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Christlicher Chefarzt wird die Klinik verlassen


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Rolf

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Christlicher Chefarzt wird die Klinik verlassen

 

 

 

 

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Thomas Börner wird die Capio-Elbe-Jeetzel-Klinik in Dannenberg verlassen. Fotos: picture-alliance/Philipp Schulze/dpa; Privat

Dannenberg (idea) – Der Streit um die Entscheidung eines Chefarztes, in einem norddeutschen Krankenhaus keine Abtreibungen vorzunehmen, führt zu personellen Konsequenzen. Thomas Börner wird die Capio-Elbe-Jeetzel-Klinik in Dannenberg (Niedersachsen) verlassen. Dies teilte der bekennende Christ der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mit. Nur der Zeitpunkt stehe noch nicht fest. Zum Hintergrund: Der 55-jährige Börner – er leitet seit Dezember die Gynäkologie-Abteilung – hat aus ethischen Gründen noch nie eine Abtreibung durchgeführt und entschieden, dass auch die anderen Ärzte seiner Abteilung dies nicht mehr tun werden, wenn keine medizinischen Gründe vorliegen. Der Klinikleiter Markus Fröhling stellte sich hinter den Chefarzt. Nachdem diese Haltung in Medien und Politik auf Proteste gestoßen war, widersprach ihm die deutsche Zentrale des schwedischen Capio-Konzerns, die „Capio Deutsche Klinik“, zu der die Dannenberger Klinik gehört. Laut Geschäftsführer Martin Reitz (Fulda) steht für das Unternehmen der individuelle Wunsch und das gesundheitliche Wohl der Patientinnen an erster Stelle. Die Einrichtungen seien weltanschaulich neutral. Am 9. Februar hat laut Börner ein Gespräch mit der Konzernleitung stattgefunden. Sie wolle in jedem Fall, dass weiterhin Abtreibungen vorgenommen werden. Daraufhin habe er seine Kündigung angeboten. Börner hatte nach eigenen Angaben bereits bei seinem Bewerbungsgespräch in der Klinik klar gesagt, dass es unter seiner Leitung in der Abteilung keine Abtreibungen mehr geben wird: „Nur unter dieser Prämisse habe ich überhaupt den Arbeitsvertrag unterschrieben.“ Auch für den Klinikleiter hatte die Unterstützung des Chefarztes Konsequenzen: Der Konzern stellte ihn laut Börner von seiner Arbeit frei.

 

Für mehr Einsatz der Kirchen für den Lebensschutz

 

Börner wies ferner den von Politikern geäußerten Vorwurf zurück, dass er in das Selbstbestimmungsrecht der Frauen eingreife: „Es wäre doch weiterhin möglich gewesen, den Eingriff vornehmen zu lassen. 25 Kilometer weiter gibt es die nächste Klinik.“ Auch die Kritik, er dürfe die Entscheidung, keine Abtreibungen mehr durchzuführen, nicht auf seine Mitarbeiter ausdehnen, könne er nicht nachvollziehen: „Als Chefarzt trägt man die Verantwortung und gibt nun einmal die Richtlinien vor. Es wäre doch sehr inkonsequent zu sagen: Ich persönlich mache es nicht, dafür aber mein Oberarzt.“ Der dreifache Vater übte zugleich Kritik an den beiden großen Kirchen und der Diakonie. Er wünschte sich von ihnen mehr Einsatz für den Lebensschutz, habe ihn aber auch „nicht wirklich erwartet“. Es sei zwar schwer, eine „glasklare Position“ zu finden, da man im Umgang mit Frauen in Schwangerschaftskonflikten immer eine individuelle Lösung finden müsse, aber dennoch könnten die Kirchen in der Tendenz lebensbejahender auftreten. Er habe in vielen Gesprächen mit Schwangeren erfahren, dass man durch gute Beratung und das Aufzeigen von Hilfen ein „Ja“ zum Leben fördern könne. Er persönlich sei überzeugt, dass das schützenswerte Leben mit der Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter beginnt. Gemäß dem biblischen Gebot „Du sollst nicht töten“ gebe es aus seiner Sicht deswegen keine Alternative zur Ablehnung von Abtreibungen: „Mein christlicher Glaube ist mein Fundament und bestimmt meine Handlungen.“ Börner gehört einer Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) an.

 

Evangelische Allianz kritisiert den NDR: Es gibt kein Recht auf Abtreibung

 

Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Ekkehard Vetter (Mülheim an der Ruhr), und ihr Generalsekretär, Hartmut Steeb (Stuttgart), kritisierten den Umgang mit dem Chefarzt. Der Vorgang zeige, dass „die Abtreibungsmentalität so fest in unserem Volk verankert ist, dass jedes Nein dagegen zu einer öffentlichen Entrüstung führt“. Das „Nein“ zur Abtreibung müsse aber die Regel, das „Ja“ könne höchstens eine Ausnahme sein. Bei jährlich 100.000 registrierten Abtreibungen in Deutschland sei es offensichtlich, dass es nicht mehr um „außergewöhnlich begründete Notsituationen geht, sondern ein unkontrolliertes Massenphänomen eingetreten ist“. Vetter und Steeb bezeichnen es als „ethischen Skandal“, dass einem Chefarzt untersagt werde, seinen Mitarbeitern ethische Rahmenrichtlinien vorzugeben. Sie übten ferner Kritik an der niedersächsischen Landesgeschäftsführerin der Beratungsorganisation Pro Familia, Uta Engelhardt, die in einem NDR-Fernsehinterview von einem „Recht auf Abtreibung“ gesprochen hatte. Auch der Moderator des NDR griff die Wortwahl auf. Damit lehnten beide Recht und Gesetz ab und deuteten es offensichtlich um. Zum Hintergrund: In Deutschland sind Abtreibungen rechtswidrig, bleiben aber unter bestimmten Bedingungen straffrei. Laut Paragraf 218a des Strafgesetzbuches darf eine Frau innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen abtreiben lassen, wenn sie dem Arzt einen Beratungsschein vorlegt. Die Beratung muss mindestens drei Tage vor dem Eingriff stattfinden. Ausnahmen gibt es nach Vergewaltigungen und bei medizinischen Gründen.

 

NDR: Die Formulierung „Recht auf Abtreibung“ war „nicht korrekt“

 

Der NDR teilte auf idea-Anfrage am 9. Februar mit, dass die Formulierung – „Recht auf Abtreibung“ – „in der Tat nicht korrekt“ gewesen sei. Die Redaktionsleiterin der Sendung „Hallo Niedersachsen“, Andrea Lütke, schrieb: „Richtiger wäre es gewesen, in dem Interview zu sagen, dass Frauen unter bestimmten Voraussetzungen ohne Strafe einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen können. ‚Hallo Niedersachsen‘ ist eine Live-Sendung und so ist es in dem Interview zu einer ungenauen Verkürzung gekommen. Diese Formulierung hat unser Moderator nicht aus Unkenntnis gewählt.“ In der Folgeberichterstattung habe man die „Ungenauigkeit“ – so Lütke – korrigiert.

 

„Ärzte für das Leben“ beklagen das „Ende der Gewissensfreiheit“

 

Der Verein „Ärzte für das Leben“ wirft der Politik vor, in dem Streit um Abtreibungen die „Gewissensfreiheit der Ärzte durch die Hintertür auszuhöhlen“. Der Vorsitzende der Vereinigung, Prof. Paul Cullen (Münster), schreibt in einer Mitteilung: „Wenn ein Krankenhaus gezwungen werden kann, an Maßnahmen teilzunehmen, die es aus moralischen Gründen zutiefst ablehnten, bleibt von dem viel gepriesenen ethischen Handlungsspielraum nicht viel übrig.“


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