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"Sein wunderbares Leben heute"


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Rolf

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"Sein wunderbares Leben heute"




Allein Gott die Ehre?




Eine typische erste Begegnung mit einem Anhänger von "Sein wunderbares Leben heute" Schaffranek-Heftchen könnte auf einer christlichen Großveranstaltung stattfinden. Im Eingang steht jemand, der kleine Schriften wie die unten abgebildete verteilt (größere Darstellung durch Anklicken). Diese Hefte, Abschriften von Vorträgen, die Horst Schaffranek gehalten hat, tauchen auch sonst regelmäßig im Zusammenhang mit der Gruppierung auf. Oder jemand meldet sich bei einer Evangelisation lautstark zu Wort, wenn gerade Menschen neu mit Gott anfangen wollen (so erlebt bei ProChrist 93 in Essen). Oder jemand mischt sich "inkognito" in eine Studentenveranstaltung der Evangelischen Allianz, um am Ende einige vorbereitete Materialien des "weitgereisten Evangelisten Horst Schaffranek" zu verteilen. Oder, in einem charismatischen Gottesdienst, hat jemand auf einmal besondere "Eindrücke" vom Herrn...

Typisch ist ein recht konfrontierend-aggressives Auftreten gegenüber bestehenden Kirchen und Gemeinden, wie es auch im Titel der obigen Publikation anklingt. Weitere Heftchen tragen Titel wie "Das Wrack, das sich Gemeinde nennt" oder"Wider die Flickwerkgemeindemärchen". Offenkundig besteht ein starkes Elitebewußtsein, daß man selbst auf den Pfaden des Herrn wandelt und die absolut richtige Gemeindelehre verkündet.


Die Gemeindelehre

ist offenkundig ein zentraler Punkt in der Lehre dieser Gruppierung. Es hat an jedem Ort nur eine einzige Gemeinde ("Ortsgemeinde") zu geben. Die Aufteilung in verschiedene Denominationen ist das zentrale Übel, das vordergründig bekämpft werden muß:

"Wenn die Brüder eines Ortes sich nicht versammeln, und zwar regelmäßig, um zusammenzubleiben, hat Gemeinde noch gar nicht angefangen...Aber wir werden dafür sorgen müssen, daß diese falschen Gemeinschaften schleunigst richtige werden, nämlich örtliche, geographische, nicht nach Lehre oder Lehreren - sprich: Denominationen sortiert". ("Das Wrack...", S. 31)

Dabei werden insbesondere Gemeindeleiter ins Fadenkreuz gestellt:

" Aber Funktionären der zertrennten Christusgemeinde werden wir keinen Respekt geben. Denn sie haben nicht nach dem Bauplan gearbeitet." "Meine Brüder, seid sehr fest gegen Brüder, die Leitung haben." ("Das Wrack...", S.26,29)

...und ihre Folgen

An der Gemeindelehre des Horst Schaffranek ist durchaus Richtiges. Man kann durchaus davon ausgehen, daß die Aufteilung in einzelne Denominationen nicht "im Sinne des Erfinders" war. Die Folgerung jedoch, daß es stets nur eine Gemeinde am Ort geben dürfte, schießt bereits über das Ziel hinaus. Wenn es in der Anfangszeit so gewesen ist, so haben sich die gesellschaftlichen Realitäten mittlerweile doch grundlegend geändert. Den Christen einer Millionenstadt nur eine Gemeinde zur Verfügung zu stellen, erscheint nicht unbedingt als der Weisheit letzter Schluß: Denn kleinere Gemeinden sind auch übersichtlicher und persönlicher.

Leider werden die Realitäten verkannt, die sich nun mal so darstellen, daß es eine Vielzahl christlicher Denominationen gibt. Die Frage ist, wie man sich angesichts der bestehenden Realitäten dem Ziel der Einheit von Christen annähern kann.

Direkte Konfrontation?

Der eine Weg ist, sein Verständnis von der allein richtigen Gemeindelehre darzulegen und den Christen aller anderen Gemeinschaften zu sagen, sie bräuchten sich nur dieser einen richtigen Lehre anzuschließen, und alles wäre in Ordnung. Das ist der Weg, der von Sekten und leider auch der Gemeinschaft um Horst Schaffranek eingeschlagen wird. Anstelle Gemeinschaft zu schaffen, baut er nämlich Fronten auf, zementiert die Unterschiede zwischen Christen, spricht anderen Christen ab, ihr Christsein richtig zu leben. Und erreicht so das genaue Gegenteil von dem, was ursprünglich angestrebt wurde!

Oder Begegnung?

Der andere Weg ist der Weg zueinander. Christen aus verschiedenen Denominationen entdecken, wie groß ihre gemeinsame Basis ist (zum Beispiel auf Grundlage des Glaubensbekenntnisses), beginnen gemeinsame Aktivitäten, setzen sich über ihre unterschiedlichen Erkenntnisse auseinander. Und lassen sich in ihrer Unterschiedlichkeit stehen, wo dies möglich ist. Sicherlich ein mühsamer Ansatz, dem man sich nicht mit dem Elan des absoluten, elitären Sendungsbewußtseins widmen kann. Aber ein Weg, auf dem echte Gemeinschaft entsteht. Will man sich nicht die Lehre des Horst S. zu eigen machen, daß es nur eine einzige Gemeinde an einem Ort geben darf, kann man die Unterschiedlichkeit der einzelnen Gemeinden auch als Bereicherung wahrnehmen. Denn nicht jeder Christ fühlt sich in jeder Gemeinde wohl und findet dort ein Umfeld, in dem er geistlich wachsen kann.

Gravierend erscheint die Auffassung, Evangelisation aufzugeben.

"'Ja, sagen wir, 'wir müssen aber doch evangelisieren' - 'Nein!'" ("Das Wrack...", S.13)

Stattdessen soll in der richtigen Gemeinde dann alles wie von selbst gehen:

"Dann kommen die nächsten 1000 Heiden von alleine zum Glauben, ganz aus Versehen, nur durch soviel Gegenwart Gottes." ("Das Wrack...", S.13)

Sicher soll hier betont werden, welche Ausstrahlungskraft in der Gemeinde nach der Vorstellung des Horst Schaffranek herrschen. Die Konsequenz ist aber folgende:

Es bilden sich Aktionsgruppen von "Schaffranek-Jüngern", die in kleinen Gemeinschaften versuchen, ihre Vorstellung von christlicher Gemeinschaft zu leben und sich als beauftragte Boten sehen, Christen zu missionieren. Die obigen Zitate legen nahe, daß es dabei um eine Infiltrationsstrategie geht, daß einzelne Christen aus der Gemeinde für die "richtige Lehre" gewonnen werden sollen. Die Folge ist, Unfrieden und im schlimmsten Fall Spaltungen in eine Gemeinde hineinzutragen.

Mit dem Erfolg, daß man eine Gemeinde geschädigt hat und einige neue Schafe für die Aktionsgruppe gewonnen hat. Will man der Gemeindelehre des Horst Schaffranek nicht einen plötzlichen, überwältigen Durchbruch zutrauen, bedeutet das, daß Christen ihre Aktivitäten dorthinein geben, andere Christen zu missionieren und die Evangelisation vollständig aufgegeben wird.

Das aber bedeutet, einem ausdrücklichen Auftrag Jesu nicht mehr nachzukommen (Mt 28, 19-20; Apg 1,8).


Fazit

Die Gruppierung "Sein wunderbares Leben heute" bewirkt mit ihrem Auftreten genau das Gegenteil von dem, was sie sich eigentlich auf die Fahnen geschrieben hat. Sie beweist im Umgang mit anderen Christen ein hohes Maß an Unsensibilität. Im oben beschriebenen, persönlich erlebten Fall, wo jemand bei einer Evangelisation die entstandene Stille nutzt, als Menschen neu mit Gott anfangen wollen, um lauthals über seine Gemeindelehre zu krakeelen, kann man sich nur fragen, was in diesem Moment in seinem Kopf und Herzen vorgegangen sein mag. Es scheint jedenfalls nicht die Freude zu sein, die im Himmel über einen Menschen herrscht, der zu Gott gefunden hat.
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