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LfM will Verbraucher vom Bann der Hexen befreien


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Rolf

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LfM will Verbraucher vom Bann der Hexen befreien





Jesus.de-

Von Michaela Warnke



18.09.2007


Das alltägliche Fernsehprogramm sieht sich derzeit einer Welle von Esoteriksendern gegenüber, die vor allem in NRW die Bildschirme überschwemmen. Hellsehen, Kartenlegen, Magie und Astrologie sind nur einige Dienste, die dort angeboten werden und ahnungslosen Kunden das Geld aus der Tasche ziehen. Die Landesmedienanstalt will nun die Verbraucher stärker davor schützen. Was fehlt sind die richtigen Wege und Mittel.

Wer kennt sie nicht, diese jungen seriös gekleideten Damen mit diesem zauberhaften Lächeln, die beim Zappen durch das allabendliche Fernsehprogramm beschwörend auf einen einreden? Sie bezeichnen sich als Hellseherin, Magierin oder Karmaspezialistin. Mit Hilfe von Tarotkarten, Glaskugeln und einem scheinbar guten Draht „nach oben“ leisten sie auf Esoteriksendern wie Astro TV oder Orakel TV „Lebensberatung“. Ohne jegliche therapeutische Kenntnisse werden den Anrufern seelische Ratschläge erteilt, schwerwiegende Entscheidungen abgenommen und Gesundheitstipps gegeben. Das Schicksal des Einzelnen und die aus der Beratung resultierenden Folgen werden außer Acht gelassen.

Die nordrhein–westfälische Landesanstalt für Medien (LfM) will nun einschreiten und die Verbraucher vor solchen Sendungen zu schützen. Sie verlangt von den Esoteriksendern die Einführung „klarer Regeln und Vorgaben“ für ihren Service. Wie die Welt am Sonntag berichtet, wird LfM-Direktor Norbert Schneider im Oktober mit den betreffenden Sendern verhandeln und auf höhere Schutzstandards drängen. Die Sender müssten Selbstverpflichtungen schaffen, um künftig sensibler mit Kunden umzugehen, fordert Schneider. Außerdem müsse eine Höchstgrenze für Telefonkosten eingeführt werden, weil Kunden oft in eine Art Wahrsagersucht verfielen und sich hoch verschuldeten, um den esoterischen Rat einzukaufen.

Schnelle Erreichbarkeit steigert Suchtgefahr

Die Gefahr der Sucht zu verfallen, droht den Anrufern aber noch aus einem ganz anderen Grund: Das Risiko liegt in der uneingeschränkten Erreichbarkeit des Dienstes und den scheinbar günstigen Tarifen. Die Versuchung wird vor allem für einsame Menschen immer stärker, was nicht ohne Folgen bleibt. Nicht selten investieren Kunden astronomische Summen in Telefonate mit Kartenbeschwörern, bevor sie in Erwägung ziehen, professionellen Rat zu suchen. Martina Wagner, Sprecherin von Astro TV, glaubt nicht, dass es sich bei jenen Kunden um verzweifelte Menschen handelt: "Die machen doch was: Sie greifen zum Hörer und suchen sich Hilfe“, sagte sie gegenüber dem Spiegel. Die Preise nennt sie moderat - "wenn ich gefrustet zum Friseur gehe, zahle ich schließlich 70 Euro".

Immer häufiger werden inzwischen bei den Landesmedienanstalten Fälle registriert, in denen Anrufer bis zu 40.000 Euro vertelefonierten, ohne dass ihnen in irgendeiner Weise geholfen wurde.
Großzügig werben die betreffenden Sender damit, dass das erste Telefonat kostenlos ist. Danach müssen die Kunden jedoch für jedes Telefonat pro Minute 1,99 Euro zahlen. Und dann gibt es ja noch die Warteschleifen, in denen fast jeder Anrufer landet. Dort kann dann ein Termin vereinbart werden. Aber auch nur, wenn der Anrufer dem Sender eine Abbuchungserlaubnis für das eigene Konto erteilt.

In wenigen Minuten zur Problemlösung

Die Fragen, mit denen die Anrufer sich vertrauensvoll an die Esoterik-Beraterinnen wenden, reichen von „Hat mein Mann mich betrogen?“ über „Soll ich meinen Job kündigen?“ bis hin zu „Werde ich meinem Partner heiraten?“ Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie und der Verband Psychologischer Psychotherapeuten steht dieser Form der Beratung äußerst kritisch gegenüber. Nach 10 Minuten könne man kaum ein Problem oder gar eine Beziehung der Betroffenen beurteilen. Doch damit noch nicht genug. Die Welt am Sonntag berichtete von einem Fall, in dem eine Anruferin bei Astro TV fragte, ob sie ihren Tumor operativ entfernen lassen solle. Woraufhin die Expertin ihre Karten befragte und zu dem Schluss man: “Ich sehe hier keine OP.“ Die Anruferin hakte nach und wollte wissen, welche Folgen es denn habe würde, wenn sie auf die OP verzichte. Doch da war die Zeit auch leider schon wieder um und die krebskranke Anruferin wurde aus der Leitung gedrängelt.

Genau solche Szenen sind der Grund, warum die LfM jetzt einschreiten will. Esoteriksender haben eine Marktlücke entdeckt und werden sich so schnell nicht wieder von den Fernsehbildschirmen verabschieden wie sie aufgetaucht sind. Immerhin finden Millionen von Zuschauern gefallen an den Sendungen, glaubt man den Zahlen. Demnach erwirtschaftet ein Unternehmen wie Questico, das unter anderem auch Astro TV ausstrahlt, jährlich 45 bis 60 Millionen Euro.

Da die rechtlichen Möglichkeiten zur Kontrolle der Sender eng begrenzt sind, bleibt meist nur der öffentliche Druck als Mittel und die Forderung an die Sender, sich selbst strenger zu kontrollieren. Letztenendes entscheidet das Fernsehpublikum, ob es bereit ist, den Sender finanziell zu tragen. Schließlich geht es den Geschäftsmännern hinter den Hexen nur um wirtschaftlichen Gewinn.

Auf die Frage hin, ob er selbst an das Übersinnliche glaube, antworte der Questico-Vorstandsvorsitzende den Journalisten: „ Lasst die Kunden doch entscheiden. Wir leben schließlich in einem freien Land!“

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