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„Manchmal hilft nur Schweigen“


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Rolf

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„Manchmal hilft nur Schweigen“




Andreas Schorlemmer ist von Beruf Polizeiseelsorger.

In seinem Buch über seinen Berufsalltag stellt er sich die Frage „ „Ist das Böse Teil unserer Natur, Element unseres Wesens? Ist unsere Kultur tatsächlich nur eine dünne Schicht, die sich darüber
Schorlemmer öffnet ein Fenster in einen Grenzbereich des Lebens
Schorlemmer wird die Frage nicht abschließend beantworten, doch er öffnet mit den Geschichten über den Tod, über traumatisierte Hinterbliebene, Mörder oder Polizisten in Gewissensnöten ein Fenster in einen Grenzbereich des Lebens.

In insgesamt 20 Episoden berichtet Schorlemmer, Bruder des bekannten DDR-Bürgerrechtlers Friedrich Schorlemmer, aus seinem Berufsalltag. Am einprägsamsten sind die Berichte, in denen der Pfarrer Hinterbliebenen die Nachricht vom plötzlichen Tod eines Angehörigen überbringen muss. Noch wenige Stunden zuvor sahen Eltern ihren Sohn, eine Mutter gab ihrer Tochter einen Abschiedskuss, bevor sie zum Spielen eilte. Die Reaktionen der Hinterbliebenen auf den Tod sind unberechenbar: Manche Menschen sinken wortlos in sich zusammen, andere bäumen sich mit einer unglaublichen Kraft des Schmerzes auf.

„Unsicherheit und Ohnmacht“

Schorlemmer gelingt es, mit eindringlicher Emotionalität und trotzdem mit analytischem Blick über diesen Teil seiner Arbeit zu berichten. Gerade diese professionelle Distanz hebt das Buch wohltuend aus dem Genre der „Betroffenheitsliteratur“ heraus. Zugleich reflektiert sich Schorlemmer selbst, schildert seine Gefühle von Unsicherheit und Ohnmacht auf dem Weg zu den Hinterbliebenen und seine Kraftlosigkeit nach einem solchen Einsatz.

Seit zehn Jahren arbeitet der in der vorpommerschen Idylle des Dörfchens Groß Kiesow lebende Pfarrer als Polizeiseelsorger von Mecklenburg-Vorpommern. Der kirchliche Dienst der Polizeiseelsorge wurde in den 1920er-Jahren in der deutschen Polizei eingeführt. Im atheistisch geprägten Osten Deutschlands war ein Polizeiseelsorger bis zur Wende gänzlich unbekannt. Seinen berufsethischen Ansatz hat Schorlemmer in der Grundordnung des Glaubens, den zehn Geboten, gefunden. Über diesen Ansatz gelingt es ihm auch, einen Draht zu Nichtgläubigen in den Reihen der Polizei zu finden.

Tabuthema Tod

Als Polizeiseelsorger bewegt sich Schorlemmer in einem zuweilen schwierigen Spannungsfeld: Sein Arbeitgeber ist die Kirche, doch seine Kollegen sind die Polizisten. Wie schwer diese Gratwanderung zwischen christlichem Verständnis und polizeilicher Autorität ist, schildert er in seinem Bericht über einen Einsatz inmitten aufgebrachter Anti-Atom-Demonstranten in Gorleben. Und er berichtet von Beamten, die unfähig sind, im Kollegenkreis über die Konfrontation mit dem Tod zu sprechen, vom Druck, der auf den Polizisten im Berufsalltag lastet, vom Freitod eines Beamten.

Auch die Journalistin Martina Krüger hat ihren Anteil an der nachhaltigen Wirkung des Buches. Sie besuchte Jahre nach dem Verlust die Hinterbliebenen und beschreibt Menschen, die der plötzliche Tod ihres Kindes oder ihres Ehepartners vollkommen verändert hat. Sie schildert die Krisen, durch die die Betroffenen gegangen sind, die Grenzen professioneller Hilfen, aber auch eine zaghaft wiederkehrende Freude am Leben.

Andreas Schorlemmer und Martina Krüger: Manchmal hilft nur Schweigen. Meine Arbeit als Polizeipastor, Ullstein Buchverlage 2007,

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