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Neues Magazin „mindart“ für Spiritualität


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Neues Magazin „mindart“ für Spiritualität Nicht entspannt-esoterisch, sondern wie gedruckte Gehirnwäsche

11.10.2014


von Tatjana Kerschbaumer



„mindart“, das am 15. Oktober erstmals auf den Markt kommt, ist ein
neues Magazin für Selbstverbesserer und Weltverbesserer. Da wird
Fleischkonsum schon mal mit Hexenverbrennung verglichen.

„Wie verteidigst du dich gegen deine eigene Schönheit?“ Tja. Das kann
man sich durchaus fragen – obwohl sich sicher eher wenige Bundesbürger
mit dieser teifgreifenden Problematik befassen. Das Magazin „mindart“,
das am 15. Oktober mit seiner ersten Ausgabe auf den Markt kommt, tut
es. Beziehungsweise: Chefredakteur Nicolas Flessa stellt diese
Interview-Frage der Schauspielerin und Ewig-Junggebliebenen Christine
Kaufmann. Kaufmann, die sich mit halsbrecherischen Verrenkungen durch
das Layout räkelt, erklärt Flessa außerdem, dass der unschöne Vorgang
des Alterns vor allem auf einen „Mangel an Berührung“ zurückzuführen
sei.

Nebenan schaltet sie deshalb quasi vorbeugend eine Anzeige: Für ihr
neues, Buch und DVD gewordenes „Verjüngungsprogramm“. „So kann ich mich jederzeit neu erfinden!“

„mindart“, so steht es auf dem Cover, „schafft Bewusstsein für die Welt
von morgen“. Die Rubriken des Magazins heißen „Zwischen Himmel und
Erde“, „Quellen der Inspiration“, „Bytes und Blüten“. An „mindart“, das
ist klar, ist kein „Spiegel“ verloren gegangen. Nicht einmal eine
„Brigitte“. Das ist auch nicht geplant. „mindart“ ist eine hochwertig
gestaltete Publikation für spirituell Interessierte. Richtet man sich
nach den in der ersten Ausgabe behandelten Themen: Vor allem für
Yoga-Praktizierende und Veganer. Für Astrologie-Anhänger und
Parapsychologie-Gläubige. Nicht jedermanns Fall, ein Nischenprodukt,
sicher. Aber: Warum eigentlich nicht? Jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Hochgefährlicher Irrsinn

Das Problem ist nur: „mindart“ kommt streckenweise nicht
entspannt-esoterisch daher, sondern wie gedruckte Gehirnwäsche. Zum
Beispiel wenn Ruediger Dahlke auf sechs Seiten Fleisch und Milchprodukte
regelrecht verdammen darf, um anschließend „Pseudo-Argumente gegen
Vegan“ zu entkräften: Da wird Fleischkonsum schon einmal wortwörtlich
mit der inquisitorischen Hexenverbrennung verglichen. Dahlke ist zwar
promovierter Mediziner mit breiter Fanbase, aber durchaus umstritten. Er
propagiert auch, dass Krebspatienten keine festen Mahlzeiten zu sich
nehmen, sondern auf „Lichtnahrung“ umsteigen sollen. Kollegen
brandmarken seine Ansichten als „hochgefährlichen Irrsinn“.

Dass Leser von „mindart“ nicht alle Inhalte für bare Münze nehmen
sollten, ergibt sich schon durch das Unternehmen, das hinter dem Magazin
steht. Es ist ein Produkt der Adviqo AG, deren drei Hauptgesellschafter
Risikokapitalfonds sind. Adviqo gibt auf seiner Homepage an, sich
speziell an Frauen zu richten. Zum Angebot der AG gehören unter anderem
auch „astroTV“ sowie das Lebensberatungsportal „questico“. Jetzt also
„mindart“. Adviqo AG-Vorstand Klaus Lechner – im Übrigen ein knallhart
gelernter BWLer, der früher in der Mobilfunkbranche arbeitete – fungiert
als Herausgeber. Für alle Angebote der AG gilt übrigens: (Vom Kunden
werden) „kostenpflichtige Dienste in Anspruch genommen, deren Grundlagen
und Wirkungen nach den Erkenntnissen der Wissenschaft und Technik nicht
immer erweislich sind, sondern nur einer inneren Überzeugung, einem
dahingehenden Glauben oder einer irrationalen, für Dritte nicht
nachvollziehbaren Haltung (...) entsprechen können.“ So steht es auf der
Firmenhomepage.

Fragebogen zur Selbstliebe

Kostenpflichtig bedeutet im Fall von „mindart“ sechs Euro neunzig für
130 Seiten. Ein Fragebogen zur Selbstliebe, eine Kolumne über „innere
Erneuerung“ und eine Nahtod-Abhandlung sind inklusive. Das Halbseidene
überdeckt leider auch die wenigen interessanten, da handfesten Themen:
Ein Interview mit Pierre Baigorry, besser bekannt als Peter Fox, über
mutigere Politik. Zwei Reportagen: Eine über eine blinde Reitlehrerin;
die andere über Erlebnisse einer Frau, die allein durch den Iran reist.
Schön. Doch zu wenig, zu kurz. Das Seriöse verschwindet in einem Strudel
aus veganem Sternenstaub.

Für die nächste Ausgabe der „mindart“, die im Dezember erscheinen soll,
sind unter anderem Interviews mit dem Liedermacher und Komponisten
Konstantin Wecker sowie dem Grünen-Politiker Cem Özdemir angekündigt.
Vielleicht sieht man Wecker und Özdemir ja bald auch bei „astroTV“.

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