Die charismatischen Bewegungen sind ein Motor der Ökumene
Würzburg (idea) – Die charismatischen Bewegungen sind ein Motor der Ökumene. Das haben führende Vertreter der Charismatischen Erneuerung in der katholischen Kirche (CE) und der Geistlichen Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche (GGE) beim gemeinsamen Kongress „Pfingsten 21“ in Würzburg betont. Dazu versammelten sich vom 30. September bis 3. Oktober rund 2.000 Teilnehmer. Die Leiterin des Büros der Charismatischen Erneuerung in Rom, Michelle Moran, sagte, die Geschichte der charismatischen Bewegung zeige, dass trotz bestehender Unterschiede in den Kirchen eine tiefe geistliche Einheit unter Gläubigen verschiedener Konfessionen möglich sei. Der als Prediger des Papstes bekannte Kapuziner-Pater Raniero Cantalamessa rief dazu auf, sich immer auch über das Gute zu freuen, das Gott anderen Kirchen schenke. Es sei Sünde und entspreche dem Denken des Turmbaus zu Babel, wenn einzelne Konfessionen sich selbst auf Kosten anderer groß machen wollten. Cantalamessa erinnerte an die Unterscheidung des Kirchenvaters Augustinus († 430), der gesagt hatte, dass in der Welt an „zwei Städten“ gebaut werde – an der „Stadt Gottes“, die auf Liebe bis hin zur Selbstaufgabe basiere, sowie der „Stadt Satans“, die auf der Selbstliebe bis hin zur offenen Ablehnung Gottes aufbaue. Dort, wo sich Menschen selbst groß machen wollten, arbeiteten sie an der „Stadt Satans“. Das könne sogar innerhalb der Kirche geschehen, wenn es darum gehe, sich selbst groß zu machen und nicht Gott.
Wenn für China gebetet wird, aber nicht für die eigene Gemeinde
Zugleich warnten die Referenten vor Selbstzufriedenheit innerhalb der charismatischen Bewegung. Der Baptisten-Pastor Heinrich-Christian Rust (Braunschweig) aus der Geistlichen Gemeindeerneuerung innerhalb des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden sagte, manche charismatisch geprägten Christen hätten sich in ihre Kreise zurückgezogen, ohne sich in Gemeinden zu engagieren: „Da wird dann für Erweckung in China gebetet, aber nicht für einen Aufbruch in der eigenen Gemeinde.“ Wie könne es aber sein, so Rust, dass Menschen, die vom Wirken des Heiligen Geistes überzeugt wären, keinen Funken Hoffnung mehr für die eigene Gemeinde hätten? Mit Blick auf die Ökumene fragte Rust: „Wenn Jesus es mit uns aushält – sollten wir es dann nicht auch miteinander aushalten?“
Wo Eintracht herrscht, ist der Segen Gottes
Nach Ansicht des katholischen Theologen und Begründers des Augsburger Gebetshauses, Johannes Hartl, ist die Einheit unter Christen wesentliche Voraussetzung für das Wirken des Heiligen Geistes. Er erinnerte dazu an Psalm 133, in dem der Segen Gottes damit verknüpft wird, dass „Brüder einträchtig beieinander wohnen“. Eintracht sei auch dann möglich, wenn es bei verschiedenen Fragen unterschiedliche Meinungen gebe. Wesentlich ist es laut Hartl, dass man bereit sei, an den Beziehungen zu Christen anderer Konfessionen zu arbeiten. Er rief dazu auf, dem Gebet mehr Zeit zu widmen. Er höre in der Kirche häufig den Satz „jetzt beten wir noch kurz“. Dem Pfingstereignis sei dagegen vorausgegangen, dass die Jünger im Gebet verharrt hätten. Das Besondere geschehe meist erst dann, wenn man bereit sei, länger zu beten als nötig.
Kauder verteidigt Waffenlieferungen an Saudi-Arabien
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Volker Kauder, berichtete vom weltweiten Einsatz für die Religionsfreiheit. Ohne Religionsfreiheit gebe es keine Freiheit, sagte er. Der Politiker verteidigte zugleich Waffenlieferungen Deutschlands an Saudi-Arabien, das nach Nordkorea als das Land mit der stärksten Christenverfolgung gilt. Die Politik habe einerseits ihre Werte, andererseits auch die Interessen Deutschlands zu verfolgen. In der noch nicht erlösten Welt könne man als Politiker nur versuchen, die bestmöglichen Lösungen zu finden; man werde dabei nie völlig ohne Schuld bleiben. Als geistlicher Höhepunkt des Treffens wurde von vielen Besuchern die katholische Eucharistiefeier empfunden. Zum Kommunionempfang wurde alle Gottesdienstbesucher eingeladen, die „Jesus lieb haben“ – eine Einladung, der auch viele evangelische Teilnehmer des Kongresses folgten.