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Ablaß 2000


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#1
Rolf

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Ablaß 2000






Martin Hamel


Die Reformation begann mit dem Einspruch Martin Luthers gegen die römisch-päpstliche Ablaßpraxis seiner Zeit - bevor im Lichte des neu aufleuchtenden Evangeliums auch andere Punkte der damaligen Kirche als untragbar erkennbar wurden (Gnadenlehre, Bußlehre, Tradition, Lehramt, Papst, Maria, Heilige, Meßopfer usw.).

Im Jahre 1999 nun, am 31. Oktober (dem Reformationstag!), wollen in Augsburg (dem symbolträchtigen Ort des Evangelischen Bekenntnisses 1530 vor Kaiser und Reich) die Römische Kirche und der Lutherische Weltbund ihre Unterschriften unter das Dokument einer „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ setzen. In dem Aufsatz „Abschied von der Reformation?“ im vorigen Informationsbrief (Nr.195) wurde darüber berichtet und Stellung genommen. Angesichts der fortbestehenden Grundzüge römisch-katholischer Lehre und Praxis (vgl. Informationsbrief Dezember 1998, S.9ff) ist eine evangelische Unterschrift unter die „Gemeinsame Erklärung“ unverantwortlich. Denn die Beschwernisse sind in Wahrheit keineswegs vom Tisch (bezüglich Papst und Maria sogar größer geworden).

Sogar der Auslöser der reformatorischen Auseinandersetzung - das Ablaßwesen - besteht ohne grundsätzliche Anderung fort, wie jüngst gerade wieder deutlich geworden ist: Für das Jubiläumsjahr 2000 hat der Papst in einer Bulle einen besonderen „vollkommenen Jubiläumsablaß“ verkündigt, der in einem dazugehörigen Dekret näher geregelt wird.

Rückfall ins Mittelalter oder unveränderte offizielle Lehre?

Viele Evangelische sind erstaunt über diese jüngsten Äußerungen des Papstes zum Ablaß. Solche Aussagen hatte man für längst überholt gehalten. Von einem Rückschritt in der ökumenischen Annäherung ist die Rede, einem schweren Rückschlag für die ökumenischen Beziehungen. Freilich: „Für den EKD-Ratsvorsitzenden Manfred Kock ist der Papstbrief ‘kein Rückfall ins Mittelalter’, wenngleich die Lehre, durch fromme Werke einen Nachlaß zeitlicher Sündenstrafen im Fegefeuer zu erhalten, für Protestanten ‘fremd’ klinge. Scharfe Kritik am Ablaß übte dagegen die evangelische Minderheitskirche der Waldenser in Italien. Ihr Repräsentant Salvatore Ricciardi drohte jetzt sogar damit, seinen Sitz in der Ökumenischen Kommission für das Heilige Jahr niederzulegen. Er fühle sich durch die Bulle verletzt. ‘Hier hat sich seit den Ereignissen des 16. Jahrhundert offenbar nichts geändert.’“

In einem Kommentar „Gab es die Reformation gar nicht? Erstaunen unter Protestanten über einen neuen Erlaß des Papstes zum Ablaß“ schreibt der Erlanger Professor für evangelische Pastoraltheologie Manfred Seitz: Die neue Papstbulle komme „abgesehen von einigen vorsichtigen Veränderungen vom traditionellen Charakter der Ablaßsache nicht los. Sie bestätigt z.B. in den ‘Anweisungen’ einfach, ‘daß der Jubiläumsablaß den Seelen der Verstorbenen durch Fürbittgebet zugewendet werden kann’ und sie knüpft die Ablässe nach wie vor an die vom Vatikan verfügten Vorgaben und Bedingungen. Sie dient dem in der ‘Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1997’ angestrebten Konsens nicht. ‘Man kann es nur bedauern, daß die ernste Kritik innerhalb der römisch-katholischen Kirche selbst nicht zu einem Wandel in der Sache, sondern nur zu Reformen im Verfahren geführt hat. Das Gewicht der unveränderten Ablaßlehre ist durch ihre erneute Bekundung schwerer geworden als in den alten Lehrformulierungen, die dem historisch Denkenden ohne Schwierigkeiten als verjährt hätten gelten können’ (so der evangelische Theologe Heinrich Bornkamm).“

Auch der Vorsitzende des Arbeitskreises der gliedkirchlichen Catholica-Beauftragten der VELKD, Bischof Hans Christian Knuth, Schleswig, hat gegen den beabsichtigten „Jubiläumsablaß“ die Stimme erhoben. „Seit Martin Luther die Ablaßpraxis als Widerspruch zur Bibel bezeichnete, achten lutherische Christen bis heute mit hoher Sensibilität auf Äußerungen zu diesem Thema“, sagte er.

Aber die in diesen und anderen Äußerungen zutage tretende Überraschung oder auch Enttäuschung zeigt eigentlich nur, daß man sich evangelischerseits immer wieder wirklichkeitsfremden Täuschungen über Lehre und Praxis der römischen Kirche hingibt oder hingegeben hat. Denn was hier, in der päpstlichen Jubiläumsbulle, erneut bekräftigt wird, ist keineswegs ein inzwischen in Ordnung gebrachter Betriebsunfall aus Ablaßprediger Johann Tetzels Tagen (und schon dem vorhergehenden Mittelalter), sondern war und ist unverändert offizielle Lehre und Praxis der römischen Kirche (zum Ablaß und allem, was damit zusammenhängt).

Dabei hatte der Papst vier Jahre zuvor (am 10. November [Luthers Geburtstag!] 1994) das Geplante schon angekündigt: „Apostolisches Schreiben Tertio Millenio Adveniente von Papst Johannes Paul II. an die Bischöfe, Priester und Gläubigen zur Vorbereitung auf das Jubeljahr 2000“, Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 119. Darin heißt es: „Für die Kirche ist das Jubeljahr genau dieses ‘Gnadenjahr’, ein Jahr des Erlasses der Sünden und der Strafen für die Sünden, ein Jahr der Versöhnung zwischen den Gegnern, ein Jahr vielfältiger Bekehrungen und sakramentaler und außersakramentaler Buße. Die Tradition der Jubeljahre ist daran gebunden, in weit größerem Maße als in anderen Jahren Ablässe zu gewähren.“ (TMA 14) Die Vorbereitung auf das Jahr 2000 bezeichnet der Papst als einen „hermeneutischen Schlüssel“ seines Pontifikats (TMA 23) und das Marianische Jahr 1987/88 als „gleichsam eine Vorwegnahme des Jubeljahres, enthielt es doch vieles von dem, was seinen vollen Ausdruck im Jahr 2000 wird finden müssen.“ (TMA 26) Als positiv erwähnt der Papst u.a. die in den letzten Jahren vermehrten Heilig- und Seligsprechungen [819 der jetzt 1611 Seligen der römisch-katholischen Kirche wurden von Papst Johannes Paul II ernannt; DIE WELT vom 10.3.1999, S.16], die Heiligenverehrung (TMA 37) und die Verehrung der „selige(n) Jungfrau Maria, die während der ganzen Vorbereitungsphase sozusagen ‘transversal’ gegenwärtig sein wird“ (TMA 43).

Was gilt denn eigentlich?

Was verkündet der Papst in bezug auf den Ablaß etc. in seiner Verkündigungsbulle „Incarnationis mysterium“ vom 29.11.1998 zum Jubiläumsjahr 2000? Dies soll hier in der notwendigen Kürze referiert werden. Dabei muß gleichzeitig etwas Grundsätzliches zum Umgang mit röm.-kath. Texten und Verlautbarungen bemerkt werden: Man muß sie gründlich und ganz studieren, denn sie sind oft sehr schillernd. Neben einigen Aussagen, die - wenn man sie für sich nehmen könnte, unter Absehung des ihnen jetzt zugewiesenen Kontextes - klar biblisch wären, finden sich sehr vieldeutige unklare Aussagen sowie schließlich und nicht zuletzt solche, die in klar erkennbarer Übereinstimmung mit den in den offiziellen röm.-kath. Lehrdokumenten vertretenen Lehren stehen, von einer biblisch-reformatorischen Position her aber als falsche Lehre zu bezeichnen sind.

In der Bulle „Incarnationis mysterium“ (abgekürzt IM) werden fast 50 Bibelstellen angeführt oder zitiert. Entsprechend finden sich auch im Text der Bulle selbst Aussagen, die man von der heiligen Schrift her nur freudig begrüßen kann, wenn es z.B. heißt: „daß die Heilsgeschichte in Jesus Christus ihren Höhepunkt und letzten Sinn findet.“ (IM 1) Ja, es findet sich sogar die klare Aussage: „Jesus hat gesagt: ‘Ich bin die Tür’ (Joh 10,7), um anzuzeigen, daß niemand zum Vater Zugang hat außer durch ihn. Diese Selbstbestimmung Jesu bezeugt, daß er allein der vom Vater gesandte Erlöser ist. Es gibt nur einen Zugang, der den Eintritt in das Leben der Gemeinschaft mit Gott aufschließt: dieser Zugang ist Jesus, der einzige und absolute Heilsweg.“ (IM 8)

Doch diese klare Aussage über Jesus Christus als den einzigen Heilsweg wird durch das übrige Dokument, seinen Inhalt und Ziel, laufend durchgestrichen. (Beides nebeneinander aber kann nicht gleichzeitig wahr sein und bestehen.) Das darf man nicht übersehen, wie es manche Evangelische tun, sobald sie aus Rom nur einige biblisch vertretbare Aussagen vernehmen, und dann vor lauter Vertrauensseligkeit gar nicht mehr prüfen, was denn im Widerspruch dazu sonst noch gesagt und praktiziert wurde und wird und das Biblische zunichte macht.


Fragwürdige Aussagen

Um es gleich hier vorauszuschicken: Zu den von der Bibel her fragwürdigen Dingen gehört:
• die Einbeziehung auch der Angehörigen anderer Religionen und aller Gottfernen in die Jubiläumsfreude (IM 6). Im Zusammenhang der im heiligen Land erfolgten „Offenbarungen Gottes an die Menschheit“ werden neben Juden und Christen auch die Muslime genannt, mit denen man im fortschreitenden interreligiösen Dialog bis hin zum Austausch des Friedensgrußes gelangen will (IM 2). Wie weit man auf diesem Wege schon gekommen ist, zeigt z.B. eine epd-Meldung in der WELT vom 20.2.1999: „Papstaudienz für Palästinenserführer Arafat“. Dort sieht man den „Palästinenserführer Jassir Arafat und Papst Johannes Paul II. in vertrautem Gespräch im Vatikan“ (Bildunterschrift). Zu diesem siebten Zusammentreffen mit dem Papst heißt es: „Der PLO-Chef, der sich anläßlich einer Konferenz mit dem Thema ‘Bethlehem 2000’ in Rom aufhielt, überbrachte dem Papst eine Einladung in die biblische Stadt. Johannes Paul II. antwortete, Bethlehem sei seit den Lebzeiten Christi oftmals von Gewalt gezeichnet gewesen. ‘Trotzdem ist die Stadt eine Verheißung des Friedens für alle Anhänger des einen Gottes, Christen, Juden und Moslems, geblieben’, sagte der Papst.“ (Eine Identität des heiligen Dreieinigen Gottes mit Allah wird von der röm.-kath. Kirche spätestens seit dem 2. Vatikanischen Konzil vorausgesetzt. (Dazu vgl. den Abschnitt „Die römische inklusive Sicht der Religionen“, in: „Fortbestehende Grundzüge römisch-katholischer Lehre und Praxis“ im Informationsbrief Nr. 191 der Bekenntnisbewegung, Dezember 1998, S.17-19))

• der kritiklose Hinweis auf die im Jubiläumsjahre 1300 gespendeten „reichen Nachlässe und Ablässe der Sünden“, „nicht nur volle und reichliche, sondern sogar vollste Vergebung der Sünden“ (IM 5)
• die römische Lehre vom Bußsakrament und von der Eucharistie, vom Ablaß, dem Erlaß der zeitlichen Strafe für die Sünden, die hinsichtlich ihrer Schuld schon getilgt sind (IM 9)
• die römische Lehre von der Läuterung (hier auf Erden oder nach dem Tod im Purgatorium (d.h. Reinigungsort oder Fegefeuer)), die von der zeitlichen Sündenstrafe befreie, eine Sühne, die tilge (IM 10) (dazu vgl. Inf.brief Nr. 191, S.13)
• die römische Lehre von der Gemeinschaft der Heiligen und dem Austausch geistlicher Güter, von den Heiligen und ihren Verdiensten, dem Schatz der Kirche, der aus den guten Werken der Heiligen bestehe und der an die und von den Lebenden und Verstorbenen zugewendet werden könne (IM 10). Zusammen mit Christus will man „das makellose Gewand des neuen Menschengeschlechtes weben“. (IM 10) (vgl. Inf.brief Nr. 191, S.13f)
• die abgöttische Hinwendung an Maria und ihre Anrufung um ihren Schutz und ihre Fürbitte (IM 14) (vgl. Inf.brief Nr. 191, S.14f)

• die Befürwortung und Förderung der Wallfahrt „zu den alten und neuen Heiligtümern, die der Jungfrau Maria geweiht sind“ (IM 7).
• All das zu diesen Punkten Verkündete steht in vollem Einklang mit der röm.-kath. Lehre und Praxis, wie sie aus den offiziellen röm.-kath. Dokumenten (vor allem Codex Iuris Canonici (Vatikan 1983), Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen (Denzinger-Hünermann) (1991) und dem Katechismus der Katholischen Kirche (1993)) abzulesen ist. Dazu sei nochmal verwiesen auf den Artikel „Fortbestehende Grundzüge römisch-katholischer Lehre und Praxis“ im Informationsbrief Nr. 191 der Bekenntnisbewegung, Dezember 1998, S.9-20, der vor der Veröffentlichung der Bulle abgeschlossen wurde.

Doch nun - in der Form von Auszügen - die in Frage stehenden Aussagen des Papstes in bezug auf den Ablaß etc. in seiner Verkündigungsbulle „Incarnationis mysterium“:


Exzerpt aus „Incarnationis mysterium“

Das „Große Jubiläum des Jahres 2000“ werde ein festliches Ereignis sein, das gleichzeitig in Rom und in allen über die Welt verstreuten Teilkirchen stattfindet. Es werde „gleichsam zwei Zentren haben: einerseits die Stadt, in der nach dem Willen der Vorsehung der Stuhl des Nachfolgers Petri steht, und andererseits das Heilige Land ...“ Jenes Land, in dem sich die erste christliche Gemeinde gebildet habe, sei „der Ort, wo sich die Offenbarungen Gottes an die Menschheit ereignet haben. Es ist das Gelobte Land, das die Geschichte des jüdischen Volkes geprägt hat und das auch von den Anhängern des Islam verehrt wird. Möge uns das Jubiläum einen weiteren Schritt im wechselseitigen Dialog voranbringen, bis wir eines Tages alle - Juden, Christen und Muslime - miteinander in Jerusalem den Friedensgruß austauschen können.“ (IM 2)

Dieser Termin des Jubeljahres führe die gesamte Kirche „in eine neue Zeit der Gnade und Sendung hinein“. (IM 3)
Der Papst erinnert an das Jahr 1300, „als Papst Bonifatius VIII., dem Wunsch des ganzen Volkes von Rom entsprechend, feierlich das erste Jubeljahr der Geschichte ausrief. Indem er auf eine uralte Überlieferung zurückgriff, wonach allen, die die Petersbasilika in der Ewigen Stadt besuchten, ‘reiche Nachlässe und Ablässe der Sünden’ gespendet wurden, gewährte er aus jenem Anlaß ‘nicht nur volle und reichliche, sondern sogar vollste Vergebung aller Sünden’. Von da an hat die Kirche das Jubeljahr stets als einen bedeutsamen Abschnitt ihres Schreitens auf die Fülle Christi zu gefeiert.“ (IM 5)

Mit Blick auf das „Große Jubiläum“ des Jahres 2000 sagt der Papst, die Kirche äußere „den lebhaften Wunsch, alle Gläubigen in ihre Arme zu schließen, um ihnen die Freude der Versöhnung anzubieten.“ „Anläßlich dieses großen Festes sind auch die Anhänger anderer Religionen sowie auch alle, die Gott fernstehen, herzlich eingeladen, sich an unserer Freude zu beteiligen. Als Brüder und Schwestern der einen Menschheitsfamilie überschreiten wir gemeinsam die Schwelle eines neuen Jahrtausends, das den Einsatz und die Verantwortung aller einfordern wird.“ (IM 6)

Als „besondere Zeichen“ des Jubiläumsjahres (24.12.1999 bis 6.1.2001) nennt der Papst die Wallfahrt, die „Heilige Pforte“ sowie den Ablaß

Zur „Wallfahrt“: „Unterwegs zur Stadt der hll. Petrus und Paulus, zum Heiligen Land oder zu den alten und neuen Heiligtümern, die der Jungfrau Maria geweiht sind: das ist das Ziel vieler Gläubiger, die auf diese Weise ihre Frömmigkeit fördern.“ (IM 7)

Zur „Heiligen Pforte“: Mit der Öffnung der „Heiligen Pforte“ der Petrusbasilika im Vatikan und anderen Patriarchalbasiliken in Rom soll in der Weihnachtsnacht 1999 das große Jubiläum des Jahres 2000 beginnen. (vgl. IM 6+8)

Zum „Ablaß“: „Ein weiteres, den Gläubigen wohlbekanntes besonderes Zeichen ist der Ablaß, der eines der wesentlichen Elemente des Jubiläumsereignisses ausmacht.“ (IM 9) Üblicherweise gewähre Gott Vater seine Vergebung durch das Sakrament der Buße und Versöhnung. (ebd.)

Das Bußsakrament biete dem Sünder „‘eine neue Möglichkeit, sich zu bekehren und die Gnade der Rechtfertigung wiederzuerlangen’, die durch das Opfer Christi erwirkt worden ist. So wird er wieder in das Leben Gottes und in die volle Teilnahme am Leben der Kirche zurückgeführt. Wenn der Gläubige seine Sünden bekennt, erhält er wirklich Vergebung und kann, als Zeichen für die wiedergewonnene Gemeinschaft mit dem Vater und mit seiner Kirche, wieder an der Eucharistie teilnehmen.“ (IM 9)

Rechtfertigung und Vergebung sind hier freilich an ein heilsvermittelndes Handeln der römischen Kirche in Bußsakrament und Eucharistie gebunden. Neben dem Bekenntnis der Sünde wird der allein seligmachende Glaube an Jesus Christus nicht eigens erwähnt (im Gegensatz zum biblisch-reformatorischen Zeugnis), vielmehr aber die nach römischer Lehre auf die Beichte und die Absolution notwendig folgende sogenannte „Buße“:

„Die Kirche ist jedoch von alters her immer zutiefst überzeugt gewesen, daß die von Gott ungeschuldet gewährte Vergebung als notwendige Folge eine tatsächliche Lebensänderung, einen zunehmenden innerlichen Abbau des Bösen und eine Erneuerung der eigenen Existenz einschließt. Der sakramentale Akt sollte mit einer existentiellen Handlung, mit einer tatsächlichen Reinigung von der Schuld, die eben Buße genannt wird, einhergehen. Vergebung heißt nicht, daß dieser existentielle Prozeß überflüssig würde, sondern vielmehr, daß er einen Sinn erhält, daß er angenommen und aufgenommen wird. Die eingetretene Versöhnung mit Gott schließt nämlich nicht aus, daß gewisse Folgen der Sünde zurückgeblieben sind, von denen man geläutert werden muß.“ (IM 9)

Gerade in diesem Bereich gewinne der Ablaß, durch den das „‘Vollgeschenk des göttlichen Erbarmens’“ zum Ausdruck gebracht werde, an Bedeutung. „Mit dem Ablaß wird dem reuigen Sünder die zeitliche Strafe für Sünden erlassen, die hinsichtlich der Schuld schon getilgt sind.“ (IM 9)

Die Sünde ziehe eine doppelte Folge nach sich: „Einerseits bringt sie, wenn es sich um eine schwere Sünde handelt, den Entzug der Gemeinschaft mit Gott und somit den Ausschluß von der Teilhabe am ewigen Leben mit sich. Dem reuigen Sünder gewährt jedoch Gott in seinem Erbarmen die Vergebung der schweren Sünde und den Nachlaß der ‘ewigen Sündenstrafe’, die sie eigentlich nach sich ziehen würde. Außerdem ‘zieht jede Sünde, selbst eine geringfügige, eine schädliche Bindung an die Geschöpfe nach sich, was der Läuterung bedarf, sei es hier auf Erden, sei es nach dem Tod im sogenannten Purgatorium [Läuterungszustand]. Diese Läuterung befreit von dem, was man ‘zeitliche Sündenstrafe’ nennt, eine Sühne, durch die getilgt wird, was der vollen Gemeinschaft mit Gott und mit den Brüdern und Schwestern im Wege steht.“ (IM 10)

Der Christ sei aber auf seinem Bekehrungsweg nicht allein gelassen: „In Christus und durch Christus ist sein Leben durch ein geheimnisvolles Band mit dem Leben aller anderen Christen in der übernatürlichen Einheit des mystischen Leibes verbunden. So kommt es zwischen den Gläubigen zu einem wunderbaren Austausch geistlicher Güter, kraft dessen die Heiligkeit des einen den anderen zugute kommt, und zwar mehr als die Sünde des einen den anderen schaden kann. Es gibt Menschen, die geradezu ein Übermaß an Liebe, an ertragenem Leid, an Reinheit und Wahrheit zurücklassen, das die anderen einbezieht und aufrichtet.“ (IM 10)

Hier wird deutlich Bezug genommen auf die römische Lehre von der „Gemeinschaft der Heiligen“, von den Heiligen und ihren Verdiensten, welche die römische Kirche verwaltet und an denen der einzelne auf diesem Wege Anteil bekommen könne, ebenso wie er selber in das heilbringende Wirken Christi und insbesondere in sein Leiden einbezogen sein könne. (IM 10) (vgl. Inf.brief Nr. 191, S.13f)

„Alles kommt von Christus, aber da wir sein Eigentum sind, wird auch das, was uns gehört, zu seinem Eigentum und gewinnt eine heilbringende Kraft. Das ist gemeint, wenn man vom ‘Schatz der Kirche’ spricht, der aus den guten Werken der Heiligen besteht. Für die Erlangung des Ablasses beten heißt, in diese geistliche Gemeinschaft eintreten und sich damit ganz den anderen öffnen. Denn auch im geistlichen Bereich lebt keiner nur für sich allein. Und die heilsame Sorge um das eigene Seelenheil wird erst dann von Furcht und Egoismus befreit, wenn sie zur Sorge auch um das Heil des anderen wird. Das ist die Wirklichkeit der Gemeinschaft der Heiligen, das Geheimnis der ‘stellvertretenden Wirklichkeit’ und des Gebetes als Weg zur Vereinigung mit Christus und mit seinen Heiligen. Er nimmt uns zu sich, damit wir zusammen mit ihm das makellose Gewand des neuen Menschengeschlechtes weben, das Gewand der Braut Christi aus blendend weißem Leinen.“ (IM 10)

An die Stelle des Heils durch Christus allein tritt hier ein heilbringendes Wirken Christi und des Menschen: „wir zusammen mit ihm“! - Das „Erwerben“ von Ablässen sporne die Gläubigen „zu heilbringenden Taten der Demut“ an. (IM 10) „Die Wahrheit der Gemeinschaft der Heiligen, welche die Gläubigen mit Christus und untereinander verbindet, sagt uns außerdem, wie sehr ein jeder den anderen - Lebenden wie Verstorbenen - dabei helfen kann, immer inniger mit dem Vater im Himmel verbunden zu sein.“ (IM 10)

Unter Bezugnahme auf „diese Lehre über die Ablässe“ verfügt der Papst sodann einen Jubiläumsablaß für das Jahr 2000: „Indem ich mich auf diese Lehraussagen stütze und den mütterlichen Sinn der Kirche deute, verfüge ich, daß alle Gläubigen, sofern sie angemessen vorbereitet sind, während des ganzen Jubiläumsjahres in den reichlichen Genuß des Ablaßgeschenkes kommen können, wie es den dieser Bulle beigefügten Anweisungen entspricht (vgl. Dekret).“ (IM 10)

Der Papst schließt seine Verkündigungsbulle wie fast jedes seiner Dokumente mit einer (abgöttischen) Hinwendung an die Jungfrau Maria: „Niemals werden die Völker aufhören, die Mutter des Erbarmens anzurufen, und immer wieder werden sie unter ihrem Schutz Zuflucht finden. Sie, die mit ihrem Sohn Jesus und mit ihrem Mann Joseph zum heiligen Tempel Gottes pilgerte, beschütze den Weg aller, die in diesem Jubiläumsjahr zu Pilgern werden. Besonders eindringlich möge in den nächsten Monaten ihre Fürbitte für das christliche Volk sein, damit es die Fülle der Gnade und Barmherzigkeit erlange, während es sich über die zweitausend Jahre freut, die seit der Geburt seines Erlösers vergangen sind.“ (IM 14)

Um eine vollständige Information zu bieten, sei nun das zu der Bulle gehörige relativ kurze Dekret „Anweisungen für die Erlangung des Jubiläumsablasses“ in seinem vollen Wortlaut dokumentiert - die in unserem Zusammenhang weniger wichtigen Passagen im Kleindruck (Unterstreichungen nicht im Original):


Dokumentation:

Anweisungen für die Erlangung des Jubiläumsablasses

Mit vorliegendem Dekret, das in dem vom Heiligen Vater in der Verkündigungsbulle des Großen Jubiläums des Jahres 2000 zum Ausdruck gebrachten Willen verfaßt ist, und kraft der ihr von demselben Papst übertragenen Vollmacht legt die Apostolische Pönitentiarie die Ordnung fest, die für die Erlangung des Jubiläumsablasses einzuhalten ist.

Alle Gläubigen können, wenn sie entsprechend vorbereitet sind, während des ganzen Jubeljahres gemäß den im folgenden ausgeführten Bestimmungen in den reichlichen Genuß des Ablaßgeschenkes gelangen.

Unter der Voraussetzung, daß die sowohl in allgemeiner Form wie auf besonderes Reskript hin gewährten Ablässe während des Großen Jubiläums in Kraft bleiben, wird daran erinnert, daß der Jubiläumsablaß den Seelen der Verstorbenen durch Fürbittgebet zugewendet werden kann: mit diesem Angebot wird eine hervorragende Übung übernatürlicher Liebe vollbracht, kraft des Bandes, durch das im mystischen Leib Christi die noch auf Erden pilgernden Gläubigen mit jenen vereint sind, die ihren irdischen Lebensweg schon abgeschlossen haben, Auch während des Jubeljahres bleibt überdies die Regelung in Geltung, daß ein vollkommener Ablaß nur einmal am Tag gewonnen werden kann.

Der Höhepunkt des Jubiläums ist die Begegnung mit Gott Vater durch den Erlöser Jesus Christus, der in seiner Kirche besonders in ihren Sakramenten gegenwärtig ist. Deswegen hat der ganze Weg des Jubeljahres, von der Wallfahrt vorbereitet, als Ausgangs- und Endpunkt die Feier des Bußsakramentes und der Eucharistie, des Paschamysteriums Christi also, der unser Friede und unsere Versöhnung ist: das ist die verwandelnde Begegnung, die auf das Geschenk des Ablasses für sich und für andere hin öffnet.

Nach Ablegung der sakramentalen Beichte, die ordentlicherweise nach can. 960 CIC und nach can. 720 § 1 CCEO persönlich und vollständig sein muß, kann der Gläubige durch Erfüllung der verlangten Anordnungen das Geschenk des vollkommenen Ablasses während einer angemessenen Zeitfrist auch täglich empfangen oder zuwenden, ohne die Beichte wiederholen zu müssen: Es ist jedoch besser, daß die Gläubigen häufig die Gnade des Bußsakramentes empfangen, um in der Bekehrung und Reinheit des Herzens zu wachsen. Die Teilnahme an der Eucharistie, die für jeden Ablaß notwendig ist, soll am selben Tag erfolgen, an dem die vorgeschriebenen Werke erfüllt werden.

Mit diesen zwei herausragenden Momenten müssen vor allem das Zeugnis der Gemeinschaft mit der Kirche einhergehen, das durch ein Gebet nach Meinung des Heiligen Vaters bekundet wird, sowie auch die Ausführung von Handlungen der Nächstenliebe und der Buße nach den weiter unten gegebenen Anweisungen: solche Handlungen sollen jene echte Umkehr des Herzens zum Ausdruck bringen, zu der die Gemeinschaft mit Christus in den Sakramenten hinführt. Denn Christus ist unsere Vergebung und die Sühne für unsere Sünden (vgl. 1 Joh 2,2). Indem er den Heiligen Geist, der ‘die Vergebung aller Sünden ist’, in die Herzen der Gläubigen ausgießt, bringt er jeden zu einer kindlichen und vertrauensvollen Begegnung mit dem Vater des Erbarmens. Dieser Begegnung entspringen die Bemühungen um Umkehr und Erneuerung, um kirchliche Gemeinschaft und Liebe zu den Brüdern und Schwestern.

Auch für das kommende Jubiläum wird die Regelung bestätigt, wonach die Beichtväter für diejenigen, die rechtmäßig verhindert sind, sowohl das vorgeschriebene Werk als auch die geforderten Bedingungen ändern können. Die klausurierten Ordensmänner und Ordensfrauen, die Kranken und alle, die nicht imstande sind, ihre Wohnung zu verlassen, können statt des Besuches einer bestimmten Kirche die Kapelle ihres Hauses aufsuchen; sollte auch das nicht möglich sein, können sie den Ablaß dadurch erlangen, daß sie sich geistig mit denen verbinden, die das vorgeschriebene Werk in ordentlicher Weise erfüllen, und daß sie Gott ihre Gebete, Leiden und Entbehrungen aufopfern.

Was die Erfüllung der Bedingungen betrifft, so werden die Gläubigen den Jubiläumsablaß erlangen können:
1) In Rom, wenn sie eine Wallfahrt zu einer der Patriarchalbasiliken - der Basilika Sankt Peter im Vatikan oder der Erzbasilika des Heiligsten Erlösers am Lateran oder der Basilika Santa Maria Maggiore oder der Basilika Sankt Paul an der Via Ostiense - unternehmen und dort mit Andacht an der hl. Messe oder an einer anderen liturgischen Feier, wie den Laudes oder der Vesper, oder an einer Frömmigkeitsübung (z.B. Kreuzweg, Rosenkranz, Gebet des Hymnus Akathistos zu Ehren der Muttergottes) teilnehmen; außerdem, wenn sie als Gruppe oder einzeln eine der vier Patriarchalbasiliken besuchen und dort für eine angemessene Zeit in Verehrung der Eucharistie und in andächtiger Betrachtung verweilen und diese dann mit dem ‘Vaterunser’, mit einer anerkannten Form des Glaubensbekenntnisses und mit der Anrufung der seligen Jungfrau Maria abschließen. Zu den vier Patriarchalbasiliken kommen bei diesem besonderen Anlaß des Großen Jubiläums folgende andere Stätten zu denselben Bedingungen hinzu: die Basilika Santa Croce in Gerusalemme, die Basilika San Lorenzo al Verano, das Heiligtum der Muttergottes von der Göttlichen Liebe (Madonna del Divino Amore), die christlichen Katakomben.
2) Im Heiligen Land, wenn sie unter Beachtung derselben Bedingungen die Grabeskirche in Jerusalem oder die Geburtskirche in Betlehem oder die Verkündigungsbasilika in Nazaret besuchen.

3) In den anderen kirchlichen Jurisdiktionsbereichen, wenn sie eine Wallfahrt zur Kathedrale oder zu anderen vom Bischof bestimmten Kirchen oder Orten machen und dort andächtig an einer liturgischen Feier oder einer anderen Frömmigkeitsübung teilnehmen, wie sie oben für die Stadt Rom angegeben wurden; außerdem, wenn sie als Gruppe oder einzeln die Kathedrale oder ein vom Bischof bestimmtes Heiligtum besuchen, dort für eine angemessene Zeit in andächtiger Betrachtung verweilen und diese dann mit dem ‘Vaterunser’, mit einer anerkannten Form des Glaubensbekenntnisses und mit der Anrufung der seligen Jungfrau Maria abschließen.

4) An jedem Ort, wenn sie für eine angemessene Zeit Brüder und Schwestern, die sich in Not oder Schwierigkeiten befinden (Kranke, Gefangene, einsame alte Menschen, Behinderte usw.), besuchen, dabei gleichsam zu Christus pilgern, der in diesen Menschen gegenwärtig ist (vgl. Mt 25,34-36), und die üblichen geistlichen und sakramentalen Bedingungen, einschließlich der vorgeschriebenen Gebete, erfüllen. Die Gläubigen werden sicher solche Besuche im Laufe des Heiligen Jahres wiederholen; bei jedem dieser Besuche können sie den vollkommenen Ablaß erlangen, natürlich nur einmal am Tag.

Den vollkommenen Jubiläumsablaß kann man auch durch Unternehmungen erlangen, welche die Bußgesinnung, die gleichsam die Seele des Jubiläums ist, konkret und hochherzig in die Tat umsetzen: Sie bestehen unter anderem darin, daß die Gläubigen sich wenigstens einen Tag lang überflüssigen Konsums enthalten (z.B. nicht rauchen, keine alkoholischen Getränke zu sich nehmen, entsprechend den allgemeinen Normen der Kirche und den Einzelbestimmungen der Bischofskonferenzen fasten oder Enthaltsamkeit üben) und eine angemessene Geldsumme den Armen zuwenden; daß sie mit einem ansehnlichen Beitrag Werke religiösen oder sozialen Charakters unterstützen (besonders zu Gunsten verwahrloster Kinder, in Schwierigkeiten geratener Jugendlicher, bedürftiger alter Menschen und Fremder in den verschiedenen Ländern auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen); daß sie einen angemessenen Teil ihrer Freizeit Tätigkeiten widmen, die der Gemeinschaft zugute kommen, oder daß sie andere ähnliche Formen persönlichen Opfers auf sich nehmen.

Rom, aus der Apostolischen Pönitentiarie, am 29. November 1998, dem ersten Adventsonntag.

William Wakefield Kard. Baum, Großpönitentiar
Titularbischof Luigi De Magistris, Regens

Eine evangelische Antwort

„Zeitliche Sündenstrafen“, „Läuterung“ im „Fegefeuer“, „heilbringende Taten“, „Schatz der Kirche“, „gute Werke der Heiligen“, Maria, Heilige, „Gemeinschaft der Heiligen“, Erwerben und Zuwenden, „Austausch geistlicher Güter“ zwischen Lebenden und Verstorbenen, Erfüllung von Anordnungen, vorgeschriebene Werke, Wallfahrten, „Heiligtümer, die der Jungfrau Maria geweiht sind“ „Heilige Pforte“, Rosenkranz, Anrufung der Maria, Fasten etc., Geldsumme spenden, Ablaß, für sich und für andere, erbitten, erlangen, zuwenden, Teilablaß, „vollkommener Ablaß“ („nur einmal am Tag“) usw. ...

Wie läßt sich gegenüber dieser römisch-katholischen Lehre und Praxis der „Buße“ die evangelische, biblisch-reformatorische Wirklichkeit von Glaube, Buße, Beichte, Rechtfertigung und Vergebung kurz skizzieren?

Auf jeden Fall in der Linie der Bußpsalmen Davids (Psalm 51; Psalm 32; Psalm 130), wo es durch das Wort Gottes zur Sündenerkenntnis und zum Sündenbekenntnis vor dem heiligen Gott gekommen ist und die grundlose Gnade und Vergebung Gottes im Glauben empfangen wird.

Im Hören auf das Wort Gottes erkennt der sündige Mensch durch den Geist Gottes seine Sünde als Sünde und sich selbst im Lichte Gottes als total verlorenen Sünder. In dieser Lage bleibt ihm nur der Schrei zu Gott mit der Bitte um Vergebung. Er bekennt im Gebet diese seine Sünde und Verlorenheit und bittet Gott um Vergebung. Im Glauben an das ihm zugesprochene Evangelium von dem für ihn gestorbenen und auferstandenen Herrn Jesus Christus empfängt er - um Christi willen, durch den Glauben (CA IV) - die Gnade Gottes und die Vergebung aller seiner Sünde. Dies geschieht unter der Verkündigung von Gesetz und Evangelium, und insonderheit in der Absolution in der Einzelbeichte sowie in der allgemeinen Beichte.

„Nun ist wahre rechte Buß eigentlich nichts anderes denn Reue und Leid oder Schrecken haben über die Sünde und doch daneben glauben an das Evangelium und Absolution, daß die Sünde vergeben und durch Christum Gnad erworben sei, welcher Glaub wiederum das Herz tröstet und zufrieden machet. Darnach soll auch Besserung folgen, und daß man von Sünden lasse ...“ (CA XII, BSLK; S.64)

Zur Einzelbeichte vgl. den Anfang von Luthers Beichtanweisung, die er 1531 dem Kleinen Katechismus einfügte: „Was ist die Beicht? Antwort: Die Beicht begreift zwei Stück in sich. Eins, daß man die Sunde bekenne, das ander, daß man die Absolutio oder Vergebung vom Beichtiger empfahe als von Gott selbs und ja nicht dran zweifel, sondern feste gläube, die Sunde seien dadurch vergeben für Gott im Himmel.“ (BSLK, S.517).

Zur allgemeinen Beichte vgl. den Wortlaut des allgemeinen Beichtgebetes und der Absolution, wie sie im Gottesdienst gebetet und zugesprochen werden: „Allmächtiger Gott, barmherziger Vater! Ich armer, elender, sündiger Mensch bekenne dir alle meine Sünde und Missetat, die ich begangen mit Gedanken, Worten und Werken, womit ich dich erzürnt und deine Strafe zeitlich und ewiglich verdient habe. Sie sind mir aber alle herzlich leid und reuen mich sehr, und ich bitte dich um deiner grundlosen Barmherzigkeit und um des unschuldigen bitteren Leidens und Sterbens deines lieben Sohnes Jesus Christus willen, du wollest mir armem, sündhaftem Menschen gnädig und barmherzig sein, mir alle meine Sünden vergeben und zu meiner Besserung deines Geistes Kraft verleihen. Amen.“ - „Auf solch euer Bekenntnis verkündige ich euch die Gnade Gottes und spreche auch anstatt und auf Befehl meines Herrn Jesus Christus die Vergebung aller eurer Sünden zu, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ (oder eine andere Form der Lossprechung)

„Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“ (1. Joh 1,7-9)

Im Blick auf das Heil gilt auch im Jahre 2000 nichts anderes als: Christus allein, der Glaube allein, die Gnade allein.



Norbert Demuth, epd, in: Der Sonntag. Wochenzeitung der Evang.-Luth. Landeskirche Sachsens, 13.12.1998, S.12.
idea (Basisausgabe) Nr. 148/98 vom 9. Dezember 1998, S.I-III; Zitat S.III, sowie idea-Spektrum Nr.50 vom 9.12.1998, S.14f.
Ulrich Wickel, „Der Ablaß wird wiederbelebt“, in: Der Sonntag. Wochenzeitung der Evang.-Luth. Landeskirche Sachsens, 31.1.1999, S.1.
Im Codex des kanonischen Rechtes von 1983 (CIC) wird in den Canones 992+994 definiert: „Ablaß ist der Nachlaß zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld schon getilgt ist; ihn erlangt der entsprechend disponierte Gläubige unter bestimmten Voraussetzungen durch die Hilfe der Kirche, die im Dienst an der Erlösung den Schatz der Sühneleistungen Christi und der Heiligen autoritativ verwaltet. ... Jeder Gläubige kann Teilablässe oder vollkommene Ablässe für sich selbst gewinnen oder fürbittweise Verstorbenen zuwenden.“ Vgl. dazu den Artikel: „Fortbestehende Grundzüge römisch-katholischer Lehre und Praxis“ im Informationsbrief Nr. 191 der Bekenntnisbewegung, Dezember 1998, bes. S.13f.
Text in: L’Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 28. Jg., Nr. 49, 4. Dezember 1998, S.7-10.
Und während Evangelische noch im Frühjahr 1999 erwartungsvoll hin und her überlegen, ob Rom denn nun die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ von 1997 doch noch unterzeichnen werde oder nicht (vgl. den Beitrag: „Bewegt sich ‘Rom’? Kommt es nach vielen Differenzen nun doch zur Annäherung von Lutheranern und Katholiken?“, idea-Spektrum Nr. 18 vom 5. Mai 1999, S.22f), nimmt „Rom“ in einer Riesenveranstaltung einen weiteren, den 1968 verstorbenen Kapuziner-Pater Pio, „in den Kreis der Heiligen auf“ und vermehrt damit die Möglichkeiten zur Abgötterei. Vgl. den Beitrag: „Rom feiert Seligsprechung Pater Pios. 600 000 pilgern in die Ewige Stadt und sorgen für einen Ausnahmezustand“, DIE WELT vom Montag, dem 3. Mai 1999, S.16. Das dazugehörige DPA-Photo zeigt, wie der Papst der Hausfrau Consiglia De Martino (46) eine Hostie reicht. 1995 habe die einst schwerkranke Italienerin den 1968 verstorbenen Pater Pio angerufen und sei darauf hin von ihrer Leukämie geheilt worden.
Text in: L’Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 28. Jg., Nr. 49, 4. Dezember 1998, S.10.
Vgl. z.B. die Abschnitte zur Beichte im Kleinen und im Großen Katechismus Luthers, in: Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche (BSLK), Göttingen 1930, S.517-519 und S.725-733; auch Confessio Augustana XI Von der Beichte (BSLK, S.63f), CA XII Von der Buße (BSLK, S.64f) sowie Apologie der Konfession XII Von der Buße (Von der Beicht und Genugtuung) (BSLK, S.252-291); Schmalkaldische Artikel: C III Von der Buße (BSLK, S.436-449); Schmalkaldische Artikel: C VII Von den Schlüsseln (BSLK, S.452) und VIII Von der Beicht (BSLK, S.453-456).





Autor: Pfarrer Dr. Martin Hamel
Georgenkirchen Weg 1, 09117 Chemnitz
,
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#2
Morgenwache

Morgenwache

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Ich finde so etwas reichlich deplaziert.

(IM 8) und (vgl. IM 6+ 8)



Geht es auch ohne? Ich habe das schon in anderen Texten gelesen und fühle mich manchmal veräppelt .... :shock:
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#3
Rolf

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Hallo Morgenwache,

dieses Forum heißt ja nicht ohne Grund "Irrglaube und Wahrheit." Thematisch nist es so breit gefächert, damit man einen realistischen Eindruck davon bekommt, wie es im Leib Christi gegenwärtig definitiv aussieht. Manchmal denke ich, man sollte das Forum in "Chaos Christentum" umbenennen.

Meine Idee zu diesem Forum ist es eigentlich, diesen Merkwürdigkeiten im Namen Gottes biblische Alternitven gegenüber zu stellen. Dazu braucht es allerdings noch einige fleissige Schreiber hier. Leider begnügen sich gegenwärtig die meisten User hier mit lesen.

Herzliche Grüße

Rolf
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#4
Morgenwache

Morgenwache

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Ich glaube, das liegt eher an der Formatierung des Textes.

Ich meinte die Smilies, die einfach so mitten im text auftauchen, meistens da, wo sie definitiv deplaziert sind.
Oder tauchen die nur auf meinem Bildschirm auf ... könnte ja auch sein ??? :?:
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#5
Rolf

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Ach so!! Das ist der Kompromiss der kostenfreien Plattform. Da sind so verschiedene Sachen in die Foren eingebaut, auf die man wahrscheinlich keinen Einfluss nehmen kann. Ich werde das nochmal überprüfen. So ist es ja auch mit der Werbung.
Wahrscheinlich werde ich demnächst mal die Kosten übernehmen und auf die Premiumversion wechseln.

Herzliche Grüße

Rolf
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#6
Morgenwache

Morgenwache

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Ach, lass das mal mit der Kostenübernahme. Nett gemeint.

Aber ich habe herausgefunden, dass, wenn man eine 8 und ein ) setzt, so ein Grinsemännchen erscheint.

8) so also

Man müsste also nur einen Freiraum setzen zwischen 8 und ),

also so: 8 )

zum Beispiel (Matthäus 28,18) oder (Matthäus 28,18 )

Liebe Grüße 8) :D
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