viele auf Christum Jesum getauft worden, auf seinen Tod getauft worden sind?“ (Vers 3)

Waren wir darüber unwissend, oder war es uns nur verschwommen bewußt? Das hätte nicht so sein sollen, denn der Sachverhalt ist klar in der christlichen Taufe dargestellt, einer Handlung, die mit dem Beginn in Verbindung steht. Wissen wir, was unsere Taufe bedeutet, oder wissen wir es nicht?

Wir sollten vielleicht vorher eine andere Frage stellen: Bist du getauft? Wir stellen sie deshalb, weil es scheint, daß in einigen Kreisen eine auffällige Nachlässigkeit in dieser Sache anzutreffen ist, vermutlich hervorgerufen durch die Überbetonung, die ihr in früheren Tagen eingeräumt wurde. Wenn jemand sich nicht taufen läßt, bedeutet das einen Verlust für ihn. In der Taufe werden wir mit Christus begraben, wie Vers 4 feststellt. Nicht mit Ihm begraben zu sein ist ein Unglück. Außerdem verliert die Beweisführung des Apostels in den Versen 4 und 5, soweit es uns angeht, ihre Kraft, wenn wir nicht zu denen gehören, die "auf Christus getauft worden sind".
„So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, auf daß, gleichwie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.“ (Vers 4)

Was ist nun die Bedeutung der Taufe? Sie bedeutet die Einsmachung mit Christus in Seinem Tod. Sie bedeutet, daß wir mit Ihm begraben werden und daß uns die Verpflichtung auferlegt ist, in Neuheit des Lebens zu wandeln, gleichwie Er in eine neue Ordnung der Dinge auferweckt wurde. Das ist ihre Bedeutung und das die Verpflichtung, die sie auferlegt. Unkenntnis darüber wäre für uns ein großer Verlust. Wir fürchten sehr, daß die schlimmen Streitigkeiten, die über die Art und Weise der Taufe und über die zu taufenden Personen gewütet haben, viele dazu geführt haben, ihre eigentliche Bedeutung gänzlich zu übersehen. Diskussionen Über die Taufe sind bisweilen auf sehr "ungetaufte" Weise geführt worden, so daß kein Beobachter hätte annehmen können, daß die Streitenden "der Sünde gestorben" sind.

Doch ist die Taufe als Einrichtung ein äußeres Zeichen. Sie bewirkt kein Leben, und ach, Millionen getaufter Menschen werden sich in einer verlorenen Ewigkeit wiederfinden! Wohl weist die Taufe auf das hin, was in seiner vollsten Bedeutung lebenswichtig ist, nämlich auf das Kreuz, wie wir sehen werden.

Laßt uns die letzten Worte von Vers 4 beachten: "Neuheit des Lebens", denn sie geben eine bündige Antwort auf die Frage am Anfang des Kapitels. Statt daß wir in der Sünde verharren, was nichts anderes ist, als mit dem alten Leben fortzufahren, sollen wir in einem neuen Leben wandeln. Indem wir das Kapitel weiter untersuchen, wird sich uns das Wesen dieses neuen Lebens zeigen.
„Denn wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein,“ (Vers 5)

Unsere Taufe war ‑ im Bild ‑ unser Begrabenwerden mit Christus. Es war die "Gleichheit seines Todes", und darin wurden wir mit Ihm einsgemacht oder sind mit Ihm "verwachsen", wie die Fußnote der Elberfelder Bibel zu Vers 5 sagt. Dem haben wir uns in dem Vertrauen unterworfen, daß wir mit Ihm in Seinem Auferstehungsleben einsgemacht werden. Die Neuheit des Lebens, in der wir wandeln sollen, ist in der Tat verbunden mit dem heutigen Auferstehungsleben Christi.
„indem wir dieses wissen, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, auf daß der Leib der Sünde abgetan sei, daß wir der Sünde nicht mehr dienen.“ (Vers 6)

In Vers 3 sollten wir die Bedeutung unserer Taufe erkennen; in Vers 6 werden wir nun aufgerufen, die Bedeutung des Kreuzes in der Beziehung zu "unserem alten Menschen" und dem "Leib der Sünde" zu erkennen. Das Kreuz liegt der Taufe zugrunde; ohne das Kreuz würde die Taufe jede Bedeutung verlieren.

Zunächst wollen wir beachten, daß die Verse 13‑17 eine Einschaltung bilden. Damit das leichter zu erkennen ist, sind sie in verschiedenen Übersetzungen in Klammern gesetzt. Um den Sinn zu erfassen, lesen wir von Vers 12 bis Vers 18. Wir sehen dann, daß der wesentliche Gehalt der Stelle in dem Gegensatz liegt zwischen einem Menschen, der gesündigt hat und andere in die Folgen seiner Übertretung hineinzog, und einem anderen, der Gerechtigkeit vollbrachte und andere unter deren gesegnete Wirkungen brachte. Die ganze Schriftstelle betont einen krassen Gegensatz zwischen Adam auf der einen und Christus auf der anderen Seite. Wenn Adam als Haupt einem gefallenen Geschlecht vorsteht, das dem Tod und der Verdammnis unterworfen ist, sehen wir in Christus das Haupt eines neuen Geschlechts, das in Gerechtigkeit und Leben dasteht.

Was Gott getan hat, können wir daher so umschreiben: Er hat in dem Herrn Jesus Christus ein neues Haupt für Menschen erweckt. Bevor Er formell den Platz als Haupt einnahm, vollbrachte Er eine vollkommene Gerechtigkeit durch Gehorsam bis zum Tod. Kraft Seines Todes und Seiner Auferstehung stehen Gläubige nicht länger in Verbindung mit Adam, sondern mit Christus. Sie sind sozusagen Christus eingepflanzt worden. Sie sind nicht länger in Adam, sondern "in Christus". Das ist die grundlegende Tatsache, die in unserem Schriftabschnitt angedeutet wird und deren herrliche Folgen sorgfältig ausgearbeitet werden.

„also nun, wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte, so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.“ (Vers 18)

Blicken wir noch einmal auf die Verse 12, 18 und 19, besonders auf Vers 18. In der Elberfelder Übersetzung lautet der Vers: "Also nun, wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis, so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens." Dabei ist "gegen alle Menschen" in beiden Fällen die bessere Übersetzung als "über alle Menschen" oder "für alle Menschen", denn das Verhältniswort hier bezeichnet die Richtung. Der Gegensatz besteht zwischen der einen Übertretung Adams, mit der Folge, daß allen Menschen die Verdammnis drohte, und der einen Gerechtigkeit Christi, die Er in Seinem Tod vollendete, mit der Folge, daß für alle Menschen die Tür zur Rechtfertigung des Lebens geöffnet wurde.

Wenn wir noch einige Augenblicke in Ruhe darüber nachdenken, werden wir wahrscheinlich selbst bemerken, daß ‑ obwohl alle Menschen unter die Verdammnis gekommen sind ‑ durchaus nicht alle zur Rechtfertigung gelangen. So ist es auch, denn Vers 18 stellt lediglich die allgemeine Richtung der Jeweiligen Handlungen fest, und es ist wahr, daß nach Gottes Absicht der Tod Christi für alle ist.

„Denn gleichwie durch des einen Menschen Ungehorsam die Vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden.“ (Vers 19)

Der nächste Vers beschreibt die tatsächlichen Ergebnisse des Ungehorsams Adams wie des Gehorsams Christi, und nur noch viele ‑ genauer "die Vielen" ‑ sind im Blickfeld.

Unter den "Vielen" verstehen wir solche, und nur solche, die ihrem jeweiligen Haupt zugehören. Im Fall Adams umfassen "die Vielen" natürlich alle Menschen, denn von Natur gehören wir alle zu seinem Geschlecht. Handelt es sich aber um Christus, dann gehören nicht alle Menschen zu Seinem Geschlecht, sondern allein alle Gläubigen. Durch den Ungehorsam Adams sind alle Menschen Sünder geworden. Alle Gläubigen aber sind durch den Gehorsam Christi, der bis in den Tod führte, Gerechte geworden.

In den drei Versen, die wir betrachten, haben wir also diese Reihenfolge. Auf der einen Seite: den einen Menschen Adam, eine Übertretung, alle Menschen in der Stellung von Sündern, alle sündigen, folglich sind sie alle unter dem Tod und der Verdammnis. Auf der anderen Seite: den einen Menschen Christus, eine Gerechtigkeit im Gehorsam bis in den Tod, solche, deren Haupt Er ist, sind in die Stellung von Gerechten gesetzt in Rechtfertigung des Lebens.

„(denn bis zu dem Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz ist.“ (Vers 13)

Beachten wir nun die fünf eingeschalteten Verse. Die ersten beiden begegnen einer Schwierigkeit, die bei denen aufkommen konnte, die mit dem Gesetz sehr vertraut waren. Adam sündigte gegen ein ausdrückliches Gebot. Darum war seine Sünde eine Übertretung. Danach vergingen etwa 2.500 Jahre, bis das Gesetz Moses gegeben wurde, nun wurde es wieder möglich zu übertreten. Zwischen diesen beiden Zeitpunkten gab es keine Übertretung, denn es gab kein Gesetz, das man hätte übertreten können.

„Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Moses, selbst über die, welche nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Vorbild des Zukünftigen ist.“ (Vers 14)

Dennoch war Sünde überall anzutreffen, das zeigte sich dadurch, daß der Tod überall herrschte. Der praktische Unterschied liegt darin, daß Sünde nicht "zugerechnet" wird, wenn kein Gesetz da ist: das heißt, sie wird uns nicht in derselben Weise angerechnet. Nur solche, die das Gesetz gekannt haben, werden nach dem Gesetz gerichtet werden, wie wir in Kapitel 2 gesehen haben.

„Ist nicht aber wie die Übertretung also auch die Gnadengabe? Denn wenn durch des Einen Übertretung die Vielen gestorben sind, so ist vielmehr die Gnade Gottes und die Gabe in Gnade, die durch einen Menschen, Jesum Christum, ist, gegen die Vielen überströmend geworden.“ (Vers 15)

Dies vorausgesetzt, bleibt es dennoch wahr, daß Sünde und Tod weltumfassend geherrscht haben. Die gesamte Nachkommenschaft Adams ist in seinen Sündenfall einbezogen. Weil dies so ist, wird in den Versen 15 ‑ 17 der Gegensatz zwischen Adam und Christus herausgearbeitet. Jeder Vers enthält eine besondere Einzelheit, doch der hauptsächliche Gedanke kommt am Anfang von Vers 15 zum Ausdruck, daß nämlich die freie Gnadengabe in Christus in keiner Hinsicht hinter der Übertretung Adams zurückbleibt, sondern in der Tat noch darüber hinausgeht.

In Vers 15 heißt es zweimal "die Vielen", ebenso wie wir es in Vers 19 fanden. Gemeint sind auch hier die Familien von Menschen, die unter ihrem jeweiligen Haupt gesehen werden, sei es Adam oder Christus. Ersterer brachte den Tod über alle, deren Haupt er ist, und das bedeutet tatsächlich über alle Menschen ohne Ausnahme. Jesus Christus führte die Gnade Gottes ein und die freie Gabe der Gnade für die Vielen, die als Geschlecht unter Ihm stehen, das sind alle Gläubigen.

„Und ist nicht wie durch Einen, der gesündigt hat, so auch die Gabe? Denn das Urteil war von einem zur Verdammnis, die Gnadengabe aber von vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit.“ (Vers 16)

Vers 16 stellt den Gegensatz zwischen Verdammnis und Rechtfertigung heraus. In dieser Verbindung übersteigt die Gabe die Sünde. Die Verdammnis kam durch eine Sünde. Die Rechtfertigung wurde triumphierend durch die Gnade erwirkt trotz vieler Übertretungen.

„Denn wenn durch die Übertretung des Einen der Tod durch den Einen geherrscht hat, so werden vielmehr die, welche die Überschwenglichkeit der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesum Christum);“ (Vers 17)

Einem weiteren Gegensatz begegnen wir in Vers 17. Verdammnis und Rechtfertigung im vorhergehenden Vers könnten wir die unmittelbaren Folgen nennen. Jeder, der unter das Familienhaupt Adam kommt, steht auch sofort unter Verdammnis. Jeder, der unter das Familienhaupt Christus kommt, empfängt unmittelbar die Rechtfertigung. Was aber ist jeweils das Endergebnis? Das Endergebnis der Sünde Adams war die umfassende Herrschaft des Todes über seine Nachkommen. Das Endergebnis des Werkes der Gerechtigkeit, das Christus vollbrachte, bringt all den Seinen überströmende Gnade und als freie Gabe Gerechtigkeit, so daß sie im Leben zu herrschen vermögen. Nicht nur wird Leben herrschen, sondern wir werden Im Leben herrschen. Welch eine überaus erstaunliche Tatsache l Da verwundert es uns nicht, daß diese unentgeltliche Gabe die Übertretungen übersteigt, wie Vers 17 sagt.

„Das Gesetz aber kam daneben ein, auf daß die Übertretung überströmend würde. Wo aber die Sünde überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwenglicher geworden,“ (Vers 20)

Die Verse 20 und 21 wiederholen und fassen zusammen, was wir soeben gesehen haben. Das Gesetz kam daneben hinzu, um die Sünde des Menschen völlig offenbar zu machen. Sünde gab es zu aller Zeit, aber erst mit dem Gesetz wurde sie als wirkliche Übertretung sichtbar, und die Übertretung, die als solche ausdrücklich dem Menschen zur Last gelegt wurde, wurde überströmend. Dem Gesetz folgte nach einer angemessenen Zeit die Gnade, die uns in Christus erreichte. Wir können daher drei Stufen unterscheiden. Als erste das Zeitalter vor dem Gesetz, wo es Sünde gab, aber nicht in dem Charakter von Übertretung. Zweitens die Zeit des Gesetzes, wo die Sünde überströmte, ja, gleichsam die Gipfel des Himalaja erreichte. Drittens die Einführung der Gnade durch Christus ‑ einer Gnade, die wie eine mächtige Flut anstieg, bis über die Berge der menschlichen Sünde hinaus.

„auf daß, gleichwie die Sünde geherrscht hat im Tode, also auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesum Christum, unseren Herrn.“ (Vers 21)

Im Evangelium ist die Gnade nicht nur überströmend, sondern sie herrscht. Wir, die wir geglaubt haben, sind unter den wohltuenden Einfluß der Gnade gekommen. Diese Gnade herrscht durch Gerechtigkeit, wie ja auch das Kreuz vorrangig ein Werk der Gerechtigkeit war. Und das herrliche Ziel und die Vollendung von allem ist das ewige Leben. Hier beginnt sich der grenzenlose Ausblick in die Ewigkeit vor uns zu öffnen. Wir erblicken den Strom der Gnade. Wir sehen den Kanal der Gerechtigkeit ‑ bereitet durch das Werk am Kreuz ‑, in dem die Gnade fließt. Und schließlich sehen wir den grenzenlosen Ozean des ewigen Lebens, in den sie einmündet.

Und alles ist "durch Jesus Christus, unseren Herrn". Alles ist durch Ihn gewirkt worden. Er ist das Haupt, dem wir als Gläubige unterstehen, und folglich der Urquell, aus dem alle diese Segnungen für uns strömen. Daß sie uns zufallen, hat seinen Grund darin, daß wir in Seinem Leben sind. Unsere Rechtfertigung ist eine Rechtfertigung des Lebens, denn in Christus haben wir ein Leben, das jede Möglichkeit der Verdammnis ausschließt ‑ ein Leben, in dem wir nicht nur von allen unseren Übertretungen freigesprochen sind, sondern auch aus der Stellung von Sündern herausgebracht sind, in der wir uns früher, als mit Adam verbunden, befanden."


Wir haben bereits den Tod Christi in seiner Tragweite im Blick auf unsere Sünden und ihre Vergebung vor Augen gehabt. Hier geht es um seine Bedeutung im Blick auf unsere sündige Natur, aus der alle Sünden, die wir je begingen, hervorgekommen sind.

Vielleicht ist es nicht ganz einfach, den Gedanken zu erfassen, den der Ausdruck "unser alter Mensch" vermittelt. Die Erklärung liegt wohl darin, daß der Apostel hier all das personifiziert, was wir als natürliche Kinder Adams sind. Wenn wir uns eine Person vorstellen könnten, deren Charakter all die häßlichen Eigenschaften in sich vereinigte, die jemals bei allen Nachkommen Adams zum Vorschein gekommen sind, eine solche Person könnte man als "unseren alten Menschen" beschreiben.

Alles, was wir als Kinder des gefallenen Adam sind, ist mit Christus gekreuzigt worden, und das müssen wir wissen. Es ist keine bloße Vorstellung, sondern eine wirkliche Tatsache. Es war eine Tat Gottes, die im Kreuz Christi vollbracht wurde. Es war ebensosehr eine Tat Gottes und ebenso wirklich wie das Wegtun unserer Sünde, das gleichzeitig damit geschah. Das sollten wir durch Glauben wissen, so wie wir wissen, daß unsere Sünden vergeben sind. Wenn wir es durch Glauben wissen, werden gewisse andere Ergebnisse folgen. Doch wir beginnen damit, es durch einfältigen Glauben wirklich zu wissen.

Gottes Absicht bei der Kreuzigung unseres alten Menschen war, daß "der Leib der Sünde" abgetan oder "vernichtet" wäre, so daß wir fortan der Sünde nicht mehr dienen könnten. Auch diese Aussage Ist nicht leicht zu verstehen. Wir müssen uns erinnern, daß die Sünde früher in unseren Leibern über uns herrschte, die folglich ‑ es ist schrecklich zu sagen ‑ Leiber der Sünde waren. Nun, es ist nicht so, daß unsere physischen Leiber vernichtet worden sind, sondern daß die Sünde, die unsere Leiber mit ihrer ganzen Macht beherrschte, zunichte gemacht ist und wir so von ihrer Gewalt befreit sind. Sie ist durch die Kreuzigung unseres alten Menschen zunichte gemacht worden als Ergebnis unserer Einsmachung mit Christus in Seinem Tod, so daß Sein Tod auch der unsere war.

Beachte den Schluß von Vers 6. Er erhellt sehr deutlich, wie die Sünde in diesem Kapitel gesehen wird. Die Sünde ist ein Despot, ein Sklavenhalter, unter dessen Gewalt wir gekommen waren. Der Kernpunkt dieses Kapitels ist nicht die Anwesenheit der Sünde in uns, sondern die Macht der Sünde über uns.
„Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde. Wenn wir aber mit Christo gestorben sind, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden, da wir wissen, daß Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn.“ (Vers 7 – 9)

Wir sind von der Sünde freigesprochen oder freigelassen worden. Wir sind davon gerechtfertigt worden (Vers 7).

Unser Freispruch ist durch den Tod Christi bewirkt worden. Aber es ist sehr wichtig, die enge Verbindung zwischen Seinem Tod und Seiner Auferstehung aufrechtzuerhalten. Wir haben das gesehen, als wir den letzten Vers von Kapitel 4 betrachteten, und hier sehen wir es wieder. Unser Tod mit Christus geschah im Blick auf unser Leben in Ihm in der Auferstehungswelt. Das Wort 11 Wissen " begegnet uns in Vers 9 zum drittenmal. Wir sollten wissen, was die Bedeutung der Taufe ist. Wir sollten wissen, was die Bedeutung des Todes Christi ist mit Bezug auf unseren alten Menschen. Drittens sollten wir wissen, was die Bedeutung der Auferstehung Christi ist. Seine Auferstehung war keine bloße Wiedererweckung. Sie glich nicht der Auferweckung des Lazarus ‑ eine Rückkehr zum Leben in dieser Welt für eine Anzahl von Jahren, nach denen der Tod doch wieder eintrat. Als Er auferstand, ließ Er den Tod für immer hinter sich und trat in eine andere Ordnung der Dinge ein, die wir der Einfachheit halber die Auferstehungswelt nennen. Für einen kurzen Augenblick übte der Tod Herrschaft über Ihn aus, und das auch nur, weil Er sich ihm durch Seine eigene Handlung unterzog. Jetzt ist Er jenseits des Todes, und das für immer.
„Denn was er gestorben ist, ist er ein für allemal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott.“ (Vers 10)

Was Er gestorben ist, ist Er ein für allemal der Sünde gestorben. Hier heißt es "Sünde", nicht "Sünden", achten wir darauf, gemeint ist das Wurzelprinzip, das unsere Natur durchdrungen und die Herrschaft über uns an sich gerissen hat. Es handelt sich hier also nicht um die daraus hervorgekommenen tatsächlichen Übertretungen. Es heißt auch nicht "für Sünden gestorben", sondern "der Sünde gestorben". Im Gegensatz zu uns hatte die Sünde über Ihn in Seiner Natur absolut keine Macht und keinen Einfluß. Aber Er erwies Seine Macht, als Er in Seinem Opfer die ganze Frage der Sünde in Angriff nahm und ordnete. Denn diese Frage berührte die Herrlichkeit Gottes in Seiner dem Ruin verfallenen Schöpfung, und sie berührte uns, weil sie gleich einer mächtigen Barriere unseren Segnungen entgegenstand. Als Er die Frage der Sünde ordnete, als Er ihretwegen das Gericht trug, ist Er ihr gestorben, und jetzt lebt Er Gott.

Laßt uns innehalten und uns im Blick auf diese Wahrheit überprüfen. Kennen wir sie wirklich? Verstehen wir den Tod und die Auferstehung Christi tatsächlich in diesem Licht? Begreifen wir, wie vollständig unser Herr aus dem alten, von der Sünde beherrschten Bereich der Dinge "herausgestorben" ist, in den Er einmal in Gnade kam, um die Erlösung zu vollbringen, und wie völlig Er Gott lebt in jener neuen Welt, in die Er eingetreten ist? Es ist wichtig, daß wir dies alles verstehen, weil Vers 11 fortfährt, uns zu unterweisen, daß wir entsprechend dem, was wir wissen, auch "rechnen" sollen, nämlich uns dafür halten sollen.
"Also auch ihr, haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christo Jesu." (Vers 11)

Wenn wir nicht richtig verstehen, können wir nicht richtig "rechnen". Kein Geschäftsmann wird seine Rechnungen richtig ausrechnen, wenn er nicht das Einmaleins kennt. Kein Kapitän kann die Position seines Schiffes richtig bestimmen, wenn er nicht die Grundsätze der Navigation kennt. Ebenso vermag kein Gläubiger seine Stellung und Haltung richtig "auszurechnen", weder im Verhältnis zur Sünde noch im Verhältnis zu Gott, wenn er nicht die Auswirkung des Todes und der Auferstehung Christi auf sich erkennt.

Wenn wir das einmal wissen, wird uns auch das in Vers 11 eingeschärfte Dafürhalten vollkommen verständlich. Was Christus widerfuhr, bestimmt auch uns, denn wir sind mit Ihm einsgemacht. Ist Er der Sünde gestorben? Dann sind auch wir der Sünde gestorben, und wir betrachten uns so. Lebt Er jetzt Gott? Dann leben wir jetzt Gott, und wir betrachten uns so. Unser Dafürhalten ist nicht ein So‑Tun‑als‑ob. Es besteht nicht darin, daß wir versuchen, uns für etwas zu halten, was wir nicht wirklich sind. Ganz im Gegenteil. Wir sind tot für die Sünde und lebendig für Gott durch Sein eigenes Tun im Tod und der Auferstehung Christi (was in uns durch den Heiligen Geist praktisch zur Geltung gebracht werden muß, wie wir später sehen werden). Weil das so ist, haben wir das einfach anzunehmen und unsere Gedanken dem anzupassen. Wie die Dinge sind, so und nicht anders haben wir sie anzusehen.
„So herrsche denn nicht die Sünde in eurem sterblichen Leibe, um seinen Lüsten zu gehorchen;“ (Vers 12)

Bevor wir uns bekehrten, waren wir Gott gegenüber tot und lebten der Sünde. Was mit Gott zu tun hatte, interessierte uns nicht. Wir verstanden Seine Dinge nicht, sie ließen uns kalt und tot. Ging es jedoch um eine Sache, die unsere natürlichen Wünsche ansprach oder unserer Eitelkeit und Selbstliebe Nahrung gab, dann waren wir lebhaft interessiert. Nun ist die Situation durch Gottes Gnade genau umgekehrt, und das, weil wir in Christus Jesus sind.

Wenn wir uns nun so betrachten in Übereinstimmung mit den Tatsachen des Todes und der Auferstehung Christi, die wir kennen, dann bleibt ein weiterer Schritt zu tun. Wir haben uns Gott darzustellen oder zur Verfügung zu stellen, damit Sein Wille auch in den täglichen Dingen unseres Lebens geschieht. Das Wort "darstellen" kommt, wie man bemerken wird, im zweiten Teil unseres Kapitels fünfmal vor.

Da wir der Sünde gestorben sind, besteht nun offensichtlich die Verpflichtung, der Sünde jegliches Recht über uns zu verweigern. Einst regierte sie in unserem sterblichen Leib, und wir gehorchten ihr beständig in mannigfachen Lüsten. Das darf aber nicht länger so sein, wie Vers 12 uns sagt. Nachdem wir der Sünde, unserem alten Fronherrn, gestorben sind, ist ihr Anspruch an uns erloschen. Als Lebende aus den Toten gehören wir Gott an und sind glücklich, Seine Rechte über uns anzuerkennen. Wir stellen uns Ihm dar.
„stellet auch nicht eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit, sondern stellet euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten, und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit.“ (Vers 13)

Vers 13 verdeutlicht, daß dieses Darstellen eine sehr praktische Sache ist. Das geht alle Glieder unseres Leibes an. Früher stand jedes Glied irgendwie im Dienst der Sünde und war so ein Werkzeug der Ungerechtigkeit. Ist es nicht wunderbar, daß jetzt jedes Glied in den Dienst für Gott eingereiht wird? Unsere Füße dürfen laufen, um Seine Aufträge auszuführen. Unsere Hände dürfen Seine Arbeit verrichten. Unsere Zungen dürfen Seinen Lobpreis verkünden. Und damit dies geschehen kann, müssen wir uns selbst Gott darstellen.

Laßt uns wiederum in allem Ernst an uns selbst die Frage richten, ob dieses Darstellen eine lebendige Wirklichkeit bei uns ist. Haben wir uns und unsere Glieder so endgültig Gott und Seinem Willen übergeben? Wenn ja, so laßt uns zusehen, daß wir unseren Treueeid zu keiner Zeit vergessen und nicht der Schlinge verfallen, unsere Glieder für einen Augenblick der Ungerechtigkeit zu überlassen, denn die Folge davon wäre Sünde.
„Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.“ (Vers 14)

Die Sünde darf also keine Herrschaft über uns ausüben, eben aus dem Grund, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter Gnade sind. Hier haben wir die göttliche Antwort für solche Leute, die uns sagen, daß Menschen, denen wir erzählten, sie seien nun nicht mehr unter Gesetz, bestimmt in Sünde fallen würden. ‑Aber in Wirklichkeit gibt es nichts, was die Herzen so überwindet und die Heiligkeit so fördert, wie die Gnade Gottes.
„Was nun, sollten wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind? Das sei ferne!“ (Vers 15)

Vers 15 bezeugt, daß es immer Leute gegeben hat, die denken, der einzige Weg, Heiligkeit zu fördern, sei der, uns unter der festen Knechtschaft des Gesetzes zu halten. Solche gab es auch in den Tagen des Apostels Paulus. Er nimmt ihren Einwand vorweg, indem er dem Inhalt nach die Frage wiederholt, mit der er das Kapitel begann. Als Beantwortung wiederholt er seine Stellungnahme ausführlicher.
„Wisset ihr nicht, daß, wem ihr euch darstellet als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorchet? Entweder der Sünde zum Tode, oder des Gehorsams zur Gerechtigkeit? Gott aber sei Dank, daß ihr Sklaven der Sünde waret, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bilde der Lehre, welchem ihr übergeben worden seid!“ (Verse 16 + 17)

Die Verse 16‑23 sind eine Erweiterung und Bestärkung dessen, was er in den Versen 12‑14 bereits dargelegt hat.

Er wendet sich an eine uns allen gemeinsame praktische Einsicht. Wir alle wissen, daß wir faktisch Knechte oder Sklaven dessen sind, dem wir uns gehorsam zur Verfügung stellen (selbst wenn es sich nicht offiziell um "Knechtschaft" handelt). Dasselbe ist in geistlichen Dingen der Fall, wo es darum geht, ob ich der Sünde oder Gott diene. Beurteilt nach diesem Maßstab, waren wir einst fraglos Sklaven der Sünde. Aber als das "Bild der Lehre" des Evangeliums uns erreichte, gehorchten wir ihm ‑ Gott sei gepriesen! Die Folge war, daß wir von der Knechtschaft der Sünde frei wurden, um Diener Gottes und der Gerechtigkeit zu werden. Nun, da wir Sklaven der Gerechtigkeit sind, sollen wir unsere einzelnen Glieder Gott darstellen, damit Er Seinen Weg mit uns gehen kann.

Dieses Darstellen ist eine äußerst wichtige Sache. Das "Wissen" und das "Dafürhalten" führt zu diesem Punkt hin. Wenn wir hier plötzlich Halt machen, richten Wissen und Dafürhalten nichts aus. Zweifellos stoßen wir hier auf den Grund, weshalb so vieles schwach und fruchtlos bei Christen ist, die theoretisch über diese Dinge gut belehrt sind. Sie schrecken davor zurück, sich selbst und ihre Glieder Gott auszuliefern oder darzustellen. Oh, laßt uns das doch sofort tun, wenn wir diese Übergabe bis jetzt noch nicht, in einer ein für allemal gültigen Handlung, vollzogen haben! Danach werden wir zu einer beständigen Darstellung unserer Glieder im Dienst für Gott Gnade brauchen und sie finden.

All das berücksichtigt, daß der alte Despot, die Sünde, noch in uns ist und nur auf Gelegenheiten wartet, sich durchzusetzen. Aber das macht den Triumph der Gnade um so größer. Es macht uns die Lektionen, die wir lernen, noch wertvoller. Wir lernen, unsere Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit zur Heiligkeit darzustellen, selbst wenn die Sünde im Innern lauert und giert, sich zur Geltung zu bringen. Indem wir der Gerechtigkeit dienen, dienen wir Gott, denn den Willen Gottes zu tun, ist das erste Element der Gerechtigkeit. Und Gerechtigkeit in all unseren Handlungen fährt zur Heiligkeit in Leben und Charakter.
„Freigemacht aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden. Ich rede menschlich, wegen der Schwachheit eures Fleisches. Denn gleichwie ihr eure Glieder dargestellt habt zur Sklaverei der Unreinigkeit und der Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit, also stellet jetzt eure Glieder dar zur Sklaverei der Gerechtigkeit zur Heiligkeit. Denn als ihr Sklaven der Sünde waret, da waret ihr Freie von der Gerechtigkeit. Welche Frucht hattet ihr denn damals von den Dingen, deren ihr euch jetzt schämet? Denn das Ende derselben ist der Tod.“ (Verse 19 – 21)

Anstatt daß wir in der Sünde fortfahren als solche, die unter ihre Macht versklavt sind, sind wir dadurch von ihr freigemacht, daß wir unter Gottes Herrschaft gebracht worden sind. Zweimal haben wir den Ausdruck "von der Sünde freigemacht' (Verse 18 und 22). Früher waren wir "Freie von der Gerechtigkeit". Wir sind der alten Macht entronnen und unter die neue gekommen. Das ist der Weg der Heiligkeit und des Lebens.
„Jetzt aber, von der Sünde freigemacht und Gottes Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit, als das Ende aber ewiges Leben.“ (Vers 22)

Hier rückt das ewige Leben ins Blickfeld als Vollendung dieser wunderbaren Darlegungen. In den Schriften des Apostels Johannes wird es als gegenwärtiger Besitz des Gläubigen vorgestellt. Aber es besteht kein Widerspruch zwischen diesen beiden Betrachtungsweisen. Was uns seinem Wesen nach schon jetzt gehört, wird in seiner Fülle unser sein, wenn die Ewigkeit erreicht ist.
„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herrn.“ (Vers 23)

Der letzte, so wohlbekannte Vers dieses Kapitels faßt den Inhalt treffend zusammen. Wir können nicht der Sünde dienen, ohne ihren Lohn zu empfangen, nämlich den Tod. Tod ist ein Wort von umfassender Bedeutung. In einem Sinn ereilte der Tod den Menschen, als er durch die Sünde völlig von Gott getrennt wurde. Der Tod des Leibes tritt ein, wenn dieser vom geistigen Teil des Menschen geschieden wird. Der "zweite Tod" erfolgt dann, wenn verlorene Menschen endgültig von Gott getrennt werden. Der volle Lohn der Sünde schließt den Tod in diesem dreifachen Sinn ein.

In Verbindung mit Gott wird von Lohn nicht gesprochen. Alles ist Gabe. Selbst das Leben, in dem wir Ihm dienen können, ist Seine eigene Gabe durch Jesus Christus, unseren Herrn. So kommen wir am Schluß des Kapitels auf den Gedanken zurück, mit dem das vorhergehende Kapitel endete. Wir mögen uns wohl des ewigen Lebens rühmen, das als Gottes freie Gabe unser ist, und von Herzen all die Folgen ergreifen, die es uns erschließt.


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#3
Rolf

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Das Problem der Sünde




Teil 3








Römer 6

Die Sünde, das Gesetz, das Ich und wie weiter?




F.B. Hole


Freigemacht von der Sünde und dem Tod

„Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, auf daß die Gnade überströme?“ (Vers 1)

Bisher haben wir in diesem Brief über das Evangelium gelernt, daß Gott kundgetan hat, was Er zu unseren Gunsten ist, das, was Er für uns durch den Tod und die Auferstehung Christi gewirkt hat und was wir im einfältigen Glauben empfangen. In allem hat Gott, wenn wir es einmal so ausdrücken dürfen, sich in Segnung uns gegenüber geäußert. Kapitel 6 beginnt mit der passenden Frage: "Was sollen wir nun sagen?"

Das zeigt, daß ein neuer Gedankengang beginnt. Nichts kann das Wunder dessen übertreffen, was Gott unsertwegen gewirkt hat, doch was sind wir infolge davon für Ihn? Was soll die Antwort des Gläubigen sein angesichts der wunderbaren Gnade, die erwiesen worden ist? Läßt sich durch das Evangelium eine Kraft gewinnen, die den Gläubigen befähigt, Gott eine Antwort zu geben, die Seiner würdig ist? Indem wir uns nun Kapitel 6 zuwenden, beginnen wir, diese Fragen zu untersuchen. Wir werden den Weg entdecken, auf dem das Evangelium uns freimacht, damit wir unser Leben in praktischer Gerechtigkeit und Heiligkeit führen können.

Wenn Menschen sich ein bloßes Kopfwissen über die Gnade Gottes aneignen und ihre Herzen davon unberührt bleiben, können sie leicht die Gnade in Zügellosigkeit verfälschen und sagen: "Nun, wenn Gottes Gnade unsere Sünde zu überströmen vermag, dann laßt uns fortfahren zu sündigen, damit die Gnade weiter überströmen kann."
„Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollen wir noch in derselben leben?“ (Vers 2)

Wird das Evangelium solche Gedanken irgendwie gutheißen? Nicht einen Augenblick. Ganz im Gegenteil. Es sagt uns deutlich, daß wir der Sünde gestorben sind. Wie können wir dann noch darin leben? Einst waren wir auf schreckliche Weise für die Sünde am Leben. Alles, was mit unserem gesetzlosen Willen zu tun hatte, mit unserem eigenwilligen Belieben, darauf waren wir erpicht, während wir Gott und Seiner Sache gegenüber völlig taub und tot blieben. Nun hat eine völlige Umkehrung stattgefunden, wir sind der Sünde, der wir früher so zugetan waren, gestorben, wir sind tot für sie, und wir sind lebendig für die Dinge, für die wir früher tot waren.
„Oder wisset ihr nicht, daß wir, so viele auf Christum Jesum getauft worden, auf seinen Tod getauft worden sind?“ (Vers 3)

Waren wir darüber unwissend, oder war es uns nur verschwommen bewußt? Das hätte nicht so sein sollen, denn der Sachverhalt ist klar in der christlichen Taufe dargestellt, einer Handlung, die mit dem Beginn in Verbindung steht. Wissen wir, was unsere Taufe bedeutet, oder wissen wir es nicht?

Wir sollten vielleicht vorher eine andere Frage stellen: Bist du getauft? Wir stellen sie deshalb, weil es scheint, daß in einigen Kreisen eine auffällige Nachlässigkeit in dieser Sache anzutreffen ist, vermutlich hervorgerufen durch die Überbetonung, die ihr in früheren Tagen eingeräumt wurde. Wenn jemand sich nicht taufen läßt, bedeutet das einen Verlust für ihn. In der Taufe werden wir mit Christus begraben, wie Vers 4 feststellt. Nicht mit Ihm begraben zu sein ist ein Unglück. Außerdem verliert die Beweisführung des Apostels in den Versen 4 und 5, soweit es uns angeht, ihre Kraft, wenn wir nicht zu denen gehören, die "auf Christus getauft worden sind".
„So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, auf daß, gleichwie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.“ (Vers 4)

Was ist nun die Bedeutung der Taufe? Sie bedeutet die Einsmachung mit Christus in Seinem Tod. Sie bedeutet, daß wir mit Ihm begraben werden und daß uns die Verpflichtung auferlegt ist, in Neuheit des Lebens zu wandeln, gleichwie Er in eine neue Ordnung der Dinge auferweckt wurde. Das ist ihre Bedeutung und das die Verpflichtung, die sie auferlegt. Unkenntnis darüber wäre für uns ein großer Verlust. Wir fürchten sehr, daß die schlimmen Streitigkeiten, die über die Art und Weise der Taufe und über die zu taufenden Personen gewütet haben, viele dazu geführt haben, ihre eigentliche Bedeutung gänzlich zu übersehen. Diskussionen Über die Taufe sind bisweilen auf sehr "ungetaufte" Weise geführt worden, so daß kein Beobachter hätte annehmen können, daß die Streitenden "der Sünde gestorben" sind.

Doch ist die Taufe als Einrichtung ein äußeres Zeichen. Sie bewirkt kein Leben, und ach, Millionen getaufter Menschen werden sich in einer verlorenen Ewigkeit wiederfinden! Wohl weist die Taufe auf das hin, was in seiner vollsten Bedeutung lebenswichtig ist, nämlich auf das Kreuz, wie wir sehen werden.

Laßt uns die letzten Worte von Vers 4 beachten: "Neuheit des Lebens", denn sie geben eine bündige Antwort auf die Frage am Anfang des Kapitels. Statt daß wir in der Sünde verharren, was nichts anderes ist, als mit dem alten Leben fortzufahren, sollen wir in einem neuen Leben wandeln. Indem wir das Kapitel weiter untersuchen, wird sich uns das Wesen dieses neuen Lebens zeigen.
„Denn wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein,“ (Vers 5)

Unsere Taufe war ‑ im Bild ‑ unser Begrabenwerden mit Christus. Es war die "Gleichheit seines Todes", und darin wurden wir mit Ihm einsgemacht oder sind mit Ihm "verwachsen", wie die Fußnote der Elberfelder Bibel zu Vers 5 sagt. Dem haben wir uns in dem Vertrauen unterworfen, daß wir mit Ihm in Seinem Auferstehungsleben einsgemacht werden. Die Neuheit des Lebens, in der wir wandeln sollen, ist in der Tat verbunden mit dem heutigen Auferstehungsleben Christi.
„indem wir dieses wissen, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, auf daß der Leib der Sünde abgetan sei, daß wir der Sünde nicht mehr dienen.“ (Vers 6)

In Vers 3 sollten wir die Bedeutung unserer Taufe erkennen; in Vers 6 werden wir nun aufgerufen, die Bedeutung des Kreuzes in der Beziehung zu "unserem alten Menschen" und dem "Leib der Sünde" zu erkennen. Das Kreuz liegt der Taufe zugrunde; ohne das Kreuz würde die Taufe jede Bedeutung verlieren.

Erinnern wir uns an das, was wir in Kapitel 6 gelernt haben, denn dort wird uns der Weg gezeigt. Wenn wir uns im Glauben vergegenwärtigen, daß wir mit Christus in Seinem Tod einsgemacht sind, verstehen wir, daß wir uns selbst der Sünde für tot halten, Gott aber leben sollen, und folglich haben wir uns selbst und unsere Glieder Gott darzustellen zu Seinem Willen und Wohlgefallen. Unsere Herzen stimmen dem voll zu als recht und angemessen, und wir sagen zu uns selbst, vielleicht sogar mit lebhafter Begeisterung: "Genau! Das werde ich tun."

Wir versuchen aufrichtig, den Entschluß in die Tat umzusetzen, und siehe da, wir erleiden einen sehr unangenehmen Schock. Unser Vorsatz ist bestens, aber irgendwie haben wir keine Kraft, ihn auszuführen. Wir sehen das Gute und anerkennen es in unserem Geist, aber wir versagen darin, es zu tun. Wir erkennen auch das Böse und mißbilligen es, und doch sind wir darin verstrickt ‑ eine sehr schmerzliche und demütigende Lage, die wir In Vers 19 beschrieben finden.

In den Versen 14‑23 finden wir "ich" nicht weniger als vierundzwanzigmal. "Mir" und "mein" kommen zehnmal vor. Offensichtlich beschreibt der Verfasser eine Erfahrung, während der er sich in Beschäftigung mit sich selbst verloren hatte. Alle Gedanken wandten sich nach innen, zu ihm selbst hin. Das überrascht nicht, denn genau das ist normalerweise die Wirkung des Gesetzes auf eine erweckte, gewissenhafte Seele. Wenn wir diese Verse näher untersuchen, stellen wir fest, daß mit den beschriebenen Erfahrungen wertvolle Entdeckungen verbunden waren.
„Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so stimme ich dem Gesetz bei, daß es recht ist.“ (Vers 16)

1. Er entdeckte durch Erfahrung den guten und heiligen Charakter des Gesetzes. Es ist gut, wie Vers 12 sagt, aber jetzt muß er sagen: _Ich stimme dem Gesetz bei, daß es recht ist".
„denn was ich vollbringe, erkenne ich nicht; denn nicht, was ich will, das tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus.“ (Vers 15)

2. Er entdeckte durch Erfahrung seinen eigenen gefallenen Zustand nicht nur als "fleischlich", sondern als "unter die Sünde verkauft". Jemand, der bekennen muß, daß er so überwältigt ist, daß er das nicht ausüben kann, was er will, und das ausüben muß, was er haßt, und der so in die demütigende Lage kommt, seine eigenen Handlungen beständig zu verurteilen, der ist tatsächlich versklavt. Wir gleichen Sklaven, die auf dem Markt einem tyrannischen Herrn verkauft wurden ‑ unter die Sünde verkauft.
„Nun aber vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die in mir wohnende Sünde.“ (Vers 17)

3. Doch er lernt, zu unterscheiden zwischen dem, was in ihm von Gott gewirkt ist, was wir "die neue Natur" nennen, und dem Fleisch, der alten Natur. Vers 17 zeigt dies. Er anerkennt, daß es sein wahres "Ich" gibt, das mit der neuen Natur verbunden ist, und ein "Ich" oder ein "Mir", das zurückzuweisen ist, weil es der alten Natur angehört.
„Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen dessen, was recht ist, [finde ich] nicht. Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, dieses tue ich. Wenn ich aber dieses, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die in mir wohnende Sünde. Also finde ich das Gesetz für mich, der ich das Rechte ausüben will, daß das Böse bei mir vorhanden ist.“ (Verse 18 – 21)

4. Er erfaßt durch Erfahrung den wahren Charakter jener alten Natur. Wenn es um "mich" geht, dann ist das "mein Fleisch" (hier siehst du, daß es das alte "Ich" ist, das er zurückweisen muß), in dem nichts Gutes wohnt, wie Vers 18 uns sagt. Gutes ist einfach nicht da. Daher ist es zwecklos, danach zu suchen. Haben einige von uns beschwerliche Monate oder sogar Jahre damit verbracht, nach dem Guten an einer Stelle auszuschauen, wo es gar nicht vorhanden war?
„Denn ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen;“ (Vers 22)

5. Er lernt weiter, daß, obwohl er Jetzt eine neue Natur besitzt, einen "inneren Menschen" (Vers 22), diese in sich selbst ihm aber noch keine Kraft verleiht. Der innere Mensch mag sich an Gottes heiligem Gesetz erfreuen. Sein Geist mag dem Gesetz zustimmen, daß es gut ist, aber dennoch gibt es eine stärkere Kraft, die in seinen Gliedern wirkt und die ihn versklavt.

Wie herzzerbrechend ist dieser Sachverhalt! Einige unter uns haben seine Bitterkeit zur Genüge kennengelernt. Andere mögen sie jetzt schmecken müssen. Und wenn einige bis jetzt davon gar nichts berichten können, so sollten sie beunruhigt sein, denn es erhebt sich sofort die Frage, ob sie (die neue Natur Überhaupt besitzen. Wenn da nichts ist außer der alten Natur, dann sind naturgemäß Kämpfe und Erfahrungen dieser Art unbekannt.

Solche Erfahrungen sind von großem Wert, weil sie die Seele für die Glückseligkeit einer göttlich bewirkten Befreiung vorbereiten.
„aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.“ (Vers 23)

Wenn wir uns jetzt dem Schluß von Kapitel 7 nähern, ist es wichtig, noch zu beachten, daß in diesem Abschnitt das Wort Gesetz in zweifachem Sinn gebraucht wird. In der Mehrzahl der Beispiele bezieht es sich natürlich auf das Gesetz Gottes durch Mose. In den Versen 2 und 3 haben wir jedoch das "Gesetz" des Ehemanns, in Vers 21 "das Gesetz", in den Versen 23 und 25 "ein anderes Gesetz", das "Gesetz meines Sinnes" und das "Gesetz der Sünde". In diesen Fällen wird das Wort offensichtlich gebraucht, um eine Macht oder eine Kraft zu bezeichnen, die gleichmäßig in einer vorgegebenen Richtung wirkt: in genau demselben Sinn, in dem wir das Wort gebrauchen, wenn wir von "Naturgesetzen" sprechen.

Wenn wir die genannten Verse noch einmal lesen und dabei das Wort "Gesetz" durch "steuernde oder beherrschende Kraft" ersetzen, können wir noch etwas klarer verstehen, was der Apostel sagen will. Nehmen wir Vers 23. Unser Geist sollte für jeden von uns die steuernde Kraft sein: unsere Leiber sollten in Unterwürfigkeit gehalten werden. Das sollte in besonderer Weise so sein bei solchen, deren Geist durch die Kraft Gottes erneuert worden ist. Wir müssen aber mit der Sünde rechnen, die unsere Glieder beherrschen möchte. Dieser schlimmen Tatsache gilt es ins Auge zu sehen und durch Erfahrung zu lernen, daß die Sünde sich, wenn wir uns selbst überlassen sind, als die stärkere Kraft erweist, die Herrschaft an sich reißt und uns in Gefangenschaft hält.
„Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?“ (Vers 24)

Kein Wunder, wenn der Apostel in Erinnerung daran qualvoll ausruft: "Ich elender Mensch!" Sicherlich kennen auch wir dieses unglückselige Elendsgefühl. Wir könnten es der jammervollen Not einer Seemöwe vergleichen, die durch auslaufendes schmutziges Öl von Motorschiffen vom Kopf bis zum Schwanz bedeckt wurde. Das gräßliche Gesetz des klebrigen Öls verhindert, daß das Gesetz ihres Sinnes und die physikalischen Gesetze für den Flug in der Luft zur Geltung kommen! Und wer soll sie retten? In sich selbst hat sie keine Kraft. Wenn nicht jemand sie einfängt und säubert, muß sie sterben.

Vers 24 enthält nicht nur den gequälten Ausruf, sondern auch die wichtige Frage: "Wer wird mich retten?" Der Wortlaut dieser Frage ist bedeutsam. Im früheren Teil dieses Berichtes, als der Sprecher durch jene Erfahrungen ging, die beispielsweise in den Versen 14‑19 ausführlicher beschrieben sind, hätte diese Frage wohl gelautet: "Wie werde ich mich selbst retten?" Da suchte er noch nach einem Hilfsmittel in sich selbst, das die Rettung bewirken könnte, aber solches Suchen war vergeblich. Jetzt beginnt er, nach einem Retter außerhalb seiner selbst auszuschauen.
„Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren Herrn! Also nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz.“ (Vers 25)

Wenn nicht nur unser Selbstvertrauen, sondern auch jede Hoffnung auf uns selbst erschüttert worden ist, dann haben wir einen großen Schritt nach vorn getan. Unvermeidlich blicken wir jetzt von uns weg nach außerhalb. Zuerst sehen wir uns vielleicht nur nach Hilfe um und schauen daher in die falschen Richtungen. Doch früher oder später entdecken wir, daß es nicht Hilfe ist, deren wir bedürfen, vielmehr brauchen wir eine unbedingte Befreiung durch eine Macht, die durchaus nicht die unsere ist. Dann finden wir sehr bald die Antwort auf unser Schreien. Die Befreiung ist unser durch Jesus Christus, unseren Herrn, Gott sei gepriesen dafür! Er vermag uns ebenso aus der Sklaverei der Sünde zu befreien, wie Er uns von der Schuld unserer Sünden freigemacht hat.
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