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Martin Luther, die Juden und die Endzeit


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Rolf

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Martin Luther, die Juden und die Endzeit 

 

 

 

   Wird der Judenhass, den Martin Luther zum Ende seines Wirkens entwickelte, heute dazu führen, dass zentrale theologische Lehren der Reformation verändert, gar aufgegeben werden? Exakt zu diesem Thema gibt es seit Monaten scharfe Auseinandersetzungen innerhalb der ev. Kirche. Die 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland(EKD) Anfang November 2015 in Bremen befasste sich u. a. mit dem Thema „Martin Luther und die Juden“. In dem zwei DIN-A-4-seitigen Beschluss brachten die Synodalen zum Ausdruck, dass der Judenhass Luthers das bevorstehende Reformations-Jubiläum stark belaste. Deshalb wolle man sich „in Theologie und Kirche der Herausforderung stellen, zentrale theologische Lehren der Reformation neu zu bedenken und dabei nicht in abwertende Stereotype zu Lasten des Judentums zu verfallen. Das betrifft insbesondere die Unterscheidungen ‚Gesetz und Evangelium‘, ‚Verheißung und Erfüllung‘, ‚Glaube und Werke‘ und ‚alter und neuer Bund‘“.

   Dieser Passus im Synoden-Beschluss führte zu einer heftigen Erwiderung der angesehenen Theologin Dorothea Wendebourg in einem Aufsatz für die protestantische Zeitschrift Zeitzeichen. Wendebourg ist Professorin für Kirchengeschichte an der Berliner Humboldt-Universität und ist auch stellvertretende Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats für das Reformations-Jubiläum. Die Reformations-Historikerin fürchtet, das Jubiläum im nächsten Jahr könne zu einer Feier der „theologischen Harmlosigkeiten“ werden. Die zentrale Grundlage des Protestantismus und der Christen überhaupt sei die Feststellung, dass Jesus von Nazareth Sohn Gottes und Erlöser ist. Für die Juden sei Jesus nicht der erwartete Messias. Diese „einander widersprechenden religiösen Überzeugungen“ müsse man heute im jüdisch-christlichen Dialog aushalten, fordert Wendebourg. „Friedliches Zusammenleben und religiöser Gegensatz schließen einander nicht aus.“

 

   Doch wie kam es dazu, dass Luther in seinem frühen theologischen Wirken projüdisch war, in seinem späteren dann aber eine schlimme antijüdische Position vertrat?

 

   Darüber gibt ein vom Format kleines, 123 Seiten starkes Büchlein Auskunft, das brandneu im Verlag Mitternachtsruferschienen ist. Geschrieben hat es der Redaktionsleiter der Zeitschrift Mitternachtsruf, René Malgo. Das Buch trägt den Titel „Luthers Endzeit – was wir vom deutschen Reformator über das Ende der Welt lernen können“ (ISBN 978-3-85810-336-9).

 

   Malgo beginnt sein Buch so: „Als ich dieses Buch zu schreiben begann, konnte ich nicht abschätzen, wie viel Arbeit und Recherchen für vergleichsweise wenige Seiten erforderlich sein würden.“ Tatsächlich entpuppt sich das relativ schlanke Schriftwerk als reichhaltiger Zitatenschatz in Bezug auf Martin Luther und seine theologische Position zum Thema „Endzeit“. Doch nicht nur das: Luthers Standpunkt zur Endzeit offenbart nicht nur, wie es bei ihm zum Judenhass kommen konnte, sondern auch, wie Christen von heute mit dem Thema „Endzeit“ umgehen sollten.

   Schon zur Anfangszeit der Reformation schrieb Luther an einen Freund: „Ich bin überzeugt, der letzte Tag ist auf der Schwelle.“ Immer wieder betonte der Reformator: „Es ist die letzte Stunde!“ und es würde „keine 100 Jahre mehr dauern“, bis Jesus Christus wiederkomme. Luther glaubte, in seiner Zeit eindeutige biblische Endzeitzeichen zu erkennen. Das ist auch gut nachzuvollziehen, wenn man die damals vorherrschende theologische Schau kennt.

 

   Luther war, wie jeder Mensch, Kind seiner Zeit. Er war geprägt durch die theologischen Einsichten von Kirchenlehrern vor ihm. Zu nennen sind da die Kirchenväter Dionysius (gest. 264), Augustinus von Hippo (354-430) oder der Prediger und Mystiker Bernhard von Clairvaux (1090-1153). Sie gingen davon aus, dass das in der Offenbarung genannte 1.000-jährige Reich kein echtes sichtbares Reich sei, sondern allgemein das Kirchenzeitalter meine. Wenn sich dieses Kirchenzeitalter zu seinem Ende neige, würde die ebenfalls in der Offenbarung dargestellte Trübsalszeit mit der Verfolgung der Christen beginnen. Danach käme Jesus Christus wieder, und alle Menschen würden auferstehen zum Gericht. Bernhard von Clairvaux glaubte, er lebe bereits in der Endzeit, und ging davon aus, der Antichrist werde aus der Gemeinde der Gläubigen kommen. Viele Anschauungen der Kirchenväter übernahm Luther und glaubte, dass das Kirchenzeitalter, respektive das 1000-jährige Reich, mit Papst Gregor VII. zu Ende gegangen sei – also 400 Jahre vor Luthers Wirken. Seitdem, so Luther, sei der Papststuhl antichristlich. Für ihn war jeder Papst ein antichristlicher Vertreter, der sich in den göttlichen Tempel der Kirche setzte. Seine Reformation wertete Luther bloß als Besserung endzeitlicher Verhältnisse.

 

   Der Reformator nahm nun in der Judenfrage an, dass, wenn alle von Gott auserwählten Heiden gläubig geworden seien, auch ein neues Zeitalter für die Juden anbrechen werde, in dem Gott alle Juden bekehren werde. Die Freundlichkeit, die Luther am Anfang seines Wirkens gegenüber den Juden zeigte, hing sehr eng mit seinen neuen reformatorischen Erkenntnissen und seiner Endzeiterwartung zusammen. Doch die Juden der damaligen Zeit zeigten Luther die kalte Schulter, und einige Rabbiner äußerten sich sogar äußerst abfällig über Christus. Dazu kam, dass die Juden zur Zeit Luthers ausgerechnet in den Umwälzungen der Reformationszeit ein Zeichen für die Ankunft ihres Messias sahen.

 

   All das verhärtete zusehends das Verhältnis Luthers zu den Juden und schlug dann – aus heutiger Sicht leider – in blanken Hass um. Dieser Prozess bei Luther ereignete sich zudem in einer Zeit, in der Judenhass in der Bevölkerung sowieso die Norm war. Luthers Judenhass war kein Rassenhass, sondern wurde gespeist von seinen endzeitlichen Vorstellungen, die ganze Welt stünde „unter dem Teufel“ und das Weltenende sei bald zu erwarten. Es sei ein letzter kosmischer Kampf zwischen Gott und Satan und wer dabei nicht auf der Seite Gottes kämpfe, sei vom Teufel, glaubte Luther. Für ihn waren deshalb die nicht an Christus glauben wollenden Juden ein endzeitliches Instrument des Teufels.

 

   Luther und die Endzeit: Kann man vom Reformator im Hinblick auf die letzten Tage dieser Weltzeit etwas lernen? Zum einem sicherlich, zurückhaltend zu sein in Bezug auf eine alternativlose und fest zementierte Reihenfolge in „Zeitalter der Gemeinde“, der „Entrückung der Gläubigen“, in Bezug auf die „Trübsalszeit“ und das „1000-jährige Reich“ sowie den Zeitpunkt für die „Wiederkunft Jesu“. Denn diese Reihenfolge fordert eine ganz bestimmte Endzeit-Schau ein mit möglicherweise falscher theologischer Bewertung der jeweils aktuellen Zeit. Hätte Luther gewusst, dass damals das Ende der Weltzeit nicht vor der Tür stand, hätte er vielleicht sein Verhältnis zu den Juden anders ausgeformt – positiv.

 

   Luther war kein Endzeit-Prophet mit düsteren Visionen. Für ihn war die Endzeit eine Zeit der Naherwartung des Jüngsten Tages auf eine Person hin: Jesus Christus. In einem Brief ermutigt Luther einen Pfarrer mit den Worten: „Wir werden mit ihm auferstehen und bei ihm bleiben in Ewigkeit. Sieh also zu, dass du deine heilige Berufung nicht verachtest. Er wird kommen und nicht säumen, der uns von allem Übel befreien wird.“ Naherwa

 

rtung bei Luther bedeutete für ihn, dicht dranzubleiben an Gottes Wort! Dicht dranzubleiben an Jesus Christus!

  Das Buch „Luthers Endzeit“ wird von uns auch als Werbeprämie angeboten. Siehe dazu TOPICextra.

 

 

            

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