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Für mehr geistige und geistliche Weite


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Rolf

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Für mehr geistige und geistliche Weite






Marburg (idea) – Für eine größere geistige und geistliche Weite des Pietismus hat sich der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Pfarrer Michael Diener (Kassel), ausgesprochen. Pietisten sollten sich als Teil der weltweiten evangelikalen Bewegung einsetzen für eine „liebevolle Einladung zum Glauben“ und für ein „gepflegtes geistliches Leben“. Dazu gehöre auch, einen „respektvollen, furchtlosen Dialog mit anderen Religionen“ zu führen und gleichzeitig den Absolutheitsanspruch Jesu Christi zu vertreten, sagte Diener bei einem Symposion, das zum 125-jährigen Bestehen der pietistischen Dachorganisation am 15. und 16. März in Marburg stattfand. Er bedauerte, dass unter Evangelikalen eine große Angst vor dem Islam herrsche: „Angst ist immer ein schlechter Ratgeber.“

Kritik an Israel ist kein Abfall vom Glauben

Der Präses, der auch Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz ist, warnte auch vor Einseitigkeit im Umgang mit Israel. Manche Evangelikale erweckten den Eindruck, dass jegliche Kritik an der Politik des Staates Israel ein Abfall vom Glauben sei. Palästinensische Christen und Juden, die an Jesus Christus als den Messias glauben, dürften nicht übersehen werden. Diener ging auch auf das Bibelverständnis der Pietisten ein. Für sie sei die Heilige Schrift das Wort Gottes. Aber niemand werde gezwungen, die „Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel“ zu unterschreiben. Es gebe auch keine Verpflichtung zu glauben, dass Gott die Welt in sechs Tagen mit jeweils 24 Stunden erschaffen habe. Diener zufolge treten Pietisten ferner für die Gültigkeit der biblischen Ethik ein, ohne die seelsorgerliche Dimension bei den Nöten der Menschen auszublenden. Man solle sich dabei nicht nur auf sexualethische Fragen beschränken. Gottes Weisungen beträfen etwa auch die Wirtschaftsethik. Diener ermunterte die Pietisten dazu, sich in die Gesellschaft einzubringen und sozialethische Verantwortung zu übernehmen. Wer sich auf die Väter des Pietismus berufe, müsse auch Bildungsfragen einen hohen Rang einräumen. Hier habe die Gemeinschaftsbewegung Nachholbedarf.

Auf Stärken besinnen

Diener plädierte ferner dafür, sich neu auf die Stärken der Gemeinschaftsbewegung zu besinnen. Sie sei an rund 5.000 Orten in Deutschland vertreten. Die in den Gemeinschaften gepflegten Beziehungen leisteten einen Beitrag gegen Anonymität und Gleichgültigkeit. Es gebe auch eine hohe Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren. Eine weitere Stärke der Gemeinschaften sei ihre diakonische Spiritualität: „Für Kranke wird gebetet und sie werden besucht, ohne dass darüber viel geredet wird.“ Der Präses charakterisierte sich selbst als „evangelischen Christen pietistischer Prägung“. Er habe aber auch seinen Frieden mit der Bezeichnung „evangelikal“ geschlossen: „Lasst uns bei dem Begriff bleiben und dagegen antreten, dass er entwertet wird!“ Auf dem Symposion zum Thema „Evangelium & Erfahrung“ setzten sich Historiker und Theologen mit den Anfängen der Gemeinschaftsbewegung auseinander. Im Mai 1888 hatte in Gnadau bei Magdeburg die erste Gnadauer Pfingstkonferenz stattgefunden. Sie bildete den Beginn der organisierten Gemeinschaftsbewegung, zu der heute rund 200.000 Christen in der evangelischen Kirche gehören.

Hätten Fromme den Ersten Weltkrieg verhindern können?

Der frühere Direktor des Max-Planck-Instituts für Geschichte in Göttingen, Prof. Hartmut Lehmann (Kiel), vertrat die Ansicht, dass die Weichenstellungen bei der Gründung des Gnadauer Verbandes eine große Tragweite hatten. Er habe trotz theologischer Vorbehalte auf die Zusammenarbeit mit den als Staatskirchen organisierten Landeskirchen gesetzt und die Freikirchen ausgegrenzt. Außerdem sei der Verband nationalistisch ausgerichtet gewesen. Damit sei die Distanz zu ähnlichen Organisation in Großbritannien und den USA gewachsen. Dies habe dazu geführt, dass im August 1914 „die Frommen aller Richtungen“ – mit Ausnahme der Qäker und der meisten Mennoniten – die Gläubigen aufgerufen hätten, ihre patriotische Pflicht zu erfüllen und in den Krieg zu ziehen. Laut Lehmann wäre möglicherweise der Erste Weltkrieg zu verhindern gewesen, wenn eine „weltweite Internationale der wiedergeborenen Christen“ eng zusammengearbeitet und erklärt hätte: „Wir werden nicht auf unsere Brüder und Schwestern auf der anderen Seite schießen.“ Lehmann: „Vielleicht hätte eine Internationale der Frommen im Hinblick auf die Bewahrung des Friedens mehr bewirkt als die Sozialistische Internationale oder als die Solidarität der Adelshäuser“, die beide 1914 versagt hätten.

Evangelisation war „Motor“ der Gnadauer Gründungsgeschichte

Veranstalter der Tagung war neben dem Gnadauer Gemeinschaftsverband die Forschungsstelle Neupietismus der Evangelischen Hochschule Tabor. Der Leiter der Forschungsstelle, der Kirchenhistoriker Prof. Frank Lüdke, erinnerte daran, dass sich ab den 1830er Jahren viele freie christliche Vereine gebildet hätten. Die Mission sei verstärkt in den Blick geraten, zunächst vor allem im Hinblick auf nichtchristliche Völker. Daneben sei aber auch das Bewusstsein für die entkirchlichten Massen in Deutschland gewachsen. Die Frage der Evangelisation sei geradezu ein „Motor“ bei der Gründungsgeschichte des Gnadauer Verbandes gewesen.

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