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Kirche mit Nazisymbolik zu verkaufen


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Rolf

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Kirche mit Nazisymbolik zu verkaufen





Die Offerte ist so ungewöhnlich wie das Objekt, um das es dabei geht. Erstmals soll ein Berliner Gotteshaus in einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren feilgeboten werden. Interessenten gibt es bislang nicht – dabei ist die Martin-Luther-Gedächtniskirche im Stadtteil Tempelhof auf ihre Art einzigartig in Deutschland.

Die Befürworter des Plans innerhalb der evangelischen Landeskirche erhoffen sich dadurch nicht nur finanzielle, sondern vor allem moralische Entlastung: Vom rechtsnationalen Architekten und Kirchenbauamtsleiter Curt Steinberg zwischen 1929 und 1933 entworfen, steckt der Innenraum der Martin-Luther-Gedächtniskirche bis zur Decke voller NS-Symbolik.
Seit mehr als drei Jahren ist die Kirche in Mariendorf mit ihren mehr als 1000 Sitzplätzen offiziell geschlossen. Der Turm gilt auf Grund von Baumängeln als nicht standsicher. Teile der Fassade wurden entfernt, um ein Abstürzen zu verhindern. Der Sanierungsbedarf wird mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt. „Für uns ist die Immobilie finanziell eine große Last“, sagt der geschäftsführende Pfarrer Hans-Martin Brehm. Zwar wolle die Gemeinde ihr Gotteshaus gerne behalten. Die Zahl der Kirchgänger aber ist geschrumpft, die alte Dorfkirche in Mariendorf reicht für den Kreis der Gläubigen aus. „Wir zahlen jährlich rund 40.000 Euro nur zur Bausicherung“, so Brehm.

Suche nach Investoren und Konzepten

Die Suche auf informellem Weg nach neuen Nutzern sei bisher erfolglos geblieben. Nun soll ein Interessenbekundungsverfahren die Ausschreibung einleiten. Welche Konzepte Beifall finden könnten, ist allerdings unklar. Ein Nutzungsgutachten, 2006 im Auftrag der Landeskirche erstellt, gibt es zwar. Über konkrete Inhalte allerdings schweigt man sich aus, hofft auf Pächter für kulturelle oder Angebote zur Freizeitgestaltung. Auch an Verkauf ist gedacht. Selbst ein Abriss ist nicht für alle in der Landeskirche ein Tabu. „Wir sind relativ hilflos“, gesteht Matthias Hoffmann-Tauschwitz, Leiter des kirchlichen Bauamtes.

Denkmalschützer dagegen finden diese letzte Variante unerträglich. „Die Kirche ist vermutlich einzigartig in Deutschland“, sagt der Repräsentant der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Berlin, Peter Schabe. Auch bei der Unteren Denkmalschutzbehörde Tempelhof-Schöneberg hält man den Wert des Bauwerks für unbestritten. „Es gibt viel mehr Kirchen, als man vermuten würde, die das ein/e oder andere Stilelement der hitlertreuen Christen aufzeigen“, sagt Monika Geyler, Geschäftsführerin des Berliner Forums für Geschichte und Gegenwart (BFGG), das das Nutzungsgutachten für den Sakralbau erstellt hat. „Ein so geschlossenes und erhaltenes Bildprogramm aber ist uns nirgendwo in Deutschland bekannt.“
Tatsächlich wurden in Tempelhof zwar Hakenkreuze und Symbole der NS-Wohlfahrt im Terrakotta-Schmuck des Apsisbogens entfernt. Geblieben sind aber Stahlhelm-Soldaten, Braunhemden und der Hitlerjunge an der Kanzel. Das Taufbecken ziert ein SA-Mann, im Vorraum schaut Hindenburg auf Luther, der den früher dort platzierten Hitlerkopf ersetzte. Umstritten ist nur, ob er als Büste oder Relief gearbeitet war.

Erhalt für kirchliche Zwecke

„Das Beste wäre ein Erhalt für kirchliche Zwecke“, meint Denkmalamtsleiter Siegmund Kroll. Beim BFGG wurden dagegen museale Nutzungsideen verfolgt. Geyler: „Das könnte ein Dokumentationszentrum sein, das sakrale Kunst und Architektur im Nationalsozialismus vorstellt.“

eyler ist zuversichtlich, dass für seriöse Konzepte auch Geld aufzutreiben ist. „Das Land hat signalisiert, dass es zur Unterstützung bereit ist.“ Auch auf Hilfe der Denkmalstiftung kann die Kirche hoffen. Die Öffentlichkeit hat ihr Interesse bereits bekundet: Rund 150 Besucher besichtigten am Tag des offenen Denkmals die Kirche an der Riegerzeile 1. Noch für etwa ein Jahr ist vor der Kirche eine Bauzaun-Ausstellung des BFGG zur Geschichte und Zukunft des Baus zu sehen.


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