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Okkulte Deutungen schaden oft den Ratsuchenden


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Rolf

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Schwerwiegende Fehldiagnosen






Okkulte Deutungen schaden oft den Ratsuchenden






An den Beatenberger Studientagen des Seminars für biblische Theologie warnte der Facharzt für Psychiatrie, Samuel Pfeifer, vor falschen Verknüpfungen in der Seelsorge.

Wir werden seelisch schwachen Menschen, die uns in der Seelsorge aufsuchen, kaum gerecht, wenn wir ihre Störung als dämonisch bezeichnen. Auch nicht, wenn die Betroffenen selber meinen, okkult belastet zu sein. Oft sind es Menschen, die bereits jahrelang leiden. Sie haben viele «Freibetungen» hinter sich. Und die Schwierigkeiten sind trotzdem geblieben.

Wie verbreitet in der Laienseelsorge falsche Diagnosen gestellt werden, geht aus einer Untersuchung hervor, die Pfeifer an über 300 Patienten durchführte: Bei einem Krankheitsbild, das auf Schizophrenie hindeutet, haben über 55% der Seelsorger auf eine dämonische Ursache getippt, und 40% der Patienten haben ein Befreiungsritual erlebt. Ähnlich fiel das Ergebnis bei starken Ängsten aus.

Ein weltweites Phänomen – auch im Islam

Menschen mit ungewöhnlichem Verhalten werden im islamischen Kontext zum Imam gebracht. Nach der Diagnose, dass ein Djinn (böser Geist im Islam) ihn beherrscht, kommt es zum Befreiungsgebet. Mit Hilfe von Koranversen wird der Djinn vertrieben. Ein Amulett, das mit Suren beschriftet ist, schützt den Betroffenen vor weiteren Attacken des Djinn. Der Grund für die Besessenheit liegt dabei letztlich beim Kranken. Er hat Gebote des Islams übertreten, er hat zum Beispiel Alkohol getrunken. Entsprechende Videos sind auf islamischen Homepages zu finden.

Im Hinduismus hat man sich dagegen eher an einer heiligen Kuh versündigt. Dies führt dann zum okkulten Phänomen. In transkulturellen Studien findet sich derselbe Verlauf weltweit: seelische Not, Diagnose okkult belastet aufgrund von Fehlverhalten oder Flüchen. Darauf folgen ein Befreiungsritual und der Dank an die zuständigen Götter.

Auch nach dem Verständnis vieler christlicher Seelsorger, die mit dem Konzept der okkulten Bindungen arbeiten, führt persönliche Schuld oder die der Vorfahren zur dämonischen Belastung und zu den damit verbundenen psychischen Störungen. Letztlich heisst das: Wer ein Problem hat, ist selber schuld. Die Geschichten von Hiob und vom blind Geborenen (Die Bibel, Johannes-Evangelium, Kapitel 10) warnen uns dagegen vor diesem gefährlichen Kurzschluss.

Extreme Beispiele mit okkultem Hintergrund

Dennoch beschreibt die Bibel Ereignisse, die mit Dämonie in Verbindung gebracht werden. So zum Beispiel den Gerasener in Markus, Kapitel 5. Doch selbst da ist kein Zusammenhang zwischen dem okkulten Phänomen und Schuld beschrieben. Jesus macht keine solchen Andeutungen – es gibt keinen solchen theologischen Überbau.

Ferner findet sich in der Bibel keine Anweisung, wie ein Befreiungsritual erfolgen sollte. Auch bei Paulus nicht, als er bei seinen Problemen in 2. Kor. 12 beklagt, dass ein Engel Satans ihn schlage. Die zielführende Hilfe ist nicht im Kampf gegen finstere Mächte zu finden, sondern bei Jesus Christus: In 2. Kor 12,9 zitiert Paulus eine persönliche Offenbarung von Christus: «Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit.» Und dies bedeutet für ihn: «Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt.»

Die extremen Auswüchse falschen Verhaltens sind nicht das Thema der westeuropäischen Durchschnittsbevölkerung. Sie finden da statt, wo die Besessenheit mit Macht, Gewalt und Sex systematisch Menschen zerstört: Wo Menschhändler junge Mädchen aus dem Osten zu Sexarbeiterinnen versklaven, wo Knaben zu Kriegssoldaten erzogen werden, wo Geld in Milliardenhöhe in die eigene Tasche geschleust wird. Direkte okkulte Phänomene finden sich in den animistischen Kulten, wo oft durch Rituale und Tänze bewusst eine Besessenheit erzeugt wird.

Ein Fazit aus Pfeifers Darlegungen lautet daher: Machen wir es uns nicht zu einfach mit einer okkulten Deutung, indem wir den Leidenden noch die Angst vor dämonischen Belastungen aufbürden! Was es braucht, sind Seelsorger und Seelsorgerinnen, die ihre eigenen Grenzen erkennen, die mit ihren Gemeinden bereit sind, Nöte im Erbarmen mitzutragen und Geduld zu haben.

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