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„Die religiösen Grundkoordinaten verschieben sich“


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Rolf

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„Die religiösen Grundkoordinaten verschieben sich“

 

 

 

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Der Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD, Prof. Hans Michael Heinig. Foto: Daniel Moeller Fotografie

Wetzlar (idea) – In Deutschland verschieben sich die religiösen Grundkoordinaten. Das Land steckt mitten in einem schleichenden Veränderungsprozess. Diese Ansicht vertritt der Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD, Prof. Hans Michael Heinig (Göttingen), in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Heinig zufolge stoßen Christen im Alltag zunehmend auf Menschen, die „religiös unmusikalisch“ sind oder dem christlichen Glauben feindlich gegenüberstehen. So seien an Hochschulen christliche Gruppen lange Zeit selbstverständlicher Bestandteil des dortigen Lebens gewesen. Sie hätten Räume zur Verfügung gestellt bekommen und Einladungen verteilen dürfen. Heute gebe es vermehrt Berichte, dass dies auf Widerstand stoße. Ähnlich sei die Entwicklung an Schulen. Besonders im Osten Deutschlands dürften keine Gottesdienste oder Andachten an Schulen durchgeführt werden. Hingegen würden dort humanistische Jugendweihefeiern ganz selbstverständlich praktiziert

 

Ablösung von Staatsleistungen an die Kirche ist ein „gärendes Thema“

 

Heinig äußerte sich auch zur von der Verfassung vorgesehenen Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen. Sie werden als Entschädigung für frühere staatliche Enteignungen gezahlt und betragen derzeit jährlich etwa 528 Millionen Euro. Seit 1949 sind den Kirchen 17,3 Milliarden Euro vom Staat zugeflossen. Heinig zufolge ersetzen die Staatsleistungen nicht das, was die Kirche verloren habe, sondern das, was sie hätte erwirtschaften können. Er spricht von einem „gärenden Thema, das immer wieder Anstoß erregt“. Die Kirche habe bei der Ablösung „nichts zu verlieren und viel zu gewinnen“. Sie werde dadurch „schadlos gestellt“ und sei das Thema los. Er wage jedoch keine Prognose, wann es tatsächlich dazu komme. Die Kirchen seien gesprächsbereit, der Verfassungsauftrag richte sich aber an den Staat. Auf dessen Seite herrsche aber bei dieser Frage „im Moment kein großer Leidensdruck“. Zugleich wies Heinig die Kritik zurück, die Bischöfe ließen sich ihre Gehälter vom Staat bezahlen. Heinig: „Das ist eine Legende, ‚Fake News‘, die bis heute durch die Gegend geistern.“

 

Diakonie stellt zunehmend Nicht-Christen ein

 

Zur Frage, ob eine Kirchenmitgliedschaft für Mitarbeiter in der Diakonie zwingend erforderlich sei, sagte Heinig, schon bislang seien Ausnahmen von dieser Erfordernis möglich. Künftig werde die Kirche „für einzelne Arbeitsbereiche noch genauer begründen müssen, warum überhaupt eine Kirchenmitgliedschaft nötig ist“. Der Diakonie falle es zunehmend schwer, überhaupt qualifiziertes Personal zu finden, weil es einen Fachkräftemangel und einen Pflegenotstand gebe. Deshalb würden zunehmend Nicht-Christen eingestellt. Heinig: „Es geht beim Konfessionserfordernis auch nicht darum, ob die Mitarbeiter ihre Arbeit mit einer ganz besonderen religiösen Inbrunst erledigen. Der Druck auf dem Arbeitsmarkt ist so hoch, dass die konfessionellen Besonderheiten gar nicht in jedem Fall Berücksichtigung finden können.“ Zugleich sei jedoch allen klar, dass man eine christliche Einrichtung nicht ohne eine hinreichende Zahl christlicher Mitarbeiter betreiben könne. Heinig ist Autor des Buches „Säkularer Staat – viele Religionen. Religionspolitische Herausforderungen der Gegenwart“, das im Kreuz Verlag (Hamburg) erschienen ist.


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