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Schwul und katholisch in Frankfurt


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Schwul und katholisch in Frankfurt

 

 

 Von Dennis Pohl

 

 

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Die schwulen Katholiken wollen Teil der Kirche sein und teilhaben (Symbolfoto).  Foto: dpa

 

Das Projekt „schwul und katholisch“ in Frankfurt feiert sein 25-jähriges Bestehen. Einiges wurde erreicht, doch es scheint noch viel zu tun zu geben in der schwulen Community innerhalb der katholischen Kirche.

 
Homosexualität ist ein Geschenk an die Menschheit“, sagte der Schweizer Theologe und Lebensberater Pierre Stutz am Samstagnachmittag im Haus am Dom. „Sie ist als Gotteserfahrung zu feiern.“ Das stehe so schon in der Bibel. Es sei schließlich Liebe; und die wolle Gott für alle Menschen. Schwul und gleichzeitig katholisch also? Moment, war gleichgeschlechtliche Liebe nicht noch unter Papst Benedikt XVI. dezidiert eine „Abnormität“? Und damit nicht zu akzeptieren? Weil sie den „heiligen Bund der Ehe“ gefährde? Ähnlich wie Kondome?

 

„Sie hätten erleben müssen, wie man uns am Anfang totgeschwiegen hat“, sagte Gregor Schorberger. Am Anfang, das war im April 1991. Damals rief der heute 66-Jährige mit einigen Mitstreitern das Projekt „schwul und katholisch“ (PSK) ins Leben. Ziel sei es gewesen, „uns unser Recht am Glauben nicht absprechen zu lassen – auch nicht als Schwule“, wie er erzählte. Lange ein Kampf gegen Windmühlen: „Wir wurden weder negativ noch positiv beachtet. So etwas durfte nicht existieren, also existierte es für die katholischen Machthaber nicht.“ Trotzig suchten die schwulen Katholiken den Dialog, zeigten sich auf Kirchen- und Katholikentagen, sprachen mit anderen Gläubigen – gerade, weil es nicht gewünscht war. Das Credo: „Wir tun euch nicht den Gefallen und verlassen die Kirche. Wir sind Teil davon und wollen es bleiben“, so Schorberger.

Das alles ist nun ein Vierteljahrhundert her. Am Samstag feierte das PSK unter dem Motto „Wandlungsgeschichten“ sein 25-jähriges Jubiläum mit einem ausgedehnten Thementag im Haus am Dom. Vor gut 150 Gästen sprachen drei Redner über Themen rund um die Geschichte des PSK. Auffallend dabei: Sowohl beim Beitrag des Frankfurter Architekten Burkhard Cramer, als auch bei Pierre Stutz und Gregor Schorberger ging der Blick trotz des historischen Anlasses nach vorne.

Ein Konzept, das ankommt

Es scheint noch viel zu tun zu geben in der schwulen Community innerhalb der katholischen Kirche. Oder wie Stutz in seinem Vortrag fragte: „Welche lebensverneinende Kraft will mir meine Küsse verbieten?“ Das gelte heute noch genauso wie vor 25 Jahren.

 

„Wir haben viel erreicht, aber noch mehr zu tun“, sagte auch Schorberger während der nachmittäglichen Kaffeepause. Durch die Präsenz des PSK und ähnlicher Gruppen habe sich die Kirche geöffnet: „Wir werden wahrgenommen und oftmals sogar gemocht. Das ist wichtig.“

 

Der ursprüngliche Anlass, in der Gemeinde Maria Hilf im Gallusviertel einen eigenen schwul-lesbischen Gottesdienst abzuhalten, sei aber heute noch genau so akut wie zu Beginn: „In der regulären Messe kommen unsere Themen nicht zur Sprache“, stellte er klar. Homosexuelle Menschen hätten mit besonderen Problemen zu kämpfen: Erwartungen der Familie, öffentliche Anfeindungen, Versagensängste und nicht zuletzt der Umgang mit einer HIV-Diagnose. „Deshalb feiern wir jeden Sonntag einen ökumenischen, basiskirchlichen Gottesdienst.“ Das heißt: Jeder kann sich individuell einbringen, seine Sorgen, Nöte und Wünsche im kirchlichen Umfeld äußern.

 

Ein Konzept, das ankommt: Das Projekt wuchs in den vergangenen Jahren beständig. Allerdings vornehmlich bei schwulen Männern mittleren Alters. Schaute man sich an diesem Nachmittag im Haus am Dom um, fand man kaum jemanden unter 40. Schorberger ist das bewusst: „Wir haben kaum junge Menschen bei uns“, gab er zu. Das werde sich höchstwahrscheinlich auch nicht ändern. Sorgen mache er sich keine. „Wenn wir aussterben, waren wir ein wichtiges Produkt unserer Zeit“, sagte er. „Zu Beginn waren wir ein winziges Pflänzchen in der Betonwüste. Heute ist eine stattliche Pflanze daraus geworden.“ Darauf kann man stolz sein.

 


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