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Prediger, habt „Mut zur Unpopularität“!


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Rolf

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Prediger, habt „Mut zur Unpopularität“!






Wetzlar (idea) – Pastoren sollten den Mut zu provozierenden Aussagen haben. Das wünscht sich der Literaturwissenschaftler Prof. Karl-Heinz Göttert (Köln). „Einen Verkündiger, der den Leuten nur nach dem Munde redet, braucht keiner. Also Mut zur Unpopularität! Wer soll es denn sonst machen?“, fragt Göttert in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Politiker seien „notorische Feiglinge“. Sie sagten nicht immer die Wahrheit, und jeder wisse das. „Prediger haben gute Chancen auf Gehör, wenn sie sich davon absetzen“, so Göttert, der Autor des Buches „Mythos Redemacht. Eine andere Geschichte der Rhetorik“ (S. Fischer Verlag) ist. Zur Frage, warum die Bedeutung der Predigt abnehme, erklärte Göttert, es sei unsinnig, Pfarrern mangelndes Rednertalent vorzuwerfen. Mit Schuldzuschreibungen sei nichts gewonnen: „Die Kirche sollte ihre Hoffnungen jedenfalls nicht auf die Rhetorik setzen. Selbst wenn man alle Pastoren in Rhetorik-Seminare schicken würde, werden deswegen die Leute nicht in Massen in die Kirche strömen. Von der sprachlichen Verpackung allein wird nicht die Rettung kommen. Wichtiger scheint mir, sich über die Inhalte der Predigt Gedanken zu machen.“ Der jüngsten EKD-Statistik zufolge besuchten 2013 durchschnittlich 3,5 Prozent der 23 Millionen Kirchenmitglieder einen Sonntagsgottesdienst.

Die Reformation hat die Predigt wiederentdeckt

Wie Göttert weiter sagte, war die Predigt über Jahrhunderte die wichtigste Form öffentlicher Rede. Im Mittelalter sei die Predigtkunst vorübergehend verloren gegangen. Die Reformation habe die Predigt wieder in den Vordergrund gerückt. So seien die Ansprachen des Reformators Martin Luther (1483–1546) von den Zuhörern mitgeschrieben und umgehend in ganz Deutschland verbreitet worden. Luther habe zwischen den Protestanten und Katholiken ein Wettrennen ausgelöst, das der katholischen Kirche genauso gutgetan habe wie der evangelischen: „Luther hat nicht nur die evangelische Kirche erfunden, er hat auch die katholische Kirche reformiert.“ An der Aussage, dass Luther die katholische Kirche gerettet habe, sei durchaus etwas Wahres dran.

Jesus Christus war ein Antirhetoriker

Göttert äußerte sich auch zur Rhetorik bei Mose und Jesus Christus. Beide hätten nicht in eigenem Namen gesprochen, sondern im Namen Gottes. Von Politikern oder Unternehmensführern erwarte man, dass sie mit ihrer Rhetorik überzeugen. In der Bibel sei dies anders. So stellten die Evangelien Jesus Christus als Antirhetoriker dar, der seine Botschaft nicht stilisiere und schmücke: „Er hatte eine Botschaft, die rein als solche wirken sollte.“ Christliche Glaubensinhalte sollten in ihrer Einfachheit Gültigkeit haben – unabhängig vom sprachlichen Handwerk. Auch die Pietisten hätten einen schlichten Stil in der Predigt gefordert. Ihnen sei es nicht um die theologische Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche gegangen, sondern um die Rettung von Seelen.

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