Forum Wiedenest: Katholischer Charismatiker begeisterte über 1.100 „Brüder“
Das Forum Wiedenest ist ein gemeinnütziger Verein im nordrhein-westfälischen Wiedenest und beschäftigt 60 Mitarbeiter. Früher hieß der Verein Missionshaus Bibelschule Wiedenest. Heute hat das Werk drei Arbeitszweige: „Weltweite Mission“, „Biblisch-Theologische Akademie“ und „Jugend- und Gemeindeforum“. Die „Wiedenester“ sind im Wesentlichen im Bereich der Baptisten- und Brüdergemeinden unterwegs, der theologisch als liberaler gilt als andere Teile der deutschen Brüderbewegung.
Einmal im Jahr veranstaltet das Forum Wiedenest einen Männertag, der dieses Mal über 1.100 Männer anlockte. Der Leiter der Wiedenester Männerarbeit, Dr. Matthias Burhenne, war begeistert ob des großen Zuspruchs. Der Leiter des Forums Wiedenest, Ulrich Neuenhausen, schrieb in einem Bericht über den Männertag: „Ich persönlich habe selten so eine starke Ermutigung zum regelmäßigen Gebet und Lesen von Gottes Wort gehört wie diese von Johannes Hartl.“
Doch wer ist dieser Dr. Johannes Hartl?
Johannes Hartl ist derzeit einer der gefragtesten Redner in der evangelikalen Welt Deutschlands. So sprach Hartl z. B. auf dem diesjährigen Willow Creek Leitungskongress in Hannover, auf dem auch zwei Mormonen auftreten durften. Hartl (Jahrg. 1979) ist ein überzeugter Katholik, der seinen christlichen Weg u. a. beim Studium der Mystiker wie Teresa von Avila oder Henri Nouven begann. In der Jugendarbeit der Charismatischen Erneuerung erlebt er eine pfingstlerische „Geistestaufe“. Erst ein halbes Jahr später „bekehrt“ sich Hartl und schreibt dazu in sein Tagebuch: „Ich übergebe Dir mein Leben ganz und voll. Und du gibst mir dafür deinen Heiligen Geist für immer, ganz voll und ganz.“ Von Sündenerkenntnis und Buße ist nicht die Rede.
Nach dieser „Geistestaufe“ und seiner Bekehrung hat Hartl den Wunsch, immer mehr vom Heiligen Geist zu bekommen. Er liest Bücher von Extrem-Charismatikern wie Mike Bickle oder Yonggi Cho. 2003 – Hartl hat mittlerweile geheiratet – bekommt er von Kim Kollins, einer katholischen Charismatikerin, die Vision geschildert, dass es einen Ort geben solle, an dem Tag und Nacht gebetet würde. Kollins nimmt die Hartls mit zum International House of Prayer, einem überkonfessionellen Gebetszentrum in den USA, das von Mike Bickle geleitet wird. Dort erhält Hartl eine Vision für ein Gebetshaus in Deutschland, das er dann mit anderen 2007 in Augsburg eröffnet. Als guter Katholik holt sich Hartl auch das Okay seines Bistums und startet die 24-Stunden-Gebets-Arbeit. Von nun an beginnt der Aufstieg des katholischen Charismatikers, und seine „Mehr“-Konferenzen werden von Tausenden besucht. Auf allen Konferenzen wird die Eucharistie (das kath. Abendmahl mit der erneuten Opferung Jesu) angeboten, die zumeist von Bischöfen höchst persönlich vorgenommen wird. Überhaupt steht die kath. Kirche hinter den Aktivitäten ihres treuen Charismatikers.
Hartl scheut sich auch nicht, extremste Charismatiker wie Heidi Baker in seinen Konferenzen auftreten zu lassen. In den Veranstaltungen von Baker liegen Menschen oft zuckend und schreiend am Boden, ein Phänomen, das besonders in der Zeit des sogenannten „Toronto-Segens“ in den 1990er Jahren gehäuft auftrat. Hartl ist ein katholischer, charismatischer Ökumeniker, der es glänzend versteht, konservative Katholiken, Bischöfe, lutherische Christen, freikirchliche Christen, Charismatiker – und jetzt wohl auch Teile der Brüderbewegung – anzusprechen.
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