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Himmel über Berlin – Politik und Religionsgemeinschaften bauen gemeinsam am House of One


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Rolf

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Himmel über Berlin – Politik und Religionsgemeinschaften bauen gemeinsam am House of One

 

 

 

 

 

„Nicht noch eine weitere Kirche“, sondern etwas „Zukunftsweisendes“ sollte, so die 2009 entwickelte Idee der evangelischen Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien in Berlin-Mitte, auf dem Berliner Petriplatz entstehen: Etwas, was die religiös-kulturelle Pluralisierung Berlins und seiner Bewohner abbildet und zugleich, so formuliert es der Initiator des aus dieser Idee erwachsenden Projekts House of One, Pfarrer Gregor Hohberg, „dem wachsenden Bedürfnis nach einem Miteinander von Menschen unterschiedlicher religiöser oder weltanschaulicher Prägung auch in baulich-räumlicher Hinsicht gerecht zu werden versucht“ (Hohberg/Stolte 2015, 122).

 

Die 2014 aus einem 2011 gegründeten Verein hervorgegangene Stiftung House of One trat mit der kühnen Vision von einem mehrreligiösen Sakralbau an die Öffentlichkeit, warb mit viel Engagement und Überzeugungskunst um Unterstützung und verlor trotz aller Hindernisse und Widerstände ihr Ziel nicht mehr aus den Augen. Die am Projekt und dessen Umsetzung geäußerte Kritik richtete sich gegen die (zeitweilig) polarisierende Präsenz des nur wenig repräsentativen, der umstrittenen Gülenbewegung nahestehenden muslimischen Trägervereins Forum Dialog e.V., gegen die Annahme von Spenden aus der Hand umstrittener Sponsoren oder gegen die Beschränkung des (eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee beherbergenden) Sakralbaus auf die drei sog. ‚abrahamischen‘ Religionen Judentum, Christentum und Islam.

Mag diese Kritik den Fortschritt des Projekts auch etwas verzögert haben, so hat sie seiner Umsetzung nicht mehr im Wege stehen können. Zudem hat zwanzig Jahre nach 9/11 und zehn Jahre nach der Gründung des Vereins House of One die Religion und mit ihr der interreligiöse Dialog im gesellschafts- und integrationspolitischen Diskurs eine so exponierte Bedeutung gewonnen, dass sich Bund und Land zu einer finanziellen Unterstützung des als weltweit einmalig geltenden Projekts bereit erklärt und die Übernahme eines großen Teils der auf 47 Millionen veranschlagten Baukosten zugesagt haben.

 

Die pandemiebedingt auf den 27. Mai 2021 verlegte Grundsteinlegung war ursprünglich für den 14. April 2021 vorgesehen, den 238. Jahrestag der Erstaufführung (1783) von Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ (1779): Mit dem Bau des House of One findet somit Lessings kühne, in der Ringparabel dramatisch verdichtete Vision einer auf Gottergebenheit und tätiger Liebe gründenden Einheit der ‚abrahamischen‘ Religionen in einem weltweit einmaligen Sakralbau architektonisch Ausdruck.

Auf die Kritik an der für diese komplexen, multikonfessionellen Religionsformationen kaum repräsentativen Trägerschaft – für das Judentum die jüdische Gemeinde Berlin und das Abraham-Geiger-Kolleg, für das Christentum die evangelische St.-Petri-Gemeinde – hat die Stiftung durch die Einbeziehung prominenter Vertreter der beteiligten Religionsgemeinschaften in ihr Kuratorium reagiert: So ist mit Josef Schuster auch der Zentralrat der Juden, mit Christian Stäblein die EKBO und mit Heiner Koch auch die römisch-katholische Kirche mit am Projekt beteiligt.

 

Auch die Bemühungen von Imam Kadir Sanci, die muslimische Trägerschaft über die Gülenbewegung hinaus auszuweiten, haben Früchte getragen: Eine schiitische Islamwissenschaftlerin von der Universität Paderborn und der Leiter des Münsteraner Zentrums für islamische Theologie stehen als Kuratoriumsmitglieder nun für die den Erfolg des Projekts wesentlich mitbedingende breitere Unterstützung des Projekts von muslimischer Seite. Die drei Geistlichen Andreas Nachama, Gregor Hohberg und Kadir Sanci zumindest sind zuversichtlich und setzen dabei, wie es sich für Geistliche gehört, auch auf göttlichen Beistand: Am Pfingstsonntag werden sie in der Marienkirche einen interreligiösen (ab 10 Uhr über RBB Kulturradio zu verfolgenden Rundfunk-)Gottesdienst halten, um auf den mit vielen (religiösen sowie religionspolitischen) Hoffnungen verbundenen Baustart einzustimmen.

Dr. Rüdiger Braun

Literatur und Links:
Hohberg, Gregor/Stolte Roland (2015): „House of One“, in: Berliner Forum der Religionen, Jeder nach seiner Façon. Vielfalt und Begegnung der Religionen in Berlin, Berlin, 122-125.

House of One, Pfingstsonntag, Interreligiöser Rundfunkgottesdienst

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Abb. Quelle: Pixabay/Kranich17


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