Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Kündigung aus heiterem Himmel


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34180 Beiträge
  • Land: Country Flag

Please Login HERE or Register HERE to see this link!






Kündigung aus heiterem Himmel





Bistum wirft katholischer Religionslehrerin vor, auch evangelischen Religionsunterricht erteilt zu haben
Von Harald Duin




An der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule ist der katholischen Religionslehrerin Angelika Lünig fristlos gekündigt worden. Absender des Kündigungsschreibens: das Bistum Hildesheim. Der Vorwurf: Die Lehrerin habe auch Religionsunterricht für evangelische Kinder erteilt.

Das Kollegium der Gesamtschule ist empört über das Vorgehen des Bistums und fordert in einer einstimmig beschlossenen Erklärung eine sofortige Rücknahme der Kündigung. Auf keinen Fall dürfe Frau Lünig in die Arbeits- und Mittellosigkeit entlassen werden.

Am Freitagnachmittag wurden in der Schule die ersten Transparente für eine Demonstration vor dem Hildesheimer Dom gemalt. Abfahrt ist am kommenden Montag um 17 Uhr vom Lehrer-Parkplatz der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule.

Fassungslos ist der Vorstand des Schulelternrats. In einer von Michael Kück unterzeichneten Erklärung wird die Kündigung als "gefühlskalt" und "unmenschlich" bezeichnet. Der Schulelternrat: "Wir sehen Schwierigkeiten, unseren Kindern zu vermitteln, dass Glaube auch mit sozialer Verantwortung zu tun hat, dass sich Kirche nicht nur auf das Gebäude beschränkt, sondern im Alltag gelebt werden kann."

Der Elternrat fragt: "Was ist die Ursache für diese harte Reaktion? Hat Frau Lünig, die seit über 30 Jahren im Auftrag der katholischen Kirche im Schuldienst ist, heidnische Bräuche zelebriert, das Tafelsilber verschenkt oder den Papst verunglimpft?" Nein. Sie habe auf Weisung des damaligen Schulleiters mit Einverständnis der Bezirksregierung neben katholischer Religion auch ein paar Stunden evangelische Religion unterrichtet. Der Schulelternrat ruft dazu auf, sich an der Kundgebung in Hildesheim zu beteiligen.

Das Kündigungsschreiben an die Religionslehrerin ist von Jörg-Dieter Wächter unterschrieben worden, beim Bistum Hildesheim Leiter der Hauptabteilung Bildung. Die entlassene Religionslehrerin habe, so Wächter zur BZ, gegen die missio canonica, die kirchliche Lehrerlaubnis für den katholischen Religionsunterricht verstoßen. "Die missio canonica ist ein Dokument des Vertrauens, das der Bischof in die Religionslehrerin setzt." Dieses Vertrauen sei durch die Vertragsverletzung gestört. Hinzu komme, dass dieser Vertrauensbruch fortgesetzt über Jahre begangen worden sei.

Und was sagt die Betroffene selbst? Angelika Lünig hat ihrerseits wenig Vertrauen in das vorgeschriebene kirchliche Schlichtungsverfahren, will vielmehr mit Hilfe ihres Anwalts vor dem Arbeitsgericht Braunschweig um ihre Wiedereinstellung kämpfen. Zur BZ: "Ich bin tief gekränkt, werde ich doch auf eine Stufe gestellt mit Leuten, die silberne Löffel geklaut haben." Sie habe im Religionsunterricht nicht das Trennende, sondern die gemeinsamen Werte betont.

Franz Rollinger, kommissarischer Schulleiter der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule: "Wir schätzen Frau Lünig alle. Ich hätte sie gerne wieder hier." Und: "Wo ist eigentlich Schaden entstanden?" Wie Rollinger sagt, sei die Tatsache, dass Angelika Lüning auch evangelischen Religionsunterricht erteilte, Ende des vergangenen Jahres dem Bistum bekannt geworden. Seit Februar 2007 unterrichte sie ausschließlich katholischen Religionsunterricht.

Der frühere Schulleiter Karl-Heinz Adamski: "Frau Lünig hat vor Jahren auf meine Bitten in einem personellen Engpass auch evangelischen Religionsunterricht erteilt. Es gab nie Beschwerden, schon gar nicht von den Eltern." Adamski weist darauf hin, dass es in Niedersachsen längst die Möglichkeit des konfessionell kooperativen Religionsunterrichtes gebe – für katholische und evangelische Schüler.

KOMMENTAR:

Vor dem Hildesheimer Dom wird am Montag unter anderem folgendes Transparent hochgehalten: "Gott verzeiht Fehler. Die Kirche nicht?"

Die katholische Religionslehrerin mag formal gegen ihren Arbeitsvertrag verstoßen haben, als sie evangelische Kinder unterrichtete. Aber sie tat dies in einem Geist, der viele, viele in diesem Lande überzeugt. Es ging ihr um die gemeinsamen christlichen Werte. Und die Eltern waren froh über ihren Unterricht.

Die Kündigung kam plötzlich, wie man sagt "aus heiterem Himmel" – mit gar nicht so heiteren Folgen für eine beliebte Lehrerin.

Damit schmiegt sich das Bistum nahtlos in die neue Richtung der konfessionellen Abgrenzung. Ökumene im Rückwärtsgang. Da waren wir bei diesem Thema schon mal weiter.

Und jetzt tut das Bistum so, als ob es bei dieser Geschichte keinen Spielraum gäbe. Die theologischen Aufpasser von Hildesheim haben etwas getan, was von der Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr verstanden wird.

  • 0