München (idea) – Zwischen der römisch-katholischen und den evangelischen Kirchen wird es keine „Wiedervereinigung“ geben. Das sagte der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), am 10. März vor Pressevertretern. Er äußerte sich im Vorfeld eines Ökumenischen Buß- und Versöhnungsgottesdienstes, der am 11. März in Hildesheim gemeinsam von Protestanten und Katholiken gefeiert wird. Bedford-Strohm zufolge kann es keine „Heimkehrökumene“ geben: „Wir streben keine Einheitsorganisation an.“ Die Kirche des 21. Jahrhunderts könne nicht wieder zur Kirche des 16. Jahrhunderts werden. Es sei nicht möglich, evangelische Errungenschaften einzuschmelzen, etwa die Frauenordination oder die Möglichkeit, als Pfarrer zu heiraten. Es gehe nicht darum, zu kitten, wiederherzustellen oder zu vereinigen, sondern sich weiterzuentwickeln. Zugleich betonte Bedford-Strohm die Gemeinsamkeiten mit der römisch-katholischen Kirche. Man wolle zusammen auf Christus hören. Die Trennung sei ein von beiden Seiten tief gefühlter Schmerz. In der Vergangenheit habe man im Namen der Konfession Kriege geführt, gemordet und sich gegenseitig abgewertet. Dafür wolle man Gott um Vergebung bitten. Ferner äußerte Bedford-Strohm die Hoffnung, dass Menschen in konfessionsverbindenden Ehen künftig gemeinsam Abendmahl feiern können. Eine Kommission der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz werde dazu bis 2018 ihre Ergebnisse vorstellen.
Luthers Rechtfertigungslehre ist zentrales Thema des Reformationsjubiläums
Als zentrales Thema des 500-jährigen Reformationsjubiläums bezeichnete Bedford-Strohm die lutherische Rechtfertigungslehre, wonach der Mensch allein aus Glauben gerecht wird. Der moderne Mensch strebe vielfach danach, sich selbst zu optimieren. Angesichts dessen sei Luthers Lehre hochaktuell und befreiend. Die evangelische Kirche wolle das Jubiläum nutzen, um mit Menschen über Gott ins Gespräch zu kommen. Es gehe darum, die heilende, zukunftsweisende und orientierende Bedeutung von Jesus Christus zu erfahren.
Jubiläumsjahr findet viel Aufmerksamkeit
Mit dem bisherigen Verlauf des Jubiläumsjahrs sei er „sehr zufrieden“, so Bedford-Strohm. Man habe mehr Aufmerksamkeit gefunden, als er zu hoffen gewagt habe. Als Beispiel nannte er den Erfolg der revidierten Lutherbibel, deren erste Auflage nach wenigen Wochen ausverkauft war. Vom Verkaufsstart am 19. Oktober 2016 bis zum Jahresende wurden 307.147 gedruckte Exemplare verkauft. Auch die hohe Nachfrage nach dem „Playmobil-Luther“ sei kein Zeichen für Oberflächlichkeit, sondern zeige das Interesse an der Reformation. Es sei schön, dass Eltern ihren Kindern nicht nur Darth Vader und Spiderman als Spielfigur schenkten, sondern auch den Reformator. Die Figur wurde bisher mehr als eine halbe Million Mal verkauft.