Experte: Fragmentfunde zeigen die Bedeutung der Höhlenforschung
17.03.2021
Die jüngsten archäologischen Funde von Textfragmenten in Israel. Foto: Shai Halevi/ Israel Antiquities Authority
Westerland/Jerusalem (IDEA) – Die jüngsten archäologischen Funde von Textfragmenten in Israel zeigen, wie wichtig auch die Untersuchungen von bereits bekannten Höhlen sind. Davon ist der Israel-Experte Alexander Schick (Westerland/Sylt) überzeugt. Selbst wenn wissenschaftlich keine großen Erkenntnisse zu erwarten sind, seien sie ein weiteres Puzzleteil einer bereits vor rund 70 Jahren gefundenen Buchrolle.
Hintergrund: In Israel haben Archäologen am 16. März den Fund rund 2.000 Jahre alter Fragmente mit biblischen Texten bekanntgegeben. Es ist der erste derartige Fund seit 60 Jahren. Die Textreste auf Leder wurden in einer Höhle im Wadi Nachal Hever südwestlich von Ein Gedi am Toten Meer gefunden. Die Forscher gehen davon aus, dass diese dort während des jüdischen Aufstandes gegen Rom – dem Bar-Kochba-Aufstand (132–135 n.Chr.) – versteckt wurden.
Schick sagte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar), dass einige Medien die Funde fälschlicherweise in Verbindung mit den Qumrantexten gebracht hätten. Die zwischen 1947 und 1956 in Felshöhlen am Toten Meer bei Qumran entdeckten Dokumente gehören zu den ältesten erhaltenen Bibelaufzeichnungen und gelten als „Jahrtausendfund“. Tatsächlich bezeichne man sämtliche Textfunde der Region als Schriftrollen vom Toten Meer.
Auch wenn die neuen Fragmente und die Qumrantexte unweit voneinander gefunden worden seien, stammten sie aus unterschiedlichen Zeiten und gehörten zu unterschiedlichen Gruppen, so Schick. Die aktuellen Funde seien Teil einer bereits 1952 von Beduinen entdeckten Schriftrolle, die das sogenannte Zwölfprophetenbuch in altgriechischer Übersetzung des Alten Testaments (Septuaginta) enthalte. Er sei begeistert, dass auch bei der nunmehr dritten Untersuchung der Höhle noch Fragmente entdeckt worden seien.
Das zeige die Sinnhaftigkeit der seit vier Jahren laufenden Untersuchung in den Höhlen am Toten Meer. Doch es gebe in Israel auch Kritik an den hohen Kosten der Expedition, an der bislang hunderte Personen in insgesamt vier Teams mitgewirkt hätten. Er selbst sei aber überzeugt, dass die Entscheidung, die Untersuchung so groß anzusetzen, richtig gewesen sei. Denn die Raubgräberei durch Beduinen in dieser Region habe nie aufgehört. Eine wissenschaftliche Untersuchung berge die Chance, noch weitere unbekannte Schriftrollen zu bergen, bevor sie in die Hände „„dubioser Sammler“ fielen.