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Merkel-Äußerung in der Kritik: „Schlag ins Gesicht der Kopten“


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Merkel-Äußerung in der Kritik: „Schlag ins Gesicht der Kopten“
 

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Screenshot bundeskanzlerin.de
 
„Die Gesellschaft für bedrohte Völker“ kritisiert Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Einschätzung der Religionsfreiheit in Ägypten. In ihrer Videobotschaft vom Wochenende sagte Merkel, wie Christen in Ägypten ihre Religion ausleben könnten, sei beispielhaft für ein muslimisches Land. Dies einen „Schlag ins Gesicht der Kopten“, so die Gesellschaft.

Die Lage der ägyptischen Christen sei sehr viel schlechter als ihre vermeintlich positive rechtliche Situation erwarten lasse. Merkel hofiere Ägyptens Staatsführung, um das Land zu mehr Kooperation in Flüchtlings- und Migrationsfragen zu bewegen, warf der Afrikareferent der Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius, der Kanzlerin vor. Merkel will am Donnerstag nach Ägypten reisen.

 

„Ägyptens Christen leiden auch unter Staatspräsident Abdel Fatah al Sisi noch immer unter Diskriminierung, Willkür und Straflosigkeit“, sagte Delius weiter am Sonntag in Göttingen. Statt sich für eine Verbesserung der Lage der Christen einzusetzen, nutze die Kanzlerin die Kopten-Frage, um die katastrophale Menschenrechtsbilanz Ägyptens zu beschönigen.


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Eine Welle der Gewalt, die nicht mehr abebbt

 

 

 

Es ist so schlimm wie in den neunziger Jahren: Die Attacken auf Kirchen und christliche Einrichtungen in Ägypten reißen nicht ab. Den Kopten wird der Alltag zur Hölle gemacht.

 

 

04.10.2013, von

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, Minya

 

 

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© dpa

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Koptischer Gottesdienst in einer Kirche der Stadt Delga, Provinz Minya, am 22. September.

 

Stolz hält der schmächtige Polizist seine beiden Gewehre in den Händen. Vor der

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Al Berbas hat er sich aufgestellt, Fußgänger, die die Gasse vor dem Gotteshaus passieren, winken ihm zu. „Wenn jemand gekommen wäre, um die Kirche anzuzünden, hätten wir ihn an einen Pfahl gebunden“, sagt der in eine braune Dschalabija gekleidete Mann mit blauem Tuch um den Kopf.

 

Doch das war zum Glück nicht nötig, als Mitte August in der oberägyptischen Provinz Minya ein Volkssturm gegen christliche Einrichtungen losbrach: „Wir waren vorbereitet, rund um die Uhr haben mehr als sechzig Männer das Dorf bewacht“, sagt er zufrieden. „Weil die Liebe unter uns wohnt“, sei es Christen und Muslimen gemeinsam gelungen, mögliche Angreifer abzuschrecken.

Aber auch sieben Wochen nach den Attacken auf Kirchen, Klöster, christliche Waisenhäuser, Schulen, Läden und Restaurants in ganz Ägypten bleibt die Lage in dem Dorf südlich der Provinzhauptstadt Minya angespannt. Tag und Nacht positionieren sich die von Polizeichef Muhammad Hussein al Rafah befehligten Sicherheitskräfte rund um die katholisch-koptische

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, um Übergriffe zu verhindern. „Christen und Muslime in Al Berba bilden eine Einheit“, sagt der kräftige Mann. Anders als im Nachbarort Abu Qurqas, wo Krawallmacher Mitte August das Gotteshaus zerstörten, hielten die Bewohner seiner Gemeinde immer zusammen.

Ein Klima der Angst

Doch hinter den Kulissen ist das Zusammenleben der 12 000 Bewohner längst nicht so harmonisch wie Polizeichef Rafah und Bürgermeister Abdelhamid Derdir es beschreiben. Im September wurde ein angesehenes Mitglied der katholisch-koptischen Gemeinde entführt. Bewaffnete Männer zerrten ihn am Ortsrand in einen Geländewagen; erst nach Zahlung eines Lösegeldes kam der Vater dreier Kinder 48 Stunden später wieder auf freien Fuß. Ein Klima der Angst herrscht seitdem in Al Berba. „Ich fahre nicht mehr alleine mit dem Auto“, sagt Schwester Juliana vom Orden Notre Dame de Sion. „Und selbst im Dorf bin ich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf den Gassen oder Wegen zu finden.“

 

Vor mehr als zwanzig Jahren zog die Österreicherin in den Süden Ägyptens, eine der Wiegen des Christentums in Nordafrika, half mit beim Aufbau eines Gemeindezentrums und eines weitläufigen Spielplatzes, der von Muslimen wie Christen gleichermaßen genutzt wird. Doch nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten

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im Juli und dem Massaker an Hunderten seiner Anhänger Mitte August fühlt sie sich zurückversetzt in jene Tage, als islamistische Terroristen in Minya und anderen Provinzen Oberägyptens für Angst und Schrecken sorgten. „Es ist wie in den neunziger Jahren“, sagt sie. „Da konnten wie auch nicht, sobald es dunkel war, unterwegs sein, und es wurde uns geraten, immer andere Routen zu nehmen, nie die gleiche.“

Eine Welle der Gewalt

Ägyptens Christen sind bedroht – vielleicht stärker als je zuvor. Von den „heftigsten gewaltsamen Szenen in Ägyptens jüngerer Geschichte“ schreibt das Egyptian Center for Public Policy Studies (ECPPS) in einer gerade erschienen Studie über die Welle der Gewalt, die nach dem Sturz Mursis begann – und die nach der brutalen Räumung der beiden Protestlager Mitte August in Kairo eskalierte. Mehr als vierzig Kirchen, 122 Läden, fünf Schulen und fünfzig Häuser, vor allem in den Provinzen Minya und Fayum, Assiut, Beni Sueif, Sohag sowie Luxor seien angegriffen worden. Allein in der nahe Minya gelegenen Stadt Delga wurden 62 koptische Familien aus ihren Häusern vertrieben; erst Ende September gelang es den Sicherheitskräften, das dort von Islamisten ausgerufene Minikalifat zu beenden.

 

Zurück gewagt in die Stadt haben sich die meisten Christen dennoch nicht. Die drei koptisch-orthodoxen Kirchen wurden bei den Ausschreitungen zerstört, ebenso ein katholisches und ein protestantisches Gotteshaus. An die vor mehr als anderthalb tausend Jahren gebaute Jungfrau-Maria-Kirche sprühten die Angreifer die Worte „Märtyrer-Moschee“. Rund 20 000 der 120 000 Einwohner Delgas sind Christen – ein Zusammenleben scheint nach den Vorfällen kaum noch möglich.

Dabei reicht die Geschichte der

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zurück bis in die Spätantike. Als Kirchengründer gilt der Heilige Markus, der im ersten Jahrhundert nach Christus in Ägypten gelebt haben soll. Nach koptischer Überlieferung war der Verfasser des Markus-Evangeliums der erste Bischof von Alexandria, der dort 68 nach Christus starb. Deswegen wird die Kirche auch als alexandrinische Kirche bezeichnet.

Nationale und religiöse Identität

Auf dem Konzil von Chalcedon 451 lösten sich die Kopten im Streit um die göttliche oder menschliche Natur Jesu von der byzantinischen Reichskirche; in der Nachfolge des Heiligen Markus führten mehr als hundert Päpste die Kirche durch die Jahrhunderte. Auch nach der arabischen Eroberung im siebten Jahrhundert bewahrten sie sich ihre Autonomie, oft in Zeiten schwerster Bedrängnis. Um der drückenden Steuerlast der islamischen Herrscher zu entgehen, suchten viele die Flucht ins Kloster, da Mönche, Arme, Blinde, Kranke und Priester von den Abgaben an den Staat befreit wurden.

 

Der Rückzug in die Klöster beförderte eine Frömmigkeit, die half, dass die koptische Liturgie bis heute überlebt hat: In ihren Gottesdiensten folgen die orthodoxen Kopten dem alexandrinischen Ritus. Lange Fastenzeiten, nicht nur an Ostern, gehören ebenso zu ihren Bräuchen wie die Feier der Taufe Jesu, des Erscheinungsfestes Aid al Ghutas im Januar. Als Sakralsprache verwenden sie Koptisch, die letzte Entwicklungsstufe des Ägyptischen, die bei Bibellesung, Gebet und Predigt weiter gepflegt wird.

 

Das Wort „Kopte“ leitet sich aus dem arabischen „qitbi“ ab, das wiederum vom griechischen „aigyptos“ stammt – dem Wort für „Ägypter“. Das zeigt, wie eng nationale und religiöse Identität der Kopten miteinander verschmolzen sind. In den vergangenen Jahren versuchen junge Kopten wieder häufiger, das erst im 17. Jahrhundert als Verkehrssprache ausgestorbene Koptisch zu lernen.

Kopten an den Rand gedrängt

Doch so verankert Ägyptens Kopten in der Geschichte des Landes auch sein mögen, so sehr sind sie in der Gegenwart an den Rand gedrängt. Die meisten der auf acht Millionen geschätzten Kirchenmitglieder sind orthodoxe Kopten, nur kleine Gruppen katholischer und protestantischer Kopten existieren noch, darüber hinaus griechisch-orthodoxe und armenische Gemeinden sowie Angehörige anderer orientalischer Kirchen. Noch im 19. Jahrhundert war die koptische Oberschicht entscheidend an der Gestaltung der ägyptischen Gesellschaft beteiligt. Nach der Revolution der Jungen Offiziere um Gamal Abdel Nasser 1952 büßten sie mehr und mehr an Bedeutung ein.

 

Seit 1990 kam es immer wieder zu blutigen Übergriffen. Erst im April dieses Jahres attackierten aufgebrachte Muslime die Markus-Kathedrale in Kairo, den Amtssitzes des koptischen Papstes. Zwar beteuerte der damalige Präsident Mursi, die Belagerung des Gotteshauses komme „einem Angriff auf mich gleich“. Doch Sicherheitskräfte hinderten die Randalierer nicht daran, Besucher des Gottesdienstes mit Steinen und Molotow-Cocktails zu beschmeißen. Zwei Menschen starben, neunzig wurden verletzt.


Ein halbes Jahr später erscheint der bis dahin beispiellose Angriff auf den Amtssitz des koptischen Kirchenoberhauptes wie ein böses Omen: Obwohl die Islamisten inzwischen gestürzt sind, scheint der Staat nicht willens oder in der Lage, Ägyptens Christen zu stützen. Salafisten und Muslimbrüder nehmen den Kopten zudem übel, dass ihr Papst Tawadros II. an der Seite Abd al Fattah al Sisis stand, als der Armeechef die Entmachtung Mursis Anfang Juli bekannt gab.

Mangelnder Schutz durch Sicherheitskräfte

Seitdem sind die Attacken auf christliche Einrichtungen nicht abgerissen, Entführungen und Schutzgelderpressungen in vielen Gemeinden Oberägyptens stehen auf der Tagesordnung. Nur unweit von Al Berba beschossen Unbekannte Ende September den Konvoi des koptischen Bischofs Anba Makarios. Auch nachdem es ihm gelungen war, in das Haus einer koptischen Familie zu fliehen, ging der Beschuss weiter – erst nach anderthalb Stunden zogen die Angreifer ab. So lange dauerte es, bis die

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eintraf.

 

Mangelnder Schutz durch die staatlichen Sicherheitskräfte bleibt die größte Sorge der Kopten auch unter den neuen Herrschern. Zwar gab es konfessionelle Konflikte schon in den Jahren vor dem Sturz Husni Mubaraks im Februar 2011. Doch die alten Regelungsmechanismen, in denen Vertreter des im März 2012 verstorbenen koptischen Papstes Schenuda III., Polizeioffiziere und Repräsentanten der muslimischen Azhar Lösungen fanden, funktionieren seit der Revolution nicht mehr. Tausende Kopten sind deshalb bereits ausgewandert. Angesichts der Unfähigkeit der neuen nichtislamistischer Herrscher, sie zu schützen, droht dieser Trend anhalten – allem Willen zur Koexistenz in Gemeinden wie in Al Berba zum Trotz.

 


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