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Die „letzte Party des Gremienprotestantismus“


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Rolf

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Die „letzte Party des Gremienprotestantismus“

 

 

 

 

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v. r.: Der Theologe und Redakteur der FAZ, Reinhard Bingener, die Reformationsbotschafterin der EKD, Margot Käßmann, der Moderator Lars-Ole Walburg und die Schriftstellerin Barbara Sichtermann beim „Fest für alle“ in Hannover. Foto: idea/Laufer

Hannover (idea) – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) steht vor einem „schmerzvollen und bitteren Prozess“ des Rückbaus und der „institutionellen Schrumpfung“. Davon ist der Theologe und Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Reinhard Bingener, überzeugt. Er nahm an einer Diskussion teil auf dem „Fest für alle“ am 26. August in Hannover zum Thema „Markt der Heilsversprechen – auf der Suche nach Gott“. Weil die Zahl der Mitglieder von Landeskirchen bis 2030 voraussichtlich um ein Drittel und die Einnahmen um die Hälfte zurückgehen werden, sei die Reformationsfeier in diesem Jahr „die letzte Party des Gremienprotestantismus“. Die evangelische Kirche sei „reformunfähig“ und „in wichtigen Fragen seit Jahrzehnten nicht vom Fleck gekommen“. Dringend notwendig ist es nach Ansicht Bingeners, die Zahl der Landeskirchen und die Ausgaben für die Verwaltung zu reduzieren: „In der Kirche gibt es massive Doppelstrukturen und viel Sparpotenzial oberhalb der Gemeinden. Stattdessen wird an den Gemeinden selbst gespart.“ Es gebe in der Kirche eine „unsägliche Selbstbeschäftigung von vielen Hunderten und Tausenden von Leuten“. Die Institution mit ihren vielen Gremien, in der alles „sehr zäh und verrechtlicht“ sei, erinnere ihn an ein „Verwaltungsgericht“. Für die Kirche komme es darauf an, „auf dem Markt der Heilsversprechen die christliche Botschaft profiliert und prägnant zu kommunizieren“. Die Frage nach dem Jenseits etwa sei für die Menschen auch in einer säkularisierten Welt relevant.

 

Margot Käßmann: Ich sehe die Entwicklung der Kirche gelassen

 

Die Reformationsbotschafterin der EKD, Margot Käßmann (Berlin), vertrat die Ansicht, dass „die Kirche vor Ort oft eine ganz zentrale Bedeutung hat“. Besonders im Osten Deutschlands erlebe sie häufig, dass sich Christen „in einer drastischen Minderheitensituation“ befänden, dafür jedoch „super engagiert und sehr überzeugt“ seien. Wichtig sei es, dass man die Menschen nicht mit allen Mitteln in die Kirchen locke, sondern dass sie eine „Sehnsucht nach dem Gottesdienst und dem Glauben“ treibe. Die künftige Entwicklung der evangelischen Kirche sehe sie gelassen: „Auch wenn wir weniger und älter werden, müssen wir keine Angst haben. Wir werden relevant Kirche sein in diesem Land.“ Zwar gebe es Länder, in denen die Kirchen wachsen, „aber die haben die Aufklärung noch vor sich“. Die Gesellschaften in Westeuropa seien dagegen bereits „säkularisiert und multireligiös“. Als Schlüssel zu erfolgreicher Gemeindearbeit nannte Käßmann die Beteiligung der Menschen: „Wir müssen so Gottesdienst feiern, dass die Menschen das Gefühl haben, sie sind hier willkommen.“ Im Mittelpunkt solle dabei nicht der Blick auf das Jenseits stehen. Martin Luther habe den Glauben „in die Gegenwart, ins Diesseits zurückgeholt“. Käßmann: „Ich verstehe den Glauben als Zuversicht, dieses Leben als geschenkte Zeit anzupacken und sie so sinnvoll wie möglich für ein friedliches, gerechtes Zusammenleben der Menschen zu verwenden.“

 

„Was Rom für die Katholiken ist, ist Hannover für die evangelischen Christen“

 

Zu dem „Fest für alle“ hatte der Evangelisch-lutherische Stadtkirchenverband Hannover aus Anlass des 500-jährigen Reformationsjubiläums eingeladen. Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) würdigte das Erbe der Reformation: „Ohne dieses Ereignis wäre unsere heutige Welt ganz anders.“ Er nannte Hannover eine weltoffene und tolerante Stadt, in der die Kirchen ihren festen Platz hätten. Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann zitierte den früheren Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD): „Was Rom für die Katholiken ist, ist Hannover für die evangelischen Christen.“


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