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Können Gläubige besessen sein?


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#1
Rolf

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Können Gläubige besessen sein?





Widerlegung einer unbiblischen Lehre


Gil Rugh




Teil 1

Originaltitel: Demonization of the Believer: An Unbiblical Teaching Exposed




Die Bibelstellen werden nach der im R. Brockhaus Verlag Wuppertal erschienenen „Elberfelder Übersetzung“ in nichtrevidierter Fassung angeführt.


Herausgeber der deutschen Ausgabe: Patrick Tschui
Übersetzung: Annemarie Tschui



Dieser Text ist auch als Broschüre kostenlos erhältlich bei:

Patrick Tschui, Heuweidlistr. 12, CH-8340 Hinwil
Tel. & Fax: 01/937 18 64
ptschui@bluewin.ch

Kommentare, Fragen und biblisch begründete Kritik zu dieser Broschüre sind ebenfalls willkommen.

Oktober 1999


Die meisten von uns kennen die Redeweise “Der Teufel hat mich verleitet.“ Leider gibt es heute innerhalb der evangelikalen Gemeinde bekannte Bibellehrer, die sagen, Dämonen seien für die Sünden im Leben der Gläubigen verantwortlich.

In der Schrift „Können Gläubige besessen sein? – Widerlegung einer unbiblischen Lehre“, untersucht Dr. Gil Rugh diese verbreitete Lehre im Licht der Bibel. Anhand dessen, was die Bibel über die Dämonen und ihr Wirken sagt, zeigt Rugh auf, warum die Lehre, dass Gläubige besessen sein können, falsch ist. Er behandelt folgende Fragen:

- Können Gläubige besessen sein?
- Sind Dämonen der Vorfahren eine Gefahr?
- Kann man mit Erfahrungen beweisen, dass Christen besessen sein können?
- Gibt es einen Unterschied zwischen dämonischer „Besessenheit“ und
dämonischer „Belastung“?
- Welches sind die Waffen der Gläubigen im Kampf gegen den Teufel?
- Kann die Erfahrung uns helfen, mehr über die Geisterwelt zu erfahren?


Die vorliegende Schrift wird dem Leser zu einem vertieften Verständnis darüber verhelfen, was die Bibel über diese Themen sagt.

Gil Rugh ist Pastor und Bibellehrer an der Indian Hills Community Church in Lincoln, Nebraska, USA.



Inhaltsverzeichnis


Einführung

Kapitel 1
Sünde: wer ist schuld daran?

Kapitel 2
Was sagt die Bibel über die Dämonen?

Kapitel 3
Dämonische Besessenheit und die Gläubigen

Kapitel 4
Die biblische Art, mit Dämonen umzugehen

Kapitel 5
Warum man im geistlichen Bereich nicht auf Erfahrungswerte bauen kann

Kapitel 6
Dämonische Besessenheit durch die Vorfahren

Kapitel 7
Auf der Erfahrung basierende Theologie

Zusammenfassung

Bibliographie

Anmerkungen





Einführung

Kann ein wiedergeborener Mensch von Dämonen besessen sein? Innerhalb des evangelikalen Lagers gibt es solche, die diese Frage mit „Ja“ beantworten. Sie sagen, ein grosser Prozentsatz der Sünden, die Christen begehen, sei durch Dämonen verursacht. Die Anhänger dieser Lehre sind überzeugt, dass ein Mensch an Jesus Christus glauben und die Fülle der Errettung erfahren kann und trotzdem noch an Satan und die Dämonen gebunden sein kann. Wie weit diese Ansicht verbreitet ist, sieht man an den Seminaren, die landauf landab angeboten werden und den Büchern, die zu diesem Thema herausgegeben und in grosser Anzahl verkauft werden. Nachdem ich mich mit dieser Glaubensrichtung beschäftigt habe, bin ich jedoch zu folgender Überzeugung gekommen: die sogenannte „Besessenheit der Gläubigen“ steht zwar im Gegensatz zur Heiligen Schrift, aber im guten Einklang mit dem Gedankengut der Welt, wonach jeder nur einfach Opfer sei. Diese Lehre verleugnet das vollkommene Werk Christi und die völlige Genüge der Heiligen Schrift.

Die Lehre von der Besessenheit der Gläubigen hatte ihren Wegbereiter in der christlichen Psychologie. Diese brachte in die Gemeinden hinein, was die welt-liche Psychologie den Menschen beigebracht hat: dass jeder das Opfer des Fehl-verhaltens anderer sei. Für die Probleme deines Lebens ist deine Vergangenheit und das Benehmen deiner Eltern schuld. Wir sehen heute, wozu diese Haltung führt: keiner will mehr die Verantwortung für sein eigenes Verhalten übernehmen. Es gibt Menschen, die erheben Schadenersatzklage gegen Zigarettenhersteller, weil sie nach fünfzig Jahren regelmässigen Rauchens an Lungenkrebs erkrankt sind. Verbrecher geben ihren zerrütteten Familien die Schuld für ihre kriminellen Handlungen. Jeder klagt jemand anderen wegen seiner Probleme an.

Die Lehre von der Besessenheit der Gläubigen schiebt nun die Schuld für abweichendes Verhalten Satan und den Dämonen zu. Wie in der psychologischen Theorie ist jemand oder etwas anderes schuld für unser Fehlverhalten. In beiden Fällen wird der Gläubige zum Opfer, das ohne die Massnahmen und Patentrezepte der „Experten“ nicht zu wahrer Freude und echtem Sieg gelangen kann.

Eine weitere Parallele zwischen der christlichen Psychologie und der Lehre von der „Besessenheit der Gläubigen“ besteht in der Betonung von Erfahrung und Beispielgeschichten. Als ich die christliche Psychologie studierte, merkte ich, dass sie sich viel mehr auf die Erfahrung als auf die Heilige Schrift abstützt. Aber auch diejenigen, welche behaupten, Gläubige könnten noch besessen sein, leiten ihre Theorien aus Erfahrungen ab. Als Folge davon haben sie den biblischen Weg für den Umgang mit dem Problem der Sünde verlassen.

Wenn jemand eine Lehre wie diese unter die biblische Lupe nimmt, wird ihm oft vorgeworfen, er handle nicht in der Liebe und er wolle nicht, dass den Menschen geholfen werde. Sicher ist es unsere Pflicht, uns um unsere Geschwister im Glauben zu kümmern und ihnen in ihren Schwierigkeiten zu helfen, aber wir müssen auch darauf achten, ihnen Lösungen anzubieten, die mit den Wahrheiten in Gottes Wort übereinstimmen. Es ist nicht genug, sich nur um Menschen und ihre Probleme zu kümmern; wir müssen ihnen die richtigen Anweisungen geben, wie sie mit ihren Nöten umgehen können.

Es geht hier nicht um die Frage, ob Satan und die Dämonen existieren. Ich glaube an einen wirklichen, persönlichen Teufel, der sich uns sehr eifrig entgegenstellt. Wir stehen in einem geistlichen Kampf gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen. Ich will dies nicht herunterspielen. Aber es ist wichtig, dass wir so über die Dämonen denken und so mit ihnen umgehen, wie die Heilige Schrift es lehrt, nicht wie irgendwelche Beispielgeschichten es behaupten.

Wenn man die Lehre der dämonischen Besessenheit von Christen durch den „Fil-ter“ der Schrift gehen lässt, wird es offensichtlich, dass sie nicht biblisch ist. Ich glaube, dass viele der Erfahrungen, auf die man sich zur Verteidigung dieser Lehre beruft, nicht mit der Schrift übereinstimmen. Als Folge davon werden Menschen betrogen und die Aufmerksamkeit der Christen wird auf ungesunde Lehre gelenkt.

In diesem Büchlein geht es nicht um eine umfassende Studie der Dämonenlehre (= Dämonologie), sondern um eine Analyse der Glaubensrichtung, die die Mög-lichkeit dämonischer Besessenheit von Gläubigen lehrt. Ich werde öfters auf die Schriften von Neil Anderson und Fred Dickason hinweisen. Beide haben einen grossen Einfluss bei der Verbreitung dieser Lehre. Ich stelle weder die Errettung dieser Männer noch ihre Motive in Frage. Ich glaube aber, dass vieles, was sie lehren, im Licht der Bibel falsch ist. Beim Lesen ihrer Bücher stiess ich auf Abschnitte, die ich als theologisch richtig erachte. Aber gerade die Mischung von Wahrheit mit Irrtum ist es, was die Gläubigen verführt.

Oftmals, wenn jemand eine Lehre vertritt, von der er vermutet, dass andere nicht damit einverstanden sind, bringt er zunächst Informationen, mit denen alle einverstanden sind.

Und dann wundert er sich, dass man seine Lehre sorgfältig prüft. Das Problem ist genau die Mischung. Wenn ein Krug Milch mit einem Tropfen Gift vermischt wird, ist das Resultat nicht „mehrheitlich gute Milch“, sondern „völlig vergiftete Milch“. So führt auch die Mischung von guter mit unbiblischer Lehre zu vergifteter Lehre.

In diesem Heft werden wir das Thema studieren, welchen Einfluss Dämonen auf Sünde im Leben des Gläubigen haben. Während wir dies tun, werden wir auch die aktuelle Bewegung beurteilen, die glaubt, dass ein Gläubiger noch besessen sein könne. Ich hoffe, dass der Leser am Schluss ein besseres und biblischeres Verständnis von den betreffenden Fragen hat, zur Ehre und zum Ruhm des Herrn Jesus Christus.



Kapitel 1

Sünde: wer ist schuld daran?

Wenn wir über das Thema „Sünde im Leben eines Gläubigen“ reden, müssen wir unbedingt schauen, was die Bibel über das Thema „Sünde“ sagt und wen sie dafür verantwortlich macht. Vielen von uns ist der Satz geläufig: „Der Teufel hat mich verleitet“. Traurigerweise gibt es heutzutage Christen, welche behaupten, Sünde im Leben des Gläubigen könne manchmal auf Dämonen zurückgeführt werden. In seinem Buch „Der die Ketten sprengt“ gibt Neil Anderson das Beispiel einer Frau, die in alle Arten von Sünde verstrickt war:
„Sheila ist ein ernüchterndes Beispiel für einen Bereich geistlicher Anfälligkeit, über den die meisten Christen nicht sprechen möchten: über dämonische Machteinflüsse. Sheila, obwohl gläubig, hatte offensichtlich keine Kontrolle mehr über ihre Essgewohnheiten, über ihr sexuelles Verhalten und ihr Gebetsleben.“ 1)

Anderson führt das sündhafte Verhalten dieser Frau auf dämonischen Einfluss zu-rück. Sie ist somit nicht verantwortlich für ihren Mangel an Selbstbeherrschung und ihr unmoralisches Verhalten. Anderson fährt dann fort und sagt, diese Frau sei end-lich frei geworden, als sie sich von der Kontrolle Satans in ihrem Leben lossagte.2)

Aber kann der Teufel machen, dass wir sündigen? Ist der Grund für unser sündhaftes Verhalten, dass wir unter der Kontrolle von Dämonen sind? Die Schrift sagt klar, wo die Quelle der Sünde liegt.

Unsere Begierde

„Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht; denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, und selbst versucht er niemand. Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird.“ (Jakobus 1,13+14)

Jakobus sagt, dass unsere eigene Lust die Ursache unseres Sündigens ist, nicht dämonische Kontrolle.

Das Fleisch

„Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: Hurerei, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen…“ (Gal 5,19-21)

Beachten Sie, dass diese Sünden nicht die Werke des Teufels sind. Sie sind Werke des „Fleisches“. Wenn wir sündigen, ist unser Fleisch das Problem. Die Verantwortung liegt bei uns. Kein äusserer Einfluss kann dafür verantwortlich gemacht werden.
Böse Herzen

„Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken, Ehebruch, Hurerei, Mord, Dieberei, Habsucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit.“ (Mk 7,21+22)

Die bösen Gedanken und die Taten der Menschen kommen aus ihrem verderbten Herzen. So sind es unsere eigene Lust, unser Fleisch und ein böses Herz, die uns veranlassen zu sündigen.

Sünde im Leben eines Christen

Wie ist dies nun bei Gläubigen? Sündigen sie überhaupt noch? Ja, Christen können sündigen. In 1.Jo 1,8 steht: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst.“ Jakobus sagt: „Denn wir alle straucheln oft“ (Jak 3,2). Im Augenblick seiner Bekehrung wird ein Mensch eine neue Schöpfung in Christus (2.Kor 5,17). Jetzt lebt der Heilige Geist in ihm. Er ist nicht mehr der Mensch, der er vorher war, sondern ist ein neugeschaffenes Kind Gottes. Und doch lehrt die Schrift, dass ein Mensch in diesem irdischen Leben mit der innewohnenden Sünde zu kämpfen haben wird, obwohl er eine neue Schöpfung geworden ist:

„Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch; diese aber sind einander entgegengesetzt, auf dass ihr nicht das tuet, was ihr wollt.“ (Gal 5,17)

In jedem Menschen steckt ein Drang zum Sündigen. Die Bibel nennt dies „das Fleisch“. Auch die Gläubigen, welche den Heiligen Geist haben, stehen in diesem Kampf gegen das Fleisch. Deshalb haben sie einen Konflikt. Der Heilige Geist und das Fleisch führen Krieg gegeneinander. Die Ungläubigen haben diesen Konflikt nicht, da der Heilige Geist nicht in ihnen wohnt. Ihrem Fleisch steht niemand entgegen. Aber beim Christen findet ein Kampf in ihm selber statt. Der Apostel Paulus sprach über seinen persönlichen Kampf gegen das Fleisch:

„Denn ich weiss, dass in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen dessen, was recht ist, finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, dieses tue ich. … Also finde ich das Gesetz für mich, der ich das Rechte ausüben will, dass das Böse bei mir vorhanden ist.“
(Röm 7,18.19.21)

Der Sieg des Gläubigen über die Sünde

Der Kampf gegen die Sünde ist hart und dauert lebenslang. Aber die Möglichkeit zu siegen, steht uns zur Verfügung:

„Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt, samt den Leiden-schaften und Lüsten.“ (Gal 5,24)

Für den Gläubigen ist das Fleisch „gekreuzigt“. Das heisst nicht, dass es völlig weggeräumt ist oder aufgehört hat zu existieren, denn wir haben immer noch damit zu schaffen. Aber seine Macht ist gebrochen. Obwohl das Fleisch noch existiert, muss der Gläubige ihm nicht mehr untertan sein.

„…indem wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, auf dass der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde.“ (Röm 6,6+7)

„So herrsche denn nicht die Sünde in eurem sterblichen Leibe, um seinen Lüsten zu gehorchen; stellet auch nicht eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit, sondern stellet euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten, und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit.“ (Röm 6,12+13)

Weil unser Fleisch gekreuzigt und die Macht, die es über uns hatte, gebrochen worden ist, sollen wir die Sünde nicht in unserem Körper herrschen lassen. Wir sind nicht länger verpflichtet, unserem alten Meister, der Sünde, zu gehorchen. Wir sind nun frei, um Gott zu dienen und gerecht zu handeln.

Der Endsieg

Obwohl der Kampf gegen die Sünde lebenslang dauert, wird ein Tag kommen, wo er aufhören wird:

„…auch wir selbst seufzen in uns selbst, erwartend die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes.“ (Röm 8,23)

„…in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; … die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.“ (1. Kor 15, 52.53)

Wenn Jesus Christus wiederkommt, werden wir einen unsterblichen Leib erhalten, der nie mehr sündigen kann. Dann wird der Kampf gegen das Fleisch zu Ende sein.

Die Bibel spricht Klartext über die Sünde und woher sie kommt. Dass der Mensch sündigt, kommt von seinem Fleisch und seinem bösen Herzen. Die Ver-antwortung liegt bei jedem Einzelnen. Niemand kann die Sünde auf etwas oder je-manden anderes abschieben. Es ist wahr, dass auch Christen noch sündigen kön-nen. Obwohl sie eine neue Schöpfung in Christus sind, stehen sie noch im Kampf gegen das Fleisch. Durch den Tod von Jesus Christus steht uns aber die Kraft zur Verfügung, Sieg über das Fleisch zu haben. Endgültig besiegt wird die Sünde, wenn Christus wiederkommt und uns einen sündlosen, ewigen Körper gibt. Wel-che Freude ist es, die Fülle der Errettung zu kennen, die wir in Christus haben!


Kapitel 2

Was sagt die Bibel über die Dämonen?

Wir haben über das Verhältnis des Gläubigen zur Sünde gesprochen. Was ist nun das Verhältnis des Gläubigen zur Dämonenwelt? Um dies beantworten zu können, müssen wir uns einen Überblick verschaffen, was die Bibel über Satan und die Dämonen sagt.
Das Alte Testament

Die biblische Lehre über die Dämonen ist nicht kompliziert. Das Alte Testament sagt uns einiges über Satan und sein Handeln. In 1.Mose 3 lesen wir, wie er Eva versucht hat. Jesaja 14,12-15 und Hesekiel 28,11-15 beschreiben den Fall Satans als Folge seiner Rebellion gegen Gott.

Für unsere Frage besonders von Bedeutung ist der Fall Hiob. Die ersten zwei Kapitel des Buches Hiob geben uns Einblick in geistliche Kämpfe und Konflikte. Hiob war die Zielscheibe der satanischen Angriffe, aber er war nicht besessen von Satan. Nie hat Hiob die Anweisung erhalten, sich mit dem Satan auseinanderzusetzen. Niemand befahl ihm, zu Satan zu sprechen, ihn zu binden oder in die Hölle zu senden. Was war Hiobs Aufgabe und Verantwortung? Er musste treu sein, widerstehen und standhalten.

Das Alte Testament spricht recht oft von Satan und seinen Taten. Es gibt aber kein Beispiel, wo alttestamentliche Gläubige zu ihm gesprochen oder versucht haben, ihn auszutreiben.

Die Evangelien

Die Zeit, in der die Evangelien geschrieben wurden, war eine ganz spezielle Zeit. In der Zeit des Alten Testaments gab es, wie gesagt, keine Dämonenaustreibungen. Als nun Jesus, der Sohn Gottes, auf diese Erde kam, wurden dämonische Phänomene manifest. Die Dämonen zeigten ihre Anwesenheit deutlich, so dass die Macht und Autorität Jesu über sie sichtbar werden konnte.

1. Die Wahrheit vom Königreich

Das Austreiben der Dämonen stand in direktem Zusammenhang mit dem Angebot des Messias, für Israel das Königreich aufzurichten:

„Wenn ich aber durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch hingekommen.“ (Mt 12,28)
Dass Jesus die Autorität und Macht hatte, die Dämonen zu unterwerfen, wies ihn als Messias aus. Der König war gekommen und das Königreich war gegenwärtig in der Person des Messias. Deshalb konnte Jesus sagen: „Das Reich Gottes ist zu euch hingekommen“. Damit sagte Jesus den führenden Juden: „Ich bin der Messias. Ich bin gekommen, um das Königreich aufzurichten. Der Beweis ist meine Vollmacht über Satan und die Dämonen.“

„Als es aber Abend geworden war, brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus mit einem Worte, und er heilte alle Leidenden, damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesajas geredet ist, welcher spricht: ‚Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten‘.“ (Mt 8,16+17)

Als die Menschen sahen, dass Jesus Autorität über die Dämonen hatte, hätten sie aufgrund der Prophetie Jesajas über den Messias merken sollen, dass der König da war und ihnen das Königreich anbot.

„Dann wurde ein Besessener zu ihm gebracht, blind und stumm; und er heilte ihn, sodass der Blinde und Stumme redete und sah. Und es erstaunten alle die Volksmengen und sagten: Dieser ist doch nicht etwa der Sohn Davids?“
(Mt 12,22+23)

„Sohn Davids“ war eine Bezeichnung für den Messias. Wieder verbinden die Menschen seine Macht und Autorität über die Dämonen richtigerweise mit dem Wirken des Messias.

2. Den „Starken Mann“ binden

Ein Vers, der oft falsch ausgelegt worden ist, ist Matthäus 12,29. In diesem Abschnitt steht Jesus vor der Anklage, die Dämonen durch die Macht Satans ausgetrieben zu haben. Er antwortete darauf:

„Wie kann jemand in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet?“

Allein Christus, der Messias, hat die Macht, den Satan zu unterwerfen. Anderson aber macht diesen Vers zu einer allgemeinen Handlungsanweisung:

„Gebrauchen Sie die Rüstung, die Gott uns zur Verfügung stellt, schreiten Sie in Jesu Vollmacht voran und plündern Sie das Haus des Starken für Gott.“ 3)

Anderson meint, dass auch wir zuerst den „Starken Mann“ binden müssen, wenn wir Sieg über Satan haben wollen. Aber wie wir schon aufgezeigt haben, war der Umgang mit Dämonen ein direkter Hinweis auf die Gegenwart des Messias auf Erden, nicht etwas, was zum normalen Leben eines Gläubigen gehört.

Anderson widerspricht sich aber selbst, denn im gleichen Buch schreibt er, dass man allein aus den Vorkommnissen in den Evangelien keine Lehre ableiten dürfe:

„Wir haben unsere Methoden des Umgangs mit dämonischen Mächten fälschlicherweise von den Evangelien abgeleitet statt von den Apostelbriefen. Das kann ja leicht geschehen, weil die einzigen konkreten Beispiele von Dämonenaustreibung bei Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und in der Apostelgeschichte stehen. … Manche Christen erheben Einwände gegen solch eine scharfe Trennung zwischen den Evangelien und den Briefen. Aber alle Theologen - Dispensationalisten wie Bundestheologen - sehen zumindest einige Unterschiede im Übergang vom Gesetz zur Gnade und vom Alten zum Neuen Bund.“ 4)

Anderson gesteht ein, dass wir von den Berichten in den Evangelien nicht Anweisungen und Muster für unseren eigenen Umgang mit den Dämonen ableiten sollten, und doch tut er genau dies im Fall von Matthäus 12. Diese Stelle ist aber einmalig, da Jesus seine messianische Autorität zeigt, die den Teufel unterwirft. Anderson dagegen macht aus dem „Binden des Starken Mannes“ etwas, das auch heute noch praktiziert werden soll.

Es gibt Christen, die ihre Dämonologie auf die Evangelien stützen wollen, weil man sie sonst auf nichts stützen kann. Aber wir haben schon gezeigt, dass die Zeitspanne der Evangelien einzigartig in der Geschichte war und dass wir die Art, wie der Sohn Gottes mit den Dämonen umging, nicht auf unsere eigene Theorie für den Umgang mit ihnen übertragen sollten. Die Kraft und die Autorität über die Dämonen, die Jesus Christus als dem Messias eigen waren, können nicht auf jemand Beliebiges übertragen werden. Ja, Jesus Christus gab diese Vollmacht den Aposteln, damit sie hinausgehen und Ihn repräsentieren konnten. Aber diese apostolische Vollmacht hörte mit dem Tod der Apostel auf und wird nicht auf uns heute übertragen.

Apostelgeschichte

Drei Stellen in der Apostelgeschichte sprechen über Dämonen: Kapitel 8; 16; 19. Jedesmal sind es die Apostel, die den Dämonen gegenübertreten. Sie waren aus-drücklich als Bevollmächtigte von Christus eingesetzt. Ihre Vollmacht war dazu da, sie in ihrem Apostelamt zu bestätigen, und nicht um von der ganzen Gemeinde nachgeahmt zu werden. Weil nun ihr Auftrag ein ganz besonderer war, können ihre Dämonenaustreibungen nicht zur Norm für uns Gläubige heute gemacht werden.

Die Lehrbriefe

Die Briefe sagen uns viel darüber, wie die Dämonen wirken: Sie fördern falsche Lehren (1.Tim 4,1-3), sie begegnen im Götzendienst (1.Kor 10,20), sie tragen zu Spaltungen bei (Jak 3,13-16) und unterstützen Satan in seinem Kampf gegen Gott (Eph 6,11+12).

Aber über die direkte Konfrontation steht gar nichts in den Briefen. Das ist wichtig, geben doch die Briefe ausdrücklich Anweisungen für die Gemeinde. Sie wurden geschrieben, um der Gemeinde alle Informationen zu geben, die sie braucht, um dem Herrn in dieser Zeit wirkungsvoll zu dienen. Wenn nun das Dämonenaustreiben von so grosser Bedeutung für die Gemeinde wäre, warum wird dann nirgends in den Briefen etwas davon erwähnt, dass man zu ihnen sprechen oder sie austreiben müsse?


Auch im Dienst des Paulus nimmt das Dämonenaustreiben nicht einen grossen Platz ein. Sogar in einer Stadt wie Korinth, wo so viel Okkultismus herrschte, sagt er nichts darüber. Was er aber immer wieder aufgreift, ist, wie wir mit dem Fleisch umgehen sollen (Gal 5,16). Wenn Paulus über den Umgang mit der Sünde schreibt, legt er die Betonung eindeutig auf das Fleisch, nicht auf Dämonen.

Die Offenbarung

Im Buch der Offenbarung nimmt die dämonische Aktivität wieder zu. Aber genau in den Abschnitten, die an die Gemeinden gerichtet sind (Kapitel 1-3), finden wir keine Anweisungen, zu den Dämonen zu sprechen. Sogar der Gemeinde, die unter dämonischem Druck lebte, dort wo der Thron des Satans ist (Offb 2,13), wurde nicht aufgetragen, den Satan und die Dämonen zu binden. Und als Jesus Christus zur Gemeinde von Thyatira redete, sagte er nicht: „Bindet den Satan“ oder „ihr habt territoriale Dämonen, treibt sie aus“. Nicht einmal jene Gläubigen, die dem Einfluss der bösen Jesabel ausgesetzt waren, wurden aufgefordert, deren dämonische Kraft zu brechen. Die Offenbarung gibt uns einen kleinen Einblick in die Welt der Dämonen und hinter die Kulissen des Weltgeschehens. Aber in keiner der beschriebenen Situationen sehen wir Gläubige herumrennen und Dämonen austreiben.

Zusammenfassend lässt sich sagen: die einzigen berechtigten Dämonen-austreibungen fanden zur Zeit Christi und der Apostel statt. Sie zeigten, dass Jesus wirklich der im Alten Testament angekündigte Messias war. Die Juden wussten, was die Dämonenaustreibungen bedeuteten: dass der Messias gegenwärtig war und dem Volk Israel das Königreich anbot. Die Apostel erhielten diese Vollmacht, weil sie Repräsentanten Christi waren. Seine Autorität kann nicht auf beliebige andere übertragen werden.

Die Heilige Schrift hat viel über Satan und die Dämonen zu sagen. Sie sind reale geistliche Wesen, die den Plan Gottes aktiv bekämpfen. Sie sind ständig daran zu betrügen, in Versuchung zu führen und falsche Lehren zu fördern. In keiner Bibelstelle sehen wir, dass Gläubige von Dämonen besessen gewesen wären.


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#2
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Können Gläubige besessen sein?





Widerlegung einer unbiblischen Lehre


Gil Rugh




Teil 2



Kapitel 3




Dämonische Besessenheit und die Gläubigen




Die Heilige Schrift zeigt uns, wie Satan und die Dämonen handeln. Es stellt sich aber die Frage, wie die Dämonen im Leben der Gläubigen handeln. Können Gläu-bige von Dämonen besessen sein? Einige machen einen Unterschied zwischen der völligen Besessenheit eines Ungläubigen und der „Umsessenheit“ (engl: inva-sion) eines Gläubigen. Diese differenzierende Lehre finden wir z.B. im Buch von Bill McLeod, „Fellowship with the Fallen“ (Gemeinschaft mit den Gefallenen):

„Der Leser wird feststellen, dass ich sowohl das Wort „invasion“ [Umsessenheit, Belastung] als auch das Wort „possession“ [Besessenheit] brauche. Das Wort „invasion“ brauche ich als Überbegriff für die dämonische Beeinflussung der Gläubigen und das Wort „possession“ als Überbegriff für die dämonische Beeinflussung der Ungläubigen.“ 5)

„Im engeren Sinn des Wortes kann kein Christ besessen sein. Er kann zwar in geringerem oder auch in alarmierendem Mass belastet sein, aber kann nicht völlig besessen sein.“ 6)

Anderson stimmt dem zu:

„Dämonisiert sein bedeutet, unter der Kontrolle eines oder mehrerer Dämonen zu stehen. Dämonisierung ist nicht eine Frage von Ganz oder gar Nicht; sie kann in verschiedenen Graden bestehen, es geht nicht um ein Entweder-Oder von völliger Freiheit oder völliger Gebundenheit.“ 7)

Für diese Männer ist dämonische Beeinflussung (Dämonisierung) nicht eine Frage von Ganz oder gar Nicht; jemand ist nicht entweder völlig frei von Dämonen oder völlig gebunden durch Dämonen. Für sie ist es eine Frage des Grades.

Gibt es einen Unterschied zwischen Besessenheit und „Belastung“?

Die Heilige Schrift jedenfalls kennt diesen Unterschied nicht. Wer das Gegenteil behauptet, betreibt Wortklauberei.
Dämonische Besessenheit heisst ganz einfach, dass ein Dämon in einem Menschen wohnt und die Kontrolle über ihn hat. Es gibt keine anderen Möglichkeiten für innewohnende Dämonen. Von aussen können sie bedrängen, angreifen und verführen, aber aus der Schrift wird klar ersichtlich, dass ein Dämon nicht in einem Gläubigen wohnen und Kontrolle über ihn haben kann. Im Neuen Testament gibt es zwei Begriffe im Zusammenhang mit Besessenheit.

Das erste ist  und wird normalerweise mit „von einem Dämon besessen“ übersetzt. Wenn es sich auf eine Person bezieht, steht im Deutschen: „Besessener“. Das Wort kommt 13x in den Evangelien vor und wird manchmal auch mit „dämonisiert sein“ übersetzt [im Englischen]. Der zweite Begriff ist  und bedeutet „einen Dämon haben“.8) Er kommt 8x vor.

Einige machen einen Unterschied zwischen „Belastung“ und „Besessenheit“, aber dies ist nur eine künstliche Unterscheidung. „Belastung“ ist „Besessenheit“. Die Menschen in den Evangelien, die „dämonisiert“ waren, hatten einen Dämon, der in ihnen wohnte und die Kontrolle über sie hatte. Der Dämon zeigte seine Macht auf verschiedene Art, aber er wohnte in der Person, die besessen war und kontrollierte sie. Aufgrund der Schrift ist es nicht möglich zu sagen, ein gläubiger Mensch sei zwar nicht besessen, jedoch belastet oder umsessen.

Einige wenige Beispiele werden klar machen, dass es keinen Unterschied gibt zwischen Besessenheit und „Umsessenheit“ oder „Belastung“.

„Als es aber Abend geworden war, brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus mit einem Worte.“ (Mt 8,16)

„Maria, genannt Magdalene, von welcher sieben Dämonen ausgefahren waren.“ (Luk 8,2)

„Und als er an das jenseitige Ufer gekommen war, in das Land der Gergesener, begegneten ihm zwei Besessene.“ (Mt 8,28)

Diese Menschen waren offensichtlich besessen. Die Dämonen mussten von ihnen ausgetrieben und anderswohin getrieben werden, z.B. in die Schweine (Mt 8,31).
„Als sie aber weggingen, siehe, da brachten sie einen stummen Menschen zu ihm, der besessen war. Und als der Dämon ausgetrieben war …“ (Mt 9,32+33)

Es ist klar, dass die Dämonen, die in diesen Abschnitten erwähnt werden, in den betreffenden Menschen wohnten. Deshalb hat Jesus sie ausgetrieben. Einen Dämon haben und von einem Dämon besessen sein, ist dasselbe. Mit anderen Worten: ein Mensch, der einen Dämon hat, ist besessen. Da gibt es nicht verschiedene Grade.

Lehrt die Bibel, dass Gläubige dämonisiert sein können?

Diejenigen, welche behaupten, dass Gläubige dämonisiert (von Dämonen um- oder besessen) sein können, müssten eigentlich versuchen, dies anhand der Bibel zu belegen. Interessanterweise geben aber sogar diese Menschen zu, dass die Bibel ihre Behauptung nicht eindeutig unterstützt.

Anderson schreibt:

„Kann ein Christ besessen sein? Keine Frage polarisiert die christliche Gemeinde mehr als diese, und das Tragische daran ist, dass es keine absolut biblische Möglichkeit gibt, sie zu beantworten. … Das Wort „besessen“ kommt in der Schrift nach dem Kreuz nie mehr vor, so dass wir keine theologische Klarheit haben, was Dämonisierung im Zeitalter der Gemeinde bedeuten würde.“ 9)

Warum aber machen wir die Dämonenaustreibung zu einem Thema für die Gemeindezeit, wenn wir keine präzisen biblischen Aussagen haben, die uns dazu berechtigen?

In seinem Buch „Demon Possession and the Christian“ untersucht Fred Dickason unter der Überschrift „Biblische Beweise für die Möglichkeit dämonischer Besessenheit von Christen“ alle Bibelstellen, die mit Besessenheit in Zusammenhang stehen. Interessant an dieser Studie sind die Schlüsse, die er aus den Stellen zieht, die angeblich für die Möglichkeit dämonischer Besessenheit bei Christen sprechen. Hier einige Beispiele seiner Schlussfolgerungen zu gewissen Stellen, die oft als Beweis angeführt werden, dass Christen besessen sein können:

Zu 1.Thess 2,18:
„Diese Stelle lässt sich nicht klar auf Dämonisierung beziehen.“ 10)

Zu 1.Jo 4,1-4:
„Wir können aus dieser Stelle keinen sicheren Beweis ableiten, dass Gläubige von Dämonen bewohnt werden können.“ 11)

Zu 2.Petr 2,1-22:
„Wir kommen zum Schluss, dass dieser Stelle kein sicherer Beweis dafür entnommen werden kann, dass echte Gläubige besessen sein können. Wenn ein berechtigter Zweifel daran besteht, ob eine Stelle zu einem Thema etwas aussagt, können wir unsere Ansicht nicht mit Recht auf sie stützen.“ 12)

Zu Mt 8,16:
„Auch hier müssen wir sagen, dass das Abwägen der Tatsachen keine eindeutige Schlussfolgerung zulässt.“ 13)

Zu Apg 5,1-3:
„Wieder kommen wir zum Schluss, dass nicht genügend Anhaltspunkte vorliegen, um entscheiden zu können, ob es in dieser Stelle um die Besessenheit von Gläubigen geht.“ 14)

Zu Apg 8,9-24:
„Die Beweislage ist unklar.“ 15)

Vergessen wir nicht, dass dies das Kapitel ist, in welchem Dickason die biblische Grundlage für die Möglichkeit der Dämonisierung von Gläubigen darlegen will. Beachten wir auch seine Zusammenfassung am Schluss des Kapitels:

„Wir haben die wichtigsten Stellen und Ereignisse in der Heiligen Schrift betrachtet, die gebraucht wurden oder gebraucht werden könnten, um die Ansicht zu untermauern, dass echte Gläubige besessen sein können. Die meisten dieser Stellen können nicht als ausreichende Beweise gesehen werden, weil der Zusammenhang oder andere biblische Aussagen dagegen sprechen.“ 16)

Allerdings sagt Dickason, dass gewisse Stellen, wie Lukas 13, wo eine von einem Geist der Krankheit befallene Tochter Abrahams beschrieben wird, oder 1.Korinther 12, im Zusammenhang mit der Zungenrede, als „recht starke Belege [für eine mögliche Besessenheit von Gläubigen] betrachtet werden müssen“. Dann schreibt er über diese Bibelstellen:

„Trotzdem können immer noch berechtigte Zweifel bestehen, ob es hier wirklich um echte Beispiele für von Dämonen bewohnte neutestamentliche Gläubige geht. Wir können nicht abschliessend sagen, dass die Bibel eindeutige Beweise gibt, dass Gläubige besessen sein könnten.“ 17)

Im Schlusswort zu diesem Buch schreibt Dickason:

„Eine gründliche Prüfung der biblischen Belege führt uns zum Schluss, dass die Bibel die Tatsache dämonischer Besessenheit von Gläubigen weder eindeutig bejaht noch verneint. … Um ehrlich zu sein, müssen wir zugeben, dass aufgrund der biblischen Belege allein keine definitive oder dogmatische Schlussfolgerung gezogen werden kann.“ 18)

Nachdem er alle biblischen Belege untersucht hat, kann er nichts Überzeu-genderes sagen, als dass es keine definitiven biblischen Beweise für die Besessen-heit von Gläubigen gibt. Aber, wenn schon keine biblischen Beweise existieren, warum lassen wir es nicht damit bewenden? Warum versuchen wir dann, Erfah-rungen und klinische Erkenntnisse zur Schrift hinzuzufügen?

Was die Bibel sagt

Ist es möglich, dass die Heilige Schrift nichts sagt über ein Thema, das für unser geistliches Leben so wichtig ist? Haben wir in Christus nicht alles zum Leben und zur Gottseligkeit Nötige empfangen (2.Petr 1,3)? Ist nicht alle Schrift von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt (2.Tim 3,16)? Ist die Bibel in solch einer wichtigen Angelegenheit unvollkommen? Im Gegenteil, die Bibel sagt deutlich, dass ein Gläubiger nicht besessen sein kann.

Gottes Eigentum

„Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlichet nun Gott in eurem Leibe.“ (1.Kor 6,19+20)

Es ist erstaunlich, aber es gibt Menschen, die denken, dass der Teufel im selben Tempel wohnen könne wie der Heilige Geist. Dabei ist unser Körper der Wohnsitz des Heiligen Geistes. Ihm gehört er, nicht uns und auch nicht dem Teufel. In Titus 2,14 lesen wir, dass Christus uns erlöst hat, damit wir Sein Eigentumsvolk seien. Wir sind Gottes Besitz. Wer behauptet, der Teufel könne im Körper eines Gläubigen wohnen, stellt die Lehre der Schrift als Unsinn dar.

„Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie überwunden, weil der, welcher in euch ist, grösser ist als der, welcher in der Welt ist.“ (1.Jo 4,4)

„Er“, der Grössere, der im Gläubigen ist, ist der Heilige Geist. „Er“, der in der Welt ist, ist der Satan. Der Heilige Geist, der in uns wohnt, ist grösser als der Teufel, der in der Welt gegenwärtig ist. Zudem: wenn der Teufel in der Welt ist, ist er nicht in uns.

„Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an.“ (1.Jo 5,18)

Dies ist eine Verheissung an alle Gläubigen. Gott wird es dem Satan nicht erlauben, einen Gläubigen zu beherrschen. Jesus hat den Vater auch gebeten, sie vor dem Bösen zu bewahren (Joh 17,15).
„Der Herr aber ist treu, der euch befestigen und vor dem Bösen bewahren wird.“ (2.Thess 3,3)

Die Macht Satans ist gebrochen

„Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise an denselben teilgenommen, auf dass er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel.“ (Heb 2,14)

Christus hat den Satan „zunichte“ gemacht. „Zunichte gemacht“ bedeutet, dass die Kontrollfähigkeit gebrochen wurde. So wurde die Macht Satans über den Gläubigen gebrochen. Welch okkulten Hintergrund wir oder unsere Vorfahren auch haben mögen, der Teufel hat keine Kontrolle mehr über uns. Wie ist es möglich, dass christliche Lehrer behaupten, dass eine gläubig gewordene Person immer noch mit innewohnenden Dämonen kämpfen müsse? Christus hat den Satan bezwungen. Es ist unnötig, dass wir uns noch weiter wegen Dämoni-sierung oder sogenannten Vorfahren-Belastungen ängstigen.

Neuheit des Lebens

„So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, auf dass, gleichwie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein, indem wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, auf dass der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde. Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.“ (Röm 6,4-8)

Die Errettung ist ein radikaler Bruch mit dem alten Leben. Als wir zum Glauben an Jesus Christus kamen, wurden wir mit seinem Tod, seinem Begräbnis und seiner Auferstehung identifiziert, d.h. wir sind mit ihm gestorben, begraben und auferstanden. Als Folge davon ist es uns nun möglich, ein neues Leben zu leben. Wir sind aus der Knechtschaft befreit worden und sind nicht länger Sklaven der Sünde. Es spielt keine Rolle, wie schrecklich unsere Vergangenheit sein mochte: Christus schenkte uns einen Neubeginn. Wenn dies wahr ist, wie können wir dann immer noch Sklaven unserer Vergangenheit oder von Dämonen sein? Beachte, dass es nicht heisst: „mit Ihm begraben, mit Ihm auferstanden zu einem neuen Leben, aber bewohnt durch Dämonen der Vorväter“. Wenn wir als Gläubiggewordene noch Dämonen der Vorfahren mit uns trügen, würden wir nicht in einem neuen Leben wandeln. Im Augenblick der Errettung wurde alles für uns vollbracht. Das heisst nicht, dass wir nie mehr sündigen. Aber wenn wir sündigen, müssen wir es zugeben, uns davon abwenden und wieder auf dem Weg mit Gott vorwärtsgehen. Das ist das echte biblische Muster.

Die Tochter Abrahams

Lukas 13,10-16 wird manchmal als Stelle angeführt, die zeige, dass ein Christ besessen sein kann. Die Frau, die wegen eines „Geistes der Krankheit [oder Schwachheit]“ ganz zusammengekrümmt war, wird hier als „Tochter Abrahams“ bezeichnet. Einige schliessen daraus, dass sie gläubig war. „Tochter Abrahams“ bedeutet aber in diesem Zusammenhang einfach, dass sie eine Jüdin war. (vgl. Joh 8,33+37). Man kann daraus nicht ableiten, dass sie im neutestamentlichen Sinn eine Gläubige war.

Sollte ein Volk nicht seinen Gott befragen?

Gläubige können nicht besessen sein. Die Heilige Schrift lehrt, dass der Heilige Geist in uns wohnt und dass Er grösser ist als der Teufel, der in der Welt ist. Der Teufel kann uns nicht antasten und Jesus bat den Vater, uns vor dem Bösen zu bewahren. Dazu kommt, dass Christus durch sein Sterben die Macht gebrochen hat, die der Teufel über uns hatte und wir ein neues Leben haben. Dies bedeutet nicht, dass ein Gläubiger nicht vom Satan getäuscht oder versucht werden kann. Aber es bedeutet, dass Satan nicht in einem Gläubigen wohnen oder ihn beherrschen kann.


Die Schrift äussert sich klar zu diesem Thema. Und sogar wenn sie es nicht täte, müssten wir darüber schweigen, da es ausser der Offenbarung Gottes keine Möglichkeit gibt, verlässliche Informationen über die unsichtbare Welt zu gewinnen. Jesaja fragt die Menschen seiner Zeit, die über die Schrift hinaus gingen, um Antworten über das Jenseits zu finden: „Soll nicht ein Volk seinen Gott befragen?“ (Jes 8,19). Wer sagt, man müsse die Erfahrung beiziehen, um dieses Thema zu klären, sagt, dass das, was Gott diesbezüglich offenbart hat, nicht genügt. Solche Menschen suchen dann selber nach einer Antwort. Es ist aber eindeutig falsch, wenn jemand sich den Erfahrungen zuwendet, weil er den Aussagen der Schrift nicht glaubt.

Das Werk Christi ist allgenügend. Wir brauchen keine weitere Befreiung. Wenn wir es bräuchten, wäre die Errettung durch Christus unvollständig. Wenn die Gemeinde innehalten und ihre Lehre über die Heilige Schrift durchdenken würde, würde sie den groben Irrtum derer erkennen, die behaupten, Gläubige könnten noch von Dämonen beherrscht werden.


Kapitel 4


Die biblische Art, mit Dämonen umzugehen

Die herrliche Errettung durch Jesus Christus hat uns von der Macht Satans befreit. Und doch stehen wir als Gläubige noch in einem geistlichen Kampf mit den Mächten der Finsternis:

„Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Für-stentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wi-der die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“ (Eph 6,12)

Dieser Kampf ist Wirklichkeit und wir müssen darauf vorbereitet sein. Alles Nötige ist für uns vorbereitet worden, so dass wir diesen Kampf unerschrocken und unerschütterlich führen können.


Stellt euch nicht dieser Welt gleich

„Und seid nicht gleichförmig dieser Welt.“ (Röm 12,2)

Die Gläubigen müssen eine biblische Sichtweise für den Umgang mit der Sünde und den Dämonen behalten. Es sollte uns nicht erstaunen, dass die Welt alles Fehlverhalten mit Kindheits- und Milieuschädigungen erklärt und die Opfer entsprechend zu therapieren versucht. Aber dies ist kein Grund, dass die Gemeinde sich in dasselbe Morastloch hinabziehen lassen sollte. Es ist wichtig, dass wir in dieser Frage nicht gleich denken wie die Welt.

Steht fest

„Widerstehet dem Teufel, und er wird von euch fliehen.“ (Jak 4,7)

„Seid nüchtern, wachet; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widerstehet standhaft im Glauben.“ (1.Petr 5,8+9)

Die Kampfstrategie des Christen ist in erster Linie defensiv. Es ist eine Strategie der Wachsamkeit und Standhaftigkeit im Glauben. Beachten wir, dass wir keine Aufforderung haben, Satan aktiv anzugreifen.

Zieht die Waffenrüstung Gottes an

„Übrigens, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels.“ (Eph 6,10+11)

Wir bekämpfen den Feind nicht in unserer eigenen Kraft, sondern wir sind „stark in dem Herrn“. Er ist es, der uns den Sieg gibt. Wir kämpfen unseren geistlichen Kampf in seiner Macht, indem wir seine Waffenrüstung anziehen.


„Deshalb nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermöget.“ (Eph 6,13)

Wie soll jemand die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen können, wenn der Satan angeblich noch in ihm lebt? Das Bild vom Anziehen der Waffenrüstung zeigt an, dass wir mit einem äusseren Feind zu kämpfen haben, der uns von aussen her angreift, nicht von innen.

„Stehet nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brust-harnisch der Gerechtigkeit, und beschuht an den Füssen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens, indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit welchem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen. Nehmet auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist; zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geiste.“ (Eph 6,14-18)

Die Bibel spricht durchaus über den Teufel und darüber, wie die Gläubigen sich ihm gegenüber verhalten sollen. Wir kämpfen unseren geistlichen Kampf, indem wir standhaft bleiben. Wir bleiben dem Teufel gegenüber standhaft, indem wir die Wahrheit, die Gerechtigkeit, das Evangelium, den Glauben, die Errettung, das Wort Gottes und das Gebet anwenden. Wir werden nicht aufgefordert, in der unsichtbaren, überirdischen Welt mit Satan zu kämpfen. Nirgends in diesen direkten Anweisungen über den Umgang mit dem Teufel werden wir aufgerufen, ihn anzusprechen, zu binden oder auszutreiben. Ebensowenig steht in diesen Versen etwas davon, dass ein Dämon in einem Gläubigen wohnen könne. Unser Blick muss im geistlichen Kampf darauf gerichtet sein, was Gott uns in Christus geschenkt hat. Wenn wir also wachsam sind und in unserem Glauben feststehen, werden wir in geistlichen Auseinandersetzungen siegreich sein.

Ist es nötig, mit den Dämonen zu sprechen?

Obwohl die Bibel so klare Anweisungen gibt, wie wir uns in geistlichen Kämpfen verhalten sollen, lehren gewisse Menschen, dass wir auch mit den Dämonen sprechen sollen.

„Wenn Sie diese Schritte zur Freiheit gehen, sollten Sie sich daran erinnern, dass Satan nur weicht, wenn Sie ihn persönlich und hörbar konfrontieren.“ 19)

„Wenn Sie Satan widerstehen wollen, sollten Sie es auch nach aussen hin kundtun und Ihre Stellungnahme aussprechen - damit er es versteht und Sie ihn in die Flucht schlagen können.“ 20)

Mit anderen Worten, die Heilige Schrift mache nur Eindruck auf Satan, wenn sie laut ausgesprochen werde. Aber wo steht in der Heiligen Schrift, dass wir laut zu Satan sprechen müssen, damit er es hören könne? Ist es nicht genug, an das Wort zu glauben, ihm zu gehorchen und seine Verheissungen in Anspruch zu nehmen? Hier wird uns gesagt, man müsse Satan laut und deutlich ansprechen. Wir wissen nicht, ob Satan unsere Gedanken lesen kann oder nicht. Aber sicher hätte Gott es uns in seinem Wort mitgeteilt, wenn Er es für wichtig erachtet hätte. Neil Anderson kann uns auch nicht mehr sagen, als Gott gesagt hat.

Dickason schildert in seinem Buch eine Begebenheit, bei der er einen Dämon, der angeblich aus einem Gläubigen heraus redete, gefragt hat, ob die Dämonen die Christen von der Meinung abzuhalten versuchen, dass sie von Dämonen besessen sein könnten. Der Dämon antwortete:

„Oh Ja, das tun wir immer. Das ist eines der besten Werkzeuge, die wir je eingesetzt haben.“ 21)

Hier bittet ein Mensch einen Dämon um Informationen. Ist das der Weg, auf dem wir die unsichtbare Welt kennenlernen sollen? Kann ein Dämon uns Auskunft geben über etwas, das die Heilige Schrift nicht sagt? Das erinnert wieder ganz an die Charismatische Bewegung. Die Methoden der Pfingstbewegung, mit den Dämonen umzugehen, wurden von vielen Christen als unbiblisch erkannt. Und jetzt lehren bekannte und geschätzte christliche Leiter das, was die Charismatiker seit Jahren gelehrt haben.

Die Lehre, dass Gläubige zu den Dämonen sprechen sollen, ist unbiblisch. Sogar Michael, der Erzengel, als er mit Satan über den Leichnam von Moses stritt, „wagte nicht, ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!“ (Judas 9). So sollen auch wir das Reden mit Satan dem Herrn überlassen.


Kapitel 5


Warum man im geistlichen Bereich nicht auf Erfahrungs-werte bauen kann

Die Auswertung von Erfahrungen soll ein berechtigtes Mittel sein um herauszu-finden, ob Gläubige besessen sein können. Mit anderen Worten: Wissenschaft-liche Erforschung könne uns helfen, mehr über den Einfluss von Dämonen auf Gläubige herauszufinden. Aber ist dies wirklich so? Fred Dickason bejaht dies:

„Doch dort, wo die Heilige Schrift nicht eindeutig ist, können wir durch die Erfahrung Einsicht gewinnen.“ 22)

„Wir sind bereit, den Beitrag der wissenschaftlichen Studien in unsere Suche nach der Antwort auf unsere Hauptfrage einzubeziehen, nämlich ob es möglich sei, dass Christen dämonisiert sein können.“ 23)

„Ebenso wie die Wissenschaft in ihren Forschungen die Wahrheit von Gottes Welt gefunden hat, so kann auch unvoreingenommen ausgewertete und zuverlässig dokumentierte Erfahrung die Wahrheit in dieser Frage finden.“ 24)

„Wir haben gemerkt, dass wir nicht zu einem sicheren Schluss kommen können, obwohl viel Material vorhanden ist, das man in Betracht ziehen kann und obwohl Menschen die verschiedensten Beweise anführen. Nun müssen wir nach anderen stichhaltigen Anhaltspunkten suchen, die uns in dieser wichtigen und praxisbezogenen Frage weiterhelfen.“ 25)

Dickason behauptet, aus der Heiligen Schrift gehe nicht klar hervor, ob Gläubige besessen sein können. Deshalb müssten wir für die Beantwortung dieser Frage auch die Erfahrung und klinische Studien zu Hilfe nehmen.

Das ist eine ernste Sache. Wenn Dämonen in Gläubigen wohnen und sie so beherrschen könnten, dass sie keine Kontrolle über den eigenen Körper haben, würde Gott dies in Seinem Wort nicht ansprechen? Würde nicht unsere Errettung dadurch tangiert? Dickason aber sagt, die Bibel enthalte nicht genug Informatio-nen zu diesem Thema, weshalb wir auf klinische Untersuchungen und Erfahrungen achten müssten.

Das Wort „klinisch“ erinnert uns an weisse Mäntel und Krankenhausluft. Wenn jemand von klinischen Befunden spricht, gehen wir davon aus, dass sie wahr und echt sind. So wie wir zum Arzt oder in eine medizinische Klinik gehen, wenn wir Schmerzen oder ein Geschwür haben und dort untersucht werden und man herausfindet, was los ist, so wollen es nun einige in geistlicher Hinsicht tun.

Ein hinkender Vergleich

Der Vergleich mit körperlichen Krankheiten und deren Behandlung in medizinischen Kliniken soll zeigen, dass auch dämonische Besessenheit klinisch überprüft werden könne. Dickason versucht, anhand des Beispiels einer Krebserkrankung zu zeigen, dass Gläubige dämonisiert sein können:

„Wenn wir sehen, dass ein Gläubiger Krebs hat, haben wir die Grundlage für die Aussage, dass Gläubige eine solche Krankheit haben können. Wir haben diesen Schluss nicht aufgrund einer biblischen Lehre gezogen, aber wir haben biblische Wahrheit auf eine experimentelle Untersuchung angewendet. Unsere Folgerung kann mit vollem Recht als Tatsache anerkannt werden, auch wenn sie in der Bibel nicht speziell gelehrt wird.“ 26)

Obwohl die Bibel nichts darüber sagt, ob Gläubige auch Krebs haben können, sei es uns aufgrund klinischer Beweise möglich, dies zu wissen. Dasselbe gelte für das Thema der dämonischen Besessenheit Gläubiger, meint Dickason:
„Nachdem wir in einer breit angelegten Studie unter korrekter Anwendung sowohl der biblischen wie auch der klinischen Parameter alle Anhaltspunkte untersucht haben, können wir zum berechtigten Schluss kommen, dass Christen dämonisiert sein können.“ 27)

Niemand wird abstreiten, dass man durch medizinische Untersuchung herausfinden kann, ob jemand Krebs hat. Und niemand wird bestreiten, dass Gläubige krank werden können. Dickason folgert daraus, dass man durch klinische Auswertung etwas über die Möglichkeit dämonischer Besessenheit Gläubiger herausfinden könne. Aber der Vergleich von Krebs mit Besessenheit hinkt. Geistliche Angelegenheiten können nicht anhand wissenschaftlicher „Beweise“ beurteilt werden. Man kann nicht Äpfel mit Steinbrocken vergleichen. Die Bibel behauptet nicht, alle Information über körperliche Krankheiten zu enthalten. Aber sie behauptet, alles zu enthalten, was die Sünde und die Heiligung im Leben des Gläubigen betrifft (vgl. 2.Petr 1,3). Dass Menschen Krebs haben können, ist eine faktische Tatsache, auch wenn sie nicht in der Bibel steht. Aber in den Bereichen der Sünde und der unsichtbaren Welt gibt es keine faktischen Tatsachen, die nicht in der Bibel gefunden werden.

Oft wird gesagt: „Nicht alles, was man wissen kann (nicht jede Tatsache), steht in der Bibel.“ Das stimmt. Die Bibel sagt z.B. nichts über Elektrizität. Warum? Weil dies nicht wichtig ist für die Errettung und für die Heiligung. Dagegen findet sich die ganze Wahrheit über die Errettung und Heiligung in der Bibel. So findet sich auch alles in der Bibel, was wir über Satan und den Umgang mit der Sünde wissen müssen.

Wie stichhaltig ist diese stichhaltige Information?

Dickason schreibt weiter über den Nutzen klinischer Erkenntnisse:

„Auf der Suche nach sogenannt „klinischen Beweisen“ werten wir solche Informationen aus, die auf legitime Weise von Patienten und Beratern gewonnen werden, welche mit dämonischen Verstrickungen zu tun hatten.“ 28)

„Wir hoffen, dass dies als legitime und praktikable Vorgehensweise für unsere Suche akzeptiert wird.“ 29)

Aber sind „klinische Beweise“ wirklich legitime Informationen? Und wer bestimmt, ob sie auf legitime Weise gesammelt wurden? Wer hat gesagt, Gott erwarte von uns, dass wir die Kehrichteimer der Welt durchsuchen um herauszufinden, wie wir mit Dämonen umgehen sollen, die angeblich in Gläubigen wohnen? Wollen wir von medizinischen und psychologischen Fachleuten Anhaltspunkte erhalten, die die Bibel nicht gibt? Man geht davon aus, dass die gesuchten Informationen auf legitime Art von Patienten und Beratern, die mit dämonischen Verstrickungen zu tun hatten, gewonnen und ausgewertet wurden. Aber wie können diese wissen, dass sie mit dämonischen Verstrickungen zu tun hatten? Jedenfalls nicht aus der Bibel. Sollen wir also auf die Geschichten von Menschen hören, die anscheinend dämonisch verstrickte Patienten beraten haben, wo doch die Bibel gar nichts über diesen Bereich sagt? Trotz dieser vielen offenen Fragen hält man die Erkenntnisse dieser Experten für stichhaltige Beweise. Aber ob sie wirklich stichhaltig sind, wissen wir nicht.

Über die Ansicht, dass man mit Hilfe klinischer Untersuchungen herausfinden könne, ob Christen besessen sein können, schreibt Dickason:

„Wenn wir diese Ansicht teilen, können wir nicht sagen, sie sei eine biblische Lehre oder eine theologische Ableitung biblischer Tatbestände.“ 30)

Nehmen wir zur Kenntnis, dass Dickason zugibt, dass die Lehre von der dämonischen Besessenheit Gläubiger nicht der Bibel entspringt. Er sagt auch:

„Wir geben zu, dass es an eindeutigen biblischen Aussagen zu diesem Thema fehlt und möchten unsere Schlussfolgerung deshalb nicht auf die Ebene biblischer Wahrheit erheben. Aber wir haben herausgefunden, dass die faktische Wahrheit die ist, dass Christen besessen sein können.“ 31)

Die Frage ist natürlich, ob Dickason wirklich die „faktische Wahrheit“ gefunden hat. Er hat sich in einen Bereich begeben, wo er die Vorgänge in der unsichtbaren Welt nur noch aufgrund von Erfahrungen und seiner eigenen Urteilsfähigkeit inter-pretieren kann. Und er gibt sogar selber zu, dass man seine Erkenntnisse nicht als biblische Lehre oder theologische Ableitung biblischer Tatbestände einstufen könne.

Wie können wir wissen, ob wir es mit einem dämonisch beeinflussten Menschen zu tun haben, wenn die Bibel uns nichts darüber sagt? Gemäss den Vertretern jener Lehre müssen wir die Anhaltspunkte ausserhalb der Bibel suchen. Aber hat denn Jesus für eine unvollständige Heiligung gebetet, als er zum Vater sprach: „Heilige sie durch die Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit.“ [Joh 17,17]?

Über die klinische Forschung sagt Dickason auch:

„Dieser allgemeine Ansatz zum Gewinnen von Beweisen wird in der Medizin, Psychologie und den Sozialwissenschaften anerkannt und angewandt. Er befasst sich mit persönlichen, sachlichen und wissenschaftlichen Fragestellungen zu alltäglichen Angelegenheiten. Er versucht, die Tatsachen so anzugehen, dass sie zum Nutzen aller analysiert werden können.“ 32)

Es ist wahr, dass in medizinischen und sozialwissenschaftlichen Bereichen die klinische Forschung zu Recht angewandt wird. Aber wenn es um die Frage geht, wie ein Gläubiger mit Sünde umgehen soll, ist sie am falschen Platz. Wenn es nicht von der Heiligen Schrift abgeleitet werden kann, dass Gläubige besessen sein können, dann muss dieses Thema für Gläubige abgeschlossen sein. Damit will ich nicht sagen, dass Dämonen kein Thema sind. Aber das Thema „Okkultbelastung von Gläubigen“ darf uns nicht mehr beschäftigen, sonst tun wir, als ob es uns nicht genüge, was die Heilige Schrift über den Umgang mit dem Teufel und über die Befähigung für ein heiliges, gottgefälliges Leben sagt.

Erfahrung und biblische Wahrheit

Welche Beziehung besteht zwischen Erfahrung und biblischer Wahrheit? Die Frage ist nicht, ob biblische Wahrheit erfahrbar sei oder nicht, denn sie ist es. Es geht darum, dass die Erfahrung nichts zur biblischen Wahrheit hinzufügen kann. Natürlich hat die Erfahrung mich vieles gelernt, z.B. wie ich den Rasen mähen muss. Ich lernte dies nicht aus der Bibel. Aber dass ich Rasen mähen kann, fügt nichts zum Thema meiner Errettung und Heiligung bei.

Alles, was nötig ist, um mit Satan und der Sünde umzugehen und ein Gott wohlgefälliges Leben zu leben, ist in der Heiligen Schrift enthalten. Während wir leben, wachsen wir in unseren Erfahrungen, aber unsere Erfahrungen fügen der biblischen Offenbarung nichts hinzu. Die Aussage „Alle Wahrheit ist göttliche Wahrheit“ ist eine Falle der Psychologie. Diese Lehre macht aus der Bibel eine Quelle der Wahrheit unter vielen anderen. Als Folge davon verliess die Kirche zu einem grossen Teil die Heilige Schrift als einzige Quelle der Wahrheit im Bereich der Sünde und der Errettung und nahm sogenannte „Wahrheit“ von ungläubigen Humanisten an. Heute ernten wir die Folgen davon. Wir suchen nicht mehr nur bei den Humanisten nach der Wahrheit, sondern auch noch bei den Dämonen und unseren Erfahrungen.

Dickason sagt:

„Die Vernunft und die Erfahrung können hilfreiche Werkzeuge sein, um unser Verständnis von den Tatsachen der Welt um uns auszuweiten und die Wahrheit der Offenbarung [Gottes] auf das Leben anzuwenden.“ 33)

Niemand wird dies bestreiten. Vernunft und Erfahrung helfen uns wirklich, die Welt um uns zu verstehen. Sie können uns sogar helfen, die Wahrheit der Offen-barung auf das Leben anzuwenden. Im Lauf der verschiedensten Lebenserfahrungen lernen wir, wie wir die Heilige Schrift auf die entsprechenden Situationen anwen-den können. Aber das ist nicht das Gleiche, wie die Behauptung, dass Erfahrungen neue Offenbarungen und Informationen zur Schrift hinzugefügt hätten.

Die Beurteilung der klinischen Forschung

Ich glaube an die Existenz Satans und der Dämonen. Aber ich glaube nicht an die Lehren, die Menschen über den Satan und die Dämonen formulieren. Es gäbe viel mehr Wissen über die Dämonen und die unsichtbare Welt, als die Heilige Schrift uns mitteilt. Aber ich glaube, dass das Geoffenbarte für uns und das Verborgene für Gott ist (4.Mo 29,29). Die Heilige Schrift hat uns viele Informationen über die Person und die Aktivitäten des Satans gegeben, aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht über die Schrift hinausgehen. Wenn wir es tun, öffnen wir uns für alle möglichen Täuschungen.

Achten wir darauf, dass die Vergleiche derer hinken, welche geistliche Dinge mit klinischer Forschung ergründen wollen. Wenn solche Menschen ihre Ansichten nicht auf die Heilige Schrift abstützen können, ziehen sie einen Vergleich heran. Sie versuchen, sich einen Schritt weit von der Schrift zu entfernen, aber dadurch bleiben sie in der Luft hängen.

Die Idee, geistliche Dinge durch klinische Befunde zu ergründen, ist auf Sand gebaut. Warum? Weil die Bereiche der Sünde und der Errettung nicht klinisch ausgewertet werden können. Und doch haben einige beschlossen, dass das ewige, unveränderliche Wort Gottes nicht genug Informationen über dieses Thema enthalte. Sie sind entschlossen, etwas [Zusätzliches] herauszufinden. Und oft, wenn Menschen unbedingt etwas herausfinden wollen, sorgt der Teufel dafür, dass es ihnen gelingt. Aber leider wird es nicht die Wahrheit sein.

Wie müssen wir also klinische Untersuchungen in geistlichen Angelegenheiten beurteilen? Dass sie nicht funktionieren! In bezug auf das geistliche Leben von Gläubigen gibt es keine brauchbaren klinischen Befunde. Die Heilige Schrift sagt uns alles, was wir über die Heiligung wissen müssen. Wenn sie ein Thema nicht behandelt, sollten wir nicht versuchen, mit klinischer Forschung das zu ergänzen, was in der Schrift unserer Meinung nach fehlt.




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Rolf

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Können Gläubige besessen sein?





Widerlegung einer unbiblischen Lehre


Gil Rugh




Teil 3


Kapitel 6





Dämonische Besessenheit durch die Vorfahren





Besessenheit kommt nach der Ansicht der Verfechter dieser Lehre bei Gläubigen vor allem dann vor, wenn Vorfahren in okkulte Praktiken verstrickt waren:

„Von Bindungen durch Vorfahren sprechen wir, wenn Vorfahren des Patienten okkulte oder dämonische Praktiken ausübten. Dies wurde als eine der häufigsten Ursachen für dämonische Belästigung oder Besessenheit erkannt.“ 34, 35)

Dickason fährt fort:

„Ich habe herausgefunden, dass der grösste Teil dämonischer Besessen-heit auf die Vorfahren zurückgeht. Über 95% der Menschen, mit denen ich in meinem Beratungsdienst Kontakt hatte, waren besessen aufgrund der okkulten oder dämonischen Verstrickungen ihrer Vorfahren.“ 36)

Gemäss den Aussagen dieses Autors können durch die Praktiken eines Vorfahren Dämonen von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wie steht es aber, wenn ein Betroffener zum Glauben an Jesus Christus kommt? Dickason behauptet, diese „Vorfahren-Dämonen“ würden – im Gegensatz zu anderen Dämonen – nicht weichen, wenn jemand gläubig wird. Mit anderen Worten, es genüge nicht, mit Christus zu einer Neuheit des Lebens aufzuerstehen, um mit diesen Dämonen fertigzuwerden.

Dickason beschreibt eine Frau, die seit einigen Jahren Christ und das Opfer von Dämonen der Vorfahren gewesen sei:

„Wir haben bald gemerkt, dass aufsässige und hinterhältige Geister in ihrem Körper anwesend waren. Einige waren bei der Geburt in sie gefahren, einige später. Ihre Vorfahren waren während langer Zeit in Okkultismus und dämonische Praktiken verwickelt gewesen. Deshalb hatten die Dämonen das Gefühl, sie dürften in sie eindringen und sie verteidigten ihre Rechte hartnäckig.“ 37)

Anderson schreibt zu diesem Thema:

„Adoptierte Kinder können dämonischen Belastungen besonders ausgesetzt sein von ihren leiblichen Eltern her. Aber auch ein adoptiertes Kind kann eine neue Schöpfung in Christus werden und muss sich aktiv von alten Bollwerken lossagen und sein Erbe als Kind Gottes in Besitz nehmen.“ 38)
„Wenn Sie an satanischen Ritualen beteiligt waren, ist es sehr wahr-scheinlich, dass Sie einen geistlichen „Beschützer“ oder „Elternteil“ zugewiesen bekamen. Von solchen geistlichen Beziehungen muss man sich besonders lossagen, ebenso wie von jedem Blutbund, der Sie mit jemand anderem verbindet als mit dem lebendigen Gott.“ 39)

Das ganze Gedankengut, nach dem Gläubige durch Dämonen aus der Verwandt-schaft behindert werden können, ist unbiblisch. Warum soll sich ein Gläubiger, der zu einem neuen Leben mit Christus auferweckt wurde, noch wegen der Sün-den seiner Vorfahren Sorgen machen? Wenn die Errettung durch Jesus Christus uns nicht von der Macht Satans befreit, dann wäre sie nicht vollbracht. Wir brauchen nicht ängstlich zu erforschen, ob irgendein verstorbener Verwandter vielleicht okkulte Praktiken getrieben hatte. Wer sagt, man müsse dies tun, stellt die Vollkommenheit des Erlösungswerks von Christus in Frage. Wenn sich auch nach unserer Bekehrung noch Dämonen bei uns herumtreiben, wozu war denn die Errettung gut?


Kapitel 7


Auf der Erfahrung basierende Theologie

Durch alle Jahrhunderte hindurch war die Betonung der Bibel als einziger Autori-tät für das christliche Leben eines der Zeichen echten Christseins. Der Kampfruf der Reformation lautete: „Sola scriptura“, was heisst: „Allein die Schrift“. Wäh-rend die römisch-katholische Kirche darauf bestand, dass die Tradition gleichwer-tig sei wie die Schrift, sagten die Reformatoren dazu „Nein“. Auch als viele Cha-rismatiker mit angeblich von Gott stammenden Geschichten und Offenbarungen auftraten, weigerte sich die Gemeinde, diese als wahr anzuerkennen. Warum dies? Weil die Gemeinde merkte, dass, sobald Geschichten und Erfahrungen zur Schrift hinzugefügt werden, theologisch nichts mehr klar festgelegt werden kann. Wer soll entscheiden, welche Geschichten wahr sind und welche nicht? Es wird alles subjektiv. Und was wird aus der Allgenügsamkeit von Gottes Wort, wenn Geschichten uns zusätzliche Erkenntnis der Wahrheit geben können?

Aber in den heutigen Gemeinden legt man immer mehr Wert auf eine auf der Erfahrung basierende Theologie. Wir sahen dies bei der Einführung der Psycho-logie in die Gemeinden und jetzt sehen wir es wieder bei denen, die behaupten, Gläubige könnten noch besessen sein.

Das Ziel der vorangegangenen Kapitel war es, die biblische Sicht der Dämonen und ihrer Beziehung zu Gläubigen aufzuzeigen. In diesem Kapitel werden wir sehen, wie gefährlich es ist, eine Theologie aufzubauen, die auf Erfahrungen gründet. Zu diesem Zweck habe ich ausführliche Zitate aus Büchern zusammen-gestellt, die eine auf Erfahrung basierende Dämonenlehre weitergeben.

Ein Überblick über Neil Andersons Buch „Released from Bondage“ („Befreit von Knechtschaft“) zeigt diese Betonung der Erfahrung. Auf der ersten Seite lesen wir:

„Kämpfen Sie mit schlechten Gewohnheiten? Mit schrecklichen Kind-heitserinnerungen? Mit aufbrausendem Verhalten? Mit Schuld? Sie sind nicht allein damit. Dr. Neil Anderson, der Autor der Bestseller „Der die Ketten sprengt“ und „Walking through the darkness“ („Durch die Fin-sternis wandeln“) hat herausgefunden, dass Tausende christlicher Männer und Frauen wegen ungelöster Traumata ihrer Vergangenheit in Ver-zweiflung und geistlicher und gefühlsmässiger Gefangenschaft leben.“ 40)

Ist dies eine angebrachte Beschreibung eines Gläubigen, der zu einem neuen Leben in Christus auferweckt wurde? Ist es biblisch, zu denken, dass ein aus Gott wieder-geborenes Geschöpf ständig in Verzweiflung und geistlicher Unfreiheit sein kann?

„In seinen Seminaren und persönlichen Beratungen hat Anderson vielen dieser Menschen geholfen, zu einer dramatischen, bleibenden Befreiung von ihren Banden durchzubrechen, und dies durch sieben einfache, grundlegende Schritte.“ 41)

Früher hat man gelehrt, dass das Evangelium Menschen frei macht. Aber jetzt finden wir heraus, dass Anderson‘s sieben Schritte dies tun. Was hat nur die Gemeinde all die 2000 Jahre ohne diese Schritte getan? Hatten alle Christen, die vor Anderson‘s Buch lebten, nicht die nötigen Mittel, um ein siegreiches Christenleben zu führen?
Nun können Sie von ihren Geschichten lernen – und von den hilfreichen Einsichten, die Dr. Anderson vor und nach jedem Zeugnis weitergibt.“ 42)

Beachten wir das Wort „Geschichten“. Zwar kommen im Buch auch Bibelverse vor, aber das überwältigende Schwergewicht des Buches liegt darauf, durch die Geschichten (persönliche Erfahrungen) anderer zu lernen.

„Das Beste ist, auch Sie können dieselben sieben Schritte zur Freiheit in Christus durchgehen… und ein für alle Mal die absolute Freiheit und Freude entdecken, die Jesus Christus auch für SIE ermöglicht hat.“ 43)

Wenn wir Neil Andersons sieben Schritte brauchen, um wahre Freiheit und Freude zu finden, was bedeutet dies für die Kraft des Evangeliums und die Allgenügsamkeit Christi? Im Buch folgt dann Geschichte auf Geschichte, wobei manche nicht geeignet wäre, um hier zitiert zu werden. Wenn man das Buch liest, muss man sich durch Berichte von sexuellen Perversionen, Ehebruch und anderen verbotenen sexuellen Praktiken durchkämpfen. Ist es dies, was wir über die Freiheit in Christus lernen müssen? Müssen Menschen ihre Gedanken mit diesen Geschichten beschmutzen, um befreit zu werden?

Mystizismus wohin man schaut

Viele der Geschichten, die Neil Anderson in seinem Buch niederschreibt, haben etwas Mystisches, Abergläubisches an sich. Wenn man nicht wüsste, wer der Autor ist, könnte man auf den Gedanken kommen, ein römisch-katholisches oder charismatisches Buch zu lesen.

In einem der Kapitel über den Zusammenhang von sexuellem Missbrauch und geistlicher Freiheit erzählt zum Beispiel eine Frau aus ihrem früheren Leben der Sucht und des Missbrauchs folgendes:

„Nachdem mein Stiefvater gestorben war, brachten wir seinen Lieblingssessel in unsere Wohnung. Als ich mich darein setzte und durch die Wohnung schaute, konnte ich sehen, wie ein Schatten vom Kinderzimmer ins Schlafzimmer huschte. … Eines Nachts stand eine Gestalt an meinem Bettende und starrte mich an. Die Gestalt war gross und dunkel, und neben ihr stand ein kleingewachsenes Kind. Während mehrerer Monate dauerten diese Erscheinungen an. … Eines Tages beschloss ich, es sei Zeit, etwas dagegen zu tun. Ich brachte den Stuhl meines Stiefvaters auf einen Flohmarkt und verkaufte ihn. Von da an sahen wir keine Gespenster mehr in unserer Wohnung.“ 44)

Dies ist purer Aberglaube, wie auch die Erscheinungen, welche die römisch-katholische Kirche an verschiedensten Orten der Welt zu sehen behauptet. Früher hätte jede bibelgläubige Gemeinde gegen so etwas Position bezogen und dagegen gepredigt. Es schien uns lächerlich, dass die römisch-katholische Kirche diesen Ge-schichten so viel Bedeutung zumisst. Wir glaubten ihren Geschichten von Marien-erscheinungen und anderen „unerklärlichen Vorkommnissen“ nicht. Aber unter-dessen hat die evangelikale Christenheit ihre eigene Sammlung von Geschichten.

Anderson gibt ein weiteres Beispiel von einer Frau, die missbraucht worden war und jetzt mit ihrem Verlobten zusammenlebte:

„Janelle, es gibt Hilfe für Sie, weil ein Kampf um Ihre Gedankenwelt im Gang ist, in dem uns Gott die Vollmacht zum Sieg gegeben hat.“ Als ich das gesagt hatte, verfiel Janelle plötzlich in Katatonie: Sie sass starr da, mit glasigem Blick. „Haben Sie das je an ihr erlebt?“ fragte ich den Pastor und Curt [ihren Verlobten]. Sie verneinten mit schreckgeweiteten Augen; beide waren ernstlich erschrocken. „Keine Angst, mir ist sowas öfters begegnet“, sagte ich. „Wir werden Vollmacht darüber erlangen, aber es ist wichtig, dass Sie beide eine bereinigte Beziehung zu Gott haben, damit eine allfällige Übertragung dieses dämonischen Einflusses ausgeschlossen ist.“ … Ich sprach den dämonischen Einfluss in Janelle an: „Im Namen Jesu Christi und durch seine Autorität binde ich dich an diesen Stuhl und gebiete dir, sitzen zu bleiben.“ Ich wünschte, ich hätte die Begegnung mit Janelle auf Video aufnehmen können, um Skeptikern zu zeigen, was geschieht, wenn man einem Versuch Satans die Vollmacht Gottes entgegensetzt.“ 45)


Anschliessend beschreibt Anderson, wie er die Dämonen band, die angeblich in Janette waren, und wie er Janette anhand der sieben Schritte zur Freiheit führte. Die Heilige Schrift unterstützt an keiner Stelle einen solchen Unsinn. Wenn Katholiken oder Charismatiker dies täten, würden wir es als abergläubischen Mystizismus bezeichnen.

Frühere Einflüsse

Wie wird man gemäss Anderson frei von dämonischen Einflüssen der Vorfahren?

„Um frei von Einflüssen aus der Vergangenheit zu leben, sprechen Sie die folgende Erklärung und das folgende Gebet: …Hiermit weise ich jetzt alle Sünden meiner Vorfahren zurück und distanziere mich davon. … Ich kündige alle dämonischen Wirkungen auf, die allenfalls von meinen Vorfahren an mich weitergegeben wurden. … gebiete ich jetzt jedem Geist und jedem Feind des Herrn Jesus Christus, meine Gegenwart zu verlassen.“ 46)

Aber auch dann könnten die 7 Schritte zur Freiheit nicht genügen:

„Nachdem Sie die Freiheit erlangt haben, indem Sie diese sieben Schritte durchexerzierten, kann es sein, dass Tage oder auch erst Monate später dämonische Kräfte erneut bei Ihnen einzudringen versuchen. Eine Frau erzählte mir, dass sie zwei Tage nach ihrer Befreiung einen Geist in ihre Gedanken hinein sagen hörte: „Ich bin wieder da.““ 47)

Noch einmal, wo liegt da der Unterschied zu charismatischem oder römisch-katholischem Exorzismus? Was bibelgläubige Christen einst als unbiblisch ver-urteilten, wurde unterdessen bei ihnen eingeführt.

Die Victimisierung der Gläubigen („Sie sind ja nur ein Opfer“)

Die Psychologie hat uns gelehrt, dass wir Opfer unserer Vergangenheit seien. Nun gibt es andere, die uns sagen, dass wir Opfer von Dämonen seien:

„Eine Frau in mittleren Jahren namens Lydia hatte in ihrem Leben von Kindheit an viel Schweres durchgemacht.“ 48)

Haben nicht alle von uns viel Schweres durchgemacht? David sagte: „In Sünde hat mich empfangen meine Mutter.“ (Ps 51,5)

„Die Erinnerung an rituellen und sexuellen Missbrauch als kleines Mädchen verfolgte sie, obschon sie Christ geworden war. Als sie mich aufsuchte, schien ihr Selbstwertgefühl unrettbar zerstört.“ 49)

Zerstörtes Selbstbild? Die Bibel gibt kein Beispiel eines Menschen, der dieses Problem hatte. Anderson fragte die Frau dann, wie sie sich selber sieht:

“Ich bin schlecht“, antwortete sie ungerührt. „Ich tauge für nie-manden. …“ „Sie sind nicht schlecht“, wandte ich ein. „Wie kann ein Kind Gottes schlecht sein?“

[Anderson erzählt, wie er daraufhin einige Verse niederschrieb, die zeigen, wer wir in Christus sind. Diese Verse sollte sie dann laut vorlesen.]

„Lydia nahm das Blatt und begann stockend die erste Feststellung zu lesen: Ich … b-b-bin … S-salz der …“ Unvermittelt wechselte ihr Gesichtsausdruck; sie blickte auf und höhnte: „Aber ganz und gar nicht, du dreckiger –––!“

„Es ist nichts Angenehmes, wenn der Böse seine hässliche Wesensart durch ein Opfer wie Lydia zum Ausdruck bringt.“ 50) (Hervorhebung von G. Rugh)

In diesem Fall wird Lydia als Opfer dargestellt, sie ist eine arme Christin, die von einem Dämon bewohnt, besessen und kontrolliert wird. Sie kann für Ihre schmutzige Sprache und ihre beleidigende Rede nicht verantwortlich gemacht werden. Aber wie steht es mit der Unterweisung der Schrift „kein verderbtes Wort gehe aus eurem Munde“ (Epheser 4,29)? Ist diese Wahrheit nicht auch an sie gerichtet? Gemäss Anderson ist sie ein armes Opfer mit einem zerstörten Selbst-wertgefühl, von einem Dämon besessen. Anderson fährt fort:
„Ich beanspruchte aber Vollmacht über ihn durch Gebet im Namen Jesu und geleitete Lydia durch die Schritte zur Freiheit. Sie durfte eine neue Sicht davon gewinnen, wer sie in Christus wirklich ist.“ 51)

Diese angeblich von einem Dämon bewohnte und beherrschte Frau ist nach ihren eigenen Aussagen und nach dem Zeugnis von Neil Anderson Christin. In der beschriebenen Szene speit sie einen Schwall obszöner Wörter aus. Wenn diese Frau errettet war, wovon war sie errettet worden? Man könnte höchstens sagen, wenn sie sterben würde, käme sie nicht in die Hölle. Aber sicher war sie nicht von der Macht Satans errettet worden. Geschieht aber nicht genau dies im Moment der Errettung? Aber in diesem Beispiel wird uns eine angeblich gläubige Person gezeigt, die von einem Dämon kontrolliert wird und obszöne Wörter von sich gibt.

Anderson sagt:

„Sind Sie einer jener Christen, die in stummer Verzweiflung leben, weil sie gefangen sind in Bindungen der Furcht, des Jähzorns, der Depression, von Gewohnheiten, mit denen sie nicht zu brechen vermögen, von sündigen Gedanken oder inneren Stimmen, denen sie sich nicht entziehen können, oder von zwanghaftem sündigem Verhalten? Ich behaupte nicht, dass jedes geistliche Problem das Ergebnis direkter dämonischer Einflüsse ist. Aber Sie mögen in Gebundenheiten geraten sein, weil Sie die Realität der dämonischen Kräfte, die in der heutigen Welt am Werk sind, ignoriert oder verneint haben.“ 52)

Anderson sagt, nicht jedes geistliche Problem sei das direkte Resultat dämonischen Wirkens, aber weiter hinten im Buch schreibt er, 85% der Christen hätten dämonisch verursachte Probleme. Das heisst, dass die meisten Christen Opfer dämonischer Mächte sind. Was sagt der Apostel Jakobus: „Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird“ (Jak 1,14). Wenn Anderson recht hat, trifft dieser Bibelvers nur auf 15% der Gläubigen zu. Die Sünden der anderen sind dämonisch bedingt.

Wir wollen die Kämpfe, die wir als Gläubige haben, nicht verharmlosen, aber die Ansicht Andersons können wir nicht aus den neutestamentlichen Briefen ableiten. Wie kommt er auf die Idee, Dämonen könnten an unseren Problemen schuld sein? All die Dinge, die Anderson auflistet (Angst, Zorn, Entmutigung, und Gewohnheiten, die nicht abgelegt werden können), bezeichnet die Bibel als Sünde.

Bezüglich sexuellen Sünden sagt Anderson:

„Beinahe jede Person, die wegen geistlicher Konflikte zu mir in die Seelsorge kam, bekannte irgendeine Art sexueller Abirrung. Manche waren durch unbezähmbare Lust gebunden. Andere waren Opfer dämonischer sexueller Angriffe. … Wenn es eine Übertragung von Dämonen von einer Person auf die andere geben sollte, dann ist, meine ich, ausserehelicher Geschlechtsverkehr das hauptsächliche Mittel, durch das sie erfolgt.“ 53)

Was aber ist in Paulus‘ Augen das wirklich Schlimme an ausserehelichem Geschlechtsverkehr? Dass die Person Christus nimmt und ihn mit einer Hure in Verbindung bringt. Anderson dagegen sieht darin einen Austausch von Dämonen. Zwischen Neil Anderson und dem Apostel Paulus besteht ein direkter Gegensatz:

„Oder wisset ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht ererben werden? Irret euch nicht! weder Hurer, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Wollüstlinge, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Schmäher, noch Räuber werden das Reich Gottes ererben. Und solches sind euer etliche gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“ (1. Korinther 6,9-11)

Diese Bibelstelle sagt nicht, dass „Menschen, die solches tun, nicht ins Reich Gottes kommen, ausser wenn sie Opfer von Dämonen sind.“ Die Menschen sind verantwortlich für ihre Handlungen, und wer diese Dinge praktiziert, wird nicht ins Reich Gottes eingehen.


Anderson fährt fort:

„Den nachstehenden Brief erhielt ich von einer jungen Frau, der ich nie persönlich begegnet bin. … Lieber Herr Anderson, … Die ersten 14 Jahre meines Lebens verbrachte ich mit meiner Mutter, die tyrannisch war und dauernd schimpfte und nie sagte „Ich hab dich lieb“ oder den Arm um mich legte, wenn ich weinte. Ich empfing keine Zuneigung, kein gutes Wort, keine Bejahung oder Bestätigung, dass ich jemand sei - nur Beschimpfungen und physische Übergriffe.“ 54)

Anschliessend schreibt die Frau, dass sie gläubig wurde, aber später in folgenden Zustand kam:

„Ich verlor die Freude und die enge Verbindung mit dem Herrn. … Die Dämonen griffen mich auch im Beurteilungsvermögen von recht und falsch an, und so geriet ich auf meiner Suche nach Identität und Liebe in Unsittlichkeit. Aber all das endete gestern, als ich mich von der Kontrolle Satans in meinem Leben lossagte.“ 55)

Lasst uns diese Aussage theologisch durchdenken. Jesus sagte, dass die schlech-ten Gedanken, Ehebruch, Hurerei, usw. aus dem Herzen des Menschen hervor-gehen (Markus 7,21-23). Aber diese Frau sieht das Problem ihrer Unsittlichkeit nicht in ihrem Herzen, sondern bei Dämonen. Wem sollen wir nun glauben?

Wenn wir unsere Überzeugungen aus Erzählungen und Erfahrungen ableiten, statt aus der Heiligen Schrift, bringen wir uns selber in Schwierigkeiten, denn wir werden uns an keinen Richtlinien mehr orientieren können.

(Für eine Vertiefung des Themas verweise ich auf das Buch von Jim Owen: „Christliche Psychologie im Krieg mit Gottes Wort: Die Victimisierung des Gläubigen“).*


* Deutsche Ausgabe 1999 im Verlag „Bekenntnis der Hoffnung“, Ringstr. 35,
D–32699 Extertal. ISBN: 3-00-004549-X

Theologie nach dem Treffsicherheitsprinzip der Horoskope

Ich erinnere mich, wie ich einmal während meiner Studienzeit mit meiner Frau in einer gut besuchten Baptistenkirche in Winona Lake, Indiana, sass. Am Schluss kam der Aufruf, nach vorne zu kommen. Der Aufruf war so formuliert, dass alle gemeint waren. Meine Frau und ich waren die einzigen, die nicht aufstanden und nach vorne gingen. Als ich aufschaute, sah ich, wie der Pastor uns anschaute, als ob wir etwas falsch gemacht hätten. Warum? Weil sein Aufruf an alle gerichtet war und wir nicht Folge leisteten. So ist es oft, wenn die Kriterien aufgestellt werden, nach denen man bestimmen könne, ob jemand dämonisiert sei. Wer die Bücher dieser Männer liest, wird sich vermutlich fragen: „Wer ist denn kein Opfer von Dämonisierung?“

Hier ein Beispiel für diese Denkweise:

„Wenn Menschen von bösen Gedanken und unreinen Vorstellungen und Praktiken geplagt werden, und wenn sie sich beim Lügen und Lästern ertappen, dann besteht mit grosser Wahrscheinlichkeit ein bestimmter Grad von Besessenheit.“ 56)

Welcher Gläubige hat nie einen unreinen Gedanken gehabt? Aber die obige Art von Definition führt uns zum Glauben, es könnten Dämonen im Spiel sein. Das hört sich an wie bei den Charismatikern. Was geschah mit Jimmy Swaggart, der ein Problem mit Prostituierten hatte? Oral Roberts sei gekommen und habe ihn von einem Dämon mit langen Fingernägeln befreit, der ihn zu diesen Sünden veranlasst habe. Wenn wir die Geschichten von Anderson glauben, warum nicht auch diejenigen von Oral Roberts und Jimmy Swaggart? Wer entscheidet, welche Geschichten wir glauben sollen?

Hier ein weiteres Beispiel:

„Um zu illustrieren, wie menschliche und geistliche Kräfte der Bosheit zusammenwirken, stellen Sie irgendeiner Gruppe entschiedener Christen die folgende Frage: „Wie viele von Ihnen sind ohne ersichtlichen Grund heute früh um drei Uhr aufgewacht?“ Ich stellte diese Frage regelmässig auf meinen Konferenzen, und viele Teilnehmer heben die Hände. Satanisten treffen sich nämlich zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens, und es gehört zu ihrem Ritual, Dämonen herbeizurufen und sie mit Aufträgen auszusenden. Drei Uhr früh ist Hauptzeit dämonischer Aktivität, und wenn Sie zu dieser Zeit aufwachen, kann es sein, dass Sie ins Visier genommen worden sind.“ 57)

Wer ist noch nie in seinem Leben um 3 Uhr morgens aufgewacht? Aber diese Art von Behauptung ist wie ein Same, und das nächste Mal, wenn wir nachts um diese Zeit aufwachen, können wir anfangen daran herumzudenken, ob wir nun wohl das Angriffsziel von Dämonen sind. Aber das ist völlig subjektiv. Wo in der Schrift steht etwas, um welche Zeit Satan und seine Dämonen ausgeschickt werden? Aber Anderson scheint es zu wissen, denn er hat mit Menschen gesprochen, die im Satanismus verstrickt waren. Sollte aber das Volk Gottes die Wahrsager und Totenbeschwörer befragen, welche flüstern und murmeln? Soll nicht ein Volk seinen Gott befragen? (Jesaja 8,19). Seit Jahren verbreiten die Charismatiker diese Art von Lehre, aber nun sind es führende Evangelikale, die die gleiche Art von Albernheit fördern.

Drei Ebenen der Gebundenheit

Nach Anderson gibt es drei Ebenen dämonischer Gebundenheit:

„Gemäss meiner Beobachtung sind vielleicht 15 Prozent der evangelischen Christen völlig frei von Satans Bindungen. … Die andern 85 Prozent mühen sich fruchtlos auf einer von drei (oder mehr) Ebenen des geistlichen Konflikts ab.“ 58)

Die Heilige Schrift spricht Christen zwar nie als „von Satans Gebundene“ an, aber Anderson meint, 85% der Christen könnten wegen satanischen Bindungen kein fruchtbringendes, gottgefälliges Leben leben. Was ist das für eine Errettung, die über 80% aller Gläubigen unter der Herrschaft Satans belässt? Wie lässt sich dies mit der Tatsache vereinbaren, dass Jesus Christus den Satan zunichte machte für alle, die glauben (Hebräer 2,14)?

Abgesehen davon, dass 85% eine ganz subjektive Zahl ist. Wie kommt man darauf? Und wenn jemand behauptet, nur 2% hätten dieses Problem? Wer hat recht? Die Schrift äussert sich nicht dazu. Aber viele werden diese Zahl glauben, weil der Mann, der sie aufstellt, behauptet, ein Experte zu sein.

Über die erste Ebene der Gebundenheit sagt Anderson:

„Zuerst mag ein Christ nach aussen hin ein ziemlich normales Christenleben führen, während er im Innern gegen eine stetige Flut sündiger Gedanken ankämpft: sinnliche Begierde, Neid, Habgier, Hass, Gleichgültigkeit usw. … Wie ich es sehe, leben etwa 65 Prozent der Christen auf dieser Ebene des geistlichen Konflikts.“ 59)

Eine solche Aussage kann uns zur Frage führen, ob wir auch zu dieser Gruppe gehören. Wer hat nicht schon gegen sinnliche Begierde, Habgier, Neid, Hass oder Gleichgültigkeit gekämpft? Sogar Paulus hat ausgerufen: „Ich elender Mensch!“ (Römer 7,24). Gegen diese Dinge kämpfen alle Gläubigen in diesem Leben. Wenn es nach Anderson geht, hätte Paulus zu den 65% gehört.

Zur zweiten Konfliktebene gehören:

„Personen, die zwischen ihren eigenen Gedanken und fremden bösen „Stimmen“ unterscheiden können, … Ich schätze, dass etwa fünfzehn Prozent der Christen in dieser Kategorie sind.“ 60)

Auf der dritten Ebene:

„ …hat die Person die Herrschaft über sich eingebüsst und hört Stimmen im Inneren, die ihr sagen, was sie denken, sagen und tun soll. …Leider werden etwa fünf Prozent der Christen Opfer dieser Stufe von Täuschung und Beherrschung.“ 61)

Das ist alles so subjektiv und unspezifisch. Es ist genau wie bei der Psychologie: am Schluss sind alle irgendwie betroffen. Da die Kriterien bei 99,9% aller Menschen zutreffen, kann jeder, der ein paar davon bei sich selbst entdeckt, denken, er habe ein Problem mit Dämonen. Es ist wie bei den Horoskopen: sie treffen immer zu. Wenn ich in ein orientalisches Restaurant gehe und das Horoskop auf dem Tisch lese, kann ich in jedem Abschnitt etwas finden, das auf mich zutrifft. So ist es auch bei dieser Dämonensache.

Es ist gefährlich, sich für den Umgang mit Sünde auf Erfahrungen und Geschichten zu stützen. Wie wir gesehen haben, verlieren wir jede Leitlinie, wenn wir das Wort Gottes als einzige Autorität im geistlichen Leben verlassen. Die einzige Lösung besteht darin, dass wir zum Wort Gottes zurückkehren, als einziger Quelle der Belehrung für ein gottgefälliges Leben.




Zusammenfassung




Wir sollten Gott danken, dass er uns eine völlige, vollständige Errettung geschenkt hat. Bei der Errettung werden wir nicht nur von der Hölle errettet. Die Errettung erstreckt sich auf alle Bereiche unseres christlichen Lebens, auch was die Dämonen betrifft. Ja, wir haben noch mit Sünde zu kämpfen (und der Teufel führt jeden Moment unseres Lebens Krieg gegen uns), aber Christi Tod und Auferstehung haben den Sieg über die Sünde und Satan errungen. Als Gläubige haben wir alles, was wir für unser Leben als Christen brauchen. Wir wenden uns an das Wort Gottes und halten stand. Wir haben den Heiligen Geist in uns wohnend, der uns ausrüstet. Keine vergangenen oder gegenwärtigen Mächte können uns hindern, all das zu sein, was Gott durch Christus für uns vorgesehen hat. Es spielt keine Rolle, wie unser familiärer Hintergrund war. Es spielt keine Rolle, welche Art okkulten Hintergrunds unsere Vorfahren hatten.

Ich wollte, es gäbe sieben Schritte zu immerwährendem geistlichem Sieg. Aber es gibt sie nicht. Es gibt nur den Weg, Moment für Moment, Tag für Tag, auf den lebendigen Gott und seine Wahrheit zu vertrauen und dem Heiligen Geist gehorsam zu sein. Das ist alles, was wir brauchen. Wir suchen immer nach dem einen Rezept, das uns über alle Nöte, Kämpfe, und geistlichen Kriege emporheben würde. Aber das ist eine falsche Sichtweise vom christlichen Leben. Dieses ist ein fortdauernder Kampf. Wir müssen durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen (Apostelgeschichte 14,22).
So eindrücklich die Theorien gewisser Männer über die Dämonenwelt auch sein mögen, sie stimmen nicht mit der Heiligen Schrift überein. Diese neue Lehre über dämonische Belastungen ist unbiblisch. Man sollte in den Gemeinden einen Auf-schrei dagegen hören. Stattdessen werden solche Lehren propagiert und viele kaufen und lesen diese Bücher. Wir dürfen das Herz der Menschen, die diese Lehren ver-breiten, nicht richten, aber wir können ihre Theologie prüfen. Wer solche Lehren verbreitet, muss die Verantwortung dafür tragen. Auch die Gläubigen, die Geld aus-geben, um dieses Material zu kaufen oder zu hören, müssen Gott für ihre Untreue [dem Wort Gottes gegenüber] Rechenschaft ablegen. Gläubige sollen sich nicht von jedem Wind der Lehre hin- und herwerfen und umhertreiben lassen (Epheser 4,14).

Der Kampf geht weiter. Die Lehre vom Dämonenaustreiben bei Gläubigen ist nur eine Variation der charismatischen Theologie, dass man eine Erfahrung machen kann, die alle Kämpfe für immer beendet. Gottes Plan aber ist es, dass wir in seiner Kraft, durch seine Gnade und Vorsorge den Kampf kämpfen. Das erhält uns in Abhängigkeit von ihm. Ist das entmutigend? Nein. Jesus sagt: „Ich will dich nicht versäumen, noch dich verlassen“ (Hebräer 13,5). Er hat uns Gottes Geist gegeben, um als Siegel in uns zu wohnen. Ich brauche nicht die sieben Schritte irgendeines Menschen durchzugehen, um den Teufel aus meinem Leben wegzukriegen. Ich wehre mich gegen jede Lehre, wie aufrichtig die Motive dahinter auch sein mögen, welche das vollendete Werk Christi und seine Auswirkungen auf das Leben der Gläubigen untergräbt, anzweifelt oder angreift.


Bibliographie

Anderson, Neil T., „Der die Ketten sprengt“, Logos Verlag, 1994
Anderson, Neil T., „Released From Bondage“, Here‘s Life Publisher‘s, 1991
Dickason, Fred C., „Angels, Elect and Evil“, Moody Press, 1975
Dickason, Fred C., „Demon Possession and the Christian“, Moody Press, 1990
Ice, Thomas, and Dean, Robert, Jr., „Overrun By Demons“, Harvest House
Publishers, 1990
McLeod, W.L.; „Fellowship With the Fallen“, Northern Canada Mission Press

Anmerkungen

1) Neil Anderson, „Der die Ketten sprengt“, Logos Verlag, Lage, 1994, S. 179
2) Ibid.
3) Ibid. S. 94
4) Ibid. S. 229+230
5) W.L.McLeod, Fellowship With the Fallen, Northern Canada Mission Press,
S. 168
6) Ibid.
7) Neil Anderson, „The Bondage Breaker“ (engl. Originalausgabe von „Der die
Ketten sprengt“, Harvest House Publishers, 1990, S. 174
8) Thomas Ice and Robert Dean, Jr., „Overrun by Demons“, Harvest House,
1990, S. 116
9) Neil Anderson, „Released From Bondage“, Here‘s Life, 1991, S. 15+16
10) Fred Dickason, „Demon Possession and the Christian“, Moody Press, 1987,
S. 102
11) Ibid.
12) Ibid. , S. 103+104
13) Ibid., S. 113
14) Ibid., S. 114
15) Ibid., S. 115
16) Ibid., S. 127
17) Ibid.
18) Ibid., S. 340
19) Anderson, „Der die Ketten sprengt“, S. 197
20) Ibid., S. 87
21) Dickason, „Demon Possession and the Christian“, S. 191
22) Fred Dickason, „Angels, Elect and Evil“, Moody Press, 1975, S. 189
23) Dickason, „Demon Possession and the Christian“, S. 149
24) Ibid., S. 158
25) Ibid., S. 149
26) Ibid., S. 153
27) Ibid., S. 157
28) Ibid., S. 149
29) Ibid.
30) Ibid., S. 157
31) Ibid.
32) Ibid., S. 149
33) Ibid., S. 153
34) Ibid., S. 162
35) Ibid., S. 221
36) Ibid., S. 197
37) Ibid.
38) Anderson, „Der die Ketten sprengt“, S. 219
39) Ibid., S. 219
40) Anderson, „Released From Bondage“, opening page
41) Ibid.
42) Ibid.
43) Ibid.
44) Ibid., S. 103+104
45) Anderson, „Der die Ketten sprengt“, S. 155+156
46) Ibid., S. 219+220
47) Ibid., S. 221
48) Ibid., S. 44
49) Ibid.
50) Ibid.
51) Ibid., S. 44+45
52) Ibid., S. 16
53) Ibid., S. 142
54) Ibid., S. 178
55) Ibid., S. 179
56) McLeod, „Fellowship With the Fallen“, S. 170
57) Anderson, „Der die Ketten sprengt“, S. 104
58) Ibid., S. 110
59) Ibid., S. 110+111
60) Ibid., S. 111
61) Ibid., S. 111+112








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