Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Warum in Polen der Exorzismus so boomt


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Eine Antwort in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34127 Beiträge
  • Land: Country Flag

Please Login HERE or Register HERE to see this link!







Warum in Polen der Exorzismus so boomt






Die Teufelsaustreibung wird zum Trend in Polen. Etwa 130 Exorzisten arbeiten dort, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Von ihnen kann man lernen: Yoga, Bob Marley oder "Star Wars" sind gefährlich.


Von Jörg Winterbauer


Wenn man etwas über ein anderes Land erfahren will, lohnt es sich, nachzusehen, was dort gelesen wird. In Polen zum Beispiel erscheint jeden Monat die Zeitschrift Egzorcysta (Der Exorzist) — ein Magazin, in dem es im Wesentlichen um Satan und den Kampf mit ihm geht. Zum Beispiel wird darin die Frage erörtert, ob Yoga zur Besessenheit führen kann (Ja) oder ob die Spielzeugmarke Hello Kitty Teufelswerk ist (Nein). Außerdem gibt es lange Interviews mit den Stars der Szene: mit besonders verdienten Teufelsaustreibern.

Natürlich kann ein solches Magazin nur existieren, wenn eine Nachfrage besteht. Und die gibt es anscheinend: Der Egzorcysta startete 2012 mit 15.000 Exemplaren; inzwischen werden jeden Monat 40.000 gedruckt. Möglich wurde diese Erfolgsgeschichte durch einen Exorzismus-Boom in Polen, der schon seit einigen Jahren anhält. In den Siebzigern gab es lediglich einen Exorzisten in Polen, vor zehn Jahren waren es schon 60, heute sind es etwa 130.

Die Teufelsaustreibung boomt

Dass die Kirche immer mehr Exorzisten ernennt, sei eine Reaktion darauf, dass die Nachfrage in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, berichtet Slawomir Sosnowski, Pfarrer und Exorzist im Auftrag des Bistums Lodz.

Damit handelt die polnische Kirche ganz im Sinne des Vatikans, denn der beschloss 2008, dass in Zukunft jede der rund 3000 Diözesen einen Exorzisten haben soll. In Polen kommen jetzt schon drei Exorzisten auf eine Diözese.

Sosnowski hat seine eigene Erklärung für die stetig steigende Nachfrage: "Der Mensch strebt heute danach, sich weiterzuentwickeln — und womit er das tut, das ist ihm oftmals egal: Ob das eine andere Religion ist oder bestimmte magische Rituale. Das kann dazu führen, dass er sich dem Bösen öffnet."

Eine weltlichere Erklärung ist, dass die Kirche in Polen so eindringlich vor dem Satan warnt, dass empfindliche Seelen eine solche Angst bekommen, dass sie glauben, von ihm besessen zu sein — ähnlich wie ein Hypochonder nur von den Symptomen einer Krankheit hören muss, um diese bei sich wahrzunehmen.

Auch die Wissenschaft legt diese Erklärung nahe: Die amerikanische Psychologin Elizabeth Loftus hat herausgefunden, dass Bücher und Filme über Exorzismen bei den Zuschauern hysterische Reaktionen auslösen und sogar falsche Erinnerungen produzieren können.

Schaut man "böse Filme", verfällt man dem Teufel

Ein Beispiel zeigt, wie die Kirche die Angst vor dem Satan schürt: Die Diözese Warschau-Praga (ein Stadtteil von Warschau) verteilte einen Fragebogen, mit dessen Hilfe man erkennen könne, ob man besessen ist oder nicht: Die Broschüre enthielt sechzig Fragen, unter anderen: "Hast du Yoga oder Kampfkünste trainiert?", "Hast du die Namen anderer Götter ausgesprochen?", "Hast du Halloween gefeiert?".

Wer eine oder mehrere der Fragen mit Ja beantworten konnte, der galt als gefährdet. Und auch eine schlechte Nachricht für Cineasten hatte der Verfasser der Broschüre: Klassiker wie "Star Wars" oder "Indiana Jones" gehörten laut ihm zu den "bösen Filmen". Wer sie anschaut, laufe Gefahr, dem Teufel zu verfallen.

Ebenso könne die Musik von John Lennon, Michael Jackson oder Bob Marley die Menschen anfällig für den Satan machen. Die Broschüre erntete viel Spott in sozialen Netzwerken und liberalen Zeitungen. Und selbst andere Pfarrer kritisierten den Fragebogen.

Doch einige katholische Medien berichteten völlig ernst über den Inhalt des umstrittenen Info-Materials. Und die zunehmende Angst vor dem Teufel in Polen zeigt, dass Warnungen dieser Art auf fruchtbaren Boden fallen.

Selten ist ein Dämon Ursache der Probleme

Pfarrer Sosnowski spricht von einem Trend: "In Polen gibt es zurzeit so eine Mode in bestimmten Gruppen: Das Böse wird überall gesehen. Dadurch gibt es eine übertriebene Furcht."

Obwohl auch Sosnowski fest an die Existenz des Teufels glaubt, meint er nicht, dass jeder seiner Klienten wirklich besessen ist. "Die meisten brauchen einfach ein Gespräch oder ein Gebet. Manchmal schicke ich sie auch zum Psychotherapeuten oder zum Psychiater." Man könne sich nur selten sicher sein, dass ein Dämon die einzige Ursache des Problems sei.

Anzeichen für eine Besessenheit seien, wenn der Mensch Probleme hat, zu beten oder ein Kreuz in der Hand zu halten. "Alles, was mit Gott zu tun hat, löst extreme Aggressionen aus." Auch unglaubliche körperliche Kräfte seien ein Anzeichen, dass der Teufel die Finger im Spiel hat.

Beim Exorzismus nicht allein

Sosnowski sagt aber, dass solche Dinge eher selten passieren. "Es ist nicht so wie in den Filmen." Dass sich jemand auf den Boden werfe oder ihn hasserfüllt anschreie, habe er aber schon öfters erlebt. Deswegen ist der Pfarrer nie alleine, wenn er bei besonders schweren Fällen den Exorzismus durchführt.

Er will seine Klienten nicht mit Gurten fixieren, wie es einige Exorzisten in Italien täten, weil ihm diese Praxis zu gewaltsam erscheint. Stattdessen bittet er Mitglieder der Gemeinde, den vermeintlich Besessenen während des Rituals festzuhalten, sollte dies nötig werden.

Genaueres will er von diesen Fällen nicht erzählen, denn er sagt: "In zehn Jahren als Exorzist habe ich unglaubliches menschliches Leid gesehen. Ich will aus diesen Fällen keine sensationellen Geschichten machen."

Sosnowski sieht keinen Widerspruch zwischen seiner Arbeit und der eines Psychologen. Er erklärt, warum sein Wirken und das eines Therapeuten oftmals Hand in Hand gehen: "Wenn ein Mensch in seiner Kindheit schwer verletzt wurde und er deshalb voller Wut ist gegen die ganze Welt, dann öffnet er sich dadurch dem Bösen. Der Teufel nutzt die menschliche Schwäche." Deshalb brauche der Hilfesuchende oft sowohl eine Therapie als auch Gebete, um seine Dämonen loszuwerden.

Stimmen verboten die Nahrungsaufnahme

Diese Sichtweise könnte Sosnowski davor bewahren, folgenschwere Fehler zu machen, so wie es die Exorzisten von Anneliese Michel in Deutschland taten: Die Studentin litt offenbar an Epilepsie und einer Psychose, wurde aber statt von Ärzten von Exorzisten behandelt. Sie starb an den Folgen extremer Unterernährung. Stimmen hatten ihr die Nahrungsaufnahme verboten — als Folge eines unbehandelten Wahns.

Sosnowski schafft es anscheinend, die Praxen des Exorzismus mit der Medizin und der Psychologie des 21. Jahrhunderts zu vereinen. Wenn man im Egzorcysta liest, kann man aber Zweifel bekommen, ob alle seine Kollegen diesen Spagat schaffen.

In der aktuellen Ausgabe ist zum Beispiel ein Interview mit Pfarrer Andrzej Kowalczyk, einem Exorzisten der Diözese Danzig, abgedruckt. Er sagt Dinge wie: "Der Rosenkranz ist eine Kanone" (im Kampf mit bösen Geistern). Oder: "Ganze politische Parteien sind vom Satan besessen."

Auch über Deutschland hat Kowalczyk eine Meinung: Dort treibe es der Satan ganz besonders wild. Als Beleg dient ihm die Erzählung einer Bekannten, die sich in Berlin extrem schlecht gefühlt habe. Erst als sie nach Polen zurückgekehrt war, ging es ihr besser. Eigentlich kein Wunder: Denn Deutschland ist seit kurzem Yoga-Republik.

  • 0

#2
keine Hoffung mehr

keine Hoffung mehr

    Advanced Member

  • Mitglied
  • PIPPIPPIP
  • 1758 Beiträge
Wozu Irrglaube führen kann, ist unglaublich.
  • 0