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Wie viel Zeitgeist steckt in der Bibel?


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Rolf

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Wie viel Zeitgeist steckt in der Bibel?






Wie ist die Bibel zu verstehen? Ist sie das ewig gültige, unfehlbare Wort Gottes oder enthält sie zeitbedingtes Menschenwort? Zu diesen im Protestantismus diskutierten Fragen hat der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung (Foto), in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea Stellung genommen.

Darmstadt (idea) – Wie ist die Bibel zu verstehen? Ist sie das ewig gültige, unfehlbare Wort Gottes oder enthält sie zeitbedingtes Menschenwort? Zu diesen im Protestantismus diskutierten Fragen hat der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung (Darmstadt), in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea Stellung genommen. Nach seiner Ansicht ist die Bibel eine Sammlung von Schriften, die Glauben und Erfahrungen von Menschen mit Gott bezeugen: „Durch sie sollen Menschen zum Glauben geführt werden. In dem Geschehen – wie diese Schriften entstanden sind, wie sie weitergegeben werden und wie sie auch Glauben wecken können – sind sie für mich zugleich Wort Gottes.“

Die Bibel könne nicht als „eine Sammlung überzeitlicher Wahrheiten verstanden werden, die einfach nur zu befolgen und anzuwenden wären“. Wer ein solches Bibelverständnis habe, verschließe sich davor, dass ihn Gott durch seinen Heiligen Geist direkt ansprechen könne – und zwar durch die Schriften der Bibel hindurch. Zur Frage, ob die im neutestamentlichen Römerbrief geäußerte Ablehnung der Homosexualität zeitbedingt sei, sagte Jung: „Hier steht im Hintergrund, wie Paulus die Homosexualität zu seiner Zeit wahrgenommen hat. Wir wissen, dass er insbesondere die kultische Knabenliebe im Blick hatte.“ Paulus habe zeigen wollen, dass menschliches Leben niemals ohne Schuld sei: „Dass er das am Beispiel der Homosexualität getan hat, halte ich heute für zeitbedingt und unangemessen.“

Die Bibel ist kein „unfehlbares Gesetzbuch“

Auf die Frage, wie man es als Pfarrer der Gemeinde vermitteln soll, dass die Bibel einerseits das Wort Gottes ist, andererseits an manchen Stellen überholt sein soll, antwortete der Kirchenpräsident: „Das muss man tun, ganz unabhängig vom Thema Homosexualität. Das gehört zum Wagnis Glauben dazu.“ Er verstehe zwar den Wunsch nach Eindeutigkeit und Sicherheit. Aber die Bibel sei nicht in dem Sinn Wort Gottes, „dass sie uns als ein unfehlbares Gesetzbuch an die Hand gegeben wurde“. Das würde laut Jung bedeuten, dass man sie auch an anderen Stellen wörtlich nehmen müsste, „wo wir nie auf die Idee kämen – etwa wenn im Alten Testament in verschiedenen Fällen die Steinigung als Strafe angeordnet wird“. Den Christen werde zugemutet und zugetraut, Zeitbedingtes zu erkennen, neue Erkenntnisse einzubeziehen und – am Maßstab der Liebe orientiert – Entscheidungen zu treffen.

Jung: Kirchliches Ja zur Homo-Segnung nicht unbiblisch

Der Kirchenpräsident verteidigte ferner die vor zehn Jahren von der hessen-nassauischen Synode beschlossene Zulassung der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Ihr Anteil an den kirchlichen Trauungen beträgt 0,3 Prozent. Die Entscheidung hatte zu heftigen Protesten – vor allem von Pietisten – und zu Kirchenaustritten geführt. Jung: „Die Menge kann nicht der Maßstab sein.“ Viele Homosexuelle hätten unter der Stigmatisierung gelitten: „Dass wir ihre feste Lebenspartnerschaft jetzt segnen, hilft ihnen, mit ihrer Homosexualität verantwortlich zu leben.“ Die Entscheidung sei nicht unbiblisch gewesen. Man habe in der Synode „lange um das Zeugnis der Bibel gerungen“. Es greife zu kurz, wenn man ein paar Verse aus der Bibel dazu herausgreife und sowohl deren historischen als auch theologischen Zusammenhang außer acht lasse.

Gegen Konkurrenz von Kirchengemeinden und Gemeinschaften

Der Kirchenpräsident äußerte sich ferner zum Verhältnis zwischen Kirche und Pietismus. Die Landeskirchlichen Gemeinschaften hätten zum Teil gute Kontakte zu den Kirchengemeinden. Die Gemeinschaften seien angetreten, um eine besonders intensive Art der Frömmigkeit in den Landeskirchen zu pflegen: „Wo das gelingt, kann das eine gute Bereicherung sein.“ Allerdings gebe es teilweise Gemeinschaften, die sich als eigene Gemeinde verstünden. Sie seien zwar formal noch unter dem Dach der Kirche, „aber eigentlich selbstständig“. Das könne zu einer „problematischen Konkurrenz“ führen. Allerdings gebe es auch Bewegung in der pietistischen Szene: „Wir gehen wieder aufeinander zu – auch in der Beurteilung von Homosexualität.“ Jung bejahte die Frage, ob Pietisten liberaler geworden seien: „Ich hatte einige Kontakte, wo ich das Empfinden hatte. Aber unsere Kirche ist auch frommer geworden, sensibler für die geistliche Kraft des Glauben.“

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