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Scientology und das endlose Predigen


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Rolf

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Scientology und das endlose Predigen




Sandra Maischberger wollte gestern Abend über Scientology diskutieren. Doch der evangelische Pfarrer Jürgen Fliege hielt lieber ausschweifende Monologe über Nächstenliebe – bis seine Sitznachbarin es nicht mehr aushielt.


Predigende Pfarrer werden für gewöhnlich nicht unterbrochen – egal, was sie erzählen. Wie gut, dass Jürgen Fliege nicht von der Kanzel redete, sondern bei Sandra Maischberger saß. Und wie gut, dass Ursula Caberta den Sermon des evangelischen Pfarrers und TV-Moderators höchstens zwei Minuten ertragen konnte, ohne ihm das Wort abzuschneiden. Die Leiterin der Hamburger Arbeitsgruppe Scientology hatte nämlich einiges zur Frage „Wie gefährlich ist die Psychosekte“ zu sagen. Fliege dagegen monologisierte über den Wunsch, das Leben zu vervollkommnen, erging sich in philosophischen Betrachtungen über das religiöse System der Widergeburt und Jesus' Botschaft, seinen Nächsten zu lieben. Ausgerechnet seine Ausführungen vermittelten dabei das Gefühl, dass eigentlich alle Religionen vom Verfassungsschutz beobachtet werden sollten.

„Sie reden über was ganz anderes“, fiel Caberta ihm barsch ins Wort. „Sie reden immer über das selbe“, meckerte Fliege zurück, dem es offenbar nicht passte, dass ausschließlich über Scientology gesprochen werden sollte und nicht über die Gefahren der evangelischen Kirche.
Aber die Scientology-Kritikerin war mit einer Mission in die Sendung gekommen – und nett sein gehörte nicht dazu.


Eine religiöse Organisation?

„Jetzt halten Sie mal für zwei Minuten den Mund“, fuhr sie Fliege an und handelte sich dafür eine Rüge von Maischberger ein. Scientology sei eine extremistische Bewegung, die sich als religiöse Organisation tarne, wurde sie nicht müde zu betonen. Sie müsse nicht nur vom Verfassungsschutz beobachtet, sondern sogar verboten werden, so ihre Forderung. Auf ihrer Seite stand der bayerische Innenminister Günter Beckstein (CSU): „Nach meiner Überzeugung geht es um übelste Geschäftemacherei und Macht über Menschen“, erklärte er. Scientology sei keine Religion, sondern eine Vereinigung, der es um wirtschaftliche und politische Macht gehe und deren Zielsetzung verfassungsfeindlich sei, so Beckstein.

Sein schärfster Gegner war Hubert Seiwert. Der Religionswissenschaftler war Mitglied in der Enquete-Kommission des Bundestags für Sekten und Psychogruppen. Seiner Meinung nach ist Scientology eine religiöse Organisation, die unter den Schutz des Grundgesetzes fällt: „Wir müssen aufhören, andere Maßstäbe anzusetzen als bei anderen Religionen“, erklärte er. Scientologen seien keine „willenlosen Zombies“. Selbst wenn die Sekte – wie sie in einem Strategiepapier vor der Eröffnung der Zentrale in Berlin bekannt gab – bei ihrer „planetarischen Rettungskampagne“ beabsichtige, „Lösungen“ in die „gesamte deutsche Gesellschaft“ einzuarbeiten, sei das nicht negativ zu verstehen. „Die Gesellschaft verändern zu wollen, ist nichts Böses“, argumentierte Seiwert. Zudem werde auch die Linkspartei vom Verfassungsschutz beobachtet und habe trotzdem alle Rechte einer Partei, führte er an.

Als I-Tüpfelchen für eine gelungene Diskussion hatte Maischberger außerdem zwei ehemalige Scientologen eingeladen, die anschaulich aus ihrem Leben in der Sekte erzählten. Auch wenn die Scientology-Kritiker in der Mehrzahl waren, schaffte es die Moderatorin mit provokanten Fragen für ein ausgewogenes Gespräch zu sorgen. Dass dabei auch ein Film über Tom Cruise und seine "Valkyrie"-Filmarbeiten im Bendlerblock nicht fehlen durften, sei ihr verziehen.


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