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WENN MENSCHEN SEXUELLEN MIßBRAUCH TREIBEN


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#1
Rolf

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WENN MENSCHEN SEXUELLEN MIßBRAUCH TREIBEN


Skizzierte Täterprofile aus seelsorgerlicher Sicht

Einführung und Gesprächsleitung: Rolf Wiesenhütter


Teil 1: Einleitung:

Worum es heute morgen speziell geht, ist, einmal zu versuchen, aufzuzeigen, wer diese Menschen sind, die sexuellen Missbrauch betreiben.

Ich möchte also versuchen, ein bißchen Täterprofile darzustellen. Der Hintergrund dieser Darstellungen ist das Ergebnis zahlreicher Interviews mit Menschen, die von sexuellem Mißbrauch überführt und rechtskräftig verurteilt wurden.

Natürlich sind diese Interviews im wesentlichen auf psychologischer Basis geführt worden. Die Ergebnisse sind aber auch aus seelsorgerlicher Sicht als Ausgangspunkt für eine seelsorgerliche Betreuung wichtig.

Ich möchte hier nicht diese Informationen Euch weitergeben, damit wir etwa hinterher die armen Täter bemitleiden oder entschuldigen.

Für die Tat des sexuellen Mißbrauchs gibt es überhaupt keine Entschuldigung, und es kann hier nicht darum gehen, den Täter von den Folgen seines unverantwortlichen Tuns freizusprechen.

Meine Überzeugung ist auch nicht, daß Täter von sexuellem Mißbrauch zu hart bestraft werden, sondern ich denke, selbst wenn ein Täter sich ehrlich zu Jesus Christus bekehren sollte, kann er von den Konsequenzen seiner unverantwortlichen Tat nicht ohne Weiteres freigesprochen werden.

Das gilt übrigens auch in anderen Dingen. Es läge auch gar nicht in unserer Verantwortung, sondern hier greift auch die Ordnung einer menschlichen Obrigkeit, von der wir wissen, daß weltliche Obrigkeiten auch von Gott eingesetzt sind, und wir dieser Ordnung Folge zu leisten haben.

Entscheidend ist aber, daß Strafe, die notwendig ist, nicht genug ist, und das auch ein Mensch, der solche schrecklichen Taten vollbracht vor Gott bestand hat, wenn er aufrichtig zu ihm kommt.

Es ist unsere Aufgabe in der Seelsorge, auch solchen Menschen zu dienen, und ich gestehe Euch, daß mir persönlich dann und wann sehr, sehr schwer gefallen ist.

Aber wir sind nicht Richter und haben auch über solche Menschen nicht den Stab zu brechen, sondern wir sind gerufen, solchen Menschen, die in den Augen dieser Welt keinen Pfifferling mehr wert sind, zu dienen, damit sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und Frieden mit Gott machen können.


Ich habe im Radio vor einiger Zeit gehört, daß nach der neuesten Statistik jedes vierte Mädchen und jeder zwölfte Junge in Deutschland betroffen ist.

Und ich glaube diesen Zahlen, denn ich kenne sie aus der Realität unseres Seelsorgeauftrages.


An den Anfang möchte ich einige Informationen stellen, die ich aus Amerika habe; in Deutschland sieht es nicht besser aus.

Ich habe diese Zahlen schon bei anderer Gelegenheit in der Gemüsesuppe vorgetragen, und möchte sie hier noch mal wiederholen.

In Amerika wurde eine Umfrage gemacht, wobei 55 Pastoren und 112 Seelsorger einen Fragebogen zu unserem Thema ausfüllten.

Hier wurde berichtet, daß ihnen 981 Fälle von Inzest aus ihrer Gemeindearbeit heraus bekannt wären.

56% aller Täter waren die leiblichen Väter, 38 % die Stiefväter der Opfer.

In 64% der Fälle begann der Inzest, als das Kind zwischen 7 und 13 Jahre alt war.

Es gab fast keinen Fall, bei dem es sich um einen einmaligen Vorfall gehandelt hätte.

Bei 65% der Fälle zogen sich die Mißbräuche länger als ein Jahr hin.

62% der betroffenen Familien gehörten der Mittel- oder Oberschicht an.


Die ganz große Überzahl der Täter waren Männer, aber es gab vereinzelt auch Frauen als Täter oder Mittäter.


Wir haben es wie gesagt mit einem ganz weitverbreiteten Verbrechen zu tun.

Und nun stell Dir vor, so ein Täter oder ein Opfer kommt in die Gemeinde Jesu, bekehrt sich, und wird mit den Pro- blemen seiner Vergangenheit nicht fertig.

Und zu so einem Täter oder einem Opfer gehört ja auch ein mehr oder weniger großes Umfeld, wie Familienan- gehörige, enge Freunde und so weiter.

Solche Menschen gibt es überall, meistens wißt ihr nur nicht darum, weil Seelsorge dem Herrn sei Dank ein Dienst ist der im Verborgenen stattfindet.

Ein großes Problem ist darin zu sehen, daß selbst viele Verantwortliche in der Gemeinde Jesu nicht glauben oder einsehen wollen, daß Menschen, vielleicht in ihrer Gemeinde solche tiefgreifenden Probleme haben können.

Viele meinen auch, das Ausmaß seelischer Verwüstung im Leben der beteiligten sei damit aus der Welt zu schaffen, daß diese Leute ihre Hand heben und eine Entscheidung für Jesus treffen.

Aber die Tatsachen belehren uns, daß es anders ist. Man kann darüber nicht so ohne weiteres zur Tagesordnung kommen.

Und der Leib Jesu soll als heilende, stärkende Kraft hier
nicht versagen.

Darum möchte ich Euch jetzt die Hintergründe, die Profile solcher Menschen skizzieren, porträtieren.


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#2
Rolf

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WENN MENSCHEN SEXUELLEN MIßBRAUCH TREIBEN

Skizzierte Täterprofile aus seelsorgerlicher Sicht

Einführung und Gesprächsleitung: Rolf Wiesenhütter

Teil 2: Hintergründe

Das erste, was sich unseren Gedanken aufdrängt, wenn wir versuchen darüber nachzudenken, warum Menschen so etwas tun, ist, daß wir meinen, das sind Irre.

Wenn man aber untersucht um wen es sich bei Kinderschändern handelt, zeigt sich, daß man nur weniger als 10% als geisteskrank einstufen kann.

Die meisten Täter sind unreife, sozial unterentwickelte Menschen, die nach außen hin ganz normal erscheinen.

Man hat herausgefunden, daß Menschen, die andere Menschen sexuell mißbrauchen, sehr häufig Berufe haben oder in Aktivitäten engagiert sind, bei denen es um den Dienst am Menschen geht.

Oft handelt es sich um Lehrer, Leiter von Pfadfinder- gruppen, Sozialarbeiter, Pastoren, Jugendleiter usw.

Sie sind charmant, klug, haben ein hohes Ansehen in der Welt, in ihrer Umgebung erworben.

Es sind Menschen, die vordergründig den aufrichtigen Wunsch haben, anderen zu helfen.

Jedoch in der Tiefe werden diese Menschen sehr oft von anderen Motiven angetrieben. Da ist ein um sich selbst kreisendes Verlangen, selber Wohlergehen und Erfüllung zu erfahren, und zwar durch die Menschen, denen sie dienen.

Menschen, die die Fähigkeit nicht entwickelt haben, anderen Menschen wirklich zu begegnen und eine Beziehung aufzubauen, in der beide Seiten wirklich gestärkt werden.

Das ist übrigens ein ganz großes Problem in unserer heutigen Gesellschaft, und deshalb nimmt dieses Problem immer rasanter zu.

Ich möchte nun in groben Zügen beschreiben, wie die Geschichte und der Charakter eines potentiellen Sexualtäters aussehen kann.

Dazu muß ich sagen, dass man das nicht dogmatisch so sagen kann, weil zum einen nicht alle Merkmale auf einmal auf eine einzelne Person zutreffen müssen, zum anderen mag es viele Menschen geben, auf die viele Aspekte dieses Porträts zutreffen, die jedoch nie sexuellen Mißbrauch getrieben haben.

Ein typischer Sexualtäter ist jemand, der selbst früh in seinem Leben verwundet wurde.

Das Herz des Menschen, der sexuellen Mißbrauch treibt, ist in der Regel von Beginn seines Lebens an zerbrochen, und die Risse vertiefen sich mit jedem Schlag, den sein Selbstwertgefühl erleidet.

Vielleicht war dieser Mensch nicht gewollt, wurde weder als Person geschätzt, noch erhielt er herzliche Zuneigung von seinen Eltern.

Viele wurden selbst sexuell mißbraucht, körperlich geschlagen, seelisch mißbraucht oder vernachlässigt.

Viele sind durch ständige Kritik und nicht erfüllbare Forderungen tief verletzt.

Die Beziehung des Vaters, der Mutter oder beider Eltern ist auch oft überaus besitzergreifend und überbehütet, so, daß sich seine eigene wahre Persönlichkeit und sein Charakter gar nicht entwickeln konnten.

Bei fast allen der untersuchten Fälle hat man festgestellt, daß die Täter sehr stark durch Leistungsdenken geprägt waren, das gleichzeitig einherging mit einem starken Gefühl der Sinnlosigkeit.

Menschen, die alles zu tun versuchen um sich ihr Recht auf Existenz, auf Liebe und Zugehörigkeit zu verdienen. Die aber gleichzeitig nie den Gedanken ablegen konnten sowieso auf der Seite der Verlierer zu stehen
Es ist ihnen nicht möglich, ihre wahren Gefühle auszudrücken. Wer seine Gefühle nie ausdrücken kann, der fängt an, diese zu unterdrücken.

Gleichzeitig werden Schutzmauern aufgerichtet und Methoden entwickelt, um das eigene Herz zu schützen.

Der Mensch zieht sich immer mehr zurück, und erzählt niemandem davon, was ihn im innersten bewegt.

Dies sind Verhaltensweisen, die sich schnell verselbständigen, weil sie der Idee zugrunde liegen, die Umwelt könne ihm nun keine zielgenauen hiebe mehr versetzen.
Gleichzeitig kommt so ein Mensch, wenn er sich da richtig hineingesteigert hat, aber an keinen Ort der Ruhe mehr in seinem Leben.

Die innere Ausgeglichenheit ist völlig zerstört. Es gibt keinen festen Boden mehr in ihm.

Da ist ein innerer Zerbruch in diesem - wie die Bibel es einmal formuliert - Herz aus Stein.

So ein Mensch kommt natürlich normalerweise nicht in ein seelsorgerliches Gespräch und sagt:

“Hallo, ich bin ein Sexualstraftäter, was kann man da machen ?”

So einen Menschen kann man und muß man manchmal erkennen, indem man ihn beobachtet und natürlich an dem was er sagt.

1. Er ist innerlich durcheinander und aufgewühlt, hat Verdauungsprobleme und Schlafstörungen.

Da gibt es einen inneren Druck durch Bedürfnisse, die er nicht stillen, meist aber auch nicht identifizieren kann.
Und dieses Vakuum wird immer größer.

Er ist ein Mensch, der zu viele aufgaben übernimmt, ohne die Fähigkeit zu besitzen, seine Zeit und seine Kraft vernünftig einzuteilen.

Solche Symptome haben übrigens auch Opfer !

Aber, wir können beobachten, daß ist ein Mensch der dazu neigt, sich im Kreis zu drehen, und irgendwann mit etwas völlig nebensächlichem zu beginnen, während er die wichtigen Aufgaben, die er erledigen müßte, einfach vernachlässigt.

Vieles wird angefangen, kaum etwas zu Ende gemacht.

Übt jemand Kritik, wird er es als persönlichen Angriff deuten, als Bedrohung.

2. Seine Wahrnehmungsfähigkeit ist beeinträchtigt. Es zeigt sich immer wieder seine Unfähigkeit, eine Sache richtig zu beurteilen, besonders in Situationen, wo es um seinen Ruf und um seine Stellung geht. Er fühlt sich ständig angeklagt, wenn ihm jemand beim reden in die Augen blickt.

Wird er beim reden aber nicht angesehen, ist er überzeugt, sein Gegenüber meint es nicht ehrlich mit ihm.

Wird er zu Unrecht angeklagt und von jemand klar verteidigt, hat die Anklage gegen ihn eine so zerstörerische Wirkung, daß er die Verteidigung gar nicht wahrnimmt.

Alles muß sich ausschließlich um ihn und seine Interessen drehen. Seine Frau darf sich nicht mit etwas anderem beschäftigen, wenn sie gemeinsam vor dem Fernseher sitzen. Wenn sie im Gespräch von jemandem unterbrochen werden und die Frau sich für einen Augenblick von ihm abwendet, wird er sofort eifersüchtig und fordert ihre Aufmerksamkeit zurück.

Immer hat er das Bedürfnis, alles irgendwie im Griff zu haben.
Wird irgend etwas diskutiert, fühlt er sich automatisch als Autorität, ganz gleich, ob er kompetent ist, oder nicht.

Von dieser Haltung: “Ich kann alles” lassen sich viele täuschen, weil sie ihn weder durch Zusammenleben noch durch Zusammenarbeit gut genug kennen.


3. Zorn und Kritikgeist sind zwei Symptome, die man beobachten kann. Wenn er von negativen Gefühlen überwältigt wird, neigt er dazu diese auf einen Gegenstand oder auf einen Menschen zu lenken, der zufällig in der Nähe ist.

Wenn ein solcher Mensch von seinem Chef korrigiert wird, steigt Wut in ihm auf. Selbstschutzmechanismen werden ihn davon abhalten, aufbrausend zu reagieren, doch zu Hause wird er den aufgestauten “Sturm” mit “Donner und Blitz” an seiner Familie ablassen.
Wird er für sein Verhalten zur Rede gestellt, weist er alle Schuld von sich, tritt wütend gegen die Wand und zieht sich in irgend einen Winkel des Hauses zurück.

4. Er neigt dazu, andere zu manipulieren und die Fehler und Schwächen des anderen auszunutzen.

5. Der typische Sexualtäter hat nie gelernt, in einer Gemeinschaft Beziehungen aufzubauen.

Er hat Angst vor Nähe zu Menschen, denn das bedeutet für ihn, die Kontrolle zu verlieren und den Fehlern anderer wehrlos ausgesetzt zu sein.

Darum wählt er lieber die vertraute Qual der Einsamkeit, bevor er das Risiko eingeht, neue Verletzungen zu erleiden.

Er hat Angst sich zu öffnen, weil er überzeugt ist, daß Schmerz und Gefahren ständig auf ihn lauern und sich sofort auf ihn stürzen.


6. Er bringt nicht die Bereitschaft auf, die für echtes Wachstum in seinem Leben nötig sind. Darum bleibt er unreif.

Seine Beziehungen zu anderen Menschen sind oberflächlich. Niemand darf ihn wirklich kennenlernen.

Er begegnet Menschen nicht von Herz zu Herz, er öffnet sich nicht, er lernt und wächst nicht mit anderen und er läßt auch nicht zu, daß andere seine Nöte erkennen können.

Er nimmt keine Hilfe an.

Vielleicht gehört er zu einer Gruppe und hält sich auch an die Spielregeln, aber er ist nicht wirklich Teil der Gruppe.

Er weiß nicht was es heißt, gemeinsam vorzugehen, er spürt nicht, daß man geben und nehmen vorstoßen und sich zurückziehen muß, um einen gemeinsamen Sieg zu erringen.

Seltsamerweise ist er sich seiner eigenen Unzulänglichkeiten durchaus bewußt, aber er wendet sich an niemanden um Hilfe, weil er fürchtet, entdeckt zu werden.

Er hat Angst, ragen zu stellen, weil er denkt, man erwartet die Antworten von ihm.

Er fühlt sich auch schuldig im Gedanken an seine Übertretungen, aber er hat Angst, sie zu bekennen.

Er weiß nicht, daß er geliebt ist, so wie er ist, daß Sünden vergeben werden können, und das die meisten Menschen mehr durch ihre Fehler lernen, als durch ihre Erfolge.

Er hat Angst und es mangelt ihm an Bereitschaft zu vergeben. Deshalb kann er kaum glauben, daß andere mit ihm barmherzig sein könnten und ihm vergeben könnten.

Darum lebt er in ständiger Spannung und bemüht sich ununterbrochen, seine Fassade aufrecht zu erhalten.

Das ganze ist für ihn sehr ermüdend. Deshalb ist er häufig zornig und depressiv.


7. Auf einem Menschen, der sexuellen Mißbrauch treibt, liegt eine Last, er hat das starke Verlangen, andere zu strafen.

Wenn er seine Mutter gehaßt hat, wird er mit ungeheurer Kraft dazu angetrieben, dadurch Rache zu üben, daß er Frauen schändet.


Ich habe von einem jungen, gläubigen Vater gelesen, der entsetzt darüber war, daß er der Versuchung nachgegeben hatte, seine eigene dreijährige Tochter sexuell zu belästigen.

Es war das erste mal gewesen, und da er sich nach kurzer Zeit wieder unter Kontrolle hatte, war er nicht sehr weit gegangen.

Nun fragte er unter Tränen: Wie konnte ich nur so etwas tun ?

In den darauffolgenden Gesprächen bekannte dieser Mann unter großer Scham mehrere Fälle von Voyeurismus.
Man würde auf deutsch sagen, er hat sich als Spanner betätigt.

Als er nach seinem familiären Hintergrund gefragt wurde, weigerte er sich zu antworten und erklärte, daß er gute Eltern gehabt habe, die liebevoll für ihn gesorgt hätten.

In weiteren Seelsorgegesprächen erwähnte er immer wieder, wie liebevoll seine Mutter gewesen sei.

Als er dann gefragt wurde, in welcher Weise er denn von seiner liebevollen Mutter gestraft worden sei, wenn es notwendig war, kam heraus, das seine Mutter ihn mit den freundlichsten Worten so beherrscht und manipuliert hatte, daß er voller Schuldgefühle war.

So etwa hat sie das gemacht:

“Liebling, Schatz, das willst Du doch gar nicht. Wenn du das tust, dann geht es Mama schlecht. Du willst doch Deiner Mama nicht wehtun, oder ? Mama liebt Dich doch.”

In Wirklichkeit wollte er eigentlich genau das tun, wovon seine Mutter ihn abhalten wollte. Aber irgendwie fühlte er sich nie frei, das zu tun, was wer wollte, oder das zu sagen, was er wirklich fühlte.

Er konnte nicht einmal vor sich selbst zugeben, daß er gegenüber seiner so liebevollen, schutzbedürftigen Mutter, die ihn so sehr geliebt hatte, starke negative Gefühle hegte.

Die unterdrückte Feindseligkeit nagte jahrelang an seinem Herzen, ohne daß er sie bekannte, bis sie sich schließlich als pervertierte Neugier äußerte und als Neigung, Frauen zu schänden.

Wir fragen uns vielleicht: Warum sucht sich so einer nicht eine erwachsene Frau dafür aus, die doch eher dem Bild seiner Mutter entsprochen hätte ?

Er tut es nicht, weil er sich bei einer erwachsenen Frau als der Schwächere fühlt und sich hilflos vorkommt.

Bei einem Kind dagegen behält er die Kontrolle.


8. Der sexuelle Mißbraucher hat in seinem eigenen Geist keine Kraft, sich selbst zu beherrschen. Ein starker Geist braucht das Fundament des Vertrauens und ist die Voraussetzung, um eigene Entscheidungen zu treffen und ja und nein sagen zu können.

Diese Kraft ist nötig, damit ein Mensch standfest sein kann und in seinem Leben bei den Entscheidungen bleibt, die er getroffen hat, ganz gleich wie sehr ihn eine Umgebung unter Druck setzt.

Ein starker Geist entwickelt sich, wenn ein Mensch bedingungslose Liebe und Annahme erfährt, wenn er ein Beziehung zu Gott und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen kann und von ihnen auch nehmen kann.

Die Beziehung zu Gott muß darin bestehen, daß er Gott als Vater erkennt, sich darin entwickelt und darin wächst.


Der Mißbraucher, der keine Quelle geistlicher stärke besitzt, verläßt sich auf seine eigene Stärke und auf seine Willenskraft.

Das beides reicht jedoch nicht aus, und so entwickelt er im verborgenen Praktiken, um sich in seiner Isolation zu trösten.


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#3
Rolf

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WENN MENSCHEN SEXUELLEN MIßBRAUCH TREIBEN

Skizzierte Täterprofile aus seelsorgerlicher Sicht

Einführung und Gesprächsleitung: Rolf Wiesenhütter


Teil 3: Praktiken


Wie sehen diese Praktiken aus ?

1. Selbstbefriedigung wird gleichbedeutend mit Trost und Erleichterung in der Einsamkeit.

Der betreffende erlebt ein momentanes Gefühl des Wohlseins. Wenn er über längere Zeit hinweg Selbstbefriedigung betreibt, , kann sie zum Zwang werden, zu einer Schiene, auf der er immer wieder fährt.

Da er zu niemandem eine Beziehung hat, durch die er gestärkt wird, weiß er immer weniger, was es heißt, gemeinsam etwas schönes zu erleben.

Und diese Unfähigkeit drückt sich, mehr als in allen anderen Bereichen seines Lebens, am stärksten in seiner Sexualität aus, weil er fürchtet, verletzt zu werden, sobald er einem Menschen innerlich zu nahe kommt.

Von daher glaubt er immer mehr, seine Sexualität bestände vor allem in seinem eigenen sexuellen Vergnügen.

Er weiß nicht, daß es darum geht, einem anderen Menschen in seinem ganzen Wesen zu begegnen.

2. Er setzt alternativ viel Zeit für Hobbys ein, lenkt sich mit vielen Dingen ab, geht Vergnügungen nach, die den Charakter der Selbstbefriedigung haben.

3. Er ist immer sehr geschäftig, wodurch er wenig Zeit, mit anderen irgend etwas zu unternehmen.

4. Drogen, Alkohol, Rauchen oder Eßsucht stellen ein ernsthaftes Problem dar und werden immer mehr zu Mitteln, die den eigenen inneren Schmerz betäuben sollen.

5. Sexuelle Begegnungen werden, so wie Drogen, Alkohol und Eßsucht gesucht, um das tiefe Bedürfnis nach Trost, Wohlbefinden und Heilung in Beziehungen zu finden.


Da oberflächliche sexuelle Erfahrungen das tiefe menschliche verlangen aber nicht stillen können, sondern es im Gegenteil immer mehr verstärken, schaffen solche Begegnungen weiteren Hunger und vergrößern die Anfälligkeit gegenüber Versuchungen.


Nun muß man sich vorstellen, im Leben eines potentiellen Sexualtäters geschehen zwei Veränderungen:

1. Er nimmt Jesus Christus an

2. Er heiratet eine Frau


Dann wird in aller Regel folgendes passieren:

1. Er wird große Schwierigkeiten haben eine Beziehung zu der Person der Herrn Jesus zu entwickeln. Vielmehr wird er sich an Gebote, Formen, Regeln und Vorschriften über den Herrn halten.

2. Die Beziehung zu seiner Frau wird wahrscheinlich besitzergreifende Züge aufweisen. Sie wird von selbstsüchtigen Forderungen geprägt sein, weil er die Kontrolle behalten möchte und Erfüllung für sich sucht und er die Beziehung nicht als Gelegenheit betrachtet, sich seiner Frau mitzuteilen.


Er hat ein starkes Verlangen zu gewinnen, Erfolgreich zu sein, Recht zu haben, gut angesehen zu werden.

Darum ist sein Leben von einer Defensivhaltung und ständiger Anstrengung geprägt.

Sein verhärtetes Herz lebt in einem Gefängnis.

Dadurch verliert er die Fähigkeit, die Realität der Gedanken und Gefühle in seinem herzen wahrzunehmen, objektiv zu ordnen und zu koordinieren.

Es fällt ihm auch schwer, neue Erfahrungen aufzunehmen.

Darum wächst er nicht.

Die Unterdrückung natürlicher Gefühle und Wünsche bewirkt eine ständig wachsende Verzweiflung. Die Not der Einsamkeit, die Angst vor Verletzungen und versagen treibt ihn dazu, Annahme und Liebe bei seiner Frau zu suchen.

Doch er verhält sich in dieser Liebesbeziehung ähnlich wie ein Staubsauger.

Sie fühlt sich ausgelaugt, weil er nur fordert und von ihr nimmt, selbst aber fast nichts gibt.

Der Geschlechtsverkehr mit seiner Frau ist nichts anderes als Selbstbefriedigung.

Dadurch zieht sich die Frau von ihm zurück.

Das wiederum verstärkt das Gefühl der Ablehnung in ihm, das schon immer vorhanden war, und es fällt ihm immer schwerer, sich ihr gegenüber zu öffnen.

Anderseits hat er schon immer gern den Helden gespielt, wenn junge Mädchen in der Nähe waren.

Durch ihre Gegenwart fühlt er sich weniger bedroht als durch die seiner Frau oder anderer erwachsener Frauen.


Wenn nun seine eigene Tochter nach Annahme und Vaterliebe bei ihm sucht, fühlt er sich auserwählt, gebraucht und geliebt, doch seine Reaktion darauf ist von seiner Unreife und einer ungesunden Haltung geprägt.

Er fängt an seine Tochter häufiger in den arm zu nehmen, anfänglich völlig ohne die Absicht, sie zu belästigen.

Doch seine unterdrückten Gefühle und Wünsche brechen in einer verwirrenden Sturzflut über ihn herein.

Er geht den über lange Zeit eingeübten Weg der Selbstbefriedigung und wird dazu getrieben, seine Tochter zu belästigen oder sogar Inzest zu treiben.


Wenn das passiert ist, ringt er um Selbstschutz und sucht voller Panik nach einer Rechtfertigung für sein Verhalten.

“Ich liebe dich so sehr. Ich konnte einfach nicht anders.
Papa ist so einsam. Mama liebt mich nicht mehr.”

Vielleicht droht er ihr mit Schlägen für den fall, daß sie davon erzählen sollte, oder er jagt ihr Angst ein.


Falls er überhaupt Schuldgefühle hat, ist er unfähig, mit ihnen umzugehen.

Er hat denen, die ihn selbst mißbraucht und verwundet haben, niemals wirklich vergeben.

Und nun vermischen sich eine derzeitigen Gefühle mit denen von damals, und dadurch wird seine Unfähigkeit, zu vergeben in gewaltigem Maße verstärkt.

Denn er hat einen ähnlichen Mißbrauch getrieben. Seine Verurteilung anderer Menschen richtet sich nun mit verheerender Wirkung gegen ihn selbst und er hat die größte Angst vor der Entdeckung.

Er entwickelt eine lähmende Angst vor der Autorität, die ihn bei Entdeckung zur Rechenschaft ziehen würde.

Seine Gedanken laufen auf Hochtouren, um eine Rechtfertigung zu finden.

Er rutscht ab in eine Haltung, wo er seine Schuld und vielleicht sogar die Erinnerung an den Vorfall vollkommen verdrängt.

Der Druck in ihm steigert sich in dem Maße, wie das was er verdrängt an Gewicht zunimmt.

Gleichzeitig überwältigt ihn ein übermächtiger Wunsch nach Trost, wodurch er der Versuchung nachgibt, den sexuellen Mißbrauch zu wiederholen.

Wenn dann der Mißbrauch ans Licht kommt sehen die Reaktionen des Täters wie folgt aus:

1. Leugnung : Ich war es nicht. Die anderen lügen um mich in Schwierigkeiten zu bringen.

2. Bagatellisierung der Ernsthaftigkeit des Vergehens

3. Rechtfertigung

4. Anklagen: oft geht die Rechtfertigung des Mißbrauchers so weit, daß er sein Opfer anklagt, ihn verführt zu haben.


Ich möchte es für heute bei dieser Beschreibung des Täterprofils belassen, obwohl noch viel zu sagen wäre.

Aber ich hoffe, ihr habt einen Einblick in das Innenleben eines solchen Menschen bekommen.


Abschließend möchte ich noch ein wenig darauf eingehen, was notwendig ist, um so einem Menschen zu helfen.

1. Wer über diesen Menschen richtet, ist untauglich zum Dienst.

2. Es ist wichtig daß wir verstehen. Das wir Verständnis entwickeln, damit wir ihn abholen können, wo er steht.

3. Diese schwere Form der seelischen Verwüstung erfordert qualifizierte Seelsorger.

Die Seelsorge muß beinhalten:

a) Die Aufdeckung der Wurzeln seiner Probleme (Eph. 5:13 Luk. 6:43-45 - lesen -)

B) Ein vollständiges Bekenntnis seiner gegenwärtigen Sünden (Jak.5:16) Dazu sollte auch gehören, daß er das Opfer, die Familie und andere, die durch seine taten verletzt worden sind, um Vergebung bittet.
c)
Er sollte dem Opfer außerdem unmißverständlich zu verstehen geben, daß die Schuld für die Belästigung allein auf der Seite des Täters liegt.

d) der Entschluß allen zu vergeben, die ihn selbst verwundet haben (Matth. 6,4,15)

e) Echte, aufrichtige Buße für seine Reaktion auf diese Verletzungen und um Vergebung bitten für seine Reaktionen auf die Verletzungen durch andere.

f) Echte Aufrichtige Buße für das, was er getan hat.

g) Gemeinsames Gebet mit dem Seelsorger für die Heilung eines eigenen verwundeten Geistes (2. Kor. 1:1-6)

h) Gemeinsames Gebet für die Schaffung eines neuen, festen Geistes in ihm (Hes. 36;26, Ps.51)


i) Gemeinsames Gebet um die Gewohnheitsstrukturen des alten Menschen in den Tod zu geben (Kol.3, Eph. 4:22
Röm. 8:13)

j) Hilfen, um auf dem neuen Weg zu gehen
(Röm. 6:11-14, 2. Tim. 1:7)

k) Unterweisung über die Gebote Gottes, die Heiligkeit der Ehe, die Heiligkeit des Geschlechtsverkehrs, was Vaterliebe ist und bewirkt, über den Segen der Selbstverleugnung, die Bedeutung der Gemeinschaft etc.
l) Gebet, daß der Herr ihn frei macht, so daß er Lehre und Stärkung annehmen und innerlich zu einem reifen Menschen heranwachsen kann.

m) Unterscheidungsvermögen von Seiten des Seelsorgers, wann der Täter zu wahrer Buße gelangt und fähig ist, ein neues Leben zu führen.


Die meisten Menschen reagieren mit Grauen, Abscheu und oft sogar mit Haß, wenn sie von Mißbrauch an kleinen Kindern hören.

Als Christen müssen wir erkennen, was für ein ernsthaftes Vergehen sexueller Mißbrauch ist.

Ich glaube, die Bibelstelle aus Luk. 17:2 ist angemessen, wo es heißt:

“Es wäre ihm nützlicher, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde, als das er einem dieser Kleinen Anlaß zu Sünde gäbe.”


Gleichzeitig müssen wir uns vor Augen halten, daß wir es mit jemandem zu tun haben, der andere verwundet hat, weil er selbst verwundet worden ist.

Er muß gezüchtigt werden, nicht weil wir uns an ihm rächen wollen, sondern zu seinem eigenen Besten:

“Denn er...züchtigt zum Nutzen, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden” heißt es in Hebr. 12:10b.


Der Mißbraucher muß zur Rechenschaft gezogen werden, und das Leiden, das ihm als Folge für seine Taten auferlegt wird, muß groß genug sein, damit ihm dadurch eine Lektion ins Herz geschrieben wird.

Aber Christen sind nicht nur dazu berufen, den Bruder, der sündigt zurecht zu weisen, sondern ihm auch zu vergeben !

Wir müssen unser eigenes Herz prüfen und darauf achten, daß unsere Motive, wenn wir seelsorgerlich helfen, mit den Motiven Gottes übereinstimmen.

Denk daran, was in Röm. 2:4 steht:


“Oder verachtest Du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut und weißt nicht, daß die Güte Gottes Dich zur Buße leitet ?”

Göttliche Güte wendet nicht den Blick ab und entschuldigt auch nicht. Gott liebt die Sünder in Güte, und gleichzeitig
verurteilt er die Sünde, direkt, und auch durch menschliche Autorität.

Damit bin ich am Schluß meiner Ausführungen angelangt.




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