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Warnung vor schwarmgeistigen Irrwegen des Glaubens


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Rolf

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Warnung vor schwarmgeistigen Irrwegen des Glaubens






23. Juni 2013



Felizitas Küble



Volker J. Jordan berichtet aus seinem Leben und Denken

Der junge Historiker Volker Joseph Jordan berichtet in seinem Buch “Endlich zuhause!” von charismatischen Strömungen in der Christenheit und erläutert seine kritische Haltung hierzu.

Der Konvertit aus Niedersachsen war in seiner evangelischen Phase selber zeitweise in pfingstlichen Kreisen aktiv, löste sich aber allmählich davon: imm012_11A - Kopie

„Meine Zweifel an den charismatisch-pfingstlichen Phänomenen wurden immer stärker. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, daß ich in meiner Zeit in Braunschweig auch „in Zungen“ redete. Diese „Gabe“ „empfing“ ich in einem Mensa-Gebetskreis, in dem eine Griechin speziell dafür betete, wenngleich nicht unter Handauflegung. Später, als ich es als falsch erkannte, distanzierte ich mich selbstverständlich davon und praktizierte es nicht mehr.“ (S.119)

Dabei erwiesen sich klassische protestantische Pfingstgemeinden als relativ gemäßigt im Vergleich zu enthusiastischen Phänomenen in der jüngeren „Charismatischen Bewegung“:

„Die mit dem Torontosegen verbundenen, extrem-ekstatischen Vorgänge traten bei den gemäßigten Pfingstlern nicht auf, man hätte sie auch entschieden abgelehnt. Erst 1994, zwei Jahre, nachdem ich die Pfingstbewegung verlassen hatte, kamen diese Phänomene hierzulande vermehrt zum Vorschein.

Es gab weder das Rückwärtskippen noch das „Brüllen im Geist“ oder das „Heilige Lachen“, geschweige denn noch schlimmere Entgleisungen, die ich nicht beim Namen nennen möchte. Da war man deutlich nüchterner. Allerdings traten das Zungensingen, das Zungenreden und Weissagungen auf.“ (S.120)

Aus seinem reichen Erfahrungsschatz mit charismatischen Gruppen berichtet Jordan z.B. das folgende Erlebnis:

„Damals gab es in Braunschweig auch ein Frühstückstreffen („Chapter“) der „Geschäftsleute des vollen Evangeliums“. Schon allein der Name wirkt ja nicht gerade vertrauenerweckend.

Dort sprach ein schottischer Prediger; er berichtete von seinen Erlebnissen bei einem katholischen Frauentreffen. Bei diesem sei er vom „Geist“ aufgefordert worden, Purzelbäume zwischen den Stuhlreihen der dort Versammelten zu schlagen – und er rief dabei zum Schluß nur noch aus: „Jucki, Jucki!“ – Seither war er bei uns Mitfahrern als „Jucki, Jucki“ bekannt.

Nach dem Vortrag wurden alle Teilnehmer mit Krankheiten oder Gebrechen aufgefordert, nach vorne zu kommen und sich vom Redner die Hände auflegen zu lassen. Reihenweise fielen die Menschen nach hinten; das „Ruhen im Geist“ kam dort also häufig vor, wie ich mit eigenen Augen sah.

Jene Baptistin, die bereits erwähnte Tante Hilde, ging ebenfalls nach vorne, hatte sich aber zuvor unter die Deckung des Blutes Jesu gestellt. „Jucki, Jucki“ ging an ihr vorüber und legte ihr nicht die Hände auf. – Ich selbst hatte nach dieser Veranstaltung Depressionen, es ging mir nicht gut.Jordan_10-100

Allerdings sind diese „Geschäftsleute des vollen Evangeliums“ keine klassische pfingstlerische, sondern eher eine neuere charismatische und bewußt „ökumenisch“ ausgerichtete Gruppierung, in der sowohl Protestanten, Pfingstler wie auch Katholiken mitwirken.


Nach jener Veranstaltung war ich von der Charismatischen Bewegung erst einmal gründlich bedient. Später gehörte ich zwar noch den Pfingstlern an, doch meinte ich, sie seien etwas ganz anderes. Nach einer Weile wurde mir aber deutlich, daß viele Phänomene in beiden Bewegungen praktisch identisch sind, wenngleich konservative, eher von den Anliegen der Heiligungsbewegung geprägte Pfingstler nicht annähernd den gleichen Enthusiasmus an den Tag legen wie die Charismatiker.“ (S.120 – 122)

Die Mahnung der “Berliner Erklärung”

Positiv äußert sich der Konvertit zur „Berliner Erklärung“ von 1909, in der sich evangelikale Persönlichkeiten und Gruppen deutlich von der damals aufkommenden Pfingstbewegung distanzierten:

„In Deutschland hatte die „Berliner Erklärung“ führender Vertreter des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und der Evangelischen Allianz vom 15. September 1909 für eine nachhaltige Klärung und Trennung zwischen Evangelikalen und Pfingstlern gesorgt. Darin hieß es zur Beurteilung der sich als ein „neues Pfingsten“ ausgebenden Bewegung sehr deutlich:

„Die sogenannte Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten. Sie hat viele Erscheinungen mit dem Spiritismus gemein. Es wirken in ihr Dämonen, welche, von Satan mit List geleitet, Lüge und Wahrheit vermengen, um die Kinder Gottes zu verführen. In vielen Fällen haben sich die sogenannten Geistbegabten nachträglich als besessen erwiesen. [...]

Der Geist in dieser Bewegung bringt geistige und körperliche Machtwirkungen hervor. Und dennoch ist es ein falscher Geist. Er hat sich als ein solcher entlarvt. Die häßlichen Erscheinungen wie Hinstürzen, Gesichtszuckungen, Zittern, Schreien, widerliches lautes Lachen usw. treten auch diesmal in Versammlungen auf.

Wir lassen dahingestellt, wie viel davon dämonisch, wie viel hysterisch oder seelisch ist, gottgewirkt sind solche Erscheinungen nicht.“ (S.123)

Katholisch-charismatische Strömungen geben sich zum Teil sehr kirchlich und scheinen sich um ein gemäßigt wirkendes Erscheinungsbild zu bemühen; hierzu stellt Jordan fest:

„Auf den ersten Blick scheinen die gemäßigten Kreise in der Charismatischen Bewegung innerhalb der katholischen Kirche etwas nüchterner und vor allem den Schätzen der katholischen Kirche (Beichte, hl. Kommunion, eucharistische Anbetung) enger verbunden zu sein.

Es bleiben aber erhebliche Bedenken hinsichtlich etlicher Phänomene und möglicher spiritueller sowie theologischer Akzentverlagerungen bestehen.

Was man sich vor allem immer wieder vor Augen führen muß, ist die Tatsache, daß die Charismatische Bewegung aus der PAXPfingstbewegung hervorgegangen ist. Nach dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts mit seinen turbulenten Erweckungsversammlungen und ihren mancherlei Entgleisungen bildeten die Pfingstler ihre eigenen Denominationen und spalteten sich einige Male, blieben aber weitestgehend unter sich, ohne daß ihnen eine größere Breitenwirkung vergönnt gewesen wäre.“ (S.122)

Erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts änderte sich die Situation insofern, als die charismatische Bewegung – vorher ein rein protestantisches Phänomen – erstmals Eingang in katholische Kreise fand; hierzu berichtet der Konvertit Jordan folgendes:

„Erst seit den 60er Jahren zielte die von vornherein überkonfessionell ausgerichtete Charismatische Bewegung, angestoßen durch Wegbereiter wie Dr. David du Plessis (1905–1986), der als „Mister Pentecost“ bekannt wurde, nicht mehr auf die Bildung neuer charismatischer Gemeinden ab, sondern auf die Verbreitung charismatischer Lehren, Praktiken und Erfahrungen in den großen Landes- und Volkskirchen.

1936 wurde ihm durch den bekannten britischen Heilungsprediger Smith Wigglesworth (1859–1947) in Johannesburg angekündigt, er werde den pfingstlerischen Impuls weltweit in die traditionellen Kirchen tragen, die von einer Erweckung heimgesucht würden, die alles Dagewesene weit übertreffe.

Seit Anfang der 60er Jahre hatte er Kontakte zur katholischen Kirche und war seit 1964 auf Einladung Augustin Kardinal Beas SJ hin Beobachter bei der dritten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils. Viele Bischöfe und Theologen seien zu ihm gekommen, und er habe sehen können, wie der Geist Gottes wirke. Später war D. du Plessis federführend im theologischen Dialog der Pfingstbewegung mit der katholischen Kirche aktiv.“ (S. 127/128)

Jordan schildert sodann das breitere Eindringen schwarmgeistiger Tendenzen innerhalb der katholischen Kirche Ende der 60er Jahre:

„Am 17. Februar 1967 nahm die Charismatische Bewegung innerhalb der katholischen Kirche ihren Anfang an der Duquesne-University in Pittsburgh, wo Studenten charismatische Protestanten gebeten hatten, ihnen die Hände aufzulegen und sie angeblich von der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt wurden, z. T. in Zungen redeten und sangen.

Sodann wurde die „Erweckung“ von Pittsburgh zur befreundeten Universität Notre Dame in South Bend (Indiana) getragen, von wo sie sich sehr schnell in die ganzen Vereinigten Staaten und Kanada ausbreitete.

In den darauffolgenden Jahren fanden – mit stetig wachsender Beteiligung von Geistlichen und Bischöfen – mehrere Konferenzen der Charismatischen Erneuerung statt; der 3. Internationale Kongreß der katholisch-charismatischen Bewegung wurde sogar in Rom abgehalten, wobei der belgische Kardinal Suenens mit zwölf Bischöfen und 750 Priestern in Gegenwart Papst Pauls VI. die hl. Messe im Petersdom zelebrierte, ein Ereignis, das als der „erste charismatische Gottesdienst im Petersdom“ in die Geschichte eingehen sollte. Schätzungen zufolge geht man davon aus, daß weltweit rund 90 Millionen Katholiken zur Charismatischen Bewegung zu rechnen sind.“ (S.128/129)

Anfang der 70er Jahre wurden katholisch-charismatische Gruppierungen auch in Deutschland aktiv; hierzu berichtet der Autor:

„Auch in Deutschland faßte die Bewegung unter Katholiken seit 1972 Fuß. Hier setzte sich die Bezeichnung „Katholische Charismatische Gemeindeerneuerung“ (CGE) durch. Sie umfaßt heute zahlreiche Gebetskreise, unterschiedliche „neue geistliche Gemeinschaften“ wie die „Gemeinschaft Emmanuel“, die „Gemeinschaft der Seligpreisungen“, die „Gemeinschaft Geist und Sendung“ oder die „Gemeinschaft Neuer Weg“, aber auch mehrere charismatische Evangelisations- und Exerzitienzentren.

Einen weiteren wichtigen Faktor stellen charismatische Heilungsexerzitien dar, die von einzelnen oder mehreren Priestern und/oder Laien gepredigt werden, unter anderem von indischen Priestern aus dem Bundesstaat Kerala.

Von den Charismatikern immer wieder betont wird die ökumenische Komponente ihrer Bewegung; der Frankfurter Jesuit Norbert Baumert stellt in einem Grundsatzartikel heraus, der Heilige Geist sei weder katholisch noch evangelisch noch pfingstlerisch; ebenso wenig dürfe man die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche losgelöst von der Pfingstbewegung, aus der sie mit dem vielfachen Erleben der Geisttaufe und der Charismen in den 60er Jahren entstanden und hervorgegangen sei, betrachten.

Diese gemeinsame Herkunft von Pfingstbewegung und Charismatischer Bewegung ist m. E. der Schlüssel zu ihrer angemessenen Einschätzung und Beurteilung.“ (S.129/130)

Dabei bietet die katholisch-charismatische Szene selbstverständlich in vielerlei Hinsicht eine andere äußere und lehrmäßige Prägung als jene innerhalb des Protestantismus:

„Natürlich bestehen aus historisch bedingten dogmatischen und konfessionellen Gründen gewaltige Unterschiede z. B. zwischen klassischen Pfingstlern, lutherischen, reformierten und katholischen Charismatikern.

Andererseits stellt man schnell fest, daß die allenthalben bevorzugte, sogenannte Lobpreismusik und die zu beobachtenden, augenfälligen enthusiastischen Phänomene wie Geistestaufen, Zungen- bzw. Sprachenreden und -gesang, Prophetien, „Worte der Erkenntnis“, angebliche Wunder, Heilungs- und Befreiungsdienst mit Dämonenaustreibungen, Zucken oder das „Ruhen im Geist“ in allen Zweigen der pfingstlich-charismatischen Bewegung mit unterschiedlicher Häufigkeit auftreten.

Es ist allem Anschein nach in der Tat ein und derselbe Geist, der hinter den besonderen enthusiastischen Vorgängen in jenen Kreisen steht. Ist dies aber wirklich der Heilige Geist, die dritte Person der heiligen Dreifaltigkeit, der Geist Jesu Christi, oder vielmehr ein Schwarm- bzw. Irrgeist?header_buch

Die vor endzeitlicher Verführung warnenden Worte der Heiligen Schrift, das ausgesprochen negative Urteil führender kirchlicher Experten wie Konrad Algermissen über die Pfingstbewegung, die klaren, besonnenen Einschätzungen der Verfasser der „Berliner Erklärung“ sowie eigene Erlebnisse und Erfahrungen mit pfingstlich-charismatischen Kreisen unterschiedlicher Konfession lassen mich in dieser wichtigen Frage, in der es sehr auf die richtige „Unterscheidung der Geister“ ankommt, eine äußerst kritische Haltung einnehmen und veranlassen mich dazu, eindringlich vor einem Besuch charismatischer Veranstaltungen auch innerhalb der katholischen Kirche zu warnen, bei dem man sich in irgendeiner Weise für den dort wirksamen „Geist“ öffnet.“ (S.130/131)

Hinsichtlich des Erwartungsdrucks, der auf vielen Charismatikern lastet, die stark auf eine vermeintliche „Geisttaufe“ und äußergewöhnliche religiöse Erlebnisse fixiert sind, schreibt Jordan:

„Das läuft gleichsam auf ein „Zweiklassen-Christentum“ hinaus, das die Geistgetauften und die zwar Wiedergeborenen, aber nicht Geistgetauften umfaßt. Als äußeres Zeichen der Geistestaufe gilt bis heute unter den klassischen Pfingstlern generell das Zungenreden, wobei nicht alle Charismatiker diese Gabe behalten.

Bei Pfingstlern begegnet man dem Phänomen, daß Gläubige jahre- oder gar jahrzehntelang auf ihre „Geistestaufe“ warten und sich bis dahin ein Stück weit als minderwertige Christen vorkommen. Wirksame Abhilfe vermag da im Grunde nur das katholische Verständnis vom Geistempfang in der hl. Taufe und der besonderen Salbung mit dem hl. Geist im Sakrament der hl. Firmung zu verschaffen.“ (S. 137)

Erstveröffentlichung dieses Beitrags in der Zeitschrift “Theologisches” (Mai/Juni 2013)

In “Theologisches” erschien in derselben Ausgabe diese Besprechung des Jordan-Buches:

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