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Natur, Wert, Bedürfnis und Sicherheit der Gemeinde.


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Rolf

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C.H.Spurgeon





Natur, Wert, Bedürfnis und Sicherheit der Gemeinde.





Das besondere Volk des Herrn. In einem gewissen Sinn gehört Gott alles Fleisch. Alle Menschen sind sein durch das Recht der Schöpfung, und Er allein ist aller Souverän. Aber Er blickt auf die Menschenkinder herab, erwählt welche von ihnen und spricht: ,,Diese sollen mir ein besonderes Volk sein. Dieses Volk habe ich mir zugerichtet; es soll meinen Ruhm erzählen." Als der König von Navarra um seinen Thron kämpfen mußte, hieß es von ihm, daß er mit einem sehr ernsten Blick die Feinde überschaute, und daß, als er auf sein Volk blickte, ihm die Tränen in seine Augen traten, und als er sah, daß auch die Franzosen in Waffen gegen ihn dastanden, sprach der milde Heinrich: ,,Kein Franzose ist mein Feind, schlagt die Feinde, aber laßt die Brüder gehen." Der König blickte auf sein Volk, selbst als es sich gegen ihn auflehnte, und hinsichtlich desselben hatte er andere Gedanken, als hinsichtlich seiner Feinde. ,,Laßt sie gehen," schien er zu sagen, ,,sie sind mein Volk." - So ist es in den großen Kämpfen dieser Welt, wenn Gott die schwere Artillerie des Himmels losläßt. Er blickt ernst auf seine Feinde, aber hinsichtlich seines Volkes hat Er Tränen in seinen Augen. Er ist stets zärtlich gegen die Seinen. ,,Schont mein Volk," spricht Er, und die Engel treten ein, damit seine Auserwählten ihren Fuß nicht an einen Stein stoßen.



Gottes Volk. Als Gott sich einen Palast von lebendigen Steinen erbauen wollte, wo holte Er dieselben her? Ging Er etwa zu dem Steinbruch von Paros, um den reinsten und schönsten Marmor aus dem Steinbruch der Vollkommenheit zu holen? Nein. O, ihr Heiligen, ,,schaut auf den Fels, daraus ihr gehauen seid, auf des Brunnen Gruft, daraus ihr gegraben seid." Ihr wart voller Sünde, weit davon entfernt, reine, weiße Steine zu sein; ihr wart infolge eurer Befleckung schwarz und gänzlich untauglich zu Steinen in seinem Tempel, der der Wohnplatz des Allerhöchsten sein sollte. Und dennoch erwählte Er euch, damit ihr Trophäen seiner Gnade und Macht würdet. Als Salomo sich einen Palast erbaute, wählte er die köstlichsten Zedern aus; aber als sich Gott ein Haus bauen wollte, in welchem Er ewig wohnen könne, hieb Er nicht die schönsten Zedern nieder, sondern wohnte in einem Dornbusch und ihn zu einem ewigen Denkmal erwählte: ,,Der Gott, der im Busch wohnte." - Goldschmiede machen aus köstlichem Material ausgezeichnete Figuren: blinkende Armbänder und goldene Ringe; Gott macht seine köstlichen Kleinodien aus schlechtem Material. Er hat schwarze Kieselsteine aus dem schmutzigen Bach aufgenommen und in den goldenen Ring seiner unveränderlichen Liebe gesetzt, damit sie ewig an seinem Finger funkeln.

Er hat nicht die besten, sondern die schlechtesten Menschen erwählt, damit sie Denkmäler seiner Gnade würden. Wenn Er im Himmel einen Chor haben wollte, der mit lieblichen Stimmen sein Lob besingen und das ewige Halleluja anstimmen sollte, lauter, denn das Rauschen vieler Wasser, sandte Er da seine Barmherzigkeit herab, daß sie die besten Sänger der Erde mit den süßesten Stimmen auswähle? Nein; Er sagte: Gehe hin, Barmherzigkeit, und suche die Stummen auf, berühre ihre Lippen und mache sie singen! Die jungfräulichen Zungen, die vorher nie mein Lob gesungen haben, die bisher still gewesen sind - sie werden die erhabensten Rhapsodien auswählen, so daß selbst die Engel staunen werden. ,,Der Stummen Zunge wird Lob sagen."



Die Verbindung mit dem Staat ist die Schwäche der Kirche. Die Bundeslade geriet erst da in die Gefangenschaft, als man es versuchte, sie mit fleischlichen Waffen zu verteidigen, und sie befreite sich selbst, sobald man sie sich selbst überließ. Als kein Soldat da war, der sie bewachen konnte, als sie im Tempel Dagons gefangen gehalten wurde, da fiel Dagon vor ihr und Philistrien wurde gedemütigt. - So bringt die Verbindung zwischen Staat und Kirche das Evangelium nur in Gefahr; aber wenn diese Verbindung, die das schlimmste aller Übel ist, einmal gelöst wird, dann wird das Evangelium in seiner Erhabenheit alle seine Widersacher in Verwirrung bringen. Fürchte nie um Gottes Sache; es ziemt einem Christen nicht, zu fürchten; es ist unmännlich, so zu sprechen, als ob Christi Sache gleich einem Feinde untertreten werden könnte. Das kann nie geschehen.



Christus, der einzige Gesetzgeber seiner Gemeinde. Wir bestreiten jedem König und jedem Parlament das Recht, der Gemeinde Christi Gesetze vorzuschreiben. Das mag bei irgend einer Volks- oder Landeskirche geschehen, bei Christi Gemeinde darf es nicht sein. In den christlichen Gemeinden, wo Christi Autorität anerkannt wird, ist die Bibel das einzige Gesetzbuch und der lebendige Christus der einzige Gesetzgeber, und Er ist es allein, welcher diesen Gesetzen Autorität gibt. Wenn Er uns gebietet, zu taufen, so taufen wir nicht, weil wir von einem Konsistorium dazu autorisiert oder von einem Bischof oder Presbyter bevollmächtigt sind, sondern wir taufen, weil Christus gesagt hat: ,,Darum geht hin und lehrt alle Völker und tauft sie in den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Wenn wir zusammenkommen, das Brot zu brechen, so geschieht das nicht im Namen einer Gemeinschaft oder eines Gerichtshofs, sondern in dem Namen Jesu Christi. Wenn wir unsre Gemeindepraxis auf die Autorität eines Augustin oder Chrysostomus oder Calvin oder Luther gründen oder auch unseren Glauben gründen auf einen lebenden Prediger oder auf die Macht seiner Beredsamkeit oder auf das Zwingende seiner Beweisgründe, so setzen wir Christum von seinem Platz ab. Der Grund, aus welchem wir die geoffenbarte Wahrheit glauben sollten, ist, weil Christus sie bezeugt hat.



Die Heiligen haben großen Wert in Gottes Augen. Ich habe es versucht, darüber eine Berechnung anzustellen. Wenn die Haare auf ihrem Haupt so viel wert sind, daß Gott sie zählt, wer kann mir dann wohl sagen, was ihre Häupter selber wert sein mögen? Wenn ihre Häupter so viel wert sind, daß der Herr Jesus Christus starb, um sie zu erlösen, wer kann da sagen, was ihre Seelen wert sind, oder besser, was sie nicht wert sind? Sie haben größeren Wert, als alle Welten zusammengenommen. Frage eine Mutter, was ihr Kind wert ist. ,,Was fordern Sie für Ihren Knaben, Madame?" Wenn sie ihn für einen Preis verkauft, der nach ihrem Erachten ein gleichwerter Betrag ist - wenn wir all unser Geld zusammenwerfen wollten, so würden wir doch die Summe nicht aufbringen. Der Herr legt seinen Kindern einen solchen Wert bei, daß Er lieber seinen Sohn in den Tod gab, als daß Er eins von ihnen verliere, und Jesus selbst erwählte es, am Kreuz zu sterben, damit keines von diesen Kleinen verloren gehe. O, wie köstlich ist Gottes Volk in seinen Augen!



- Wenn Napoleon seine Gedanken über die Leben der Menschen am Tage nach der Schlacht ausgesprochen hätte, so würde er sie etwa mit dem Wasser verglichen haben, das man auf die Erde schüttet. Um einen Sieg erobern oder eine Provinz unterwerfen zu können, war es ihm gleich, ob auch die Erde mit Leichen wie mit Herbstblättern bedeckt werden mußte; auch kümmerte er sich nicht darum, ob sich in jedem Dorf Waisen befanden, oder ob Witwen über den Verlust ihrer Männer weinten. Was war das Leben der angeworbenen Söldner gegen den Ruhm des Kaisers? Wenn es galt, Österreich zu demütigen oder Rußland zu überfallen, so fragte der Korsikaner nichts danach, ob auch die Hälfte des Menschengeschlechts unterging. So ist es aber nicht bei dem König aller Könige. Er verschont die Armen und Elenden und rettet die Seelen der Bedürftigen, und ihr Blut ist teuer geachtet vor Ihm. Unser herrlicher Anführer verschwendet nie das Leben seiner Soldaten; Er schätzt seine streitende Gemeinde über alles, und wenngleich Er es seinen Heiligen gestattet, ihr Leben für Ihn dahinzugeben, so ist doch kein einziges dieser Leben verloren oder unnötig dahingegeben worden.



Gottes Freude und Wohlgefallen an seinem Volk. Wenn ein kleiner Säugling Verstand hätte und sich selber sehen könnte, würde er sagen: ,,Wie unbedeutend bin ich doch gegen meinen Vater! Welche schwachen Hände! Welche zitternden Füße! Ich bin doch ein recht überflüssiges, armes, dürftiges, abhängiges Geschöpf!" Aber so denkt die Mutter nicht von ihm. Sie findet in der Schwäche eine Liebenswürdigkeit und in dem kleinen Säugling große Schönheit. Sie sorgt mit Tränen in den Augen darum, daß niemand diesem Kind Schaden zufüge. Sie hält es für das schönste, das es je auf Erden gegeben hat, und ihr ist es das auch ohne allen Zweifel. Nun, in unserem Gott sind alle Instinkte einer Mutter und eines Vaters miteinander verschmolzen, und wenn Er auf seine Gemeinde blickt, nennt Er sie ,,meine Lust an ihr". Ich lese nicht, daß Er an den Werken der Natur seine Lust hat, wohl aber, daß seine Lust ist bei den Menschenkindern. Er freut sich nicht so sehr der Werke seiner Hände, als der Werke seines Herzens, und der dreieinige Gott ist bemüht, die zu segnen, die die ewige Liebe zum ewigen Leben verordnet hat.



- Man kann Gottes Wohlgefallen an seinen Kindern in etwa beurteilen nach dem Wohlgefallen, das wir an unseren eigenen Kindern haben. Wenn z. B. eine Mutter Gefallen an ihrem Kind hat, so gefällt es ihr, an ihr Kind zu denken, ihr Kind anzusehen, zu ihrem Kind zu sprechen; es gefällt ihr, ihrem Kind zu dienen; sie hört gern ihres Kindes Geplauder; die kleinen, abgebrochenen Silben sind liebliche Musik in ihren Ohren. Sie hat Gefallen an dem, was ihr Kind ist, und an dem, was es sein wird; es ist ihre Wonne. Nun, ohne mich über diesen Punkt weiter zu ergehen, will ich sagen, daß, wenn ihr den Herrn fürchtet und auf seine Güte hofft, Gott Gefallen an euch hat, wie ihr nur Gefallen an euren Kindern haben könnt.



- Christus sieht Schönheiten in seinem Volk, weil Er sich für dasselbe interessiert. Er hat ein Interesse daran, wie ein Künstler Interesse hat an seinen Erzeugnissen. Als der griechische Botschafter zu Cyrus kam, führte ihn der persische Herrscher in seinem Garten umher und zeigte ihm die verschiedensten Bäume und Pflanzen, und Lysander drückte ihm unverhohlen seine Freude aus; aber Cyrus sagte: ,,Du kannst unmöglich solchen Genuß an diesem Garten haben, wie ich; denn," fügte er hinzu, ,,nachdem ich den Garten selbst ganz nach meinem Plan angelegt, habe ich auch alle diese Bäume mit eigener Hand gepflanzt und beschnitten und begossen." - So hat der Herr Jesus außerordentliche Freude an seinem Volk, weil er jedes einzelne selber pflanzt und reinigt. ,,Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu. guten Werken," und daher kommt es, daß Er seine Freude an euch hat.



Der Garten der Gläubigen. Das Bild von einem Garten ist ein sehr liebliches und anziehendes. Ich brauche euch nicht zu sagen, wieviel Geschmack sich da entfalten läßt und wieviel Vergnügen die Kultivierung eines solchen Stückchen Landes gewährt. Allerdings bedarf ein Garten der beständigen Sorgfalt, und wenngleich er zu einer Zeit schöner sein mag als zu anderen Zeiten, so ist er doch nie aller seiner Reize beraubt und gleicht nie einer wilden Heide. So ist es etwas Schönes um eine christliche Gemeinde, in welcher die lieblichen Blumen der Gnade blühen und die Früchte des Geistes reifen, in welcher alles wohlgeordnet ist und nur auf Reinigung acht gegeben wird. Es ist köstlich, so von einem Fenster aus einen wohlgepflegten Garten überblicken zu können. Ich habe auch manche Gärten gesehen, die zu Häusern gehören, da der Eigentümer für jedes Glied seiner Familie ein Stückchen abgeteilt hat. So ist es stets gut, wenn jedes Gemeindeglied ein Fleckchen hat, das sein Herz und seine Hände beschäftigt, um den ganzen Garten schöner zu gestalten, und ich wünsche, daß jeder mit Lust und Freude auf die zarten Blüten und vollduftenden Blumen schauen kann, auf welche er seine Mühe und Sorgfalt verwendet hat.



Die wünschenswerte Einigkeit. Unser Heiland ist aufgefahren in die Höhe und hat Gaben für die Menschen empfangen, damit der Leib Christi erbaut werde. Manche der alten römischen Mauern sind mit so vortrefflichem Mörtel verbunden, daß es fast unmöglich ist, einen Stein von dem anderen zu trennen; ja, die ganze Steinmasse ist so in Zement gebettet und zu einem Felsen verdichtet, daß man oft einen Stein nicht von dem anderen unterscheiden kann. Wohl der Gemeinde, die so auferbaut ist, wo jedes Glied nicht nur für die eigene Wohlfahrt, sondern für das Wohlergehen aller sorgt, wo, wenn ein Glied sich freut, sich alle mitfreuen, wo, wenn ein Glied Schmerz empfindet, alle anderen mittrauern, wo man der Gebundenen als der Mitgebundenen gedenkt und derer, die Trübsal leiden. Aber ach, was sind etliche Gemeinden noch viel anderes als halbreligiöse Clubs und rein äußerliche Zusammenkünfte? Sie haben die heilige Seele nicht in sich, die das Wesen der Einigkeit ist; da ist kein Leben, das sie zusammenhält. Unser Leib würde bald auseinanderfallen und eine faule Masse werden, wenn die Seele nicht darinnen wäre, und wenn Christi Geist von einer Gemeinde fern ist, dann muß der äußere Bau einer Gemeinde bald in Stücke zerfallen, denn wo kein Leben ist, da kann auch keine wahre Einigkeit sein.



Hindernisse für eine lebendige Gemeinde. Es ist schrecklich, von der Bestrafung zu lesen, die die alten Tyrannen zuweilen verhängten, indem sie einen lebendigen Menschen an einen Leichnam banden, mit dem er umhergehen mußte, so daß der Verwesungsgeruch beständig seine Nase erfüllte. Und doch befinden sich die rechten lebendigen Glieder in unseren Gemeinden oft in ähnlicher Lage. Ein Teil der Gemeinde ist geistlich tot, hält sich jedoch so, daß er nicht von dem ganzen losgetrennt werden kann, und die Lebendigen fühlen sich an ihn gebunden. Das Unkraut, das wir nicht auszurotten wagen, hindert den Weizen und hält ihn auf. O, daß Gott die Gemeinden ganz lebendig machen möchte, und daß alle wie aus einem Munde riefen: ,,Der Herr sei gepriesen!"



- Was die Waffen Roms bei Hannibal nicht auszurichten vermochten, das gelang den Festgelagen. Die Soldaten, die durch die Gegenmacht nicht bezwungen werden konnten, wurden durch den Luxus und durch die festlichen Ruhetage überwunden. - Wenn eine christliche Gemeinde sich der trägen Ruhe überläßt und ihre Aufgabe vergißt, wird sie ihren Platz nicht lange behaupten können.



Das Streben nach Reinheit. Wenn ein Mensch einen Splitter oder sonstigen fremden Gegenstand in seinem Fleische hat, so kann er nicht ruhen, bis er diesen toten Gegenstand entfernt hat, und ob es auch unter vielen Schmerzen geschehen muß. So ist es mit der christlichen Gemeinde. Sie mag viele tote Glieder in sich haben, sobald sie aber anfängt, recht lebendig zu werden, sobald sie kräftig wird durch den Geist Christi, ist ihre erste Bemühung darauf gerichtet, das tote Wesen und die fremden Substanzen auszuscheiden, ob es auch viele Schmerzen machen sollte und obgleich sie an äußerlich er Schönheit verlieren müßte. Und wo dieser Prozeß sich vollzieht - wenngleich wir diejenigen herzlich bemitleiden, die da ausgeschieden werden - können wir doch an innerer Gesundheit nur gewinnen und können Gott für das kräftig gewordene Leben danken.



- Livingstone war als Missionar stets besorgt und bemüht, eine große Gemeinde zu vermeiden, die aus bloßen Namenchristen bestand. ,,Nichts," so schrieb er, ,,nichts kann mich dazu bewegen, eine unreine Gemeinde zu gründen. Es klingt ja ganz schön, im Missionsbericht lesen zu können: >>Da und dort sind fünfzig Seelen der Gemeinde hinzugetan worden;<< aber welchen Wert hat an jenem Tage die große Zunahme, wenn von den fünfzig nur fünf echt waren?"
Whitefield pflegte öfter zu sagen, daß er lieber eine kleine Gemeinde von zehn Männern, die vor Gott richtig ständen, haben möchte, als eine große Gemeinde von mehr als fünfhundert Gliedern, über welche sich der Teufel und die Welt ins Fäustchen lache.



,,Etliche der besten und etliche der schlechtesten!" Da sind etliche unter euch, welche dem Meister sehr ähnlich geworden sind, und ihr seid die Freude der Gemeinde. Aber es gibt in allen Gemeinden auch solche, welche Christi Namen tragen, Ihm aber nicht ähnlich sind. Mein ehrwürdiger Vorgänger, Dr. Rippon, pflegte von seiner Gemeinde zu sagen, daß er etliche der besten Menschen darin habe, die es in ganz England gebe, und dann pflegte er hinzuzufügen, indem er den Ton stark sinken ließ: ,,und etliche der schlechtesten." Ich fürchte, daß ich dasselbe sagen muß; aber es betrübt mich, es sagen zu müssen. Die schlechtesten Menschen in der Welt sind die, welche am meisten bekennen und am wenigsten tun. Gehöre du nicht zu dieser unglücklichen Klasse, sondern sei du bestrebt, durch den Segen Gottes und die Hilfe seines Geistes zu denen gezählt zu werden, welche sich mindestens bemühen, dem Lamm zu folgen ,,wo es hingeht".



Die Gemeinde darf nicht nach den Heuchlern beurteilt werden. Hat es jemals einen Verein oder eine Gemeinschaft in der Welt gegeben, die kein unwürdiges Glied von schlechtem Ruf in ihrer Mitte gehabt hätte? Und muß denn der Weizen wegen der ihm anhaftenden Spreu verworfen werden? Wenn wir aus aller Macht bemüht sind, uns von den Betrügern zu reinigen, sobald wir sie entdecken, was können wir mehr tun? Ich möchte jeden Menschen fragen, wie sehr derselbe auch das Christentum hassen mag, was eine Gemeinde mehr tun kann, wenn sie ihre Glieder sorgfältig bewacht und die Gottlosen ausschließt, sobald solche in ihren Reihen entdeckt werden? Es ist niedrig von der Welt gehandelt, wenn sie die Fehler einiger falscher Bekenner der ganzen Gemeinde zur Last legen will - so niedrig, daß sie sich solcher niedrigen Handlungsweise schämen sollte. Und dennoch tut sie es. ,,Da, da; das wollten wir gern!" Ja, die Töchter der Philister freuen sich und die Unbeschnittenen triumphieren, wenn Jesus durch seinen Freund verraten und von seinem verräterischen Jünger verkauft wird. O, heuchlerischer Bekenner, wird sich der Herr an dir nicht rächen? O zittere, denn du wirst sicher nicht unbestraft bleiben.



Das Bedürfnis des Heiligen Geistes in der Gemeinde. Ohne den Geist Gottes sind wir gleich einem Schiff, das an die Küste geworfen ist, und nachdem sich die Flut zurückgezogen hat, nicht zu bewegen ist, bis die Flut wiederkommt und es aus dem Sand aufhebt. Wir sind gleich jenem Schiffe, von dem wir kürzlich gelesen haben, das im fernen Eismeer festgefroren war. Ehe der Geist Gottes nicht die frostige Kälte unseres natürlichen Zustandes auftaut und eine neue Lebensflut über uns bringt, können wir uns nicht bewegen, sondern liegen kalt, leblos und kraftlos da. Der Christ ist gleich dem Seemann von dem Hauch des Himmels abhängig, wenn sich die Barke weiter bewegen soll. Wir sind gleich den Pflanzen auf dem Felde, und diese Frühlingszeit legt uns dieses Bild nahe: den ganzen Winter hindurch schläft die in ihre frostigen Gewänder eingehüllte Vegetation, sobald aber der geheimnisvolle Einfluß des Frühlings sich geltend macht, tut sich ihr Kleid auf und auf ihrem Busen zeigen sich die vielen Farben in den sich öffnenden Blumen. So liegt auch wohl eine Gemeinde zuweilen in einem langen, schrecklichen Winterschlaf, bis Gott der Heilige Geist die Bande der Untätigkeit löst, und die Herzen anfangen, zu knospen und zu blühen.



Eine tote Gemeinde ist eine Brutstätte des Bösen, ein Heim für Teufel. Die Gräber mögen erst kürzlich weißgewaschen worden sein; aber sie sind nichtsdestoweniger offene Gräber und Höhlen für unreine Geister. Eine Gemeinde, die ganz lebendig ist, ist ein kleiner Himmel, eine Heimstätte für Engel, der Tempel des Heiligen Geistes. In mancher unsrer Gemeinden scheint der eine noch kälter zu sein als der andere. Die Mitglieder sind heilige Eiszapfen. Ein allgemeiner Frost hat alle gelähmt, und wenngleich die einen noch kälter sind als die anderen, so sind sie doch alle unter dem Gefrierpunkt. Da sind keine fließenden, erfrischenden Bäche, sondern alles ist durch den Frost der Gleichgültigkeit erstarrt. O, daß der Herr seinen Wind wehen lassen möchte, damit die Gletscher zerschmelzen. O, daß der Geist Gottes den Winter aus jedem Herzen und aus jeder Gemeinde verbannen möchte! Keine menschliche Kraft ist imstande, eine Gemeinde vor dem Frost zu schützen, welcher sie gefühllos und leblos macht. Wenn da der Herr mit seiner Kraft nicht wirksam ist, dann ist Leben, Wärme und Wachstum, alles unmöglich.



Das Bedürfnis beständiger Reformation. Eine einmalige Reformation kann der Kirche nicht genügen; sie bedarf der beständigen Reinigung, gleich einer großen Uhr, die beständig aufgezogen und von neuem reguliert und gereinigt werden muß. Die kühne Lehre, welche Luther ans Licht brachte, wurde nach einiger Zeit schon ein wenig modifiziert, bis eine Lage auf die andere folgte und schließlich die alte Felsenwahrheit wieder bedeckt wurde und auf der Oberfläche allerlei grüne und blumige Irrtümer aufwuchsen, welche zwar ganz schön aussahen, aber mit der ursprünglichen Wahrheit gar keine Ähnlichkeit mehr hatten. Da kamen kühne Männer, welche die Wahrheit wieder hervorholten und sagten: ,,Hinweg mit dem Schutt; diese trügerischen Schönheiten müssen weggeräumt werden; wir bedürfen ihrer nicht, aber wir müssen die alte Wahrheit wieder haben." Und das Evangelium wurde wieder ans Tageslicht gebracht und von seinen Banden befreit. Aber die Neigung der Kirche geht beständig dahin, diese nackte Einfachheit zu verhüllen; sie vergißt, daß die Wahrheit nie so schön ist, als wenn sie in ihrer eigenen, ungeschminkten, von Gott ihr gegebenen Herrlichkeit dasteht. Und in dieser unserer Zeit bedürfen wir es aufs neue wieder, daß die alte Wahrheit hoch auf den Leuchter gestellt werde, daß sie von Männern gepredigt werde, deren Lippen mit der Kohle von dem Altar berührt worden sind. Das wird dann die Zeit sein, da große und gründliche Erweckungen im Lande offenbar werden.



Diene treu! Vielleicht ist es einigen von euch, als ob ihr umsonst arbeitet und keine Frucht von eurer Tätigkeit seht. Die Lampe in eurem Heiligtum brennt sehr matt; der arbeitenden Glieder sind sehr wenige, und auch ihr Eifer läßt sehr nach. Aber gib du deine Arbeit nicht auf in dieser Zeit der Not. Bleib' auf deinem Posten, komme auch, was da wolle. Sei du der letzte, der das untergehende Fahrzeug verläßt, wenn es denn untergehen muß. Sei du entschlossen, als Gottes Freund Ihm allezeit zu leben, und als ein Bruder, der in die Gemeinde hineingeboren ist, zu fühlen, daß du ihr bis zum letzten Atemzug anhangen und dienen mußt.



Das Schiff der Gemeinde Christi kann nie zum Wrack werden; es mag im Sturm umhergeworfen werden, aber es ist fest und stark, und sein Lotse steuert es mit allmächtiger und allweiser Hand. Sein Bug mag einen Augenblick im Wasser sein, aber siehe, er zerteilt das Meer und schüttelt die berghohen Wogen ab, wie ein Löwe den Tau von seiner Mähne abschüttelt. Es sind schon heftigere Stürme denn jetzt gegen dasselbe losgelassen, aber es hat seine Spitze stets dem Wind entgegengehalten und hat sich trotz der schrecklichsten Stürme der Hölle noch immer seinen Weg gebahnt, und so wird es fort und fort geschehen, bis es seinen ihm bestimmten Hafen erreicht hat.



Die Lebenskraft der Gemeinde Christi. Sieh', wie groß sie ist. Tauche die Gemeinde unter die Wogen der Verfolgung, und sie kommt aus der Waschung nur um so reiner hervor; wirf sie ins Feuer, und sie wird durch das Brennen nur glänzender und fester werden; zerteile sie, und jeder Teil wird zu einer anderen Gemeinde werden; enthaupte sie, wenn das möglich ist, und gleich der alten Hydra wird sie anstatt des einen Hauptes, das ihr genommen werden soll, deren hundert haben. Sie kann nicht untergehen und sterben; sie muß leben, weil sie Gottes Kraft in sich wohnen hat.



- Unsichtbare Geister sind die Diener der Geliebten Gottes. Alle Scharen des Himmels sind zu ihrem Schutz bereit. Wenn es nötig wäre, würde das neue Jerusalem seine Myriaden hergeben, wie Theben seine Scharen aus seinen hundert Toren, und jeder Engel würde mit gezücktem Schwert unsere Feinde angreifen und sie vertilgen; denn der Herr wird nicht dulden, daß eines seiner Kleinen verloren gehe.



Der Herr eine feurige Mauer. Eine gläubige Dame träumte vor nicht langer Zeit einen Traum, der nicht ein Traum, sondern eine Tatsache ist. Sie sah sich selbst von Gott umgeben; unter ihr und ringsumher war ein heller Lichtglanz, und während sie sich inmitten der Herrlichkeit stehen sah, bemerkte sie, wie alle ihre Schmerzen und Sorgen und Trübsale und Bekümmernisse, ihre Sünden und Versuchungen außerhalb der feurigen Mauer umherirrten und sie nicht erreichen konnten. So lange sich der Lichtglanz nicht öffnete und den Feinden einen Weg bahnte, war sie vollständig sicher, obgleich sie die Gefahren wohl sehen konnte, welche sie sonst leicht vernichtet haben würden. Ist nicht der Herr eine feurige Mauer um sein Volk her und seine Herrlichkeit darin?



Die Sicherheit der Gemeinde Christi. In dieser Woche stand ich neben einer Kirche, welche einst in beträchtlicher Entfernung vom Meer stand, jetzt aber ihren Platz dicht am Ufer hat. Fast in jedem Jahre wird von dem Meer etwas von dem Lande weggespült, und in einem oder in zwei Jahren muß diese Kirche fallen. Noch steht sie ruhig und sicher da, aber eines Tags wird sie von der See verschlungen sein, wenn sich die Elemente nach ihrem üblichen Gesetz wirksam erweisen werden. Ich konnte nicht umhin, mir zu sagen, daß dies Gebäude nur ein Bild von gewissen kirchlichen Gemeinschaften ist, die auf den Sandklippen der Staatshilfe und des Aberglaubens stehen. Die Fluten der Erleuchtung gehen weiter, und vor allem schreitet die ozeanische Flut des Geistes Gottes voran und unterspült ihre Grundlage, bis endlich das ganze Gebäude zusammenbrechen wird. Und was dann? Werdet ihr eure Hände aufheben und ausrufen: ,,Herr, die Kirche Gottes ist dahin!"? Haltet solche Worte zurück. Gottes Kirche ist völlig sicher. Seht, dort auf jenem Vorgebirge steht Gottes Gemeinde. Der Sturm umtost sie von allen Seiten, und doch fürchtet sie nicht, unterspült zu werden, denn sie steht nicht auf Triebsand, sondern ist auf festem Felsen erbaut, so daß die Wogen der Hölle vergeblich dagegen ankämpfen. Laßt die erdgeborne vom Staat gestützte Kirche fallen. Verschlinge sie, du Meer der Zeit, und laß auch nicht einmal ein Wrack zurück! Aber die Gemeinde des lebendigen Gottes wird um so herrlicher erscheinen, weil der Sturm, der ihren Rivalen ereilt hat, nur ihre göttliche Kraft zeigen konnte.



Der bewahrende Hirte. Folgendes Zwiegespräch illustriert die Sicherheit der Gemeinde Christi durch die Gegenwart des Herrn. Als die Juden aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren und alle Heiden um sie her sich sehr feindlich gegen sie zeigten, traf eines Tags ein Heide mit einem Juden zusammen und fragte ihn, wie er und seine Glaubensgenossen sich nur einbilden könnten, daß sie in Sicherheit wohnen könnten. ,,Da ist ja doch," sagte er, ,,jeder einzelne von euch wie ein einfältiges, wehrloses Schaf, das gleichsam von fünfzig Wölfen umgeben ist." ,,Das ist ja wahr," antwortete der Jude; ,,aber du mußt wissen, daß wir von einem Hirten beschützt werden, welcher, wenn es Ihm gefällt, alle diese Wölfe töten kann und seine wehrlosen Schafe zu bewahren weiß.



Das Kolosseum zu Rom und die Gemeinde Gottes. Als ich einst in Rom im Kolosseum stand und mich in diesem ungeheueren Bau der Sünde umblickte und bemerkte, daß die Mauern hier und da morsch geworden und abgebröckelt waren, konnte ich nicht umhin, Gott von ganzem Herzen dafür zu preisen, daß die Gemeinde noch existiert, während das Kolosseum zur Ruine geworden ist. Jedermann, der seiner Zeit hätte beobachten können, wie die Augen von Tausenden und Abertausenden auf die Leiden und den Märtyrertod der Christen gerichtet waren, würde bei sich gesagt haben: ,,Das Christentum wird ausgerottet werden, aber dieses fest und stark gebaute Kolosseum wird bestehen bis an das Ende der Zeit." Doch siehe da, das Kolosseum ist eine Ruine geworden, und die Gemeinde Gottes ist stärker und fester und herrlicher denn je.
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