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Bekommt die Seelsorge Konkurrenz?


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Rolf

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Bekommt die Seelsorge Konkurrenz?





Berlin/Bonn (idea) – Kranke Menschen brauchen oft nicht nur medizinische, psychologische und soziale Versorgung, sondern auch geistliche Betreuung. Besonders tödlich kranke Palliativpatienten oder chronisch Kranke erleben kritische Situationen, die Sinn- und spirituelle Fragen aufwerfen. Diese Sicht setzt sich immer stärker im Gesundheitssystem durch. Zunehmend spielt dort nicht nur die traditionelle Seelsorge der Kirchen und Religionsgemeinschaften eine Rolle, sondern auch eine weltanschaulich breiter angelegte Betreuung, die sogenannte „Spiritual Care“ (Geistliche Begleitung). 2010 wurde eine Professur für dieses Fachgebiet am Lehrstuhl für Palliativmedizin der Universität München eingerichtet. Sie ist ökumenisch besetzt mit dem Katholiken Prof. Eckhard Frick und dem Protestanten Prof. Traugott Roser.

Wo liegen die Unterschiede?

Wie unterscheiden sich Spiritual Care und Seelsorge? Treten sie in Konkurrenz zueinander oder können sie zusammenwirken? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Bonner Theologieprofessor Eberhardt Hauschildt im Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW, Berlin). Er ist Experte für Seelsorge, Diakonie und Gemeindeaufbau. Hauschildt weist unter anderem auf die weltanschauliche Vielfalt der Gesellschaft sowie auch die religiöse Unbestimmtheit vieler Menschen hin. Das staatliche Gesundheitswesen dürfe keine bestimmte Weltsicht vertreten. Hingegen sei Seelsorge traditionell immer mit einer Religion verbunden.

Niederlande: Nichtreligiöse „Seelsorge“

Deshalb könne man Spiritual Care nicht mit Seelsorge gleichsetzen, doch in der Praxis gehe beides oft ineinander über. In den Niederlanden hätten sie sich stark angenähert. Dort gebe es auch ein nichtreligiöses, humanistisches Konzept von Spiritual Care. Für die Humanisten sei dies auch deswegen attraktiv, weil sie damit den Status einer Standesorganisation erringen konnten, so Hauschildt. In der Folge seien Menschen ohne jede weltanschauliche Bindung als „geistliche Versorger“ mit akademischem Abschluss tätig.

Bietet Seelsorge weniger?

Laut Hauschildt ergibt sich daraus ein zwiespältiges Bild: Einerseits werte der Trend zu Spiritual Care die Seelsorge auf, weil darin auch Religion eingeschlossen sei. Andererseits werde Seelsorge abgewertet, denn sie erscheine nur auf die jeweilige Religion des Anbieters fixiert und stehe im Verdacht, weniger zu bieten. Ferner werde Seelsorge in ihrer Funktion für das Gesundheitssystem wahrgenommen und nicht als Kommunikation des Glaubens.

Für eine flexible Kombination

Daraus zieht Hauschildt folgende Schlüsse: Eine bloße Anpassung der Seelsorge an Spiritual Care riskiere den Weg in die Bedeutungslosigkeit. Wenn – wie in den Niederlanden – eine religiös ungebundene Begleitung zum Normalfall werde, verschwinde die Seelsorge als eine Tätigkeit der Kirche aus der Öffentlichkeit. Sie begebe sich damit in die Nische des rein Privaten. Wenn sie jedoch das Anliegen von Spiritual Care ablehne, werde Seelsorge „nur etwas für die wenigen 150-prozentigen Mitglieder der jeweiligen Glaubensgemeinschaft“. Angemessener sei eine flexible Kombination. Dazu schlägt Hauschildt zwei Modelle vor: zum einen die „Seelsorge als Anbieter von Spiritual Care“. Diese müsse dann offen sein für eine Vielfalt von religiösen Bezügen und auch Menschen ohne Glauben ein Angebot machen. Zum anderen komme eine Kooperation von Seelsorgern mit einen Team von „Geistlichen Versorgern“ in Frage. Dies sei vielerorts bereits Realität. Alles in allem biete Spiritual Care „eine Chance für die Seelsorge – nicht ohne Risiken“.

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