Steffen Kern wird neuer Präses des pietistischen Dachverbandes
20.02.2021

Gunzenhausen (IDEA) – Pfarrer Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen) wird neuer Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften). Die Mitgliederversammlung der pietistischen Dachorganisation wählte den 47-Jährigen am 20. Februar zum Nachfolger von Pfarrer Michael Diener (Kassel), der das Amt vom Herbst 2009 bis zum August 2020 innehatte.
Die Delegierten stimmten digital ab. Der Großteil des Vorstandes versammelte sich in Gunzenhausen (Mittelfranken), von wo aus die Tagung moderiert wurde. Kern, der einziger Kandidat war, erhielt 79 der 80 abgegebenen Stimmen bei einer Enthaltung. Er wird sein neues Amt zum 1. September antreten. Die offizielle Einführung wird auf der nächsten Mitgliederversammlung entweder am 10. oder 11. September stattfinden.
Der Theologe und Journalist amtiert seit 2008 als hauptamtlicher Vorsitzender des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Württemberg „Die Apis“ (früher: Altpietistischer Gemeinschaftsverband). Er ist Mitglied der EKD-Synode, der Kammer für öffentliche Verantwortung des Rates der EKD und der württembergischen Landessynode (2001–2013 und seit 2019).
Ferner gehört er zum Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz sowie zu den Vorständen der württembergischen ChristusBewegung „Lebendige Gemeinde“, der Stiftung Christliche Medien (SCM) und der Evangelisationsbewegung proChrist.
Pietistische Anliegen „akzentuiert und profiliert“ in die Kirche einbringen
Kern sagte in Gunzenhausen im Blick auf die EKD, „Gnadau“ werde seine Anliegen „akzentuiert und profiliert“ vertreten. Dazu gehöre „die Leidenschaft für Mission und Evangelisation“. Die Gemeinschaftsbewegung verweise auf die Mitte: Jesus Christus und die Bibel.
Bei strittigen theologischen und ethischen Fragen werde man „biblisch Position beziehen“ und Meinungsunterschiede nicht zudecken. Zugleich gelte es, einander zu achten und zu respektieren: „Wir bleiben im Ringen um den richtigen Weg beieinander.“
EKD und „Gnadau seien „keine abgeschlossenen Blöcke, die sich gegenüberstehen, sondern zwei Bereiche mit einer große Breite, die sich überschneiden“. Wichtige Anliegen der Gemeinschaftsbewegung wie Frömmigkeit und Mission seien auch in den Zwölf Leitsätzen der EKD zur Zukunft einer aufgeschlossen Kirche berücksichtigt.
Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte Kern, der Pietismus sei ein wesentlicher Teil der evangelischen Kirche: „Ich habe nicht den Eindruck, dass seine Bedeutung zurückgeht, sondern sie steigt eher.“ Angesichts des Mitglieder- und Relevanzverlustes der Kirche wachse das Bewusstsein, „dass wir einander brauchen“. Nach Kerns Worten sollte sich die Wertschätzung für den Pietismus auch darin niederschlagen, dass Repräsentanten aus seinen Reihen in kirchliche Leitungsämter gewählt werden.
Auf Nachfrage aus der Mitgliederversammlung sagte Kern, er habe nicht die Absicht, sich als Kandidat für den Rat der EKD aufstellen zu lassen. Sein Vorgänger Michael Diener ist EKD-Ratsmitglied. Diener hatte auf eine Kandidatur für eine dritte Amtszeit verzichtet. Er befindet sich in einem „Sabbatjahr“.
Matthias Frey bleibt stellvertretender Vorsitzender
Die Mitgliederversammlung bestätigte den stellvertretenden Vorsitzenden des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Matthias Frey, in seinem Amt. Er ist Direktor der Stiftung Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor (Marburg).
Neu in den Vorstand gewählt wurde der Generalsekretär des Jugendverbandes „Entschieden für Christus“ (EC), Klaus Göttler (Kassel). Wiedergewählt wurden René Winkler (Theologisches Seminar St. Chrischona/Bettingen bei Basel) und Pfarrer Gerold Vorländer (Berliner Stadtmission).
Der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband versteht sich als freies Werk innerhalb der evangelischen Kirche. Er ist nach eigenen Angaben mit etwa 90 Mitgliedsorganisationen, Verbänden und theologischen Ausbildungsstätten die größte eigenständige Bewegung in der EKD. Als Generalsekretär fungiert Frank Spatz (Kassel).
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