Kardinal Koch beklagt die Uneinigkeit der Kirchen in ethischen Fragen
Wien (idea) – Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, hat die Uneinigkeit zwischen der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche in ethischen Fragen beklagt. „Wenn die christlichen Kirchen in Europa zu den zentralen Fragen des Lebens nicht mit einer Stimme sprechen, wird die christliche Stimme immer schwächer“, sagte Koch in einem Interview, das in den katholischen Kirchenzeitungen Österreichs veröffentlicht wurde.
Deshalb müsse der ökumenische Dialog auch über ethische Fragen geführt werden. Nach Kochs Worten lautete die Devise in der ökumenischen Bewegung in den 1980er Jahren noch „Glaube trennt, Handeln eint“. Heute müsse man fast umgekehrt sagen: „Wir konnten viele Glaubensfragen vertiefen, aber auf ethischem Gebiet sind neue Differenzen aufgetreten.“
Dies sei vor allem der Fall in der Bioethik, beim Schutz des Lebens an seinem Anfang und an seinem Ende, aber auch bei Fragen der Familie, der Ehe und der Sexualität – hauptsächlich im Zusammenhang mit der Genderdiskussion. Zum Hintergrund: Immer mehr evangelische Kirchen erlauben die Trauung homosexueller Lebenspartnerschaften und öffnen sich für das sogenannte „Gender-Mainstreaming“, das zwischen biologischem und sozialem Geschlecht unterscheidet und davon ausgeht, dass man sich frei für ein Geschlecht entscheiden kann. Die katholische Kirche sieht diese Entwicklungen kritisch.