Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Die spiritistischen Ideen des Helmut Bauer


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Hebräer83

Hebräer83

    Administrator

  • Mitglied
  • PIPPIPPIP
  • 2212 Beiträge
Christentum als Grenzbereich:

Die spiritistischen Ideen des Helmut Bauer


Einschätzungen des Schweizer Geistheilers Stephan Klaus und von Arnoldo Mueves’ (Spiritistische Studiengruppe Allan Kardec (München))


Einleitung

Parallel zu meinen Recherchen für den letzten Artikel ("Der Geistheiler von Röhrnbach") nutzte ich die Möglichkeit Vertreter der Geistheilung sowie des Spiritismus nach Allan Kardec im deutschsprachigen Raum zu dem Thema zu befragen. Ich möchte hier ein paar O-Töne zu Wort kommen lassen, wenngleich ich jetzt und am Ende nochmals betonen möchte, daß es hier nicht um Verbreitung oder positive Berwertung spiritistischer oder esoterischer Inhalte geht.

Viele Christen machen sich natürlicherweise keine Vorstellung davon, wie weit der Name Jesus/Christus in außerchristlichen (pseudo-)religiösen, philosophischen oder „scientologischen“ Strömungen verschiedenster Couleur verbreitet ist, denn die wenigsten dieser Strömungen machen den Versuch biblischer Begründungen.

Wo dies dennoch stattfindet, zeichnet sich jene außerchristliche Bibellektüre gewöhnlich dadurch aus, daß dort die Bibel zitiert, sie aber nicht notwendig als alleinig gültige Schrift unter anderen religiösen Schriften verstanden wird; so zum Beispiel, wenn Schriften indischer Gurus als ähnlich gewichtige Offenbahrungen über die höhere Welt, wie die des „Meisters“ Jesus gelten.

Auch ist es oft so, die Bibel nicht in ihrem gesamten Zeugnis als gültig und relevant betrachtet wird und nur eklektisch, nach Belieben zitiert und unangenehme/unpassende Stellen ausgeblendet werden. So erfreut sich das Johanneische Schrifttum wegen seiner Lichtmetaphorik und der prägnanten Definition „Gott ist die Liebe“ einer größeren Beliebtheit bei Esoterikern als die anderen Evangelien oder die kontroversen Paulusbriefe. (In der syrischen Kirche war über mehrere Jahrhunderte eine Evangelien-Komposition im Umlauf, die aus Stücken von 5 (davon die 4 kanonischen) Evangelien bestand. Der Häretiker Marcion (2. Jhd.) verstand den Gott des alten Testamentes nicht als den Gott Jesu Christi und lehnte das AT und Teile des NT ab.)

Der Buchstabe tötet bekanntlich und der Geist macht lebendig. Verbreitete oder individuelle Wertvorstellungen, regionale oder familiäre Praktiken und Denksysteme aller Art sind ihrerseits „Geister“, die es zu unterscheiden gilt. Selbst dort wo Einigkeit darüber besteht, was der Buchstabe ist, macht es uns erst der Geist auch zu dem, was wir DAS WORT nennen. Auslegung und Verständnis hängen manchmal bewußt oder unbewußt an den Worten des Lieblingsexegten oder des Lieblingspredigers. Bibelkommentare, die Text und Kommentar ineinander verwoben darstellen sind eingängig und bequem, doch hängt der Glaube nicht weniger an der Rede des Kommentators als am Text der Bibel. Der Heilige Geist ist darum nicht weniger als ein kritischer Geist.

Die Befragten und ihre Antworten

Unter den mit eigener Internetpräsenz vertretenen Geistheilern fiel mir die Website des in Zürich wirkenden Geistheilers Stephan Klaus auf. Klaus steht im Gegensatz zu vielen seiner Fach-Kollegen, die in verschiedenen, oft einander überschneidenden und vermischenden oder bunt zusammengewürfelten Glaubenssystemen, ein Verständnis für die Wirkursachen und Erklärungen für die dabei auftretenden Phänomene suchen. Nüchtern und sachlich zitiert er in der Tat Fakten, die gegen Placebo-Effekte bei Patienten durch Suggestion von Seiten der Heiler (physikalische Phänomene bei Metallen, Licht und Wasser, denen man nicht zutraut auf solche Tricks hereinzufallen) und gegen den Einfluß des „Glaubens“ sprechen (Beispiel Fernheilung, wo der Geheilte nichts von der „Behandlung“ wußte).

Auf Seiten der Spiritisten nahm ich per E-mail Kontakt zur „Münchner Gruppe für spiritistische Philosophie“ auf und erhielt Antwort von Arnoldo Mueves. Die „Münchner Gruppe“ ist eine regionale Abteilung der „Deutschen Spiritistischen Bewegung“ (DSB), die den Spiritismus in der Form lehrt, wie ihn Allan Kardec vor gut 150 Jahren, in mehreren grundlegenden Werken formulierte („Das Buch der Geister“, "Das Evangelium nach dem Spiritismus").

Mueves zeichnete zunächst das spiritistische Selbstverständnis nach:

„Wie Sie vielleicht schon wissen, respektiert der Spiritismus jede religiöse Überzeugung und als Philosophie ist er „Freund“ von jeder Religion, die zum Guten führt. Allerdings vermischen die Menschen häufig den Spiritismus stark mit Okkultismus und anderen Arten im Spiritualismus (Esoterik).“

Hier gilt es in der Tat zu unterscheiden, denn als Form von Religionsphilosophie, die für sich zudem noch einen wissenschaftlich-empirischen Geltungsanspruch behauptet, unterscheidet sich der von Kardec formulierte Spiritismus als einheitliches System mit einer „Schriftgrundlage“ von den eklektischen Sammelsurien verschiedener esoterischer Anbieter, die Konzepte verschiedener Religionen mischen, oder aus dem Zusammenhang ihrer Religion herausreißen. Ein gutes Beispiel ist hier jene Richtung der jüdischen Kabbalah, die bei Prominenten wie Madonna sehr beliebt ist. Hier trennt man jüdische Mystik/Esoterik von jüdischem Glauben, denn eigentlich müsste Madonna um Kabbalah zu studieren, streng-jüdisch nach den Geboten der Tora leben und zudem noch ein Mann sein.

Zu Bauers Lehraussagen, besonders zum Konzept einer „unsichtbaren Geisterwelt“ und deren Funktionsweise schrieb mir Mueves folgendes:

„Seine Rede spiegelt eine Pastor- Predigt des nordamerikanischen Anglizismus wieder. Wir finden diese Art des Vortragens sehr schlimm, furchtbar. Wir würden es so nicht halten. Die Aussagen über den Einfluss der bösen Geister (Dämonen) und über die Hilfe der guten Geister sind zutreffend und stimmen mit dem Spiritismus überein;
Seine Haltung, dass zwar andere Gläubige durch Meditation die Erleuchtung suchen aber nur durch Jesus „wir die wirklich Erleuchteten sind“ ist sehr exklusivistisch (siehe

Please Login HERE or Register HERE to see this link!

) und entsprechend anders als das, was die spiritistische Lehre lehrt. Denn die Liebe Gottes ist für jeden Menschen da, unabhängig von seinem Glauben. Man braucht es nur zu glauben und zu wünschen und wir bekommen die Hilfe und Heilung. (Buch der Geister, Evangelium im Lichte des Spiritismus)“
Fazit: Nichts Schlimmes über die geistige Welt und unsere Koexistenz mit ihnen aber die Art und die Darstellung ist etwas sektenhaft und steht (laut unserer Überzeugung) mit dem wahren Sinn des überlegten/ rationellen Glaubens im Widerspruch.“


Interessant an dieser Beurteilung ist, daß – abgesehen vom Stil, der als „fruchtbar“, „schlimm“, „sektenhaft“ beschrieben wird – die einzig wesentliche Ablehnung gegen Bauers Exklusivismus geht, daß die wahre „Erleuchtung“ durch Christus komme.
Deutlicher gesagt: Mir wurde von Spiritisten offiziell versichert, Bauers Lehren über Dämonen, Geistern und zur unsichtbaren Welt stimmen mit denen des Spiritismus überein, wenngleich mit der kleinen Einschränkung, daß es ein christologischer und kein philosophischer Spiritismus ist.

Stephan Klaus, seit 1990 als Geistheiler tätig und Mitglied im Schweizer Verband für Natürliches Heilen SVNH & World Federation of Healing England WFH fragt auf seiner Website:

„Gibt es hinter unserer sichtbaren Welt noch eine andere, eine unsichtbare Dimension? Eine Ebene von der aus auf nicht erklärbare Weise Kraft und Heilung kommen können? Oder ist dies alles bloss Einbildung, Projektion, Placebo oder alleinige Kraft des Glaubens? Diese Dimension gibt es und mittels geistigem Heilen kann man sich für das Wirken der Kräfte aus dieser Ebene öffnen sowie sie auch vermitteln.“

Ihm schickte ich 6 Seiten PDF’s mit Mitschriften aus den das tägliche Bibelschulprogramm begleitenden Kurzauftritten Bauers, sowie die oben schon genannten Auszüge. Sein Kommentar:

„Tja, etwas eng wird einem da halt schon ums Herz. Und das Wort "Beherrschen" kommt mehrmals vor, fiel mir auf. Überhaupt hat er etwas martialisches. Geister müssen sich beugen, sind Dienstpersonal der einen oder anderen Seite.......
So erlebe ich die Vielfalt der geistigen Welt auf alle Fälle nicht.
Aber Herr Bauer sagt ja irgendwo, das dies nur die Ebene der Christen sei die den "Ausweis" haben."


Ähnlich wie Arnoldo Mueves problematisiert Stephan Klaus v.a. Bauers „christliche Beschränktheit.“ Die „Vielfalt der unsichtbaren Welt“ werde letztlich so nicht erlebbar. Ich fragte ihn auch nach der Terminologie. Wo kann ich recherchieren? Welche Literatur kennt Begriffe wie „unsichtbare Welt“, „Christusbewußtsein“, „Eintreten in den Liebesstrom“?:

„Sie fragen nach Literatur, die in ähnliche Richtung geht: gut aufgehoben sind Sie da bei den Spiritualisten, die sich explitzit mit der “unsichtbaren Welt“ beschäftigen. Der Themenkreis "Christusbewusstsein" ist gigantisch und unübersehbar.
"Auflösung von Blockaden" finden Sie an jeder esoterischen und alternativheilkundlichen Häuserecke, das ist ein Begriff der von der Akupunktur zur Craniosacral- bis zur Tanztherapie reicht.
„Eintreten in den Liebesstrom“ ist da schon komplexer und hört sich nach Tantrismus, einer Schule des Buddhismus an aber ich habe es auch schon in Zusammenhang mit out-of-body Erfahrungen verwendet gesehen.
Mit der Lichtmetaphorik begann es schon im christlichen Mittalter, als galt "Gott ist Licht". Aber die meisten Religionen und viele esoterische Richtungen auch heutiger Zeit finden irgendwo den Bezug zum Licht.“


Über Heiler in Glaubenssystemen wie Helmut Bauer schrieb mir Herr Klaus folgendes:

„Ich kenne viele Menschen in Glaubenssystemen welche sehr gute Erfolge als Heiler/innen haben. Wenn genug Liebe für die Menschen da ist und der innere Kanal "nach oben" offen ist, sind die Voraussetzungen für vieles geschaffen. Auch der grosse Heiler Harry Edwards bezeichnete die Heilerfolg als Gottes Werk, sprach aber auch von den "spirit doctors"
welche behandeln. Einmal sagte er, dass seiner Überzeugung nach Jesus selber dabei sei bei seinen grossen Heildemonstrationen. In welchen nota bene 30 Jahre alte Athrosen innert Sekunden wichen und verformte Wirbelsäulen reihenweise gegrädet wurden.
Wenn man die Lebensgeschichten von Heilerinnen und Heilern studiert, dann findet man immer den Kontext zu Gott aber kaum den Eindruck, dass die Betroffenen um die genauen Vorgänge wissen, die hinter der Geistheilung stehen.“


Schluß

Humanistisch-ausgerichtete Geistheiler und Spiritisten halten Bauer für viel zu religiös und exklusivistisch. Von der spiritistischen Perspektive aus gesehen ist er nicht minder ein „Sektierer“, wenngleich er „gute“ und übereinstimmende Einsichten in deren Lehren von der unsichtbaren Welt besitze. Nach Stephan Klaus kann man ihn gut als Geistheiler innerhalb eines Glaubenssystem verstehen.

Helmut Bauer ist eine esoterisch-christliche Erscheinung, wie es sie in unserer Zeit genügend gibt, und von denen sich leider auch viele verführen lassen, die von ihrer Bibel eigentlich reichlich Gebrauch machen: freikirchliche Christen, die nicht selten in der besten Absicht Jesus nachzufolgen handeln. Doch nicht nur dort: Wenn – wie ich kürzlich in einer Anzeige sah – katholischen Kirchen ausdrücklich einen Meister der östlichen Meditation einladen, um für die Gemeinde ein Seminar abzuhalten, so hat dies – als geistiges Bild gesprochen – einen ähnlichen Charakter, wie in der Mitte des Zimmers einen Teppich auszubreiten, Bilder und Statuen von Bhudda, Krischna, Jesus und anderen darauf zu stellen und nach dem kosmischen Funken göttlichen Seins in uns zu suchen.

Christen sind immer aufgerufen die Geister zu prüfen. Anhand der Schrift und in der Gemeinschaft der Mit-Christen sich auszutauschen. Sind die Buchstaben wirklich ein „Vorbild der gesunder Worte“? (2. Tit 1,13) Welche Geist regiert? Wo Christen untereinander nicht als Brüder auch diskutieren und kritisieren, ermahnen und korrigeren können, wo die Leiterschaft der eigenen Gemeinde andere Konfessionen und Kirchen belächelt bis dämonisiert, da ist Christus, ist der Heilige Geist, ebensowenig gegenwärtig, wie in Anbetung falscher Geister.
  • 0