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Originaltreue und die sogenannte Dabhar-Übersetzung


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#1
Rolf

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Originaltreue und die sogenannte Dabhar-Übersetzung



Heinrich von Siebenthal





Wie ist die Bibelübersetzung von F. H. Baader aus fachlicher Sicht zu beurteilen?


»Über verschiedene Wege habe ich einige Schriften und Bibelteile der sogenannten Dabhar-Übersetzung von F. H. Baader erhalten. In den Büchern wird nach meinem Verständnis eine etwas eigenartige Auslegungsart gebraucht, die auch zu z.T. unverständlichen Schlüssen kommt. Wie ist die Dabhar-Übersetzung aus fachlicher Sicht zu beurteilen?«

Mit diesen oder ähnlichen Sätzen (leicht abgewandelt aus dem Brief eines besorgten Gemeindeleiters an mich) bin ich in den vergangenen Jahren immer wieder um eine Beurteilung dieser ungewöhnlichen Bibelübersetzung[ 1 ] gebeten worden. Dieses Anliegen möchte ich nun im folgenden in aller Kürze und in allgemeinverständlicher Form aufgreifen.

Die Zielsetzung der Baaderschen Übersetzung ist sicher zu begrüßen: Der Wortlaut der Heiligen Schrift als des unfehlbaren Gotteswortes soll möglichst genau erfaßt und vermittelt werden. Bewundernswert ist auch der enorme zeitliche und finanzielle Aufwand, der offensichtlich in die Erreichung dieses Zieles investiert worden ist und noch investiert wird. Dennoch ist dieses Werk aus sprach- bzw. übersetzungswissenschaftlicher Sicht eindeutig als negativ zu beurteilen. Baaders Programm muß als Irrweg, seine Übersetzung als nahezu wertlos, ja in einer gewissen Weise auch als theologisch gefährlich bezeichnet werden. Diese Beurteilung drängt sich u.a. aufgrund folgender Überlegungen auf:

1. Worauf es beim Übersetzen eines Textes grundsätzlich ankommt[ 2 ]

Eine Übersetzung irgendeines Textes von einer Sprache in eine andere darf dann als wirklich gelungen bezeichnet werden, wenn sie genau die Inhalte (nicht mehr und nicht weniger) vermittelt, die der Verfasser des Originals kommunizieren wollte (Erfordernis der Originaltreue), und zwar in einer Weise, die für den Sprecher der Zielsprache (sprachlich) mindestens so gut verständlich ist, wie es das Original für den Sprecher der Ausgangssprache war (Erfordernis der Verständlichkeit/Natürlichkeit).

Grundforderung für jede Übersetzung: Originaltreue und Verständlichkeit

Nun lassen sich zwar im Prinzip in jeder Sprache alle denkbaren Inhalte ausdrücken, so daß bei jeder Übersetzung Originaltreue im Prinzip (!) realisierbar ist. Mehr oder weniger große Unterschiede zwischen den einzelnen Sprachen gibt es hingegen im Bereich der Ausdrucksmittel, der Formen, die beim Vermitteln der Inhalte eingesetzt werden (Laute; Anzahl, Art, Form und Stellung der verwendeten Wörter; der Bau der einzelnen Sätze und die Art, wie diese zu Abschnitten und ganzen Texten verknüpft werden). Soll die Übersetzung bei aller Originaltreue auch verständlich sein, so geht es ohne mehr oder weniger drastische Veränderungen der formalen Struktur des Textes nicht ab. Selbstverständlich wird ein verantwortungsbewußter Übersetzer die Form des Originals nicht willkürlich verändern. Beherrschende Prinzipien sind stets die Erfordernisse der Originaltreue und der Verständlichkeit. Je nach Zielgruppe kann dabei die Umstrukturierung auch unterschiedlich stark ausfallen. Z.B. wird sich eine Übersetzung (etwa des [altmesopotamischen] Gilgamesch-Epos, der [altgriechischen] homerischen Epen oder der Werke eines Dante, Shakespeare oder Molière), die den Bedürfnissen eines Literaturwissenschaftlers gerecht werden möchte, zweifellos stärker an die Form des Originals anlehnen als eine, die für Nichtspezialisten bestimmt ist.

2. Wie beim Übersetzen der Bibel zu verfahren ist[ 3 ]

Diese allgemeinen Übersetzungsgrundsätze gelten prinzipiell gleichermaßen auch für den Umgang mit der Bibel. Wer Bibeltexte übersetzen will, muß die formale Struktur des biblischen Grundtextes - im Interesse von Originaltreue und Verständlichkeit - genauso verändern, wie dies ein Übersetzer außerbiblischer Texte tut. Dies hängt u.a. damit zusammen, daß die Grundsprachen der Bibel, Hebräisch, Aramäisch und Griechisch, im Prinzip ganz normale menschliche Sprachen sind (sie wurden auch für profane Zwecke verwendet).

Gott erwählte normale Sprachen

Gott hat sie zwar gewissermaßen »erwählt« und sich ihrer bedient, um sich uns Menschen zu offenbaren. Doch dadurch wurde ihr Sprachcharakter nicht verändert; sie funktionierten grundsätzlich exakt wie jede andere Sprache und erfordern daher auch denselben methodischen Umgang. So wenig wie Gottes Erwählung eines Davids, Daniels oder Petrus sie ihres normalen Menschseins beraubte, so wenig wurden diese Sprachen durch ihre »Erwählung« in eine Sonderkategorie gehoben (sie sind »heilige« Sprachen, insofern sie Gott in spezieller Weise dienten; sie blieben nichtsdestoweniger echte Sprachen!).[ 4 ]


3. Zu Baaders »DaBhar-Übersetzung«



Wer Baaders Übersetzung anhand des Originals oder auch anhand einer herkömmlichen Übersetzung durchgeht, wird bald merken, welchem grundsätzlichen Irrtum er verfallen ist: Er glaubt offenbar, Originaltreue sei nur durch möglichst große Formtreue gegeben. Um diese zu erreichen, setzt er eine extrem konkordante Übersetzungstechnik ein, die grundsätzlich jedes Wort des Originals durch ein einziges Wort der Zielsprache wiedergeben möchte.

Baaders Ansatz verfälscht inhaltlich

Da dies wegen der oben erwähnten vielfältigen Strukturunterschiede zwischen allen Einzelsprachen der Welt sowie der äußerst verbreiteten Mehrdeutigkeit sprachlicher Ausdrucksmittel auf allen Sprachebenen (Laut, Wort, Satz, Text) naturgemäß niemals gelingen kann, versucht er dies dann aber dadurch zu erzwingen, daß er Grammatik und Wortschatz der Zielsprache, sprich in unserem Fall Deutsch, seinen Vorstellungen gemäß verändert. Ergebnis: formal ist er zwar in gewisser Weise ziemlich nahe beim Original geblieben[ 5 ] - dies jedoch auf Kosten nicht nur der Verständlichkeit[ 6 ], sondern auch der Originaltreue im einzig legitimen Sinne von optimaler inhaltlicher Übereinstimmung zwischen Übersetzung und Original.

Inhaltlich Verfälschendes läßt sich bei Baaders Ansatz auf verschiedenen Ebenen der Sprache feststellen:

1. Wortbedeutungsebene: Das Bemühen einerseits um konkordante Wiedergabe (s.o.) und andererseits um etymologische Genauigkeit[ 7 ] verführt ihn dazu, nicht nur - wie erwähnt - völlig undeutsch zu übersetzen (z.B. »salbhütten« für »salben« in Ruth 3,3), sondern das Bedeutungsgepräge mancher Grundtextwörter durch inhaltliche Verkürzung (z.B. »äonisch« [lediglich einen »Äon« dauernd] statt [wie es sprachwissenschaftlich eindeutig ist] »ewig« z.B. in 2. Petrus 1,11 und Hebräer 6,2) oder Entstellung (z.B. das erwähnte »Herabwurf des Kosmos« von Epheser 1,4, das im deutschen eine negative Nuance [die des Zerstörens] bekommt) zu verändern.

2. Wortformenebene: Hebräische Wortformen, die eindeutig einen Wunsch bzw. einen indirekten Befehl ausdrücken, übersetzt Baader als Gegenwart, offenbar weil sie äußerlich z.T. bestimmten Formen ähnlichen sehen, die häufig die Gegenwart bezeichnen (so steht in 1. Mose 1,3 »Es wird Licht« statt »Es werde Licht«).

3. Satzbauebene: Ein Beispiel für eine Entstellung (Ruth 2,10): »Weshalb 'finde ich Gnade in deinen Augen mich zu kennen '... « statt »... daß du (!) mich kennst (= dich um mich kümmerst) ...«.

Diese Übersetzung verkürzt und entstellt auf Schritt und Tritt.

Dies eine kleine Auswahl von fast endlos vielen Beispielen, die zeigen, daß diese Übersetzung weder originalgetreu (sie verkürzt und entstellt auf Schritt und Tritt) noch verständlich ist (sie benutzt eine vom Übersetzer selbst erschaffene Kunstsprache).

Sie ist weder originalgetreu noch verständlich

Theologisch in einem gewissen Sinne gefährlich ist sie insofern, als sie immer wieder im Grundtext eindeutige Aussagen durch die verkürzende Behandlung mancher Wort- und Satzinhalte mehrdeutig bzw. vage macht (z.B. das »ewige« wird zu einem »äonischen« [zeitlich begrenzten] Gericht) und damit eigenwilligen (fremde Inhalte in den Text hineinlegenden) Deutungen Tür und Tor öffnet, gleichzeitig aber beansprucht, den Leser auf diese Weise am nächsten an das Original heranzuführen.



4. Empfehlenswerte Übersetzungen[ 8 ]



Wem daran gelegen ist, den von Gott im Original vermittelten Inhalt in einer Übersetzung tatsächlich möglichst unverfälscht wiederzufinden, der ist mit der Dabhar-Übersetzung und ähnlich konzipierten - der konkordanten Übersetzungstechnik verschriebenen - Versuchen (einschließlich der Interlinearübersetzungen[ 9 ]) schlecht beraten. Er sollte zu Übersetzungen greifen, die diesen Namen verdienen.

Auch Interlinearübersetzungen beraten schlecht

Zu diesen zählen neben der bewährten Luther-Bibel (Luther 84; wegen der altertümlichen Sprache aber nicht optimal verständlich): Menge (aus philologischer Sicht besonders zu empfehlen [Menge war ein führender - bibelgläubiger! - Altphilologe]; trotz des an der letzten Jahrhundertwende orientierten Sprachstils recht gut verständlich), Schlachter (die Verständlichkeit ist durch die z.T. veralteten Ausdrucksweise nicht wesentlichbeeinträchtigt), revidierte Elberfelder (wegen der Betonung der Formtreue läßt die Verständlichkeit nicht selten zu wünschen übrig), Neue Genfer Übersetzung (die bisher erschienenen Lieferungen decken den größeren Teil des Neuen Testaments ab - diese »kommunikative« Übersetzung[ 10 ] aus bibeltreuer Hand ist nach meinem Dafürhalten die beste deutschsprachige Bibelübersetzung), Albrecht (NT und Psalmen vorhanden; gut verständlich; einzelne Stellen werden aber etwas eigenwillig gedeutet), Bruns (ganze Bibel; gut verständliche Sprache; gelegentlich theologisch fragwürdige Erklärungen im Kleindruck), Einheitsübersetzung (sehr gute Übersetzung; aber bedenklich wegen der zahlreichen bibelkritischen Anmerkungen und wegen der römisch-katholischen Vermischung von kanonischen und apokryphen Büchern im Alten Testament), Gute Nachricht Bibel (Ausgabe 1997; die führende »kommunikative« Übersetzung; in Sachen Verständlichkeit kaum zu übertreffen; auch im Blick auf Originaltreue bis auf eine relativ kleine Zahl von liberal geprägten Stellen gut; für das kapitel- und buchweise Lesen sehr zu empfehlen; sollte aber für ein gründliches Bibelstudium [vor allem für Details des Wortlautes] durch eine formgetreuere Übersetzung wie Schlachter oder Elberfelder ergänzt werden),

Hoffnung für alle (besonders gut verständlich [im NT m.E. aber unnötig frei formuliert]: ohne bibelkritische Einflüsse). Am besten verwendet man aber eine Kombination von mehreren der genannten Übersetzungen (in Fällen, in denen diese inhaltlich übereinstimmen, kann man davon ausgehen, daß der Originalsinn vorliegt; wenn sie inhaltlich auseinandergehen, ist anzunehmen, daß das Original an der fraglichen Stelle textlich, sprachlich bzw. auslegerisch nicht so eindeutig ist, wie wir uns dies eigentlich wünschten, und daß sich diese Stelle somit als Grundlage für ein Argument bzw. eine Lehre wenig gut eignet [es gibt genug eindeutige Stellen; man werte diese zuerst einmal aus]). [ 1 ] Die »DaBhar-Übersetzung« (vollständiger Titel: Die Geschriebene, bestehend aus Die Geschriebene des Alten Bundes - DaBhar-Übersetzung aus dem Masoretischen Text und Die Geschriebene des Neuen Bundes - DaBhar-Übersetzung aus dem Codex Sinaiticus, zunächst in Einzellieferungen, seit 1989/90 als Gesamtausgabe in zwei Bänden, seit 1992/93 auch drei Begleitbände mit verschiedenen Konkordanzen im Eigenverlag erhältlich) ist das Werk von F. H. Baader (75328 Schömberg). Besonderheit dieser Übersetzung ist ein bisher wohl unübertroffenes Bemühen um eine größtmögliche Formnähe zum Original..

[ 2 ] Vgl. etwa David Crystal, Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache (Frankfurt: Campus, 1993/95), Seiten 344ff, oder Theodor Lewandowski, Linguistisches Wörterbuch, 3 Bände (Heidelberg: Quelle & Meyer, neueste Auflage), Stichwort »Übersetzung«.

[ 3 ] Eine fachlich hervorragende, allgemeinverständliche Kurzdarstellung zu den wichtigsten Punkten findet sich in Gute Nachricht Bibel (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 1997), Seiten 346f des NT-Teils.

[ 4 ] Das Besondere, Unverwechselbare (»Heilige«) an der Bibel ist ihr Inhalt. Diesen gilt es möglichst unversehrt und verständlich in der Sprache derjenigen auszudrücken, für die die Übersetzung bestimmt ist. Daß der Inhalt und nicht die konkrete sprachliche Form von primärer Bedeutung ist, ergibt sich auch aus der Bibel selbst: im Neuen Testament werden alttestamentliche Stellen als Gottesworte nicht etwa im hebräischen oder aramäischen Original, sondern (meist) in der gängigen griechischen Übersetzung (der »Septuaginta«) zitiert, und zwar immer wieder auch dann, wenn sie in der Form recht erheblich vom »Urtext« abweicht.

[ 5 ] Müßte man - wenn man der Form des Originals einen dermaßen hohen Stellenwert einräumt - nicht konsequenterweise noch einen Schritt weiter gehen und eine vollständige, auch die Lautung mit einbeziehende formale Übereinstimmung anstreben, das heißt auf eine Übersetzung völlig verzichten und fordern, jedermann solle Hebräisch, Aramäisch und Griechisch lernen?

[ 6 ] Was soll ein deutschsprachiger »Normalsterblicher« z.B. mit dem Satz: »nicht in Zuaugnahmen habet das Treun unseres Herrn der Herrlichkeit JESuU'S ChRISTO'S.« (Jakobus 2,1), es sei denn, er lerne eine andere, nämlich die Baadersche Sprache? Und das ist es auch, was man tatsächlich von ihm erwartet (dazu sollen Anhang und Begleitbände verhelfen). Den dafür erforderlichen Aufwand an Zeit und Energie würde man m.E. aber besser in den Erwerb echter Grundsprachkenntnisse (etwa des Griechischen) investieren.

[ 7 ] Z.B. möchte er bei zusammengesetzten Grundtextwörtern die Bedeutung der Einzelteile auch im Deutschen zum Ausdruck bringen (ein Beispiel: das griechische Wort für »Grundlegung, Anfang« der Welt ist zusammengesetzt aus KATA, manchmal, aber auf keinen Fall immer, »hinab«, und BOLÄ, verwandt mit einem Verb, das häufig, aber beileibe nicht immer »werfen« bedeutet; Baader macht daraus - im Gegensatz zum eindeutig belegten Sinn - etwa in Epheser 1,4 »Herabwurf«).

[ 8 ] Die empfohlenen Übersetzungen wurden von folgenden Verlagen veröffentlicht (in alphabetischer Reihenfolge): Brockhaus Verlag Wuppertal: revidierte Elberfelder; Brunnen Verlag Gießen/Basel: Albrecht, Bruns, Hoffnung für alle; Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart: Gute Nachricht Bibel, Menge, Luther 84; Genfer Bibelgesellschaft: Neue Genfer Übersetzung, Schlachter; Katholische Bibelanstalt Stuttgart: Einheitsübersetzung.

[ 9 ] Diese lassen sich in bestimmten Bereichen sicher sinnvoll einsetzen (etwa beim Erschließen der grammatischen Struktur des »Urtextes« oder als [beliebtes, wenn auch umstrittenes] Hilfsmittel beim Erwerben bzw. Repetieren von Grundsprachkenntnissen). Doch an den Sinngehalt des Originals führen sie gerade durch ihre exzessive Formtreue nicht näher heran.

[ 10 ] Bei einer »kommunikativen« Übersetzung haben Sinntreue und Verständlichkeit grundsätzlich Priorität vor Formtreue (aus Sicht der Übersetzungswissenschaft im Normalfall eine Selbstverständlichkeit); dabei möchte man »sich an den Verstehensmöglichkeiten einer breitgestreuten Zielgruppe« orientieren (s. Gute Nachricht Bibel [Stuttgart], Seite 345 des NT-Teils).

Dr. Heinrich von Siebenthal promovierte 1980 (in Liverpool) nach einem Studium in den Bereichen Gräzistik, Hebraistik, Anglistik und Alte Geschichte an den Universitäten Zürich und Liverpool. Er ist Dozent für Biblische Sprachen und Textforschung an der FTA Gießen sowie Mitverfasser und -herausgeber verschiedener Werke zu den Grundsprachen der Bibel.

Anschrift: Espenstr. 5a, D-35428 Langgöns.



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#2
Benny84

Benny84

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1) Viele Menschen lassen sich in der Beurteilung von Unbekanntem schnell von wissenschaftlich dekorierten „Fachleuten“ leiten. Der geistliche Wachstum vieler Christen leidet außerdem darunter, dass sie sich zu gern von theologischen Würdenträgern führen lassen, statt sich eigenständig eine Position zu suchen und dazu zu stehen - mag sie auch außerhalb der traditionellen Ansichten liegen. Oft liegt es bei wissenschaftlich klingenden Aussagen dieser religiösen "Fachleute" aber an unrichtigen Prämissen und Denkansätzen, also persönlichen Meinungen, die zu falschen Ergebnissen führen.

Als exemplarischen Fall dafür und um gleichzeitig einige Fragen, die immer wieder gestellt werden, zu beantworten, wird im Rahmen einer Rezession eine Stellungnahme von Dr. Heinrich von Siebenthal zur konkordanten Übersetzungsmethodik im Allgemeinen und zur konkordanten Übersetzung nach Baader (DaBhar) im Speziellen analysiert. Siebenthal ist kein neutraler Sprachwissenschaftler, sondern Dozent an der staatlich nicht anerkannten Freien Theologischen Akademie (FTA) Gießen, die u.a. die Höllenlehre vertritt. Die Ausbildung wird von den großen Kirchen nicht anerkannt. Der vollständige Text findet sich hier. Textauszüge aus dem Pamphlet des Herrn Siebenthal sind rot unterlegt, die Kommentare grün.

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„[…] Die Zielsetzung der Baaderschen Übersetzung ist sicher zu begrüßen: Der Wortlaut der Heiligen Schrift als des unfehlbaren Gotteswortes soll möglichst genau erfaßt und vermittelt werden. Bewundernswert ist auch der enorme zeitliche und finanzielle Aufwand, der offensichtlich in die Erreichung dieses Zieles investiert worden ist und noch investiert wird. Dennoch ist dieses Werk aus sprach- bzw. übersetzungswissenschaftlicher Sicht eindeutig als negativ zu beurteilen. Baaders Programm muß als Irrweg, seine Übersetzung als nahezu wertlos, ja in einer gewissen Weise auch als theologisch gefährlich bezeichnet werden."

Hier verwendet Siebenthal den kleinen rhetorischen Trick, Bewunderung für eine Position vorzugeben, die man mit der nächsten Bemerkung sogleich umso schärfer verdammen darf. Siebenthal stellt das Urteil in scharfer Form („theologisch gefährlich, wertlos“) vorweg, um dem Leser gar nicht mehr die Möglichkeit zu geben, objektiv zu urteilen. Eine sachliche Auseinandersetzung ist jetzt schon nicht mehr zu erwarten. Ein objektiver Wissenschaftler hätte zuerst die Fakten und Sichtweisen sachlich gegeneinander gestellt und dann erst dann ein eigenes Fazit präsentiert.


„Eine Übersetzung irgendeines Textes von einer Sprache in eine andere darf dann als wirklich gelungen bezeichnet werden, wenn sie genau die Inhalte (nicht mehr und nicht weniger) vermittelt, die der Verfasser des Originals kommunizieren wollte (Erfordernis der Originaltreue), und zwar in einer Weise, die für den Sprecher der Zielsprache (sprachlich) mindestens so gut verständlich ist, wie es das Original für den Sprecher der Ausgangssprache war (Erfordernis der Verständlichkeit/Natürlichkeit).

Nun lassen sich zwar im Prinzip in jeder Sprache alle denkbaren Inhalte ausdrücken, so daß bei jeder Übersetzung Originaltreue im Prinzip (!) realisierbar ist. Mehr oder weniger große Unterschiede zwischen den einzelnen Sprachen gibt es hingegen im Bereich der Ausdrucksmittel, der Formen, die beim Vermitteln der Inhalte eingesetzt werden (Laute; Anzahl, Art, Form und Stellung der verwendeten Wörter; der Bau der einzelnen Sätze und die Art, wie diese zu Abschnitten und ganzen Texten verknüpft werden). Soll die Übersetzung bei aller Originaltreue auch verständlich sein, so geht es ohne mehr oder weniger drastische Veränderungen der formalen Struktur des Textes nicht ab. Selbstverständlich wird ein verantwortungsbewußter Übersetzer die Form des Originals nicht willkürlich verändern.“

Genau das wurde aber gemacht, wie ja diese Seiten an anderer Stelle deutlich aufzeigen. Die Kritik an herkömmliche Übersetzungen bezieht sich nicht auf die freiere Form, sondern dass die Inhalte bewiesenermaßen in herkömmlichen Bibelübersetzungen willkürlich verändert wurden (woran man erkennen kann, dass Form- und Inhaltstreue zusammenhängen). Genau deswegen wurde ja auch die konkordante Methode entwickelt. Siebenthal hätte nur dann Recht, wenn es Menschen geben würde, die Gottes Gedanken in der Gesamtheit kennen würden und denen bei der Interpretation des Originals keine Fehler passieren könnten. Dies ist aber keinem lebendem Menschen gegeben. Deswegen ist der freie Ansatz der Übersetzung im Fall der Bibel ein Irrweg. Die Richtigkeit des in einer anderen Sprache wiedergegebenen Inhalts hängt bei herkömmlichen Übersetzungen davon ab, ob der Übersetzer den Inhalt des Originals richtig erkannt hat, bzw. richtig erkennen konnte. Eine frei übersetzte Bibel ist immer eine Auslegung, die, da es eben eine menschlich fehlerbehaftete Meinungsäußerung ist, völlig falsch sein kann. Die konkordante Übersetzungstechnik dämmt diese Fehlerquelle ganz wesentlich ein. Siebenthal behandelt hier also gar nicht das Problem und müht sich gar nicht darum, die Intention zu verstehen und zu behandeln, die zur konkordanten Übersetzungstechnik geführt hat.


"Beherrschende Prinzipien sind stets die Erfordernisse der Originaltreue und der Verständlichkeit. Je nach Zielgruppe kann dabei die Umstrukturierung auch unterschiedlich stark ausfallen. Z.B. wird sich eine Übersetzung (etwa des [altmesopotamischen] Gilgamesch-Epos, der [altgriechischen] homerischen Epen oder der Werke eines Dante, Shakespeare oder Molière), die den Bedürfnissen eines Literaturwissenschaftlers gerecht werden möchte, zweifellos stärker an die Form des Originals anlehnen als eine, die für Nichtspezialisten bestimmt ist.

Die gesamte Ausarbeitung von Siebenthal krankt an der Prämisse, dass die Bibel genau so übersetzt werden müsse wie ein Roman, ein rein menschliches Werk mit oft ungenauem Sprachgebrauch. Dieser Wissenschafter kann offensichtlich nicht glauben, dass die Bibel ein davon abweichendes Buch ist, das auch eine besondere Behandlung verdient. Zudem verkürzt Siebenthal den konkordanten Übersetzungsansatz auf eine starke Formtreue. Bei konkordanten Übersetzungen geht es aber im Kern darum, gleiche Begriffe im Original nach Möglichkeit mit dem gleichen Begriff in der Zielsprache zu übersetzen, um die übliche Willkür einzuschränken. Es gibt konkordante Übersetzungen, die sich nicht so stark der Formtreue verpflichtet fühlen wie die DaBhar (z.B. das KNT).


"Diese allgemeinen Übersetzungsgrundsätze gelten prinzipiell gleichermaßen auch für den Umgang mit der Bibel. Wer Bibeltexte übersetzen will, muß die formale Struktur des biblischen Grundtextes - im Interesse von Originaltreue und Verständlichkeit - genauso verändern, wie dies ein Übersetzer außerbiblischer Texte tut. Dies hängt u.a. damit zusammen, daß die Grundsprachen der Bibel, Hebräisch, Aramäisch und Griechisch, im Prinzip ganz normale menschliche Sprachen sind (sie wurden auch für profane Zwecke verwendet). Gott hat sie zwar gewissermaßen »erwählt« und sich ihrer bedient, um sich uns Menschen zu offenbaren. Doch dadurch wurde ihr Sprachcharakter nicht verändert; sie funktionierten grundsätzlich exakt wie jede andere Sprache und erfordern daher auch denselben methodischen Umgang.

Was Siebenthal hier als gegeben ansieht, ist nicht der Fall. Natürlich entstammen die Grundsprachen der Bibel in der Grammatik und Semantik menschlichen Sprachen, dennoch ist die Bibel nicht wie jedes andere Buch der Welt entstanden, sondern sie nimmt eine herausragende, einzigartige Position ein. Hier war Gott selbst am Werk, »Alle Schrift ist gottgehaucht (2. Tim. 3:16)«. Wer überzeugt wurde, dass die uns persönlich ansprechenden Worte Jahwes reine sind, dass sie „Ausgeschmolzenes“, also Schlackenfreies darstellen und siebenfach gefiltert sind (Psalm 12:7), wird nicht mehr davon ausgehen, dass die Sprache genau so verwendet wurde wie in jedem anderen Buch und die Methoden der Übersetzung die dort richtig sein mögen, es auch im Fall der Bibel sind und daher „allgemeine Übersetzungsgrundsätze“ auch hier ohne Weiteres angewendet werden können.


"Wer Baaders Übersetzung anhand des Originals oder auch anhand einer herkömmlichen Übersetzung durchgeht, wird bald merken, welchem grundsätzlichen Irrtum er verfallen ist: Er glaubt offenbar, Originaltreue sei nur durch möglichst große Formtreue gegeben. Um diese zu erreichen, setzt er eine extrem konkordante Übersetzungstechnik ein, die grundsätzlich jedes Wort des Originals durch ein einziges Wort der Zielsprache wiedergeben möchte. Da dies wegen der oben erwähnten vielfältigen Strukturunterschiede zwischen allen Einzelsprachen der Welt sowie der äußerst verbreiteten Mehrdeutigkeit sprachlicher Ausdrucksmittel auf allen Sprachebenen (Laut, Wort, Satz, Text) naturgemäß niemals gelingen kann, …“

Es ist eine reine Annahme, dass die Begriffe der Bibel so mehrdeutig sind, dass die konkordante Übersetzungsmethode keinen Sinn mehr macht. Das mag für weltliche Bücher der Fall sein. Baader hat gezeigt, dass dem im Fall der Bibel nicht so ist. Der Beweis liegt ja vor und objektive Fehler (damit sind nicht Widersprüche zu alten Kirchendogmen gemeint!) aufgrund dieser Übersetzungstechnik konnte Herr Siebenthal nicht präsentieren. Fehler in herkömmlichen Übersetzungen, die auch den Inhalt grob entstellen, sind aber zuhauf festzustellen. Richtig ist zwar, dass insbesondere die DaBhar-Übersetzung eine sehr rohe Übersetzung ist, die dem Leser viel Denkarbeit aufbürdet. Baader steht aber auf dem Standpunkt, dass ernsthaften Christen diese Denkarbeit über Gottes Wort mehr Gewinn beschert als eine eingängige, aber inhaltlich falsche Übersetzung.


„… versucht er dies dann aber dadurch zu erzwingen, daß er Grammatik und Wortschatz der Zielsprache, sprich in unserem Fall Deutsch, seinen Vorstellungen gemäß verändert. Ergebnis: formal ist er zwar in gewisser Weise ziemlich nahe beim Original geblieben - dies jedoch auf Kosten nicht nur der Verständlichkeit, sondern auch der Originaltreue im einzig legitimen Sinne von optimaler inhaltlicher Übereinstimmung zwischen Übersetzung und Original.“

Die Frage ist doch hier, wie beurteilt wird, was inhaltlich optimal übereinstimmt, also originalgetreu ist. Richtig ist (und nur das meint Siebenthal), dass die Inhalte der traditionellen Übersetzungen mit einer objektiveren Übersetzungsmethode in Frage gestellt werden. Der wissenschaftliche Ansatz kann doch aber nicht sein, eine Übersetzungsmethode daran zu messen, ob das Ergebnis zu den Kirchendogmen passt, die zu den herkömmlichen Übersetzungen geführt haben. Ein derartiges Kriterium ist aus wissenschaftlicher Sicht völlig absurd und konnte nur zu dem Ergebnis führen, zu dem Siebenthal kommen wollte. Das wäre so, als wenn man ablehnt, dass die Erde sich dreht, weil sie ja eine Scheibe ist und das Wasser sonst weglaufen würde. Siebenthal schließt in seinen Annahmen schlicht und einfach aus, dass herkömmliche „theologische“ Theorien an der einen oder anderen Stelle nicht biblischen Ursprungs sind, was mit einem objektiveren Übersetzungsansatz nun ans Tageslicht kommt. Das ist aber nachweislich der Fall. Siebenthal argumentiert mit einem wissenschaftlich völlig untauglichen, sachfremden Kriterium.


„Inhaltlich Verfälschendes läßt sich bei Baaders Ansatz auf verschiedenen Ebenen der Sprache feststellen:

Wortbedeutungsebene: Das Bemühen einerseits um konkordante Wiedergabe (s.o.) und andererseits um etymologische Genauigkeit[ 7 ] verführt ihn dazu, nicht nur - wie erwähnt - völlig undeutsch zu übersetzen (z.B. »salbhütten« für »salben« in Ruth 3,3), sondern das Bedeutungsgepräge mancher Grundtextwörter durch inhaltliche Verkürzung (z.B. »äonisch« [lediglich einen »Äon« dauernd] statt [wie es sprachwissenschaftlich eindeutig ist] »ewig« z.B. in 2. Petrus 1,11 und Hebräer 6,2) „

Was Siebenthal hier unter sprachwissenschaftlicher Eindeutigkeit verstanden wissen will, ist reine theologische Auslegung. Gerade die willkürliche und fallweise Auslegung des griechischen Wortes „aionion“ mit „ewig“ statt „äonisch“ verstellt doch den Inhalt des Textes. Das äonische Königreich in 2. Petrus 1,11 ist ebenso zeitlich begrenzt (es ist zukünftig und hat ein Ende), wie das äonische Urteil (während der gleichen Zeit) in Hebräer 6,2. Die Meinung, dass dort statt dem Begriff des Grundtextes einfach ein anderer verwendet werden könne, entspringt unbiblischen theologischen Vorstellungen. Es hat aber hat keineswegs irgendetwas mit „Sprachwissenschaft“ zu tun, wenn vorgefasste Meinungen das Kriterium für die Qualtität einer Übersetzung sind, wie Siebenthal es hier darstellen möchte. Anders gesagt: Man kann eine Übersetzung nicht daran messen, ob sie mit einem Dogmensystem übereinstimmt, das Maßstab für die freie Übersetzungen war, mit der verglichen wird. Dieses Vorgehen ist wissenschaftlich absurd.

oder Entstellung (z.B. das erwähnte »Herabwurf des Kosmos« von Epheser 1,4, das im deutschen eine negative Nuance [die des Zerstörens] bekommt) zu verändern.

Richtig ist, dass der biblische Sprachgebrauch nicht immer den menschlichen Empfindungen entspricht. Das kann aber kein Kriterium für eine richtige Bibelübersetzung sein. Das gleiche „Herabwurf“ (Niederwurf) wird auch in Heb. 11:11 benutzt, als es um den Geburtsvorgang bei Sara geht (im Sinn von Niederkunft). Damit ist ein dynamischer Vorgang gemeint. Die negative Nuance, die Siebenthal hier ausmachen will, ist seine private Meinung und hätte sie auch bleiben sollen.

"Wortformenebene: Hebräische Wortformen, die eindeutig einen Wunsch bzw. einen indirekten Befehl ausdrücken, übersetzt Baader als Gegenwart, offenbar weil sie äußerlich z.T. bestimmten Formen ähnlichen sehen, die häufig die Gegenwart bezeichnen (so steht in 1. Mose 1,3 »Es wird Licht« statt »Es werde Licht«).
Satzbauebene: Ein Beispiel für eine Entstellung (Ruth 2,10): »Weshalb 'finde ich Gnade in deinen Augen mich zu kennen '... « statt »... daß du (!) mich kennst (= dich um mich kümmerst) ...«.

Beide „Beweise“ sind Meinungsbekundungen, theologische Interpretationen. Zudem behauptet Baader nicht, dass die DaBhar fehlerfrei ist. Schwerwiegende Fehler, die durch Fehlinterpretationen in herkömmlichen Übersetzungen enstanden sind, werden aber aufgrund des konkordanten Übersetzungsprinzips ausgeschlossen. Auch Siebenthal konnte nicht das Gegenteil belegen, womit er die Überlegenheit der Methode stützt.


„Diese Übersetzung verkürzt und entstellt auf Schritt und Tritt.“

Nein, sie löst die Verkrustung von jahrhunderte alten historisch aus anderen Religionen, Kulten und Philosophien enstandenen, "theologisch" verstellten Übersetzungen. Umgekehrt ist es also richtig: Sie rückt entstellte Bibelübersetzungen wieder zurecht und stößt deswegen natürlich bei den etablierten, religiösen Meinungsmachern auf teilweise erbitterten Widerstand.


„Dies eine kleine Auswahl von fast endlos vielen Beispielen, die zeigen, daß diese Übersetzung weder originalgetreu (sie verkürzt und entstellt auf Schritt und Tritt) noch verständlich ist (sie benutzt eine vom Übersetzer selbst erschaffene Kunstsprache). Theologisch in einem gewissen Sinne gefährlich ist sie insofern, als sie immer wieder im Grundtext eindeutige Aussagen durch die verkürzende Behandlung mancher Wort- und Satzinhalte mehrdeutig bzw. vage macht (z.B. das »ewige« wird zu einem »äonischen« [zeitlich begrenzten] Gericht) …“

Mit dieser Aussage disqualifiziert und entlarvt sich Siebenthal völlig. Gerade die herkömmliche „Übersetzungstechnik“ lässt doch Begriffe mehrdeutig und vage werden. Luther übersetzte "aion" 37mal mit "Welt". 75mal benutzte er "Ewigkeit"/ "ewig"/"ewiglich", jeweils 1mal "Lauf", "vorzeiten" und "Zeit". Das ist doch vage und mehrdeutig! Diese von der Religion gewollte Mehrdeutigkeit (die sogar dann in Wörterbüchern dokumentiert wurde), schafft nun die Möglichkeit, den Grundtext so zu deuten, wie es dem Übersetzer gerade gefällt. So werden äonische Gerichte Gottes kurzerhand zu einer unaufhörichen, sinnlosen Quälerei eines unbarmherzigen Gottes umgedeutet, statt zumindest auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass hier aufgrund der selbst erfundenen Mehrdeutigkeit ebenso gut ein zeitlich begrenztes Ausrichten auf Gott gemeint sein könnte. Verschwiegen wird auch, dass nur das auch in den Kontext der Bibel paßt, der von Gerichten gemäß der Werke spricht (Matth. 16:27; Rö. 2:6; 2. Tim. 4:14; Offb. 20:12 usw.). Ein unendlich langes Quälen wäre dagegen nicht verhältnismäßig. Somit steht die Irrlehre der "ewigen" Verdammnis auf den tönernen Füßen einer äußerst fragwürdigen, willkürlichen Bibelauslegung, die unter dem Deckmantel einer Bibelübersetzung unter die Menschen gebracht wird. Diese Lehre wird von Mikroversöhnern vertreten (d.h. Gott versöhnt sich nur mit wenigen Menschen, die eine religiöse Vorleistung erbracht haben, wie z.B. eine Entscheidung für Gott oder die Wassertaufe). Damit wird die biblische Lehre der Allaussöhnung abgeleht (d.h. Gott wird sich mit allen seinen Geschöpfen aussöhnen, was das Ziel Seines Heilsplans ist, z.B. 1. Kor. 15:20-28; Kol. 1:20; 1.Tim. 2:4, etc.).


Was Siebenthal, als offensichtlich überzeugtem Mikroversöhner nicht gefällt, sind allein die Aussagen, die eine gute Übersetzung macht. Sie gefallen ihm theologisch nicht und müssen daher seiner Meinung nach falsch sein. Soll das etwa wissenschaftlich sein??

Nein, der einzige Weg der Bibelübersetzung kann nur sein, sich von vorgefassten Kirchendogmen und der vielen Einflüssen unterliegenden, oft nicht mehr logischen Entwicklung einer Sprache frei zu machen. Der Begriffsinhalt eines Grundtextwortes muss in der Bibel selbst gesucht werden. Die Verwendung von Sprache in der Bibel ist wesentlich exakter und logischer als im Alltag. Das Sammelsurium von Entsprechungen in Wörterbüchern, die auch nur für einen bestimmten Zeitpunkt aktuell sind, kann daher kein Maßstab sein. Der Begriffsinhalt eines Grundtextwortes kann dann erst als gefunden und biblisch legitimiert gelten, wenn die deutsche Übersetzung an allen Stellen in die Logik des jeweiligen Satzes des Grundtextes paßt. Zweite Bedingung ist, dass die deutsche Übersetzung des Wortes nicht bereits für ein anderes Grundtextwort (mit anderer Wortwurzel) verwendet ist.


„ […] und damit eigenwilligen (fremde Inhalte in den Text hineinlegenden) Deutungen Tür und Tor öffnet, gleichzeitig aber beansprucht, den Leser auf diese Weise am nächsten an das Original heranzuführen.“

Ob Siebenthal noch nie die Idee gekommen ist, dass ja gerade mit der freien Übersetzungstechnik fremde Inhalte in die Bibel problemlos hinein gelegt werden konnten? Welche Übersetzungsmethode bietet denn mehr Interpretationsspielraum, eine konkordante oder eine freie Übersetzung? Eigenwilligen Deutungen öffnet doch nur die herkömmliche freie Übersetzung Tür und Tor! Es ist objektiv gesehen genau anders herum, als es Siebenthal darstellen möchte.

Auch hier wird wieder deutlich, dass Siebenthal in diesem Pamphlet nicht wissenschaftlich gearbeitet hat, sondern dass er in polemischer Art und Weise eine bestimmte "theologische" aber offensichtlich unbiblische Position unterstützen wollte.
Es ging ihm also nicht um (sprach-)wissenschaftliche Überlegungen.
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#3
1Joh1V9

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Die konkordante Übersetzung bietet definitiv mehr Spielraum für irre Phantasien und falsche Auslegungen, insbesondere durch Laien. Ich hab mal in der Dabhar geblättert, und fand sie einfach furchtbar zu lesen.

Mögen die Wissenschaftler sich drum streiten, wie gut die Dabhar oder allgemein konkordante Übersetzungen für theologische Zwecke sind. Eine Bibel für die Menschen ist die Dabhar aber ganz sicher nicht.
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#4
Benny84

Benny84

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Hallo 1.Joh.

Deine Aussage verstehe ich nicht:

"Die konkordante Übersetzung bietet definitiv mehr Spielraum für irre Phantasien und falsche Auslegungen, insbesondere durch Laien. Ich hab mal in der Dabhar geblättert, und fand sie einfach furchtbar zu lesen."

Irre Phantasien und falsche Auslegungen entstehen gerade dort, wo man willkürlich übersetzt. Würde man z.B. das griechische Wort "aion" einfach mit Äon/Zeitalter übersetzen (so wie es die Konkordanten tun) - und zwar an jeder Stelle - so könnten selbst Laien die Bibel vernünftig lesen und auch verstehen.
Die Elberfelder übersetzt "aion" in Hebr 1 mit Welt, in Off 22 mit Ewigkeit und in vielen anderen Stellen mit Zeitalter. 3 verschiedene Bedeutungen für ein einziges Wort.
Die konkordante Übersetzung gibt kaum Spielraum, während die meisten Übersetzungen schon eine gewisse Theologie insich haben, die man an vielen Stellen schon als "falsche Auslegung" getrost bezeichnen kann.

mfg

Benny
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