Plädoyer für die Frauenordination
Windhuk (idea) – Ein Plädoyer für die Frauenordination hat der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Martin Junge (Genf), in seinem Bericht vor der 12. Vollversammlung in der namibischen Hauptstadt Windhuk gehalten. „Die Zeit ist gekommen, nicht länger aus dem Zusammenhang gerissene Bibelverse zu zitieren, um ein rein männliches ordiniertes Amt zu verteidigen“, sagte er vor den rund 800 Gästen. Dabei gehe es nicht um „die Erfüllung einer vorgegebenen Quote“, sondern um eine „Angelegenheit des vollumfänglichen Kircheseins“. Die Einbindung von Frauen wie auch jungen Erwachsenen sei ein Kennzeichen der weltweiten Gemeinschaft lutherischer Kirchen. Junge: „Die Jugend hat innerhalb der Kirchengemeinschaft die Führung im Engagement gegen den Klimawandel übernommen, und die Bewegung für Geschlechtergerechtigkeit hin zu einer vollständigen Einbeziehung von Frauen in die Kirchenleitungen dauert an.“
27 der 145 Mitgliedskirchen lehnen Frauenordination ab
Die Frauenordination ist im Lutherischen Weltbund umstritten; 27 der 145 Mitgliedskirchen lehnen sie ab – ebenso wie die römisch-katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen. Zuletzt stand deswegen besonders die Evangelisch-Lutherische Kirche in Lettland im Blickpunkt. Weil sie keine Pastorinnen erlaubt, entzog die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland der lettischen Kirche die Hoheit über die von ihr gezahlten Hilfsgelder. Auch das Diasporawerk der EKD, das Gustav-Adolf-Werk (GAW/Leipzig), stellte seine finanzielle Förderung für die lettische Kirche ein. Der lettische Erzbischof Janis Vanags (Riga) ordinierte bereits seit seiner Einsetzung 1993 keine Frauen mehr. Nach seiner Ansicht entspricht die Praxis, ausschließlich Männer als Pastoren einzusetzen, den biblischen Grundlagen und der apostolischen Tradition.
Größte LWB-Mitgliedskirchen kommen aus Afrika
Erstmals in der Geschichte des LWB kommen seine größten Mitgliedskirchen nicht aus dem nordatlantischen Bereich, sondern aus Afrika; die beiden mitgliederstärksten sind die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus mit 5,3 Millionen und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania mit 6,3 Millionen. „Wir loben Gott für ihre Kraft und Leidenschaft für die Mission, für die vielen Laien und Ordinierten, die bereit sind, vom Evangelium Jesu Christi Zeugnis abzulegen“, sagte Junge. Als höchstes Beschlussgremium der Kirchengemeinschaft legt die Vollversammlung die Ausrichtung des LWB für die nächsten Jahre fest. Der Lutherische Weltbund (LWB) wurde 1947 im schwedischen Lund gegründet. Er umfasst 145 Mitgliedskirchen, denen rund 74 Millionen Christen in 98 Ländern angehören. Das Büro der Kirchengemeinschaft befindet sich in Genf (Schweiz).