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Der Einfluss von „Wort und Geist“ bei den Jesus Freaks


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Rolf

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Der Einfluss von „Wort und Geist“ bei den Jesus Freaks







Zu Konflikten und Kontroversen innerhalb der Jesus-Freak-Bewegung führte auch der Einfluss, den die charismatische Bewegung „Wort und Geist“ um Helmut Bauer hatte. Nachdem viele „Wort und Geist“ zunächst offen und interessiert gegenüberstanden, wuchs mit deren offensichtlich zunehmender Radikalisierung die Skepsis unter einem Großteil der Jesus Freaks. Der Leitungskreis der Jesus Freaks verfasste offenbar schon um das Jahr 2006 herum eine erste warnende Stellungnahme11; dennoch wechselten neben Einzelpersonen mehrere Leiter, darunter mit Taade Voß (inzwischen Leiter „Wort und Geist“ Nürnberg) und Patrick Preneux auch zwei Mitglieder des JFI-Leitungskreises, zu der neuen Bewegung und mit ihnen Gemeindeglieder oder sogar ihre gesamten Gemeinden.12

Die Jesus Freaks distanzieren sich heute klar von „Wort und Geist“ als sektiererischer Gruppe; sie kritisieren die Mittelpunktstellung des Menschen statt Gottes und die immer weitere Loslösung der Lehre von biblischen Grundlagen. Inzwischen bemühen sich die Jesus Freaks auch um eine Aufarbeitung der verursachten Spaltungen. Dazu gehört die Diskussion darüber, welche eigenen Problemlagen es ermöglicht haben, dass „Wort und Geist“ auf viele Mitglieder eine solche Anziehungskraft ausüben konnte.

Selbstkritisch wird in der Jesus-Freak-Zeitschrift „Der kranke Bote“ die „Unfähigkeit zur Selbstreflexion“ angemerkt, die gerade unter den Jesus Freaks mit ihrem hohen Anteil jüngerer Menschen und ihrer „Ausrichtung auf die unteren Schichten“13 verbreitet sei. Eine gestörte Beziehung zu sich selbst behindere die Ausbildung eines reifen Glaubens und erhöhe die Anfälligkeit für Lehren wie die von „Wort und Geist“, die die Überwindung des eigenen Geistes als Ideal setzen. Auch für Leiter, die an eigener Unreife oder an der Unreife ihrer Gruppe leiden, biete „Wort und Geist“ mit „ihrem Leiterkult“ ein „Paradies“.14 Begegnet werden müsse der Problematik durch die Förderung von Mündigkeit und Kritikfähigkeit.

In einem anderen Artikel warnt „Storch“, langjähriges Mitglied des JFI-Leitungskreises, vor mangelnder Bibelkenntnis, die dazu führe, dass „Übernatürliches“15 vorschnell als Wirken des Heiligen Geistes gesehen werde. Charismatiker, zu denen sich auch weite Teile der Jesus Freaks zählen, und Menschen, „die mit einer Sehnsucht leben“, seien anfälliger für „Verführung“16 und sollten zur Unterscheidung, was tatsächlich Gottes Wirken sei, die Lehre eines geistigen Führers und ihre Konsequenzen sorgfältig mit den Lehren der Bibel abgleichen.

Zu den Mitgliedern, die zu „Wort und Geist“ gewechselt sind, gibt es teils noch freundschaftlichen Kontakt, teils ist die Entfremdung enorm. Bei vielen Jesus Freaks herrschen Enttäuschung und Wut über die Gemeindespaltungen vor, dem wieder andere mit Bemühungen um Vergebung begegnen. Die in den vergangenen Jahren erfolgte Neustrukturierung der Bewegung soll auch der Vorbeugung solcher Einflussnahme von außen dienen.

Jesus-Freak-Konzil

Als Reaktion auf die Probleme innerhalb der Bewegung kam die Idee eines Konzils auf. Mit der Bezeichnung wollte man mit Verweis auf die Reformkraft des Zweiten Vatikanischen Konzils bewusst an kirchenhistorische Traditionen anknüpfen.17 Nach Informationsarbeit und Vortreffen auf Regionalebene fand vom 17. bis 21. Mai 2007 das Konzil mit 130 Teilnehmern statt. Dabei ging es um Fragen nach Ziel und Vision der Bewegung ebenso wie um die Umgestaltung von Organisations- und Leitungsstrukturen.18 Die in Arbeitsgruppen entstandenen Protokolle19 wurden anschließend von gewählten Vertretern in einem zweiten Arbeitsprozess, der einen Zwischenbericht mit Diskussion auf dem Freakstock, dem großen Festival der Jesus Freaks, einschloss, zu einer Charta zusammengefasst.20 Die Charta enthält ein Glaubensbekenntnis, das erste dieser Art der Jesus Freaks, sowie eine Darstellung grundlegender Werte und der neuen Organisationsstruktur.

Das Glaubensbekenntnis enthält – mit dem Bekenntnis zu Gott als Schöpfer, Jesus als Sühneopfer, der direkten Erfahrbarkeit Gottes für den Menschen – die gemeinsamen Glaubensinhalte der verschiedenen protestantischen Denominationen. Ausdrücklich wird auch auf die Einheit der Christen im Leib Christi und auf die Kirche als „sichtbarer Ausdruck dieses Leibes in der Welt“ hingewiesen.

Unter dem Stichwort „Vision & Werte“ finden sich Elemente des 6-Punkte-Plans wieder. Anstatt von einer „Gang“ ist jetzt von einer „Familie, Gang, Bewegung“ die Rede, zu der jeder durch freie Entscheidung gehören könne. Die Schlagworte „laut und schrill“ sind ersetzt durch „hot and spicy“, in Anspielung auf Verse im Neuen Testament (Offb 3,15; Luk 12,49; Matth 5,13), und ihr Anspruch ist deutlich abgewandelt: „Wir wollen durch unser Leben Hinweis auf Jesus sein, mal provokant, mal leise, aber immer radikal in Gott gegründet und authentisch.“ Jugendsprachliche Ausdrücke sind nicht mehr vermehrt zu finden, und die Ziele der Bewegung sind weit weniger offensiv formuliert: „Wir wollen diese Welt aktiv mitgestalten, voneinander und von anderen lernen, protestieren wo nötig und helfen wo möglich. Als Jesus Freaks wollen wir so leben, wie Jesus es vorgelebt hat, zu den Menschen hingehen und für sie da sein, ungeachtet ihrer gesellschaftlichen Hintergründe.“ Neben dem missionarischen Ziel, das in der ursprünglichen Fassung des Plans den größten Stellenwert einnahm, bekennt man sich in der Charta zum Einsatz für die Wahrung von „Würde und Gleichberechtigung aller Menschen ... unabhängig von Bildung, Geschlecht, Religion, (ethnischer) Herkunft, ([sub-]kultureller) Prägung und finanziellen Möglichkeiten u.v.m.“.

Da das Thema Leitung, auch im Zusammenhang mit dem Einfluss von „Wort und Geist“, im Vorfeld sehr kontrovers diskutiert worden war, nimmt es in der Charta viel Raum ein. Es wird zu einer gleichwertigen Geschlechterrepräsentation in Leitungspositionen aufgerufen und ein Leitungsverständnis formuliert, das auf der Zustimmung der Geleiteten zur Leitung gründet. Leiter sollen bezüglich ihrer eigenen Lebensführung glaubwürdig sein und Kritikfähigkeit zeigen: „Das höhere Maß an Verantwortung verlangt ein höheres Maß an Transparenz und Kommunikation bei Leitern. Leiter sind bereit, ihr eigenes Leben dauerhaft zu reflektieren und stellen sich der Beurteilung von außen.“ Betont wird außerdem die Wichtigkeit, als Leiter nicht die eigene Belastungsgrenze zu überschreiten.

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