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Theologe: Das Christusfest ist eine „Mogelpackung“


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Rolf

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Kritik am Reformationsjubiläum
 
 
Theologe: Das Christusfest ist eine „Mogelpackung“

 

 

 

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Der freikirchliche Theologieprofessor Christoph Stenschke. Foto: idea/Polzer

Köln (idea) – Mit teilweise heftiger Kritik ist die Gestaltung des Reformationsjahres 2017 auf dem Missionale-Treffen für missionarischen Gemeindeaufbau am 4. März in Köln bedacht worden. In einem Forum zum Thema „Christus allein?“ nannte der freikirchliche Theologieprofessor Christoph Stenschke (Bergneustadt/Oberbergisches Land) das von den beiden großen Kirchen ausgerufene „Christusfest“ eine „Mogelpackung“. Oft stehe nicht die biblische Botschaft von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott „allein durch Christus“ im Mittelpunkt. Vielmehr werde sie reduziert auf die Formel: „Du bist OK!“ Jesus Christus werde manchmal allein als „friedensbewegter Mann“ verkündigt. Es gelte aber, das biblische Zeugnis vom Gottessohn und Erretter neu mit Leben zu füllen. Die Gestaltung des Jahres zum Gedenken an die vor 500 Jahren begonnene Reformation Martin Luthers (1483–1546) ist nach Stenschkes Auffassung stark von ökumenischen Gremien der Kirchen bestimmt; nötiger sei eine „Bekenntnis-Ökumene“ von Christen über Konfessionsgrenzen hinweg. Stenschke lehrt Neues Testament an der Biblisch-Theologischen Akademie des „Forums Wiedenest“, das mit den Brüdergemeinden verbunden ist.

 

Oberkirchenrätin weist Kritik zurück

 

Widerspruch für seine Kritik am Christusfest erntete Stenschke von Oberkirchenrätin Barbara Rudolph (Düsseldorf), die die Abteilung „Theologie und Ökumene“ der Evangelischen Kirche im Rheinland leitet und der Kirchenleitung angehört. Das Etikett „Mogelpackung“ stimme nicht, sagte sie bei dem Forum. Es sei wichtig, dass nicht die Kirche im Zentrum stehe, sondern Christus: „Weil ich nichts für Luther-Festspiele übrig habe, plädiere ich für ein Christusfest.“ Im Blick auf die ökumenische Gestaltung der Reformationsfeierlichkeiten sagte sie, das 21. Jahrhundert brauche das Miteinander mehr als den konfessionellen Streit.

 

Altkatholiken nehmen eine Brückenfunktion ein

 

Der Leiter des Referates „Dialog und Verkündigung“ im Erzbistum Köln, Werner Höbsch, sagte bei der Podiumsdiskussion, dass Christus in den Mittelpunkt gestellt werde, mache es der römisch-katholischen Kirche leichter, das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ angesichts der damit verbundenen Kirchenspaltung mitzubegehen. Luther habe das Evangelium ins Zentrum gerückt – „da kann die katholische Kirche ganz gut mitgehen“, so Höbsch. Der Generalvikar der Altkatholischen Kirche, Jürgen Wenge (Köln), hob hervor, dass seine Kirche eine „Brückenfunktion“ zwischen den Konfessionen einnehme. Sie war im 19. Jahrhundert aus Protest gegen das Unfehlbarkeitsdogma des Papstes gegründet worden.

 

500 kirchenferne Menschen aufsuchen

 

Laut Wenge sind inzwischen angesichts der fortgeschrittenen Säkularisierung die Konfessionsgrenzen in der Wahrnehmung der Bevölkerung vielfach „weggeschmolzen“. Der reformierte Pfarrer Dieter Jeschke (Radevormwald) bezeichnete die „Selbstsäkularisierung“ der Kirche schlimmer als die Säkularisierung der allgemeinen Bevölkerung. Er regte an, dass die Kirchengemeinden das 500-jährige Reformationsjubiläum anders nutzen sollten: „Wie wäre es, wenn sie jeweils 500 kirchenferne Menschen aufsuchen und ihnen mitteilen würden, wie wohltuend und heilsam der christliche Glaube ist?“

 

Missionale-Pfarrer: Zu wenig Evangelisation im Reformationsjahr

 

Der Vorsitzende von Missionale, Pfarrer Christoph Nötzel (Düsseldorf), bedauerte vor Journalisten, dass die Möglichkeiten des Reformationsjahres zur Weitergabe des Glaubens zu wenig genutzt würden. Es sei sehr „historisierend“ gestaltet. „Das Evangelisierende finde ich kaum“, sagte Nötzel. Er leitet das Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die klassische Evangelisation mit frontaler Verkündigung habe sich erschöpft; daher suche man nach neuen „dialogischen“ Formen. Wie Nötzel betonte, haben die Kirchen auch heute „Reformationsbedarf“. Unter dem Motto „Frisch renoviert“ wolle das 40. Missionale-Treffen dazu beitragen, dass man Menschen, die dem christlichen Glauben fernstehen, besser erreiche. In einer Bibelarbeit betonte Nötzel, dass der Glaube ein Mannschaftsspiel sei. Er brauche Gemeinschaft.

 

80 Prozent der Teilnehmer kommen aus Landeskirchen

 

Die 1979 begonnenen Missionale-Treffen ermutigen Christen zur missionarischen Gemeindearbeit. Dazu kommen jährlich zwischen rund 3.500 – wie in diesem Jahr – bis 4.000 Mitglieder der evangelischen Kirchen Rheinland und Westfalen sowie von Freikirchen und Gemeinschaften nach Köln. Zunehmend beteiligen sich auch Katholiken und Mitglieder fremdsprachiger Gemeinden an den Treffen. Etwa 80 Prozent der Teilnehmer kommen nach Angaben der Veranstalter aus Landeskirchen und rund 20 Prozent meist aus Freikirchen. Das Treffen in der Kölner Messe, zu dem Besucher spontan ohne Eintrittsgeld Zugang haben, kostet etwa 120.000 Euro. Davon trägt die rheinische Kirche etwa 56.000 Euro. Der Rest wird aus Spenden finanziert. Als „Erfinder“ der Missionale gilt Landeskirchenrat i. R. Klaus Teschner (Kaarst/Niederrhein). Er leitete 15 Jahre lang das Volksmissionarische Amt der rheinischen Kirche (heute Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste). Von 1992 bis zu seiner Pensionierung 2003 war er im Landeskirchenamt zuständig für theologische Grundsatzfragen.


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