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Die Entstehung und Entwicklung der Emerging Church


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#1
Guest_Yentl_*

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Ein neuer Beitrag zum Thema "Emerging Church" von Rudolf Ebertshäuser.

Zu lesen hier:


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Gemeindegründungsbewegungen - Gemeindewachstumskonzepte - neue Missionslehren unter den Evangelikalen.






Eine Stellungnahme aus bibeltreuer Sicht
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#2
Rolf

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Die Gemeindegründungslehren David Watsons





Eine biblische Beurteilung

Rudolf Ebertshäuser


Teil 1


Diese Untersuchung ist ein bearbeiteter Auszug aus meiner Broschüre Gemeindegründungsbewe-
gungen - Gemeindewachstumskonzepte - neue Missionslehren unter den Evangelikalen. Eine
Stellungnahme aus bibeltreuer Sicht , die auf der Webseite www.das-wort-der-wahrheit.de im
Juli 2012 veröffentlicht wurde. Dort findet man auch das Literaturverzeichnis mit den vollständi-
gen bibliographischen Angaben zu den hier zitierten Büchern.

Der amerikanische Missionar und Gemeindegründer David L. Watson und sein Sohn Paul D. Watson
haben im deutschsprachigen Raum Schulungsvorträge gehalten, die in manchen bibeltreuen Ge-
meinden Begeisterung, aber andererseits auch Verunsicherung hervorgerufen haben. 1 Es gibt Anzei-
chen dafür, daß Watson im europäischen Maßstab verstärkt Gemeindegründer schulen will und da-
für auch verschiedene Plattformen hat. 2 Wir wollen deshalb Watsons Konzept einer Gemeinde-
Multiplikations-Bewegung bzw. einer Jüngerschaftsbewegung genauer unter die Lupe nehmen.

Um die Lehren und Methoden Watsons und anderer Missionare richtig zu verstehen und einzuord-
nen, müßten wir uns ausführlicher mit den Konzepten der Gemeindewachstumsbewegung beschäf-
tigen, die schon seit ihren Anfängen bei Donald McGavran bestrebt war, auf den Missionsfeldern
durch ein kontextualisiertes Evangelium und kontextualisierte Gemeindegründungsmethoden Mas-
senbewegungen in bestimmten Zielgruppen auszulösen. Das kann hier nicht geschehen; in unserer
oben genannten Broschüre haben wir das ausführlicher getan.

Watsons Lehren und Vorstellungen erscheinen dem Hörer oder Leser zunächst einmal sehr konse-
quent und praxisnah; sie erwecken den Eindruck einer bibeltreuen Methodik, die geeignet scheint,
manche Schwierigkeiten in der Missions- und Gemeindegründungsarbeit zu überwinden, mit denen
wir heute kämpfen. Erst eine genauere Prüfung, die auch unausgesprochene Hintergründe mit ein-
bezieht, läßt erkennen, daß es sich hier um unbiblische, ja verführerische Gedanken handelt, die
echte Evangelisation und biblischen Gemeindebau geradezu hindern.

Wir wollen deshalb keineswegs den Gläubigen einen Vorwurf machen, die zunächst einmal von den
Lehren Watsons eingenommen oder sogar begeistert sind. Wir wollen sie nur bitten, unserer Unter-
suchung ohne Vorurteile zu folgen und zu prüfen, ob Watsons Lehren wirklich so biblisch sind wie
sie auf den ersten Blick erscheinen. Wir beten und hoffen, daß noch einige erkennen werden, daß
sie es letztlich mit einem ungesunden Konzept zu tun haben, und ehrlich zugeben, daß sie sich ge-
täuscht haben. Das kann uns allen in dieser an Irreführungen reichen letzten Zeit passieren – auch
der Verfasser dieser Zeilen ließ sich jahrelang von den Irrlehren der Pfingst- und Charismatischen
Bewegung täuschen.

1 Watson hielt im März 2008 ein Seminar mit Mitarbeitern der Deutschen Inland-Mission (DIM) ab; im September 2010 trat er
bei den vom „Arbeitskreis Wachstum der Brüdergemeinden“ veranstalteten „Impulstagen für Gemeindegründung und Ge-
meindewachstum“ in Rehe auf.
2 Watson scheint für Oktober 2012 bei einer Konferenz der Greater Europe Mission in Prag eingeladen zu sein; vgl.

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Dieses evangelikale US-Missionswerk ist, wie eine Untersuchung ihrer
Webseite rasch zeigt, seit einiger Zeit stark von den missionalen Lehren geprägt und verfolgt aktiv die Strategien der neuen
Gemeindegründungsbewegungen; auch David Garrison wurde von ihnen zu Vorträgen eingeladen.


1989 wurde der Strategiekoordinator David L. Watson mit seiner Frau vom International Mission
Board (abgek. IMB = Internationales Missionskomitee) der Südlichen Baptisten zu den Bhojpuri-
sprechenden Bevölkerungsgruppen in Nordindien gesandt, die überwiegend Hindus waren. Nachdem
bei einem Einsatz von südindischen Reiseevangelisten zur offenen Predigt in den Dörfern alle sechs
Evangelisten umgebracht wurden, kam Watson in eine Krise und überdachte seine Gemeindegrün-
dungskonzeption grundlegend. Er änderte seine Strategie und setzte darauf, nach Lukas 10 eine
„Person des Friedens“ in jedem Dorf zu finden, von der aus dann eine Gemeinde entstehen sollte.
Dieses Vorgehen hatte Erfolg. Es entstand in den nächsten Jahren eine große Gemeindegründungs-
bewegung.

Aufgrund gewisser Differenzen schied Watson 1999 aus der Missionsarbeit der Südlichen Baptisten
aus; aus seinen Äußerungen wird deutlich, daß er von den Richtlinien seiner Denomination unabhän-
gig arbeiten wollte. Seit 2003 arbeitet er bei CityTeam International / NewGenerations Internatio-
nal , San Jose, CA als Vizepräsident für weltweite Gemeindegründung. Seine Aufgabe in diesem
weltweit operierenden Hilfswerk für Arme und sozial Benachteiligte, das sich zugleich weltweite
Gemeindegründung zum Ziel gesetzt hat, ist die Schulung von einheimischen Gemeindegründern. Er
hat schon in 55 Ländern solche Schulungen durchgeführt, und Gemeindegründer aus mehr als 120
Ländern haben seine Schulungen besucht. 3

Die Auseinandersetzung mit Watsons Lehren geschieht vor allem aufgrund der Beiträge in Watsons
Blog 4; einige Einträge auf diesem Blog wurden von der Deutschen Inlandmission (DIM) ins Deutsche
übersetzt und in einem Buch herausgegeben: Gemeindegründungsbewegungen. Eine Momentauf-
nahme .5 Einige Informationen über Watson und die Ausrichtung seiner Arbeit sind in dem Buch Mira-
culous Movements seines Kollegen Jerry Trousdale enthalten. 6



1. Hintergründe und Voraussetzungen von Watsons Gemeindemultiplikationskonzept


a) Die verkehrten Lehren der missionalen
Gemeindegründungsbewegungen und David Watsons




Wenn wir im folgenden von „missionalen“ Strömungen und Lehren bzw. Irrlehren sprechen, dann
bedeutet das, daß folgende Elemente gelehrt bzw. praktiziert werden:

* die falsche Lehre, daß in der heutigen Zeit ganze Völker zu Jüngern gemacht werden sol-
len, anstatt Einzelne aus der Welt herauszurufen

* die falsche Lehre, daß das Reich Gottes heute schon in der Welt gegenwärtig sei und die
Gemeinde berufen sei, an der Ausbreitung des Reiches Gottes in der Welt auf andere Weise
als durch Evangelisation mitzuwirken (z.B. durch sozialpolitisches Engagement, durch „zei-
chenhafte“ Lebensweise und Aktionen, durch Zusammenarbeit mit weltlichen Institutionen;
„gesellschaftsrelevanter Gemeindebau“; „Gesellschaftstransformation“).

* die falsche Lehre, daß es eine „Mission Gottes“ ( Missio Dei ) in der Welt gebe, die über
Evangelisation hinausgeht, daß Gott bereits in der Welt, in den Kulturen und Religionen der
Welt „erlösend“ handele und die Gemeinde den Auftrag habe, an der Mission Gottes in der
Welt durch Transformation der Gesellschaft und Kultur und durch „Weltveränderung“ teil-
zuhaben.

3 Quelle:

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4 www.davidlwatson.org; vgl. auch die Webseite www.cpmtr.org.
5 Zitate aus diesem Buch werden im Abschnitt über Watson direkt danach mit der Seitenzahl in Klammern gekennzeichnet.
Rechtschreibung und Zeichensetzung sind original belassen worden. Hier wird die 1. Auflage zitiert; eine 2., erweiterte ist
zwischenzeitlich erschienen. Unterstreichungen stammen immer von RE.
6 Trousdale ist Director of International Ministries bei CityTeam International , der Organisation, für die Watson seit Jahren
arbeitet; er arbeitet eng mit Watson zusammen und bekennt, von ihm beeinflußt zu sein. Das erwähnte Buch ist ein Bericht
über die Gemeindegründungsarbeit von CityTeam in Afrika, die von Watson angeleitet und betreut wird
.


* die falsche Lehre der Kontextualisierung, nach der die Botschaft des Evangeliums und die
Struktur und das Leben der Gemeinde an die jeweils vorherrschende heidnisch-weltliche
„Kultur“ angepaßt und „inkarniert“ werden müßte, daß die Gemeinde „kulturrelevant“ sein
müsse.

* die falsche Lehre, daß die Gemeinde ausschließlich für die Mission und für die Welt da sei
(anstatt für Gott als heilige Priesterschaft zur Verfügung zu stehen), daß die Gemeinde sich
für die Welt, insbesondere für die „Armen und Entrechteten“, für ganze Städte aufopfern
solle und sich dazu an sozialen und politischen Aktionen gegen Armut und für Gerechtigkeit
zu beteiligen habe (UNO-Milleniumsziele, PEACE-Plan, Micha-Initiative; „holistische“,
„ganzheitliche“ Mission).

* Die falsche Lehre von der „neuen Spiritualität“, die das biblische Glaubensleben ersetzt
durch kontemplative Mystik und charismatische Gebetskampagnen, durch manipulativen
„Lobpreis“ und „Anbetungstänze“, durch mönchisch-kommunitäre Lebensgemeinschaften
und heidnische Meditationstechniken.


* die falsche Lehre der Kontextualisierung, nach der die Botschaft des Evangeliums und die
Struktur und das Leben der Gemeinde an die jeweils vorherrschende heidnisch-weltliche
„Kultur“ angepaßt und „inkarniert“ werden müßte, daß die Gemeinde „kulturrelevant“ sein
müsse.

* die falsche Lehre, daß die Gemeinde ausschließlich für die Mission und für die Welt da sei
(anstatt für Gott als heilige Priesterschaft zur Verfügung zu stehen), daß die Gemeinde sich
für die Welt, insbesondere für die „Armen und Entrechteten“, für ganze Städte aufopfern
solle und sich dazu an sozialen und politischen Aktionen gegen Armut und für Gerechtigkeit
zu beteiligen habe (UNO-Milleniumsziele, PEACE-Plan, Micha-Initiative; „holistische“,
„ganzheitliche“ Mission).

* Die falsche Lehre von der „neuen Spiritualität“, die das biblische Glaubensleben ersetzt
durch kontemplative Mystik und charismatische Gebetskampagnen, durch manipulativen
„Lobpreis“ und „Anbetungstänze“, durch mönchisch-kommunitäre Lebensgemeinschaften
und heidnische Meditationstechniken.

Von „missionalen Lehren“ und „missionaler Gemeindebewegung“ sprechen wir dort, wo mehrere
dieser Elemente zusammen auftreten. Diese Gruppen“, aus dem wir einige Sätze anführen wollen. 7


Der angebliche Auftrag der Gemeinde, das Reich Gottes in dieser Welt zu verwirklichen

Watson polemisiert in diesem Beitrag gegen die biblische Vorgehensweise der herauslösenden Evan-
gelisation ( extraction evangelism ), worauf wir im nächsten Abschnitt noch näher eingehen wollen.
In diesem Zusammenhang wird sein unbiblisches Reichgottesverständnis deutlich:

Unser Geschäft ist es, Kulturen für und durch Christus zu erlösen. Unser Geschäft ist es
nicht, einige wenige für eine besondere christliche Kultur, Denomination oder Gemeinde zu
gewinnen. Wir wollen nicht herauslösende Evangelisation betreiben. Laßt uns hart daran ar-
beiten, Nationen durch örtliche und kulturelle Gemeinschaften zu erlösen, 8 und solche Ge-
meinschaften durch Familien zu erlösen, und Familien durch diejenigen Mitglieder, bei de-
nen Gott uns die Möglichkeit gibt, sie mit dem Evangelium von Jesus Christus zu erreichen.
Wir wollen sehen, wie bereits bestehende örtliche oder kulturelle Gemeinschaften zu Ge-
meinschaften von Gläubigen werden.

Das ist genau der missionale Irrweg: ganze Nationen, Volksgruppen und Gemeinschaften kollektiv „in
das Reich“ zu bringen, anstatt Einzelne herauszurufen. Hier wird nicht wahre Gemeinde gebaut (die

7 D. L. Watson: “Extraction Groups vs. Community Groups”, October 3, 2008; Quelle: http://www. davidlwatson.org
/2008/10/03/extraction-groups-vs-community-groups/.
8 Die Übersetzung dieser Passagen ist nicht einfach, weil das im Englischen verwendete „community“ keine exakte deutsche
Entsprechung hat. Es kann sowohl eine örtliche Gemeinschaft (Dorfgemeinschaft, Stadtviertel) als auch eine ethnisch-
kulturelle Gemeinschaft (Stamm, Sippe, Subkultur wie Rastafaris, Punker) bezeichnen.


ja ek-klesia , die Gemeinschaft der Herausgerufenen, ist), sondern eine falsche Weltkirche, die gan-
ze Nationen umfassen soll. An anderer Stelle wird das ebenso deutlich, etwa wenn Watson seine
Sicht von Gemeindearbeit erklärt: „Ob unsere Gemeinden groß, mittelgroß oder klein sind, sie alle
werden gebraucht, um die verschiedenen Bedürfnisse der Leute zu befriedigen, und um durch
Dienst und Evangelisation Beziehungen herzustellen, die jedermann verkünden, daß das Reich Got-
tes nahe ist, und daß wir ihnen gerne den Weg in das Reich zeigen wollen“. 9

Watson vertritt wie viele andere missional beeinflußte Missiologen die irrige Sicht, es sei heute der
Aufrtag der Gemeinde, ganze Völker zu christianisieren. Das zeigt sich auch in einem anderen
Blogeintrag, in dem von dem „Prozess der Reproduktion“ die Rede ist, „der eine ganze Nation und
die ganze Welt erreichen könnte“, und davon, daß wir sehen würden, „wie der Missionsbefehl in
einer Generation erfüllt werden kann“, wenn die verschiedenen Konfessionen nur noch „gehorsame
Jünger“ machten. 10 Sein Ziel ist dasselbe wie das der liberal-ökumenischen Studentenbewegung von
Edinburgh 1910, nämlich „die Welt für Christus zu gewinnen“ (114; 115); „die Errettung einer gan-
zen Generation“ 11 . Sein Ziel ist, „ganze Familien, Gesellschaften und Nationen zu gewinnen“. 12 Dazu
fordert er im selben Blogbeitrag genau wie damals, „daß die Denominationen ihre Unterschiede
vergessen“; d.h. er befürwortet eine ökumenische Vereinigung aller Christen, um angeblich den
„großen Auftrag“ so zu verwirklichen.

Die unbiblische Ausrichtung der missionalen Bewegungen auf sozialpolitisches Engagement wird in
einem anderen Blogbeitrag sichtbar:

Ich möchte Teil einer Gemeinschaft sein, die die Welt zu einem Ort macht, an dem man
besser leben kann, die die Bedürfnisse derer erfüllt, die weniger haben, die der Welt zeigt,
was es bedeutet, einer Beziehung zu Gott verpflichtet zu sein, die Einzelpersonen und Fami-
lien transformiert und all denen, die interessiert und berufen sind, eine Tür zum Königreich
der Himmel anbietet. (…) Ich möchte Teil einer Gemeinde sein, die nicht nur nach ihren ei-
genen Interessen sieht, sondern auch danach trachtet, Bedürfnisse überall dort zu erfüllen,
wo man sie findet, und Systeme errichtet, die Unabhängigkeit und Verbesserung der eigenen
Lage [ self-improvement ] fördern und auf Gott und die gegenseitige Abhängigkeit Seiner
Schöpfung und Seiner Gemeinschaft von Gläubigen, d.h. der Gemeinde, vertrauen. 13

Das ist ein deutlicher Bezug zu dem sozialen Evangelium, das Teil der missionalen Irrlehren ist, und
auf Programme wie den PEACE-Plan Rick Warrens, die in der Dritten Welt sozialpolitische und wirt-
schaftliche „Hilfe zur Selbsthilfe“ anbieten. Im selben liberal-ökumenischen Geist sagt Watson: „Ei-
ne Gemeinde, die soziale Ungerechtigkeit ignoriert, kann nicht eine Gemeinde bleiben – egal, wie
sie sich selber bezeichnet“ (93). 14


Fortsetzung folgt



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Die Gemeindegründungslehren David Watsons






Eine biblische Beurteilung



Rudolf Ebertshäuser


Teil 2



Polemik gegen „herauslösende Evangelisation“ und biblische Gemeindegrundlagen

Weil Watson ganz im Sinne der falschen Lehren McGavrans und der klassischen Gemeindewachs-
tumsbewegung auf Gruppenbekehrungen und die „Transformation“ ganzer Bevölkerungsgruppen
zielt, führt er geradezu einen Kampf gegen die früher praktizierte Evangelisation, die auf die Buße
und den Glauben des Einzelnen zielt. Seine falsche Reichslehre zwingt ihn dazu, die klassische Evan-
gelisation der gesegneten Evangelisten und Missionare früherer Zeiten scharf abzulehnen.

Watson kritisiert die „herauslösende Evangelisation“ und die darauf gegründeten Bestrebungen zur
Gemeindegründung als unbiblisch:

9 D. L. Watson: „An Encouraging Mega Church View“; Quelle:

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mega-church-view/
10 „Warum Konfessionen den Missionsbefehl nicht erfüllen können“; Watson, Gemeindegründungsbewegungen , S. 18.
11 Engl. “the salvation of a generation”; D. L. Watson, “Why Denominations Cannot Complete the Great Commission”; Quelle:

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vgl. Gemeinde-
gründungsbewegungen , S. 16-19.
12 Gemeindegründungsbewegungen , S. 9.
13 D. L. Watson, “Church Planting Essentials – Establish Communities of Believers”; Quelle: http://www. da-
vidlwatson.org/2008/08/22/church-planting-essentials-%E2%80%93-establish-communities-of-believers/

14 Seitenangaben in Klammern beziehen sich auf das Buch Gemeindegründungsbewegungen , 1. Auflage.

Die allgemein verbreitetsten Formen von Gemeindegründung und Evangelisation haben ein
gemeinsames Element – die Herauslösung. Bei der herauslösenden Evangelisation wird ein
Einzelner für den Herrn gewonnen, ohne ernsthafte Rücksicht auf die Familie, Gemeinschaft
oder Nation. Die „Gewinnung“ des Einzelnen ist wichtiger als die mögliche „Gewinnung“ der
Familie, Gemeinschaft oder Nation. Herauslösende Evangelisation ist das Ergebnis schlechter
Theologie und einer evangelistischen Strategie, die die Strukturen der Familie, Gemein-
schaft und Nation nicht versteht oder diese Strukturen bewußt mißachtet. 15

Watson behauptet dann, die persönliche Evangelisation, wie sie in der „westlichen Kultur“ gelehrt
werde, fände sich kaum in der Bibel. Als Beweis für seine gruppenorientierte Strategie verweist er
auf die Bekehrung ganzer Haushalte in der Apostelgeschichte (Lydia, Kornelius). Doch dieses Argu-
ment ist falsch und unredlich. Denn die Bekehrungen etwa im Haus des Kornelius (Apg 10,44) oder
im Haus des Gefängniswärters (Apg 16,32-34) geschahen zwar gleichzeitig oder zeitnah, aber ohne
den allmählichen Verständigungsprozeß innerhalb der Gruppe, der bei Watson vorausgesetzt wird.
Genauso waren die Bekehrungen der 3.000 nach der Pfingstpredigt des Apostels Petrus gleichzeitige
Einzelbekehrungen und keine „Gruppenentscheidung“ im Sinne von Watson oder McGavran; es gab
offenkundig keine tage- oder wochenlangen Beratungen in Familienverbänden, ob man sich Christus
anschließen sollte.

Im Gegenteil ist die von den Vertretern der Gemeindewachstums- und Insiderbewegungsstrategie
verfochtene „Gruppenbekehrung“ etwas völlig Unbiblisches. Hier wird bibelkritisch mit „kulturellen
Eigenheiten“ argumentiert; man behauptet, die auf Einzelbekehrungen zielende Evangelisation sei
das Ergebnis eines „westlichen Individualismus“. In orientalischen Kulturen sei man eben gewöhnt,
solche Entscheidungen als Gruppe (Familie, Clan, Stamm, Dorfgemeinschaft) zu treffen, wobei die
Führer der Gruppe die Entscheidung für den Rest träfen, der dann nachfolge. Doch die Bibel lehrt
die Einzelbekehrung, und sie ist überkulturell, entstand aber in einem „orientalischen“ Kulturkreis,
sodaß das „kulturelle“ Argument hinfällig ist.

Das biblische Evangelium richtet sich selbstverständlich an alle, an ganze Völker, Stämme und Fami-
lien, aber die Entscheidung für den Glauben an den Herrn Jesus Christus kann nur jeder Einzelne
selbst treffen, wenn er an das verkündigte Wort glaubt. Immer ist der Einzelne zu einer grundlegen-
den persönlichen Entscheidung aufgefordert, die er allein vor Gott treffen muß, egal, was alle ande-
ren dazu sagen. So heißt es in der Pfingstpredigt des Petrus: „Tut Buße, und jeder von euch lasse
sich taufen…“ (Apg 2,38).

Die Botschaft ist, daß „jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden
empfängt“ (Apg 10,43). Durch Christus wird „jeder [pas = jeder Einzelne] gerechtfertigt, der
glaubt“ (Apg 13,39; vgl. auch Röm 1,6-17). In dem ganzen entscheidenden Abschnitt von Römer 2
und 3, in dem der Apostel Paulus das Evangelium von Christus offenbart, wird stets der Einzelne in
seiner Verantwortung vor Gott angesprochen (vgl. Röm 2,1-4; 3,22.26; Röm 4,5-8; Röm 10,9-11). In
der Pfingstpredigt betont der Apostel Petrus die alttestamentliche Verheißung: „Jeder, der den
Namen des Herrn anruft, wird errettet werden“ (Apg 2,21) und fordert die Hörer auf: „Tut Buße,
und jeder von euch lasse sich taufen…“ (Apg 2,38).

Die Bibel lehrt ganz klar, daß der Glaube an den Herrn Jesus Christus auch Familienbeziehungen
trennen und Familien „zerstören“ kann, und daß Gott will, daß wir die Beziehung zu Christus vor die
Beziehung zu unseren Verwandten und Volksangehörigen stellen. Deswegen sagte der Herr zu dem
pietätvollen Mann, der seinen Vater begraben wollte: „Folge mir nach, und laß die Toten ihre To-
ten begraben!“ (Mt 8,22). Klingt das wie Watsons „Erlösung von ganzen Familien“? „Es wird aber
ein Bruder den anderen zum Tode ausliefern und ein Vater sein Kind; und Kinder werden sich
gegen die Eltern erheben und werden sie töten helfen. Und ihr werdet von jedermann gehaßt
sein um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden“ (Mt
10,21-22). Es kommt noch härter:

Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin
nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert! Denn ich bin gekommen,
den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die

15 Aus diesem Aufsatz sind auch die folgenden nicht näher gekennzeichneten Zitate entnommen. Quelle:

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vgl. Gemeindegründungs -bewegungen ,
S. 36-39.


Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Feinde des Menschen werden sei-
ne eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist mei-
ner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht
wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht
wert. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um
meinetwillen, der wird es finden! (Mt 10,34-39)

Diese wohlbekannten Verse sollten eigentlich jedem bibeltreuen Gläubigen zeigen, daß es kein
gottgewollter Weg sein kann, den unvermeidlichen Konflikt zu umgehen, den ein offenes Bekenntnis
zu Christus auslösen kann. Der Herr Jesus selbst hat die an Ihn Gläubigen radikal aus dem Verband
des Judentums „herausgelöst“ und ihnen selbst wie ihren Angehörigen genau die „Schmerzen“ und
das Gefühl des „Verrats an der Familie“ bzw. dem Volk zugemutet, die Watson als schädlich be-
zeichnet.

Dieser „Individualismus“ durchzieht übrigens auch schon das Alte Testament; Gott berief Abraham
heraus aus seinem Familienverband (1Mo 12,1); Er rief die Leviten auf, ihre eigenen Verwandten zu
ermorden, die gesündigt hatten (2Mo 32,27); Er verschonte nur Josua und Kaleb vor dem Gericht,
weil sie glaubten; Er leitete Josua (Jos 24,15) und Elia (1Kön 18,21-22), kühn ihrem abtrünnigen
Volk zu widerstehen, um dem HERRN treu zu bleiben.

Dasselbe sehen wir in der frühen Gemeinde: die an Christus Gläubigen wurden aus der Synagoge
ausgestoßen; jede Evangeliumsverkündigung des Apostels Paulus endete in einer schmerzhaften
Spaltung der Synagoge und in dem „Herauslösen“ der christusgläubigen Juden, die mit Heiden zu-
sammen in eine neue Gemeinschaft geführt wurden, wobei mit Sicherheit Familienbande zu Bruch
gingen (vgl. bes. Apg 13,42-48; 14,2; 17,1-9; 17,34; 18,1-6; 19,8-9).

Das bedeutet natürlich nicht, daß nicht auch ganze Familien zum Glauben kamen; aber man kann
unmöglich sagen, dies sei die bewußte und ausschließliche Strategie der Apostel und der frühen
Gemeinde gewesen – das bedeutet eine Verdrehung der biblischen Wahrheit. Es ist vielleicht kein
Zufall, daß es ebenso viele Beispiele für ausgesprochene Einzelbekehrungen in der Apostelgeschich-
te gibt wie für „Hausbekehrungen“ (die ja ebenfalls Einzelbekehrungen waren): der Kämmerer (Apg
8,37-38); Paulus (Apg 9,6); Lydia (Apg 16,14); der Statthalter in Zypern (Apg 13,12).


Verleumdung der biblischen Evangelisation

Ungeachtet der deutlichen biblischen Beweise greift Watson die klassische persönliche Evangelisati-
on, die einen Ruf an den Einzelnen zu Buße und Glauben beinhaltet, mit starken Worten als unbi-
blisch und sogar vom Teufel inspiriert an:

Ich bin der Überzeugung, daß Satan in diesen herauslösenden Methoden am Werk ist. Satan
fördert den Gebrauch von herauslösenden Strategien der Evangelisation und Gemeindegrün-
dung, weil diese Strategien Familien, Gemeinschaften und Nationen nicht ernsthaft in Be-
tracht ziehen und darauf hinauslaufen, daß einer gewonnen wird und der Rest der Familie,
Gemeinschaft oder Nation verlorengeht. Das ist gut für Satan – er wird uns ermuntern, einen
zu „gewinnen“ und 10 oder mehr zu verlieren wegen dieser Methoden. Die meisten von uns
spielen dem Satan in die Hände, weil sie meinen, wir hätten etwas Großartiges getan, in-
dem wir einen „gewonnen“ haben, während wir in Wirklichkeit erreicht haben, daß wir eine
Familie, eine Gemeinschaft oder eine ganze Nation verloren haben aufgrund der herauslö-
senden Strategien.16

Watson klagt die treuen Verkündiger des Evangeliums an, daß sie aufgrund ihrer biblischen Vorge-
hensweise schuld daran seien, daß Millionen verlorengehen: „Wir dürfen nicht an Strategien teil-
nehmen, die Verlorenheit verursachen oder Verlorenheit fördern durch eine Vernachlässigung oder
ein falsches Verständnis der Aufgabe. Wir dürfen nicht zu Strategien beitragen, die absichtlich Fami-
lien zersplittern oder Gemeinschaften von künftigen Begegnungen mit Christus entfremden“. Mit
Pathos ruft er auf: „Ich fordere euch heraus, Eure Evangelisation zu überdenken. (…) Methoden, die
eine verlorene Person finden und den Rest seiner oder ihrer Familie, Gemeinschaft oder Nation dazu
verurteilen, verloren zu bleiben, können nicht von Gott sein“.

16 D. L. Watson, “Extraction Groups vs. Community Groups”; daraus ist auch das folgende Zitat entnommen.

Mit dieser bösartigen Polemik entlarvt sich Watson als Feind der biblischen Evangelisation. Er klagt
mit diesem Satz sowohl den Herrn Jesus als auch die Apostel an und natürlich auch all die bibel-
treuen Verkündiger des Evangeliums aus allen Jahrhunderten. Er macht sich dafür eins mit der „Mis-
sion“ der römischen Kirche, die ganz ähnliche Strategien entwickelte, um „ganze Völker für Christus
zu gewinnen“, und mit den Irrlehren der ökumenischen Weltbewegung. Er verleumdet die persönli-
che Evangelisation grundlos.

In vielen Fällen hat das mutige persönliche Zeugnis „herausgelöster“ Einzelner sehr wohl in Familien
und in die Gemeinschaft hineingewirkt und weitere Bekehrungen bewirkt – allerdings praktisch nie
Massenbekehrungen großer Volksgruppen, die Watsons Ziel sind. Biblische Evangelisation und Ge-
meindegründung leitet sehr wohl die Neubekehrten an, in ihrer Familie und Gemeinschaft ein Zeug-
nis zu sein – aber nicht um den Preis, das klare Bekenntnis zu Christus oder die Evangeliumsbot-
schaft an die Zielgruppe anzupassen, um sie der „Gemeinschaft“ akzeptabler zu machen, wie das
bei den von Watson propagierten „Insiderbewegungen“ geschieht.

Hinter den falschen Lehren Watsons steckt ein vom Humanismus geprägtes Menschenbild. Watson
unterstellt nämlich, daß alle Menschen sich bekehren würden, wenn man sie nur richtig anspricht,
nämlich „kontextualisiert“. Denselben unbiblischen Optimismus hatten auch seine Vordenker, die
liberalen Missionstheologen und ihre evangelikalen Schüler wie McGavran. So träumt auch Watson
davon, alle Menschen zu retten: „Unsere Aufgabe ist es, die Verlorenen zu finden und die Verlore-
nen zu retten, alle Verlorenen“. Während der Apostel Paulus ganz kMit dieser bösartigen Polemik entlarvt sich Watson als Feind der biblischen Evangelisation. Er klagt
mit diesem Satz sowohl den Herrn Jesus als auch die Apostel an und natürlich auch all die bibel-
treuen Verkündiger des Evangeliums aus allen Jahrhunderten. Er macht sich dafür eins mit der „Mis-
sion“ der römischen Kirche, die ganz ähnliche Strategien entwickelte, um „ganze Völker für Christus
zu gewinnen“, und mit den Irrlehren der ökumenischen Weltbewegung. Er verleumdet die persönli-
che Evangelisation grundlos.

In vielen Fällen hat das mutige persönliche Zeugnis „herausgelöster“ Einzelner sehr wohl in Familien
und in die Gemeinschaft hineingewirkt und weitere Bekehrungen bewirkt – allerdings praktisch nie
Massenbekehrungen großer Volksgruppen, die Watsons Ziel sind. Biblische Evangelisation und Ge-
meindegründung leitet sehr wohl die Neubekehrten an, in ihrer Familie und Gemeinschaft ein Zeug-
nis zu sein – aber nicht um den Preis, das klare Bekenntnis zu Christus oder die Evangeliumsbot-
schaft an die Zielgruppe anzupassen, um sie der „Gemeinschaft“ akzeptabler zu machen, wie das
bei den von Watson propagierten „Insiderbewegungen“ geschieht.

Hinter den falschen Lehren Watsons steckt ein vom Humanismus geprägtes Menschenbild. Watson
unterstellt nämlich, daß alle Menschen sich bekehren würden, wenn man sie nur richtig anspricht,
nämlich „kontextualisiert“. Denselben unbiblischen Optimismus hatten auch seine Vordenker, die
liberalen Missionstheologen und ihre evangelikalen Schüler wie McGavran. So träumt auch Watson
davon, alle Menschen zu retten: „Unsere Aufgabe ist es, die Verlorenen zu finden und die Verlore-
nen zu retten, alle Verlorenen“. Während der Apostel Paulus ganz klar die scheidende Wirkung des
biblischen Evangeliums betont, das für viele Menschen Torheit ist, sodaß sie es aufgrund der Bosheit
und Finsternis ihres Herzens verwerfen (1Kor 1,18-29; 2Kor 2,14-17; 2Kor 4,1-6), geht Watson davon
aus, daß sein verfälschtes Reichsevangelium von allen Menschen angenommen wird, wenn es nur mit
der richtigen „Insiderstrategie“ präsentiert wird.

Watsons Ausführungen zeigen, daß die persönliche Bekehrung, Buße und Glauben an Christus im
biblischen Sinn ausgeblendet werden. Watson polemisiert gegen das angeblich „westliche“ Evangeli-
sations-/Bekehrungsmodell. Es ist typisch für die bibelkritisch-liberale Ideologie der missionalen und
Emerging Church-Bewegung, daß sie Grundelemente biblischer Lehre – genauer gesagt: der Apostel-
lehre in den neutestamentlichen Briefen – als „westliches Kulturgut“ relativiert und ablehnt. Watson
kennt weder Buße noch Bekehrung im biblischen Sinn. Das ersetzt er (wie die Liberalen und die rö-
mische Kirche) durch einen allmählichen Übergang, den er als „Jüngermachen“ bezeichnet: „Beim
Jüngermachen geht man davon aus, daß es einen Prozeß gibt, der von der Unkenntnis von Jesus zur
Verliebtheit in Jesus, zum Bekenntnis Jesu als Herr und Retter bis dahin geht, daß man ein gehor-
samer Nachfolger von Jesus wird, der weitere Jünger macht“. 17

b) Insiderstrategie und Kontextualisierung bei Watson

In derselben Stellungnahme läßt Watson die Katze aus dem Sack und bekennt sich offen zur Strate-
gie der unbiblischen, religionsvermischenden „Insiderbewegungen“: 18

Ich kenne viele Priester in verschiedenen Religionen, die jesusgläubig und voll Glauben sind.
Einige bleiben in ihrem religiösen Kontext; einige entscheiden sich, aus ihrem religiösen
Kontext herauszukommen. Mein Standpunkt ist, daß dies eine Entscheidung ist, die die Leu-
te selbst treffen müssen, wenn sie dem Wort gehorchen und auf den Heiligen Geist hören.
(…) Meine Erfahrung ist, daß diejenigen, die in ihrem religiösen Kontext bleiben, dies als
Evangelisten tun. Sie sehen es als ihre Verantwortung an, in ihrer Situation zu bleiben, um
andere für Christus zu erreichen. Diese religiösen Führer sind ziemlich ähnlich wie die Ju-
den, die in der Synagoge blieben, um Juden zu erreichen. Andere Juden fühlten sich ver-
pflichtet, die Synagoge zu verlassen, als sie Christen wurden. Es gab im ersten Jahrhundert
über dieses Thema viel Streit. Ich denke, es gibt immer noch Streit über diese Sache, weil

17 D. L. Watson, “Contextualization, Personal Evangelism and Disciple Making”; Quelle: http://www. da-
vidlwatson.org/2010/04/10/opinion-%E2%80%93-contextualization-personal-evangelism-and-disciple-making/. Auch das fol-
gende Zitat ist aus diesem wichtigen Beitrag entnommen, der bezeichnenderweise in dem deutschen Buch nicht übersetzt
wurde.
18 Näheres dazu in meinen Stellungnahmen „Kontextualisierung: Die tödliche Anpassung an die Kulturen und Religionen der
Welt“ und „Kontextualisierung am Beispiel der Missionsarbeit unter Moslems“ auf der Webseite www.das-wort-der-
wahrheit.de unter den Rubriken „Downloads“ 7 „ESRA-Schriften als PDF“ / „Endzeit“.



mache sich verpflichtet fühlen, ihre Religionen zu verlassen, während andere sich verpflich-
tet fühlen, in ihren Religionen zu bleiben, um zu evangelisieren.

Hier verdunkelt Watson massiv den Sachverhalt und verharmlost seine „Insiderstrategie“. Er unter-
schlägt, daß die „Priester“, die in ihrem „Kontext“ bleiben, täglich weiter die Götzen anrufen, Op-
fer bringen, magische Rituale verrichten müssen usw. So etwas ist nur möglich aufgrund der liberal-
ökumenischen Irrlehren, die auch diesen Götzenreligionen etwas Gutes, Wahres und Göttliches zu-
schreiben. Das „Evangelium“, das diese Menschen dann weitergeben, kann nur ein falsches, religi-
onsvermischendes Evangelium sein, das nicht mehr klar den Herrn Jesus Christus als den einzigen
Weg bekennt.

Watson bekennt sich auch an anderen Stellen in seinem Blog grundsätzlich zu der unbiblischen Insi-
derstrategie, wobei er sich gegen solche Insiderbewegungen abgrenzt, „die das Evangelium der Kul-
tur unterwerfen und/oder kulturell anstößiges Material aus der Bibel umschreiben“. Ansonsten be-
kennt er: „Größtenteils ist alles, was ich tue und lehre, vereinbar mit denen, die Insiderbewegungen
verwirklichen“. Er anerkennt „alle die guten Dinge, die aus den Insiderbewegungen gekommen
sind“, und gibt zu: „Ich habe sogar zu dem Wissen über Insiderbewegungen beigetragen und habe in
meine Arbeit viele Dinge einbezogen, die ich von Insiderbewegungen gelernt habe“. 19 Das heißt,
Watson findet es in Ordnung, daß das Evangelium „kontextualisiert“ wird und damit an die Kultur
und Religion der Zielgruppe angepaßt wird, aber er distanziert sich von denen, die unter Muslimen
die Begriffe „Sohn Gottes“ und „Vater“ verfälschen.

Grundsätzlich bejaht Watson die ökumenische Irrlehre von der Kontextualisierung und befürwortet
„kontextuelle Versuche, die vor Ort vorhandene Kultur im Licht von Gottes Wort zu erlösen“. Seine
Wortwahl („eine Kultur erlösen“ [ redeem ]) ist typisch für die missionalen Lehren und setzt die All-
versöhnungslehre des Theologen Karl Barth voraus, nach der Gott angeblich bereits jetzt in den
heidnischen Kulturen wirksam sei und sie für sich umgestalten würde, weil sie in Christus angeblich
schon versöhnt und erlöst seien. Ganz offen setzt Watson sich für eine Übernahme und Einbeziehung
heidnischer Sitten und Bräuche ein: „Vor Ort vorhandene heidnische Praktiken zu erlösen ist etwas
Gutes“.20 „Erlösen“ bedeutet in der missionalen Theologensprache heidnische Anschauungen und
Praktiken in den Dienst eines kontextualisierten „Christentums“ zu stellen, anstatt mit ihnen zu
brechen – ähnlich wie dies die römische Kirche seit vielen Jahrhunderten praktiziert.

Watson hat von den liberalen Ökumenikern auch den Grundsatz übernommen, daß die Gemeinde
nicht von dem ewigen Wort Gottes, sondern von kulturellen und gesellschaftlichen Elementen der
Zielgruppe bestimmt werden muß, vom „Kontext“ her: „Die Gesellschaftsstruktur ist es also, die
über die Art der Gemeinde, die gegründet werden soll, und über die Strategien, die es braucht, um
diese Gesellschaft zu erreichen, entscheidet“ (24). Hier übernimmt er Grundsätze, die deckungs-
gleich mit der Emerging Church sind, wenn er in bezug auf Gemeindegründung in Städten sagt: „Wir
werden es neuen Gesellschaftsstrukturen erlauben müssen, sich neue Stile und Formen von Gemein-
de und Gottesdienst auszudenken, wenn wir den Bedürfnissen der postmodernen städtischen Höh-
lenbewohner gerecht werden wollen“ (24).

Seine eigene Strategie (die auch von anderen Vertretern der Gemeindegründungsbewegungen be-
fürwortet wird) verlagert lediglich die Zuständigkeit für die Anpassung des Evangeliums auf die ein-
heimischen „Jünger“. Nicht die Missionare sollen die Kontextualisierung vornehmen, sondern die
neu christianisierten, nur völlig unzureichend belehrten und meist gar nicht wirklich wiedergebore-
nen „Jünger“. Die Missionare sollen lediglich ihre Weitergabe des Evangeliums von allem „kulturel-
len Ballast“ aus der westlichen Kultur befreien und als „Mentoren“ die Einheimischen anleiten, „ih-
ren Kontext zu erlösen“. Die „Jünger“ selbst sollen entscheiden, wie sie die Bibel verstehen und
umsetzen. Das bedeutet, wie die Erfahrung auf dem Missionsfeld zu Genüge zeigt, mit Sicherheit
synkretistische Irrlehren und eine Vermischung zwischen Heidentum und Christentum.


19 D. L. Watson, “Opinion – Insider Movements” (13. 04. 2011); Quelle:

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/2011 /04/13/opinion-
insider-movements/.
20 D. L. Watson, „Leadership Essentials – Contextualization Is Not What You Think It Is“. Er befürwortet auch offen die katho-
lische Praxis der Integration heidnischer Bräuche und Sitten in das jeweilige „Christentum“ und verteidigt dies gegen das
kritische Buch von Barna und Viola Pagan Christianity : „Die heidnischen Praktiken, die von Barna und Viola herausgefunden
wurden, waren kontextuelle Versuche, die vor Ort vorhandene Kultur im Gehorsam gegen Gottes Wort zu erlösen.


Fortsetzung folgt
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Die Gemeindegründungslehren David Watsons






Eine biblische Beurteilung



Rudolf Ebertshäuser


Teil 3



c) Watsons Haltung zur biblischen Lehre


Typisch für die missionalen Irrtümer ist auch Watsons Ablehnung der biblischen Lehre. Dabei müssen
wir unterscheiden – vieles Kritische, das Watson und andere gegen die Theologie und auch die Me-
thoden der etablierten Freikirchen sagen, ist durchaus zutreffend und wird von bibeltreuen Gläubi-
gen in ähnlicher Weise vorgebracht. Aber Watsons Behauptung, man müsse ganz auf Theologie und
Dogma (Lehre) verzichten und „nur die Bibel lehren“, ist einfach unredlich und falsch. Auch Watson
hat ein Lehrsystem, und er gibt sich eine falsche, geradezu apostolische Autorität, wenn er seine
Lehrüberzeugungen nicht offenlegt. Wir haben schon gesehen, daß Watson weitgehend von den
missionalen Lehren geprägt ist.


Ablehnung der gesunden Lehre der Apostel

So gibt sich Watson sehr „biblisch“, aber in Wahrheit blendet er wie die anderen Irrlehrer die ge-
sunde Lehre der Apostelbriefe so gut wie völlig aus und stützt seine Lehren praktisch ausschließlich
auf die Evangelien und die Apostelgeschichte. Das ist der listige Betrug dieser Lehren, den wir schon
weiter oben näher untersucht haben. In den Bibelstellenlisten von Watsons „Entdeckerbibelstudi-
um“ finden wir keine einzige Bibelstelle aus den Apostelbriefen – sie stützen sich fast ausschließlich
auf die Evangelien, sogar die auf Leiterschaft bezogenen! 21 Durch solche Manipulationen vermittelt
er den „Jüngern“ ganz wie selbstverständlich, daß sie genauso wie Jesus Dämonen austreiben und
Wunder tun sollten, bis hin zur Totenauferweckung, und hält den Ratschluß Gottes mit der Gemein-
de fern von ihnen, um seine unbiblischen Vorstellungen von „organischen“ Insidergruppen durchzu-
setzen.

Auf eine verführerische und unredliche Weise wertet Watson das „Wissen“, die Lehre und das sy-
stematische Bibelstudium ab und stellt es so hin, als sei dies vom „westlichen Denken“ beeinflußt.
Er unterstellt, daß Menschen, die Wert auf geistliche Erkenntnis legen, „nicht dahin gelangt [seien],
Gott zu kennen, anstatt Dinge über ihn zu kennen“. Das ist aber in einem gesunden Glaubensleben
gar kein Gegensatz. Wir sollen wachsen in der Erkenntnis Gottes, aber auch in der Erkenntnis Seines
Willens und in der gesunden Lehre der Apostel. Biblische geistliche Erkenntnis und gesunde Lehre
sind wesentlich, wenn wir dem Herrn richtig nachfolgen wollen.

Watson redet so viel über „Gehorsam“, aber seine Lehren über Gemeindegründung sind praktizier-
ter Ungehorsam gegenüber der Apostellehre über die Gemeinde. Der erhöhte Herr hat ausdrücklich
geboten, daß wir die Lehren des Apostels Paulus weitergeben, lehren und befolgen sollen, weil sie
Seine inspirierte Unterweisung für alle Gläubigen darstellen (vgl. 1Kor 11,2; 1Kor 14,34-38; Kol 4,16;
1Thess 2,13; 4,2; 5,27; 2Thess 3,14; 1Tim 4,6-16; 2Tim 1,13-14; 2,2; 3,14). Das Gebot des Herrn für
uns alle lautet unzweideutig: „Halte dich an das Muster der gesunden Worte, die du von mir ge-
hört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus ist! Dieses edle anvertraute Gut
bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt!“ (2Tim 1,13-14). Hier ist Watson massiv
ungehorsam, wie alle seine missionalen Kollegen auch.

Das zeigt sich besonders auffällig in seiner Haltung zur Frauenfrage, wo er die klare biblische Anwei-
sung, daß eine Frau keine Gemeinde leiten darf, als „Kultur des modernen Christentums“ und „tra-
ditionellen Gemeindehintergrund“ bezeichnet und ungeschminkt schreibt: „Ja, es gibt einen Vers,
der sagt, daß eine Frau einen Mann nicht lehren soll. Aber seit wann gründen wir eine Lehre auf
einen Vers angesichts vieler Aussagen, die Frauen als Leiterinnen zeigen und sie anweisen, zu beten
und zu weissagen?“ (69-70).

Hier zeigt sich eine dreiste Verfälschung der Schrift. 1Tim 2,12 redet nicht nur vom Lehren, sondern
auch davon, daß sie nicht über den Mann herrschen (Autorität ausüben) darf – das läßt Watson ein-
fach weg! Und sein ganzes Gerede über „Gehorsam“, daß wir jedem Wort Gottes binnen 24 Stunden
gehorchen sollen, ist durch diese liberaltheologische Einlassung mehr als fragwürdig geworden.
Selbstverständlich haben wir dieser klaren Anweisung zu gehorchen, und jede „Auslegung“ anderer
Bibelstellen muß in Übereinstimmung mit dieser geschehen, nicht, um ein klares Gebot Gottes aus-

21 Vgl. die deutschen Bibelstellenlisten als PDF-Download auf

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/category/watson%C2%B4s-blog/


zuhebeln. Wie vereinbart sich das mit Watsons großartigem Grundsatz, „allen Geboten Jesu zu ge-
horchen, egal, was die Konsequenzen sein mögen“ (6)?

Watson wertet das Studium der Lehre pauschal als „akademische Anstrengung“ ab und deutet das
Bibellesen zu einem mystischen Erlebnis um: „Wenn wir an die Bibel in einer Art akademischer An-
strengung herangehen, können wir die Hauptsache verpassen, nämlich Gott selbst kennen zu lernen.
Gehen wir an die Bibel aber als Liebesbrief heran, der die tiefsten Leidenschaften Gottes über uns
offenbart, verschlingen wir diese Briefe immer wieder (so wie wir das mit dem Brief unseres Gelieb-
ten tun würden), um zumindest ein wenig mehr Leidenschaft in diese Beziehung hineinzubringen“
(9). Hier wird eine Dimension der Bibel romantisch verklärt und seelisch verbogen, um von anderen
Dimensionen abzulenken. Die Bibel offenbart uns die herrliche Liebe Gottes, das ist wahr (wobei
„Leidenschaft“ ein verdunkelndes Wort dafür ist, das in der Bibel nur negativ vorkommt!). Aber die
Bibel offenbart uns auch die Ratschlüsse Gottes über die Gemeinde, über unser Leben, über die
Welt, und das sollen wir erforschen und darüber nachsinnen.

Watson geht so weit, daß er das Bestreben nach Bibelstudium dem Teufel zuschreibt, und dann auch
noch alle auf biblische Lehre gegründete Kritik an seinen Irrlehren dazu: „Doch Satan ist viel schlau-
er als das. Er ist subtil. Er bringt uns dahin, Gott zu studieren, anstatt Ihn zu lieben. (…) Er bringt
uns dahin, Einzelne für den Herrn zu gewinnen, wenn wir schon Verlorene gewinnen müssen, anstatt
ganze Familien, Gesellschaften und Nationen zu gewinnen. Er bringt uns dahin, daß wir kritisch den
jeweiligen Stil der anderen Christen beäugen (…)“ (9). Hier versucht er seine völlig gegen die bibli-
sche Lehre gehenden missionalen Irrtümer als göttliche Wahrheit hinzustellen und die biblische dis-
pensationalistische Lehre als teuflische Verführung.


Verdeckte charismatische Lehren

Wie seine Kollegen aus den Gemeindegründungsbewegungen und Insiderbewegungen vertritt Watson
einige typisch charismatische Irrlehren und zeigt damit, daß er von dem verführerischen Geist der
Pfingst- und Charismatischen Bewegung beeinflußt ist. Watson ist in dieser Hinsicht sehr zurückhal-
tend und vorsichtig; er hat bei den Southern Baptists sicherlich gelernt, daß er sonst auf berechtigte
Kritik von wachen Gläubigen stoßen würde. Dennoch kommen diese Irrtümer an verschiedenen
Punkten deutlich heraus.

Watson ist sicherlich kein klassischer Charismatiker; dennoch müssen wir davon ausgehen, daß er
ähnlich wie Charles Kraft und C. Peter Wagner als Missionar in die irrgeistigen Kräfte und Praktiken
dieser Bewegung eingeführt wurde und sie auch an die von ihm betreuten Gemeindegründer weiter-
gibt; das erweist das Buch von David Garrison „Gemeindegründungsbewegungen“ genauso wie die
Berichte von den afrikanischen Gemeindegründungsbewegungen, die wir noch hören werden.

Daß Watson mit charismatischen Praktiken operiert, beweisen die Schriften seiner Kollegen Jerry
Trousdale und David Hunt auf jeden Fall, die offen darüber berichten, wie in den von ihm geleiteten
Gemeindegründungsbewegungen extremcharismatische „geistliche Kriegsführung“, Wunderzeichen
bis hin zu angeblichen Totenaustreibungen und übernatürliche Geistesoffenbarungen (Träume, Vi-
sionen usw.) auftreten (wir kommen darauf im nächsten Abschnitt zu sprechen). Aber wir finden
trotz aller Zurückhaltung auch bei Watson selbst solche Elemente.

* Dienst von neuen Aposteln und Propheten: Ich habe schon mehrfach erwähnt, daß
Watson, Garrison und andere im Grunde sich als neue Apostel verstehen und so handeln,
auch wenn sie teilweise aus taktischen Gründen diese Bezeichnung vermeiden. In dem Arti-
kel „Die Rolle erfahrener Hirten und Lehrer beim Gemeindebau“ jedoch redet Watson offen
davon, daß er an ein Fortbestehen des Apostel- und des Prophetendienstes glaubt – eine
klassische charismatische Verführungslehre. Er behauptet: „Der Apostel kümmert sich um
verlorene Menschen und um die Leitung von Gemeinden, die in bisher unerreichten Gebieten
entstanden sind. Der Prophet kümmert sich um verlorene und gläubige Menschen und ist oft
ein Leiter beider“ (117). Watson selbst, das geht aus dem Beitrag hervor, sieht sich als ei-
nen „Apostel“. Auch wenn der Beitrag sehr zurückhaltend formuliert ist, sehen wir an ande-
rer Stelle (s.u.), daß Watson auch an Neuoffenbarungen des Geistes glaubt, die natürlich
sowohl Apostel als auch Propheten haben können. Und diese „Apostelrolle“ sieht er offenkundig als Grundlage, von der inspirierten Apostellehre abweichen und neue Elemente in
von ihm gegründeten Gemeinden einführen zu können.

* Charismatische Geistesoffenbarungen: Watson hat in den von ihm angeleiteten Bewegun-
gen massive charismatische Neuoffenbarungen wie Träume, Visionen, Prophetenbotschaf-
ten, wie die Berichte von Garrison, Hunt und Trousdale zeigen. Er selbst spricht diese Dinge
nur andeutungsweise an, aber doch erkennbar für den, der nüchtern prüft. Watson nennt
den „Heiligen Geist“ als unabhängige zweite Autorität neben dem Wort Gottes, wie es nur
Charismatiker tun: „Diejenigen, die Gott lieben, zeigen ihre Liebe zu Gott durch Gehorsam
gegen Sein Wort und den Heiligen Geist, der in ihr Leben spricht (Liebe/Gehorsam). Was der
Heilige Geist in unserem persönlichen Leben offenbart wird in Übereinstimmung mit der Of-
fenbarung Seines Wortes sein. Wir haben als Gruppe die Verantwortung, die persönliche Of-
fenbarung jedes Einzelnen biblisch zu prüfen, bevor sie als persönliche Handlungsweise oder
die der örtlichen Gruppe angenommen wird.“ (vgl. auch 150) 22

In bezug auf seine „Entdeckerbibelgruppen“ schreibt er: „Darüber hinaus bekräftigt der Aus-
tausch die Fähigkeit jedes Teilnehmers, auf Gottes Stimme zu hören“ (46). Später empfiehlt
er das Gebet zum Heiligen Geist: „Jeder hat Zeit, um über den Abschnitt nachtzudenken
und den Heiligen Geist zu bitten, durch Gottes Wort zu reden“ (47). „Manchmal mußt du
vielleicht mehrere Tage mit einem Abschnitt verbringen und mit dem Heiligen Geist bere-
den, bevor du ihn schließlich mit deinen eigenen Worten wiedergeben kannst“ (45). Die
Gemeinde soll „ein hörendes Ohr für den Heiligen Geist (…) entwickeln“ (92). Über die Lie-
der der von ihm christianisierten Hindus berichtet er: „Sie wurden vom Heiligen Geist inspi-
riert, ihre eigenen zu schreiben“. 23

Diese Aussagen werden den Anhängern Watsons nicht als Beweise genügen, daß hier ein charismati-
scher Einfluß vorliegt. Im Zusammenhang mit den später noch aufgeführten ausdrücklichen Zeugnis-
sen seiner engen Mitarbeiter über die massiv charismatischen Phänomene, die in den von ihm mit
geprägten Gemeindegründungsbewegungen auftreten, müssen sie dennoch ernst genommen werden.
Wir haben schon einmal betont, daß das große Massenwachstum der missionalen Gemeindegrün-
dungsbewegungen in der Dritten Welt nicht ohne die Kräfte und Wirkungen des charismatischen
Verführungsgeistes möglich sind. Ein weiteres Indiz ist die vorbehaltlose Empfehlung, die Watson für
den Extremcharismatiker David Parish und sein Missionswerk World Mission & Evangelism, Inc. aus-
spricht. 24

2. Watsons Gemeindegründungsprinzipien


Wir wollen nun die Lehren Watsons über die Anleitung und Auslösung von Gemeindegründungsbewe-
gungen untersuchen, die er in seinen Blogbeiträgen ausführt und auch in Schulungsseminaren wei-
tergibt. Watson war in den 90er Jahren wahrscheinlich ein Pionier in Sachen Gemeindegründungs-
bewegungen, wobei sein Ansatz sich in vielem mit dem von Garrison und Frontiers (vgl. das Buch
Und ihr sollt ein Segen sein ) deckt. Die Darstellung ist aus Platzgründen verkürzt und knapp gehal-
ten.

Wir müssen uns vor Augen halten, daß Watsons Ziel nicht klassisch-biblische Mission, Evangelisation
und Gemeindegründung ist, sondern die Auslösung kontextualisierter Insiderbewegungen, die ganze
Familien, Stämme und Völker erreichen und „zu Jüngern machen“ sowie „transformieren“ sollen.
Watson sieht eine Gemeindegründungsbewegung dann gegeben, wenn einheimische Leiter einheimi-
sche Gruppen gründen, die sich rasch vervielfältigen und über mindestens drei Generationen weite-
re Tochterzellen gebildet haben. 25 Er arbeitet in dem unbiblischen neuen Paradigma der „missiona-

22 D. L. Watson, „Leadership Essentials – Contextualization Is Not What You Think It Is“.
23 D. L. Watson, “Church Planting Essentials – Exploring Contextualization and Deculturalization”
24

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Parish veröffentlicht auf seiner Webseite z.B.
eine wild phantasierende Prophetie einer ultracharismatischen Falschprophetin, die er in einem Rundmail der „Elijah-Liste“,
einer extremcharismatischen prophetisch-apostolischen Organisation, fand und die er für wegweisend hält: „The Year of
Breakthrough to Victory“;

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/2012_01_01_archive.html.
25 „Von einer Gemeindegründungsbewegung spricht man dann, wenn Einheimische das Evangelium weitergeben und ein Jün-
gerschaftsprozess in Gang kommt, der auf Gehorsam beruht und der dazu führt, dass binnen 2 Jahren mindestens 100 neue


len“ Gemeindegründung, das massenhafte Vermehrung von Kleinzellen unter einer neuen Art von
Mentor-Leiterschaft verficht. Seine Grundgedanken sind in vielem ähnlich oder deckungsgleich mit
denen von Cole und Hirsch.


a) Eine Person des Friedens suchen und ganze Gemeinschaften gewinnen

Dieses Prinzip hat Watson durch seine schwierigen Erfahrungen in Nordindien entwickelt und propa-
giert es nun als allgemeingültig in jeder Situation; darin unterscheidet er sich von manchen ande-
ren. Der Einstieg in die Gemeindegründungsarbeit soll von dem Gründer jeweils so erfolgen, daß er
an einem Ort eine spirituell offene, gastfreundliche und möglichst in der Gemeinschaft einflußrei-
che Person sucht, die ihn aufnimmt und über die er seine Entdecker-Bibelarbeit beginnt. Watson
leitet dieses Prinzip von dem Auftrag des Herrn an die Apostel in Mt 10,11-13; Lk 9,4; Lk 10,5-9 ab.

Diese Anweisung ist zwar an den besonderen Auftrag der Jünger in Israel gebunden und wird in der
Apostellehre nicht erwähnt. Dennoch erscheint ein solcher Ansatz in Situationen, in denen eine
feindselige, geschlossene Gemeinschaft erstmals mit dem Evangelium erreicht werden soll und mas-
sive Verfolgung droht, neben anderen durchaus angemessen. Es ist grundsätzlich m.E. wichtig für
Evangelisationsarbeit, darauf zu vertrauen, daß Gott bestimmte Menschen vorbereitet hat, die das
Evangelium annehmen und zu andern in ihrem Umfeld weitertragen.

Schwierig wird es dort, wo Watson dieses Prinzip auch in anderen, offeneren Kulturen zur alleinigen
Arbeitsweise erklärt, also auch im heutigen Europa, wo die öffentliche Verkündigung des Evangeli-
ums möglich ist. Das ist biblisch nicht zu rechtfertigen, zumal Watson sich massiv gegen jegliche
Verkündigung des Evangeliums ausspricht. Watson polemisiert nicht nur gegen persönliche, auf den
Einzelnen gerichtete Evangelisation, sondern auch gegen die biblisch gelehrte offene Verkündigung
(Proklamation) des Evangeliums. Er legt „seine“ Gemeindegründer ganz einseitig auf das Konzept
„Person des Friedens/Entdeckerbibellesen“ fest, das Lehre und klassische Evangelisation völlig aus-
schließt. „Der Evangelist bzw. Gemeindegründer tut nichts von den gewohnten Dingen, die traditio-
nelle Gemeindegründung erfordert. Er predigt und lehrt nicht, er verteilt keine Traktate, verkauft
keine Bücher oder verschenkt Bibeln“ (33).

Hier sehen wir, wenn wir die Apostelbriefe und die Apostelgeschichte studieren, daß uns eine ganz
andere Arbeitsweise aufgetragen wird. Die offene Verkündigung des Evangeliums durch die Apostel
und Evangelisten war der hauptsächliche Weg, wie Menschen für Christus gewonnen und Gemeinden
gegründet wurden. Das galt auch für feindselige und verschlossene Gemeinschaften, wie uns das
Beispiel von Lystra zeigt (Apg 14,8-20).

Die Verkündigung des Wortes Gottes war der ausdrückliche Hauptauftrag des Apostels Paulus (vgl.
u.a. Röm 1,15-17; 10,8-17; 15,19-21; 1Kor 1,17-24; 2,1-5; 9,16; 1Tim 1,6-7; 2Tim 1,11), den er auch
an seine Mitarbeiter weitergab und damit auch an die heutige Gemeinde, besonders an jeden Mis-
sionar/Evangelisten (2Tim 4,1-4). Der Apostel Paulus hielt diesen Auftrag für so entscheidend, daß
er ausrief: „Denn wenn ich das Evangelium verkündige, so ist das kein Ruhm für mich; denn ich
bin dazu verpflichtet, und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigen würde!“ (1Kor
9,16). Seine Evangeliumsverkündigung umfaßte auch Lehre und geschah „öffentlich und in den
Häusern“ (Apg 20,20). Wie kann Watson einem Evangelisten das verbieten, was uns das Wort Gottes
so eindringlich aufträgt?

Der Apostel Paulus lehrt und handelt auch sonst in vielem direkt entgegengesetzt zu Watsons Leh-
ren. Nach Watson soll der Gemeindegründer die Neubekehrten nicht selbst lehren und sich so wenig
wie möglich in die entstehende Gemeinschaft einmischen; seine Rolle beschränkt sich darauf, den
einheimischen Leiter der Gruppe zu „coachen“. Der Apostel Paulus dagegen hat in allen Gemeinden,
die er gründete, ausgiebig gelehrt und verkündigt und persönlich ermahnt, und zwar teilweise über
längere Zeiträume (vgl. u.a. Apg 20 als eindrückliches Beispiel; 1Kor 4,18; Kol 1,28; 2Thess 2,15)
und hat auch seine Mitarbeiter Timotheus und Titus genau dazu angeleitet (1Tim 4,6-16; 2Tim 4,1-
4; Tit 1,9; 2,1-15).
Gemeinden vor Ort gegründet und geleitet werden, die 3 Generationen umfassen.” Watson, Gemeindegründungsbewegungen ,
S. 7.



Wir haben auch schon gesehen, daß der Apostel Paulus ganz ausdrücklich eine „extraktionistische“
(herauslösende) Gemeindegründung betrieb, die ganz klar davon ausging, daß das unverfälschte
(nicht „kontextualisierte“) biblische Evangelium bei der großen Masse der Menschen auf Ablehnung
stoßen und als Torheit und Ärgernis verworfen werden würde (1Kor 1,18-29). Er baute die biblische
Gemeinde der Herausgerufenen, der Berufenen und Auserwählten, die in der Tat aus ihrem heidni-
schen und jüdischen Hintergrund von Gott herausgelöst und in den neuen, geistlichen Organismus
der Gemeinde hineingebracht wurden (vgl. 1Kor 12,13; Gal 3,28; Epheser 2; Kol 3,11). Watson baut
eine unbiblische Gemeinde, die die Absonderung verleugnet und danach strebt, als Teil der heidni-
schen Kultur und Religion zu wirken.

b) „Entdecker-Bibelstudiengruppen“ als hauptsächliche Methode der Evangeliumsverbreitung

Watson weist seine Schüler an, mit der „Person des Friedens“ so bald wie möglich „Entdecker-
Bibelstudiengruppen“ zu beginnen, die zunächst meist aus deren Verwandtschaft bestehen. Er be-
tont sehr stark, daß der außenstehende Leiter diese Gruppe nicht lehren darf und auch keine ande-
ren Materialien als „die Bibel selbst“ benutzen darf; das wird als „induktives Bibelstudium“ be-
zeichnet. Angeblich würden sonst Abhängigkeiten von dem außenstehenden Leiter begünstigt und
die Mitglieder bzw. einheimischen Leiter würden nicht fähig, selbst zu leiten. So darf der Leiter nur
durch Fragen den Selbstentdeckerprozeß der Ungläubigen in der Gruppe anregen und anfangs noch
behutsam lenken. „Erkläre nichts, lehre nichts, erlaube es, dass die Leute ihre eigenen Entdeckun-
gen machen“ (67).


Hier geschieht eine folgenschwere Verfälschung biblischer Grundsätze. Es ist unbestritten, daß ein
evangelistischer Bibelkreis mit Gewinn induktive Elemente einsetzen kann; d.h. Phasen, in denen
die Teilnehmer gebeten werden, einfach auszudrücken, was der Bibeltext ihnen sagt und wie sie ihn
verstehen. Aber diese Elemente müssen immer ergänzt werden von Phasen der Lehre, der Erklä-
rung, des Hinzunehmens von anderen, erhellenden Bibelstellen usw., sonst können die Ungläubigen
nicht in der Erkenntnis der Wahrheit vorankommen.

Das liegt grundsätzlich daran, daß der natürliche Mensch die Wahrheiten des Geistes Gottes nicht
erkennen kann (1Kor 2,14), wenn nicht jemand da ist, der sie, geleitet durch den Geist Gottes, ihm
erklärt und verkündet (Röm 10,14-17). Das wird übrigens beispielhaft deutlich aus der Begegnung
des Kämmerers mit Philippus. Der Kämmerer sagt es ganz klar: Wie soll ich die Schrift verstehen,
wenn mich nicht jemand anleitet? Philippus tut dies, erklärt ihm die Schrift und zieht weitere Bi-
belworte hinzu und verkündigt ihm das Evangelium von Jesus (Apg 8,30-35).

Genauso verfährt der Apostel Paulus (vgl. u.a. Apg 17,2-4; Apg 20,20-21), uns so lehrt er es auch in
seinen Briefen, in denen immer wieder der Begriff „verkündigen“ als zentrale Aufgabe der Evangeli-
sation genannt wird, und das bedeutet Lehren, Erklären, Zusammenhänge herstellen, die Herzen
und Gewissen direkt ansprechen, aufrufen zur Buße, Irrtümer korrigieren (vgl. z.B. Kol 1,28). Gottes
Weg ist es, daß ein geisterfüllter Bote die Botschaft Gottes proklamiert und erklärt, und daß durch
dieses Geisteswirken Menschen zum Glauben kommen. Wenn dies weggelassen wird wie in Watsons
„Entdeckerbibelstudium“, dann können die Menschen nicht zum rechten Glauben durchdringen,
sondern bleiben im Zwielicht ihrer eigenen religiösen Vermutungen über die Bibel, weil sie verfin-
sterte Herzen haben (vgl. Eph 4,17-18).

Auch die sparsame indirekte Lenkung durch den „Missionar“ soll nach Watson so schnell wie möglich
dem einheimischen Leiter der Gruppe übertragen werden, selbst wenn dieser noch ungläubig ist!
Diese fast unglaubliche Aussage trifft Watson ganz bewußt: „Ungläubige können Gruppen leiten,
wenn sie es der Gruppe erleichtern, Inhalte selbständig zu entdecken (…) Ich würde es nie guthei-
ßen, wenn ein Verlorener die Bibel lehrt, aber ein Verlorener kann eine Gruppe anleiten, selbst zu
entdecken, was die Bibel lehrt“ (41).

Völlig vom geistlichen Stand der Beteiligten losgelöst verkündet Watson: „Lesen, gehorchen und
weitersagen – das ist knapp zusammengefasst der induktive Prozess“ (43). Die Betrachtung der aus-
gewählten Bibelworte wird mit einer manipulierenden Selbstverpflichtung kombiniert: „Schließlich
verpflichten wir uns zu zwei Dingen: Um unser Leben zu ändern gehorchen wir Gottes Wort und teilen mindestens einer weiteren Person mit, was Gott uns gelehrt hat. Gehorsam und weitergeben
muss innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden geschehen“ (44).

In diesem völlig unbiblischen Konzept kommt wieder der Humanismus zum Ausdruck, der die Verfin-
sterung des natürlichen Herzens leugnet und so tut, als würde ein Ungläubiger ganz selbstverständ-
lich die biblische Wahrheit verstehen und annehmen, wenn er sie nur kennenlernt. Doch die Apo-
stellehre widerlegt diese menschliche Sicht: „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was
vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geist-
lich beurteilt werden muß“ (1Kor 2,14). Viele, ja, die meisten natürlichen Menschen, die das Evan-
gelium hören, lehnen es ab - aufgrund ihres hochmütigen, rebellischen Herzens (1Kor 1,18-29) und
auch aufgrund satanischer Verblendung, die selbst ein Apostel Paulus nicht einfach überwinden
konnte (2Kor 4,4).

Deshalb ist eben die Gegenwart und die Verkündigung eines wiedergeborenen Zeugen Jesu Christi in
der Regel notwendig, damit Menschen zum echten Glauben kommen:

Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie sollen sie aber an
den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne einen
Verkündiger? Wie sollen sie aber verkündigen, wenn sie nicht ausgesandt werden? Wie
geschrieben steht: »Wie lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen, die Gutes
verkündigen!« (…) Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung
aber durch Gottes Wort. (Röm 10,14-17)

Selbst die Apostel, die der Herr zu einem „Sohn des Friedens“ sandte, hatten den Auftrag, öffent-
lich das Evangelium zu verkündigen (Mt 10,7 u.a.). Der Herr selbst, auf den sich Watson immer wie-
der beruft, lehrte und verkündigte öffentlich und hielt nicht „Entdecker-Bibelstudien“ ab. Mit den
beiden Emmaus-Jüngern hätte er eine Gelegenheit dazu gehabt – aber Er „begann bei Mose und bei
allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht“ (Lk 24,27).

Wohlgemerkt: Wir bestreiten nicht, daß es in Ausnahmefällen geschehen kann, daß erweckte Men-
schen miteinander in der Bibel lesen und zum Glauben kommen, auch ohne einen Verkündiger – aber
das kann keine Regel sein. Wir haben schon gesagt, daß Phasen in einem evangelistischen Bibelkreis,
wo alle miteinander eine Bibelstelle betrachten und sagen, was ihnen daran auffällt, durchaus sinn-
voll und förderlich sein können. Aber daraus ein ausschließliches System zu mache
en und alle Ele-
mente der Lehre/Verkündigung auszuschließen, das ist falsch und unbiblisch, und es kann keine gute
Frucht bringen.

Es ist ganz offenkundig, daß Ungläubige, die mit der Bibel mehr oder weniger alleine gelassen wer-
den und noch dazu nur eine willkürliche Auswahl von Bibelstellen präsentiert bekommen, zwangs-
läufig Mißverständnisse, falsche Schlußfolgerungen und vor allem auch religionsvermischende fal-
sche Lehren aus ihrem „Entdeckerbibelstudium“ ableiten werden. Was durch die oben genannten
Bibelstellen von der Verfinsterung des natürlichen Herzens gesagt wird, ist auch durch reiche Erfah-
rungen in der Missionsarbeit bestätigt: Ungläubige aus einem muslimischen, hinduistischen oder
animistischen Hintergrund werden fast zwangsläufig Aussagen der Bibel im Rahmen ihrer Weltan-
schauung deuten und zu einem schlimmen Mischmasch verarbeiten, wenn nicht die Evangelisten hier
klar lehrend und korrigierend eingreifen.

Doch das ist in gewisser Weise durchaus beabsichtigt. Wir haben schon bei Garrison gesehen, daß
diese Aufnahme der Bibeltexte ohne Korrektur und klare Lehre eine Art natürlicher Kontextualisie-
rung hervorbringen soll. Die Muslime oder Hindus nehmen sich instinktiv das heraus, was sie verste-
hen (oder zu verstehen meinen) und was ihnen akzeptabel erscheint, und das geben sie dann wei-
ter. Und dieses Mischmasch aus islamischen und biblischen Gedanken ist oftmals sehr attraktiv für
ihr Umfeld; es klingt „einheimisch“ und paßt in die Kultur, sodaß viele davon angesteckt werden.


teilen mindestens einer weiteren Person mit, was Gott uns gelehrt hat. Gehorsam und weitergeben
muss innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden geschehen“ (44).

In diesem völlig unbiblischen Konzept kommt wieder der Humanismus zum Ausdruck, der die Verfin-
sterung des natürlichen Herzens leugnet und so tut, als würde ein Ungläubiger ganz selbstverständ-
lich die biblische Wahrheit verstehen und annehmen, wenn er sie nur kennenlernt. Doch die Apo-
stellehre widerlegt diese menschliche Sicht: „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was
vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geist-
lich beurteilt werden muß“ (1Kor 2,14). Viele, ja, die meisten natürlichen Menschen, die das Evan-
gelium hören, lehnen es ab - aufgrund ihres hochmütigen, rebellischen Herzens (1Kor 1,18-29) und
auch aufgrund satanischer Verblendung, die selbst ein Apostel Paulus nicht einfach überwinden
konnte (2Kor 4,4).

Deshalb ist eben die Gegenwart und die Verkündigung eines wiedergeborenen Zeugen Jesu Christi in
der Regel notwendig, damit Menschen zum echten Glauben kommen:

Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie sollen sie aber an
den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne einen
Verkündiger? Wie sollen sie aber verkündigen, wenn sie nicht ausgesandt werden? Wie
geschrieben steht: »Wie lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen, die Gutes
verkündigen!« (…) Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung
aber durch Gottes Wort. (Röm 10,14-17)

Selbst die Apostel, die der Herr zu einem „Sohn des Friedens“ sandte, hatten den Auftrag, öffent-
lich das Evangelium zu verkündigen (Mt 10,7 u.a.). Der Herr selbst, auf den sich Watson immer wie-
der beruft, lehrte und verkündigte öffentlich und hielt nicht „Entdecker-Bibelstudien“ ab. Mit den
beiden Emmaus-Jüngern hätte er eine Gelegenheit dazu gehabt – aber Er „begann bei Mose und bei
allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht“ (Lk 24,27).

Wohlgemerkt: Wir bestreiten nicht, daß es in Ausnahmefällen geschehen kann, daß erweckte Men-
schen miteinander in der Bibel lesen und zum Glauben kommen, auch ohne einen Verkündiger – aber
das kann keine Regel sein. Wir haben schon gesagt, daß Phasen in einem evangelistischen Bibelkreis,
wo alle miteinander eine Bibelstelle betrachten und sagen, was ihnen daran auffällt, durchaus sinn-
voll und förderlich sein können. Aber daraus ein ausschließliches System zu machen und alle Ele-
mente der Lehre/Verkündigung auszuschließen, das ist falsch und unbiblisch, und es kann keine gute
Frucht bringen.

Es ist ganz offenkundig, daß Ungläubige, die mit der Bibel mehr oder weniger alleine gelassen wer-
den und noch dazu nur eine willkürliche Auswahl von Bibelstellen präsentiert bekommen, zwangs-
läufig Mißverständnisse, falsche Schlußfolgerungen und vor allem auch religionsvermischende fal-
sche Lehren aus ihrem „Entdeckerbibelstudium“ ableiten werden. Was durch die oben genannten
Bibelstellen von der Verfinsterung des natürlichen Herzens gesagt wird, ist auch durch reiche Erfah-
rungen in der Missionsarbeit bestätigt: Ungläubige aus einem muslimischen, hinduistischen oder
animistischen Hintergrund werden fast zwangsläufig Aussagen der Bibel im Rahmen ihrer Weltan-
schauung deuten und zu einem schlimmen Mischmasch verarbeiten, wenn nicht die Evangelisten hier
klar lehrend und korrigierend eingreifen.

Doch das ist in gewisser Weise durchaus beabsichtigt. Wir haben schon bei Garrison gesehen, daß
diese Aufnahme der Bibeltexte ohne Korrektur und klare Lehre eine Art natürlicher Kontextualisie-
rung hervorbringen soll. Die Muslime oder Hindus nehmen sich instinktiv das heraus, was sie verste-
hen (oder zu verstehen meinen) und was ihnen akzeptabel erscheint, und das geben sie dann wei-
ter. Und dieses Mischmasch aus islamischen und biblischen Gedanken ist oftmals sehr attraktiv für
ihr Umfeld; es klingt „einheimisch“ und paßt in die Kultur, sodaß viele davon angesteckt werden.

Im übrigen ist es auch klar, daß dieses „Entdecker-Bibelstudium“ nicht so autonom abläuft, wie es
den Anschein hat. Allein durch die Auswahl der Bibeltexte kann hier kräftig manipuliert und beein-
flußt werden. Indem Watson in seinem Leiterschaftsstudium Matthäus 10 einbaut, ohne die Apostel-
briefe auch nur zu erwähnen, kann er seine Leute die charismatischen Irrlehren beibringen, sie
müßten heute noch Hände auflegen, um zu heilen, Dämonen auszutreiben und Tote aufzuerwecken.


Auch die Leitfragen können einen Austausch schon stark in eine gewünschte, den Teilnehmern gar
nicht bewußte Richtung lenken.

Ähnliches gilt von der späteren Umgang mit der Bibel in einer etablierten „Gemeinde“. Es eine
schwerwiegende Abweichung von biblischen Grundsätzen, wenn solch ein „Entdeckerbibelstudium“
zur Methode einer bereits bestehenden Gemeinde erklärt werden soll. Für den Apostel Paulus war es
ganz wichtig, daß Älteste und Brüder mit einer Lehrgabe in der Gemeinde lehren (vgl. u.a. Röm
12,7: „wer lehrt, diene in der Lehre“ ; 1Tim 4,6-16), d.h. die Schrift erklärten, Zusammenhänge
und Linien zwischen einzelnen Schriftaussagen herstellten und den Ratschluß Gottes erläuterten.
Ohne solche Lehre kann kein Gläubiger gesund im Glauben wachsen; die Lehre ist für das NT von
entscheidender Bedeutung für das Gemeindeleben (vgl. u.a. 1Tim 4,6-16; Tit 1,9 – 2,15).

Fortsetzung folgt


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Die Gemeindegründungslehren David Watsons






Eine biblische Beurteilung



Rudolf Ebertshäuser


Teil 4




c) Jüngermachen als zentrales Konzept des Gemeindebaus

Ein weiterer Grundzug von Watsons Gemeindegründungslehren ist die sehr massive Betonung von
Gehorsam und einer bestimmten Art von Jüngerschaft. Watsons Verständnis von „Jüngerschaft“
entspricht nicht dem biblischen. Watson stellt ganz entgegen der Bibel „Jüngerschaft“ in einen Ge-
gensatz zu „Bekehrung“ und gibt ihm eine eigenartige, verzerrte und verkehrte Bedeutung. In einem
Beitrag mit dem bezeichnenden Titel „Zu Jüngern machen und nicht zu Bekehrten“, schreibt er:

Ein Jünger ist jemand, der alle Lehren Christi annimmt und befolgt und sich darum bemüht, durch
Wort und Tat mehr Jünger zu gewinnen. Ein Bekehrter ist jemand, der eine Religion praktiziert, in
der er oder sie nicht geboren ist und andere dazu ermutigt (oder auch nicht), sich auch dazu zu
bekehren (54).

Das ist eine Verdrehung der biblischen Wahrheit, denn die Apostel forderten klar die Ungläubigen
dazu auf, sich von den Götzenreligionen zu dem wahren Gott zu bekehren, was immer mit Buße
(Herzensumkehr) und Glauben verbunden war:

So tut nun Buße und bekehrt euch, daß eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der
Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen … (Apg 3,19)

Ihr Männer, was tut ihr da? Auch wir sind Menschen, von gleicher Beschaffenheit wie
ihr, und verkündigen euch das Evangelium, daß ihr euch von diesen nichtigen [Götzen]
bekehren sollt zu dem lebendigen Gott, der den Himmel und die Erde gemacht hat, das
Meer und alles, was darin ist! (Apg 14,15)

… um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht
und von der Herrschaft des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen
und ein Erbteil unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind! (Apg 26,18)

Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie
ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu
dienen … (1Thess 1,9)

Diese Feindseligkeit gegen „Bekehrte“, die mit ihrer alten Religion brechen, kommt letztlich aus
dem verführerischen Konzept der Insiderbewegungen, bei denen ein „Jünger“ jemand ist, der im-
mer noch bekennt, ein Hindu oder ein Muslim zu sein, und zugleich behauptet, er sei ein glühender
„Nachfolger Jesu“. Den offenen Bruch mit dem alten Aberglauben und Götzendienst, den diese Bi-
belworte fordern, genau das will Watson vermeiden, um mit seinen verdeckten „Jüngern“ noch
mehr verdeckte, halbe „Jünger“ machen zu können – doch das ist eben nach der Bibel unmöglich
(vgl. auch schon das AT; vgl. u.a. 5Mo 7,3-5; 12,2-4; 29,15-19; Jos 24,14-15).

Darum, meine Geliebten, flieht vor dem Götzendienst! (…) Was sage ich nun? Daß ein
Götze etwas sei, oder daß ein Götzenopfer etwas sei? Nein, sondern daß die Heiden das,
was sie opfern, den Dämonen opfern und nicht Gott! Ich will aber nicht, daß ihr in Ge-
meinschaft mit den Dämonen seid. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den
Kelch der Dämonen; ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilhaben und am Tisch der Dä-
monen! (1Kor 10,14.19-21)

Wenn wir den Begriff „Jüngerschaft“ für die Gemeinde verwenden, der in der Apostellehre nicht ein
einziges Mal vorkommt, dann müssen wir ihn im Licht der Briefe des NT verstehen und dürfen ihn
nicht einseitig aus der Lehre des Herrn Jesus für seine jüdischen Nachfolger ableiten. Watson tut so,
als seien die Jünger des Herrn anfangs gar nicht bekehrt und gläubig gewesen und allmählich in ihre
Rolle hineingewachsen, so wie er es auch für Muslime und Hindus vorsieht. Das ist jedoch nicht
wahr; sie alle hatten Ihn schon als Herrn und Messias erkannt, als sie Ihm nachfolgten (vgl. Joh
1,41.49) und wußten als Juden ohnehin schon viel mehr von Gott und Seinen Ratschlüssen als alle
heutigen Heiden.

Am Anfang biblischer Jüngerschaft steht die Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit und Rebellion
gegen Gott, die aufrichtige Buße und der Glaube an den Herrn Jesus Christus und die biblische Neu-
geburt aus dem Geist. Davon spricht Watson bezeichnenderweise so gut wie gar nicht; bei ihm spie-
len Buße und Glauben praktisch keine Rolle; alles wird nur auf eine gewisse Art von „Gehorsam“
zugespitzt, auf den wir noch zurückkommen werden. Biblische Jüngerschaft bedeutet, dem Herrn
Jesus nachzufolgen und dabei alle Seine Lehren und Gebote zu befolgen, insbesondere auch die, die
Er durch Seine Apostel in den Briefen des NT gegeben hat. Zu wahrer Jüngerschaft gehört zualler-
erst Buße, Glaube und Wiedergeburt und dann auch ein einsichtiger Gehorsam – aber ebenso das
offene Bekenntnis zu Jesus als dem Herrn (Röm 10,9).

Watson lehrt eine verfälschte, unbiblische „Jüngerschaft“, die die Lehre des Christus
durch die Apo-
stel ausblendet und mißachtet und auf Manipulation und Verführung beruht. Sie setzt einen verkürz-
ten, unbiblische Art von Gehorsam ein, die zu einer fast schon behavioristischen Konditionierung der
„Jünger“ führt, irgendwelchen Bibelstellen „sofort zu gehorchen“, die sie noch gar nicht richtig
verstehen können und ohne Wiedergeburt auch nicht befolgen können. Letztlich wird das Verständ-
nis der Bibelstellen durch die Auswahl der Leiter und durch das im Hintergrund wirksame System des
„Coachings“ indirekt vorgegeben; es wird mit unbiblischen Selbstverpflichtungen und einer raffi-
nierten Gewissenslenkung gearbeitet, die dem biblischen Glaubensleben grundlegend widerspricht,
wie wir im nächsten Abschnitt noch näher sehen werden.

Dieses verführerische, verkehrte Verständnis drückt sich auch darin aus, daß diese „Jüngerschaft“
schon vor der Umkehr beginnen soll und allmählich Schritt für Schritt zu einer ausgereiften Bezie-
hung mit Christus führen soll. Watson vermeidet die zugespitzte Formulierung dieses Konzepts in
seinen öffentlichen Beiträgen, aber in Trousdales Buch wird das ganz offen als Inhalt seiner mündli-
chen Schulungen angesprochen: „Menschen zu Jüngern machen, damit sie errettet werden“. Trous-
dale erklärt diese Methode „Mache Leute zu Jüngern, um sie zur Bekehrung zu führen, nicht umge-
kehrt“, und behauptet, eben dies habe Jesus Christus mit Seinen Jüngern gemacht – ein Jünger-
schaftsmodell, „das mit Jüngerschaft beginnt und weitergeht bis zum Punkt der Bekehrung“.

Oft wird das mit den Jüngern des Herrn begründet, die angeblich erst zu Pfingsten zum Glaube
n
kamen. Das stimmt jedoch nicht; die Jünger waren schon an Christus gläubig, als Er sie in Seine
Nachfolge berief (vgl. Joh 1,37-51). Deshalb bedeutet dieses seltsame Konzept eine Verkehrung der
biblischen Reihenfolge und bringt nur falsche, synkretistische „Jünger“ hervor – und diese sollen,
ohne daß dies von einer Bekehrung abhängig gemacht wird, so schnell wie möglich andere „Jünger“
gewinnen. Das ist das Rezept, um eine Massenbewegung nach dem Schneeballprinzip in Gang zu
bringen, aber mit biblischer Jüngerschaft hat das nichts zu tun!

Es sei nur noch angemerkt, daß Watsons Lehren auch andere unbiblische Elemente enthalten. So
vertritt er eine in evangelikalen Kreisen heute weitverbreitete humanistische Verfälschung der bibli-
schen Lehre von der Selbstverleugnung: „Wir müssen uns selbst lieben, um andere zu lieben“ (97).
Auf der anderen Seite bringt er seine „Jünger“ unter einen fast schon perfektionistischen Druck,
wenn er sagt: „Ein Jünger ringt beständig um Vollkommenheit. (…) Das Ziel ist es, in allen Dingen so
zu werden wie Christus (…) Vollkommenheit scheint ein unmögliches Ziel zu sein, nichtsdestotrotz
muß es unser Ziel sein“ (56). Aber diese Dinge können wir nur am Rande streifen.

d) Gehorsam als zentrales Element der „Jüngerschaft“

Wir haben schon gesehen, daß Watson die biblischen Fundamente Buße und Sündenerkenntnis –
Glaube – Bekehrung beiseite setzt und auf eine völlig einseitige, überzogene Weise nur vom „Gehor-
sam“ redet. Nun ist es eine grundlegende Wahrheit, daß zu einem echten Glauben und zu einer
gesunden Nachfolgebeziehung zu dem Herrn Jesus Christus der Gehorsam gehört. Und Watson hat
auch recht, wenn er moderne Gemeinden dafür kritisiert, daß sie den Gehorsam gegenüber Gottes
Geboten herunterspielen, um möglichst viele Besucher zu bekommen. Aber Watsons Auffassung von
Gehorsam ist eine völlig unbiblische, eine mechanistische und auch gegen Gottes Geist gerichtete.

Nach Watsons Vorstellungen müssen die ungläubigen oder vielleicht gerade neu bekehrten Teil-
nehmer seiner „Entdeckerbibelstudien“ sich immer fragen, worin sie einem betrachteten Abschnitt
gehorchen müssen, und dieser Gehorsam muß sofort umgesetzt werden. Wir erinnern uns an das
Prinzip der Studiengruppen: „Schließlich verpflichten wir uns zu zwei Dingen: Um unser Leben zu
ändern gehorchen wir Gottes Wort und teilen mindestens einer weiteren Person mit, was Gott uns
gelehrt hat. Gehorsam und weitergeben muss innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden geschehen“
(44). Watson führt dies noch genauer aus, indem er an die Teilnehmer gerichtet sagt:

Schau dir jeden Teil des Abschnitts an. Bitte Gott, dir zu zeigen, was du in deinem Leben
brauchst, was du lassen oder ändern sollst, um seinem Wort zu gehorchen. Sei konkret! Viel-
leicht handelt der Abschnitt davon, wie Gott die Welt erschaffen hat, aber du in deinem Leben
brauchst, was du lassen oder ändern sollst, um seinem Wort zu gehorchen. Sei konkret! Viel-
leicht handelt der Abschnitt davon, wie Gott die Welt erschaffen hat, aber du musst überle-
gen, was das für dein Leben bedeutet. Was verändert sich in deinem Leben, wenn du daran
glaubst, dass Gott die Welt erschaffen hat? Was musst du an dir ändern? Was kannst du in
den nächsten 24 Stunden tun, um diesem Abschnitt zu gehorchen? Immer wenn wir Gottes
Wort aufschlagen, lädt er uns zu einer Beziehung zu ihm ein. Wir nennen diese Einladung
„Gnade“, weil wir sie von uns aus nicht verdienen können. Durch unseren Gehorsam nehmen
wir Gottes Einladung an. Gott lebt mit denen, die seinem Wort gehorchen. (Joh 14,23-24)
(45)

Diese Ausführungen Watsons laufen auf eine uralte falsche Lehre heraus – nämlich daß wir mit Gott
durch Gehorsam (und damit durch Werke) und nicht durch Glauben an Christus in Beziehung kom-
men. Damit ist auch das sühnende Werk des Herrn Jesus Christus ausgeschaltet, und das Werk (der
Gehorsam) des Menschen tritt an dessen Stelle. Das ist nach der Lehre des Galaterbriefes (Gal 1,6-9;
2,16; 3,1-10) ein anderes, falsches Evangelium, das nicht rettet und unter dem Fluch steht! Übri-
gens betreibt Watson damit eine „Kontextualisierung“, die unter Muslimen wahrscheinlich auf volle Zustimmung treffen würde, weil sie genau deren irrige Auffassung widerspiegelt!

Watson legt hier nicht das biblische Evangelium der Gnade zugrunde, wie es der erhöhte Christus
dem Apostel Paulus geoffenbart hat und befahl, daß es überall verkündigt werden sollte. Er lehrt
nicht die Errettung des Sünders durch Glauben an Christus, sondern eine falsche „Errettung durch
Gehorsam“ ohne Glauben, Buße und Neugeburt. Er bringt alles durcheinander, was die Apostellehre
in einen klaren Zusammenhang bringt: Zuerst kommen Buße, Glaube und Gotteskindschaft in Chri-
stus; danach kommt auf der Grundlage der Gnade der freiwillige Gehorsam gegen die Gebote Got-
tes.

Dieser Gehorsam läßt sich niemals in einen solchen mechanischen Zusammenhang bringen, wie es
Watsons 24-Stundenfrist vorspiegelt. Was soll ein Leser tun, wenn Watson ihn mit Mt 28,19 konfron-
tiert? Muß er sich binnen 24 Stunden als Missionar melden? Und was soll er mit Matthäus 10 tun? Er
wird versuchen, aus Menschen Dämonen auszutreiben und Kranke zu heilen, ohne bekehrt zu sein
und ohne zu verstehen, was wirklich der Wille Gottes für uns ist. Wohlgemerkt: Wir sind sehr für
Gehorsam, aber es sollte der einsichtige, wachstümliche Gehorsam auf dem Fundament der Gnade
und des Glaubens sein, der einem Kind Gottes eigen ist.

Watsons „Gehorsam“ ist ein mechanischer Drill, verschärft durch die sofortige Kontrolle und den
Gruppendruck beim nächsten Treffen, ob der „Gehorsam“ auch umgesetzt worden ist. Die einge-
baute Selbstverpflichtung gehört dazu; noch in der Betrachtung des Wortes muß der Teilnehmer sich
verpflichten, wie er „gehorchen“ will, und niederschreiben: „Ich werde …“ (z.B. täglich in der Bibel
lesen, eine bestimmte Summe den Armen geben). Das kommt einem Gelübde sehr nahe und bindet
die Gewissen durch manchmal übereilte oder fehlgeleitete Entscheidungen. So werden Sektenstruk-
turen geschaffen und nicht biblische Gemeinde gebaut! Wenn man andererseits Watsons willentlichen Ungehorsam in der Frauenfrage bedenkt (70), werden seine radikal klingenden Lehren über
„Gehorsam“ mehr als fragwürdig.


e) Multiplizierende Kleingruppen mit selbststeuernder DNA

Das Ziel von Watsons „Entdeckerbibelgruppen“ ist ja die Begründung eines Netzes von sich rasch
vermehrenden einfachen Gemeinden – die Auslösung einer „Gemeindegründungsbewegung“, die sich
nach dem Schneeballsystem quasi von selbst ausbreitet. Von der „Person des Friedens“ ausgehend
sollen in einer induktiven Bibelstudiengruppe „Jünger“ herangezüchtet werden, die binnen kurzer
Zeit (auch über den Zwang zum Weitersagen des Gelernten) andere „zu Jüngern machen“ und mit
diesen wiederum neue Bibelstudiengruppen anfangen. 26

Die vorhandenen Bibelstudiengruppen sollen sich zu kleinen „organischen“ Hausgemeinden konsoli-
dieren. Watsons Rezepte ähneln am meisten der „organischen Hauskirchenbewegung“, wobei er
betont, daß der jeweilige Kontext entscheiden soll, welche Gemeindeform entsteht (99). Die Leiter
der folgenden Bibelstudiengruppen sollen idealerweise schon von den ersten einheimischen Leitern
angeleitet werden, während diese weiter von dem Gemeindegründer/Apostel angeleitet werden.
Um eine rasche weitere Ausbreitung zu ermöglichen, rät Watson den Gemeindegründern/Aposteln,
sich sehr zurückzunehmen und nichts in die Gruppe einzuführen, was sie von ihm abhängig machen
könnte und nicht von den einheimischen Mitgliedern selbst weitergegeben werden könnte.

Was Watson ähnlich wie Neil Cole und Alan Hirsch betont, ist die Verpflanzung der richtigen „DNA“
in die Gruppe, die von Anfang an betrieben werden muß. Darunter versteht Watson die Verankerung
von grundlegenden Werten und Grundsätzen im Leben der Gruppe, was vor allem vom Gemeinde-
gründer selbst geschehen soll, und zwar sehr stark durch Vorleben. Das ist eine grundlegende Ver-
fälschung der biblischen Lehre der Gemeinde. Die wahre Gemeinde ist kein auf sich gestelltes „le-
bendes System“, das aus einer DNA automatisch gesteuert würde. Sie ist ein lebendiger geistlicher
Organismus, der immer und beständig auf das Leiten des Geistes Gottes und die Umsetzung der Apo-
stellehre durch die Glieder angewiesen ist, um weiterzuleben und zu wachsen. Die Gemeinde hat
keine „DNA“, sondern ein lebendiges Haupt, das alles durch Seine Impulse lenkt!

Die „DNA“ soll nach den Vorstellungen Watsons von Anfang an durch Vorbild, Einübung und ständige
Wiederholung fest der Gruppe aufgeprägt werden. Das ist aber ein psychologisch-
gruppendynamischer Drill und nicht vereinbar mit der Freiheit des Geistes, wie sie uns in der Apo-
stellehre gezeigt wird. Das heißt nicht, daß alle Beobachtungen und Ratschläge Watsons über Ge-
meindegründung verkehrt wären, aber im ganzen gesehen ist der „DNA-Drill“ ungeistlich. Er eignet
sich für weltliche Firmen und Arbeitsteams oder Sektengruppen, aber nicht für den geistlichen Or-
ganismus Gemeinde. Ein dermaßen unter Hochdruck stehender Vervielfältigungsmechanismus, der
unbekehrte oder jungbekehrte Menschen einsetzt, um immer neue „Gemeinden“ zu gründen, kann
nicht zur Ausbildung stabiler, gereifter biblischer Gemeinden führen (vgl. 1Tim 3,6). Die Gefahr ist,
daß viele solche „Gemeindegründer“ irgendwann ausgebrannt aussteigen oder am Weg liegenblei-
ben.

Watsons Methoden tragen also bei aller scheinbaren Effektivität nicht zur Gründung wirklich bibli-
scher Gemeinden bei. Sie arbeiten mit weltlichen, aus dem New Age entlehnten Organisations-,
Leiterschafts- und Systemtheorien, die wir an anderer Stelle näher betrachtet haben. Sie führen
sicherlich zu vordergründigen Ergebnissen – d.h. daß die so gedrillten Gruppen tatsächlich für eine
rasche Ausbreitung und Neugründung weiterer Gruppen sorgen. Sie mögen in bestimmten kulturellen
Bedingungen tatsächlich „Insiderbewegungen“ mit Massencharakter hervorbringen, aber das ist keine biblische Gemeindegründung.

f) Coaching und Mentoring zur Steuerung einheimischer Leiter

Parallel zu dem unbiblischen Jüngerschafts- und Gemeinde-Multiplikationskonzept vertritt Watson
auch eine letztlich unbiblische Leiterschaftsmethode. Das liegt auch an seiner Prägung; in einem

26 In diesem Abschnitt verzichte ich aus Platzgründen auf Zitate; vgl. dazu Watson, Gemeindegründungsbewegungen , S. 25-
27; 40-43; 62-74.



Vortrag vor Leitern sagt er von sich und den anderen: „Wir haben alle säkularen und religiösen Lei-
terschafts- und Managementbücher gelesen, die wir in die Finger bekommen konnten“ (100). So sind
Watsons Gedanken über Leiterschaft in vielem nicht von der Lehre und dem Vorbild des NT geprägt,
sondern von weltlichen Managementkonzepten, die teilweise dem New Age nahestehen. Solche Kon-
zepte wie „servant leadership“, „human potential“, “empowering leadership“, “mentoring“ kom-
men alle aus dieser Ecke und klingen bei Watson wie auch bei Cole und Hirsch immer wieder an.

Der Leiter in Watsons Konzepten versteht sich vorwiegend als „Mentor“ und übt anscheinend keiner-
lei Macht aus; dennoch steuert er seine Untergebenen auf indirekte Weise umso geschickter. Diese
raffinierte Beeinflussung und unterschwellige Manipulation kommt in Watsons Beschreibung eines
„hervorragenden Leiters“ deutlich zum Ausdruck:

Bei der Führung von Menschen geht es darum, eine Vision zu haben und sie zu verstehen,
und um die Fähigkeit anderen dabei zu helfen, sich vom Nicht-verstehen zum Übernehmen
der Vision zu bewegen und geradezu ein Verkündiger der Mission zu werden. (…) Leiter da-
gegen ziehen immer andere an, hinein in ihren Einflussbereich und unter ihre Leitung. (…)
Es geht darum, Menschen mit Potential zu finden und ihnen zu helfen ihr Potenzial auszu-
schöpfen oder sogar zu übertreffen. (…) Gute Führung erweckt in Menschen den Wunsch und
das Verständnis, so dass sie das tun wollen, was du tun willst. Deine Vision wird zu ihrer Vi-
sion.“ (101-103)


Aus meiner Sicht lautet die Definition eines Leiters folgendermaßen: Er hat eine Vision,
setzt die Vision in die Tat um und bringt weitere Leiter hervor, die ebenfalls eine Vision ha-
ben, sie in die Tat umsetzen und wiederum weitere Leiter hervorbringen, die … und so wei-
ter. Wenn ich Leiter einschätzen soll, suche ich immer nach drei Generationen im selben
Raum: Mich selber, die Person, deren Mentor ich bin, und diejenigen, für die er oder sie [!]
wiederum Mentor ist. Wenn man diese drei Generationen nicht finden kann, ist das vorhan-
dene Führungsmodell entweder neu, fehlerhaft oder kaputt. (109)

Diese Dinge finden wir nicht in der Bibel. Wir finden sie aber in weltlichen Büchern über „großartige
Leiterschaft“. Die modernen weltlichen Konzepte von „Mentoring“ (entspricht etwa der Beratung)
und „Coaching“ (entspricht etwa dem Training) ähneln in manchem gewissen biblischen Lehren über
Leiterschaft, aber sie haben doch eine weltliche Wurzel und entspringen humanistischem Gedan-
kengut. Der Begriff der „Vision“ geht auf weltliche und New-Age-Gedanken zurück und wird im
christlichen Bereich von den geistesverwandten Charismatikern inflationär gebraucht – in der Lehre
des NT finden wir ihn nicht. Für wirklich geistliche Leiterschaft dürfen wir in nichts auf weltliche
Experten vertrauen, sondern allein auf die Lehren der Bibel.


Fortsetzung folgt






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Teil 5





3. Die Konsequenzen von Watsons Lehren für Europa


Watson hat sein Konzept der rasch sich multiplizierenden organischen Gemeinden ursprünglich für
Insiderbewegungen unter hinduistischen und muslimischen Volksgruppen in der „Dritten Welt“ ent-
wickelt. Seine Erfolge bei der Betreuung von Gemeindegründern in diesen Ländern, bei denen an-
geblich in 15 Jahren 40.000 neue Gemeinden mit mehr als 2 Millionen Neugetauften entstanden,
sind das Aushängeschild, mit dem er auch in den USA und Europa auftritt und seine Konzepte in
evangelikalen Kreisen vorstellt. Sie sind ausgesprochen beeindruckend für frustrierte Gemeinde-
gründer, die sich hierzulande jahrelang mit mäßigem Erfolg mühen, eine einzige Gemeinde neu
aufzubauen.

Die Hoffnung auf ein überzeugendes Konzept, mit dem man auf dem steinigen Boden Mitteleuropas
zu echten „Gemeindegründungsbewegungen“ kommen kann, ist gewiß verlockend; dennoch darf uns
das nicht von der Aufgabe entbinden, die Lehren Watsons nüchtern aufgrund der Bibel zu prüfen.
Eine solche Prüfung erweist aber, wie wir zu zeigen versuchten, daß die Konzepte Watsons nicht der
Lehre der Bibel entsprechen. Sie kommen aus dem falschen Geist der missionalen Bewegungen. Sie
erstreben ein Ziel, nämlich die Bekehrung ganzer Ortschaften, Volksgruppen und Nationen, das der
Bibel klar zuwiderläuft und auf liberal-ökumenischen Irrlehren beruht. Ihnen liegt ein anderes Evan
gelium zugrunde, das falsche Reichsevangelium, und bei Watson im besonderen ein Evangelium der
Errettung durch Gehorsam statt durch Glauben.

Die Übernahme von Watsons Konzepten durch evangelikale, teilweise sogar durch bibeltreu gepräg-
te Gemeindegründer, Gemeindeleiter und Gläubige ist etwas sehr Bedauerliches. Zum einen ist ab-
sehbar und liegt eigentlich auf der Hand, daß die Strategie Watsons im postchristlichen Europa kei-
ne Massenbewegungen derselben Art wie in Nordindien oder Afrika hervorbringen kann. Es ist kaum
vorstellbar, daß der behavioristische Gehorsamsdrill mit Mitteleuropäern so funktioniert wie mit
Indern. Und ohne die verführerische Antriebskraft des Irrgeistes der Charismatischen Bewegung
kommt ohnehin keine Massenbewegung zustande. Die Wunschvorstellungen mancher Watson-
Anhänger, es könnte in Deutschland bald zu einer Gemeindegründungsbewegung kommen, sind
höchstwahrscheinlich unrealistisch – und wenn sie doch zustande käme, dann wäre sie keine bibli-
sche Erweckung, sondern ein falsches Feuer.


Was aber geschehen dürfte, ist eine schleichende Verführung der Gläubigen, die sich diesen Lehren
öffnen. Denn was den Konzepten Watsons in den hochentwickelten abendländischen Nationen am
nächsten kommt, ist die charismatische „organische“ Hauskirchenbewegung, mit der Watson man-
che Berührungspunkte aufweist. Es ist kein Zufall, daß unter den von Watson begeisterten Christen
auch die Bücher Neil Coles ( Organische Gemeinde; Organische Leiterschaft ) sowie auch Alan Hirschs
(Vergessene Wege u.a.) weiterempfohlen werden, die beide mit dieser verführerischen, gemeinde-
zerstörenden Bewegung liiert sind. Hier besteht eine engere geistliche Verwandtschaft, als auf den
ersten Blick ersichtlich ist.

Watson vertritt nämlich, wenn er von den entwickelten westlichen Nationen redet, teilweise mis-
sionale Gedanken, die denen der Emerging Church sehr ähnlich sind:

Was für eine Art von Gemeinden pflanzen wir denn nun? Wir pflanzen gar keine. Wir sind be-
strebt, das Evangelium von Jesus Christus zu pflanzen und lassen es Einzelne, Familien und
örtliche und kulturelle Gemeinschaften transformieren, sodaß eine kulturell relevante und
erlöste Gemeinde sich herausbildet [emerge ]. (…) Wir pflanzen keine Gemeinden! Wir pflan-
zen das Evangelium und erlauben ihm, Völker zu erlösen. Wenn sie dem Evangelium gehor-
sam werden, dann bildet sich der Gottesdienst aus ihrer Kultur heraus [ emerge ] und ist für
die Kultur annehmbar, innerhalb der Grenzen, die vom Wort Gottes gesetzt werden. 27

Das ist genau der Ansatz der „kulturrelevanten“, „postmodernen“ Emerging Church-
Gemeinschaften. Auch wenn sich Watson wahrscheinlich von ihnen distanzieren würde und sein Ge-
horsamsdrill in den Emerging Church-Gruppierungen so nicht zu finden ist, muß die gemeinsame
Grundlage der missionalen Irrlehren, der Prinzipien der Kontextualisierung und der Insiderbewegun-
gen doch als Brücke angesehen werden, die wegführt von der biblischen Lehre wie auch von der
biblischen Gemeinde, und die Anhänger seiner Lehren rasch in das bunte Lager missionaler und
emergenter Gemeinschaften locken kann.

Es ist von daher ein ernstzunehmendes Warnsignal, wenn wir feststellen, daß Watson in den USA auf
der missional-emergenten Konferenz VERGE 2010 zusammen mit Alan Hirsch und Neil Cole als Refe-
rent auftrat. 28 Die innere Verwandtschaft zwischen den missionalen Gemeindegründungsbewegun-
gen, den charismatischen Hauskirchenbewegungen und der Emerging Church ist sehr nahe, wie wir
schon zu zeigen versuchten. In dieser Hinsicht ist es auch gut, eine Äußerung Watsons ernst zu neh-
men, die wir in dem Buch Gemeindegründungsbewegungen abgedruckt finden:

Ich genieße es, mit verlorenen Menschen herumzuhängen, ein Leben zu leben, das mit ihnen
in Kontakt kommt und ihnen vermittelt, dass es im Leben um mehr geht, als um das, was sie
haben. (…) Ich finde, dass verlorene Menschen ehrlicher sind, als die meisten Christen heu-
te. Ich finde, sie sind auch toleranter. Sie sind offener dafür, über Unterschiede zu diskutie-
ren und nach einer gemeinsamen Basis zu suchen, auf der man gemeinsam stehen und zu-

27 D. L. Watson, “Church Planting Essentials – What Kind of Church Will I Plant?” Quelle: http://www. da-
vidlwatson.org/2009/01/13/church-planting-essentials-%E2%80%93-what-kind-of-church-will-i-plant/. Übersetzung RE; vgl.
Gemeindegründungsbewegungen , S. 36-39.
28

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Neil Cole erwähnt übrigens
David Watson neben David Garrison wie einen Diskussionspartner in einem seiner Aufsätze; „Are There Church Planting
Movements in North America?“; Quelle:

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/issue/article/are-there-church-planting-
movements-in-north-america.


sammenarbeiten kann [!]. Wenn ich unter den heutigen Christen bin, dauert es hingegen
nicht lange, dass ich eine volle Ladung mit Lügen, Falschheit und Intoleranz gegenüber al-
lem und jedem, was ein bisschen anders ist abbekomme. Wir tun so, als wären wir eine Ge-
meinschaft, sehen uns aber monatlich nur für wenige Stunden im Gottesdienst. Wir tun so,
als sei alles o.k., aber dennoch sind unsere Scheidungsraten, unsere Drogenmissbrauchsra-
ten und unsere Kriminalstatistiken ungefähr dieselben wie diejenigen des Restes der Bevöl-
kerung. (120-121)

So abfällig und feindselig über die Kinder Gottes zu reden ist kein Kennzeichen eines wahren Gläu-
bigen. Nach der Lehre des Apostels Johannes ist es ein Zeichen echter Gotteskindschaft, wenn uns
die Welt haßt und wir die Brüder lieben (1Joh 3,13-14) „Wenn jemand sagt: »Ich liebe Gott«, und
haßt doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie
kann der Gott lieben, den er nicht sieht?“ (1Joh 4,20). Watson ist entweder ständig mit unechten
Christen zusammen, oder seine Behauptungen über die Kriminalitäts- und Drogenrate sind böswillige
Verleumdung. Ebensolche abfälligen Äußerungen über echte Gläubige und Lobesergüsse über die
gottlosen Sünder finden wir bei den Vertretern der Emerging Church.

Auch wenn wir Watsons Äußerungen über die bestehenden Gemeinden ansehen, dann erkennen wir
zwar manche berechtigte Kritik an unbiblischen evangelikalen Strukturen, doch Watson weist seinen
Anhängern ganz klar den Weg, aus bestehenden Gemeinden wegzugehen und nur mit Ungläubigen
neue organische Hausgruppen zu gründen, die dann zu „missionalen, „organischen“ Gemeinden nach
seinem System werden und sich von anderen Gemeinden – auch bibeltreuen – fernhalten. Nach
Watsons Überzeugung behindert jeglicher Einfluß aus „traditionellen“ Gemeinden den Erfolg der
Gruppenmultiplikation. Das läßt sich aus dem Buch Gemeindegründungsbewegungen ersehen, be-
sonders aus den Beiträgen „Warum Konfessionen den Missionsbefehl nicht erfüllen können“ (16-19)
und „Zentrale Werte (DNA) in neuen Gemeinden anlegen“ (54-65).

Aus all dem müssen wir ganz nüchtern die Schlußfolgerung ziehen, daß der Einfluß von Watsons Leh-
ren bei uns in jedem Fall ernsten Schaden anrichtet. Zum einen hält er Gläubige, die eigentlich
durch persönliche Evangelisation und Verkündigung Menschen für Christus gewinnen sollten, genau
von dieser Evangelisation ab, obwohl diese bei uns vielfältige gute Frucht gebracht hat. Stattdessen
drängt er ihnen die Beschränkung auf eine „Person des Friedens“ und ihr Familienumfeld auf, die in
unserem Zusammenhang weder nötig ist noch dieselben Wirkungen hat wie vielleicht in Asien und
Afrika.

Diejenigen, die seinen Lehren folgen, werden sehr wahrscheinlich aus den biblischen Gemeinden
abgezogen und dürften großenteils irgendwo im Lager der missional-emergenten Gemeindebewegungen landen. So steht zu befürchten, daß die Ausbreitung der Lehren Watsons letztlich zur Schä-
digung der biblischen Evangelisation und der biblischen Gemeindearbeit in Deutschland und Europa
führen wird.

Es ist auch nicht ratsam, einzelne Elemente aus diesem in sich geschlossenen, unbiblischen Gesamt-
konzept zu übernehmen. Bei Irrlehren und irreführenden Gedankengebäuden können wir nicht den
biblischen Grundsatz „Prüft alles, das Gute behaltet“ anwenden, der hier vielfach ins Spiel ge-
bracht wird. Dieses Gebot der Schrift (1Thess 5,21) gilt nur in bezug auf die Verkündigung biblisch
gesunder Gläubiger (die ja immer auch einzelne Irrtümer oder Schwächen in ihren Äußerungen ha-
ben); in bezug auf Irrlehrer steht etwas anderes geschrieben: „Meidet sie!“ (Röm 16,17); „Von sol-
chen halte dich fern! (1Tim 6,5); „Von solchen wende dich ab!“ (2Tim 3,5). Solche Lehren sind
geistlich gesprochen Sauerteig (Gal 5,7-10), den wir wegtun müssen, damit er nicht den ganzen Teig
durchsäuert (vgl. 1Kor 5,6-8). Solchen falschen Lehren müssen wir vielmehr mit der gesunden Lehre
entschieden entgegentreten (vgl. Tit 1,9-11).



Anhang


I. Gemeindegründungen am Horn von Afrika –
ein aufschlußreiches Fallbeispiel



Zum Abschluß dieses Abschnitts wollen wir noch die von City Team Ministries und David Watson angeleiteten
Gemeindegründungsbewegungen am Horn von Afrika untersuchen. Diese Untersuchung ist insofern sehr auf-
schlußreich, als der Hauptverantwortliche, der „apostolisch“ wirkende Gemeindegründer David F. Hunt, über
sein Wirken und die daraus entstehenden Bewegungen eine Doktorarbeit geschrieben hat. 29 Darin macht Hunt
die theologischen Grundlagen und Bezüge dieses Gemeindegründungskonzepts weitaus durchsichtiger als
Watson selbst. Insofern er Watson ausdrücklich als seinen Mentor 30 und auch als Ausbilder für die von ihm be-
treuten Gemeindegründer nennt, läßt diese Doktorarbeit auch legitime Rückschlüsse auf Watsons eigene Hin-
tergründe zu. Das gilt umso mehr, weil Watson die Arbeit empfiehlt und auf seinem Blog zum Herunterladen
anbietet. 31 Die Aussagen von Hunt werden gelegentlich durch Aussagen aus dem Buch seines Vorgesetzten und
Kollegen Trousdale ergänzt, der neben anderen Projekten ganz offenkundig vor allem über dieselbe Bewegung
berichtet. 32

1. Das Projekt: eine „Explosion von Gemeinden“ in Ostafrika

Das von Hunt beschriebene Gemeindegründungsprojekt von City Team Ministries wurde 2005 begonnen und sah
vor, in Ostafrika bis 2010 mehr als 10.000 Gemeinden zu gründen. Dabei sollten Gemeinden in Äthiopien, Ke-
nya, Tansania und Sudan sowie Eritrea gegründet werden, und zwar in Zusammenarbeit mit über 100 bereits
existierenden einheimischen Organisationen und Gemeinden (die, den unten dargestellten Ergebnissen nach zu
schließen, überwiegend oder ausschließlich einen pfingstlich-charismatischen Hintergrund hatten). Hunt be-
tont: „Von Anfang an war klar, daß eine andersartiges Modell von Gemeinde und eine andersartige Strategie
der Gemeindegründung entwickelt werden mußte“ (x). Die bestehenden Strukturen seien zu komplex, zu
fremdartig und brächten zuwenig Leiter hervor, sodaß die beabsichtigte Vervielfältigung von Gemeinden nicht
verwirklichbar wäre. Die Leiter des Projekts „hielten Ausschau nach den transformativen 33 Leitern, die von der
Vision inspiriert würden und bereit wären, mit den traditionellen Modellen zu brechen, um einen neuen Weg zu
finden (x).

Die fragwürdigen Zielsetzungen der Strategen

In der Erläuterung seines Projekts benutzt Hunt Begriffe, die den Einfluß der missionalen Irrlehren sehr deutlich
machen. Er spricht von einem „neuen Paradigma von Gemeinde“ (14) von „transformativen (Transformation
bewirkenden) Leitern“ (13), von der „Transformation von Gesellschaften [ communities ]“ als Ziel, von „kultur-
relevanter Gemeinde“ (14). Er zitiert einen Guru der „organischen Gemeinde“, nämlich Christian Schwarz (16),
dessen Buch über „Natürliche Gemeindeentwicklung“ im englischsprachigen Bereich großes Echo fand – vor
allem in der Emerging Church und den organischen Hauskirchenbewegungen; und er zitiert Wolfgang Simson
(13), einen Vordenker der charismatischen Hauskirchenszene, der selbst auch Netzwerke von Gemeindegrün-
dungsbewegungen vorantreiben will. Er benutzt auch bewußt und sehr häufig den Begriff der emergierenden
Gemeinde („church emerging“ – 16 oder oft auch „emerging church“, 83, 88, 91 u.a.) für die von ihm angesto-
ßenen neuen Gemeindeformen.

Nach seinem Konzept ist der apostolische Gemeindegründer vor allem ein „Katalysator“ (17) – ebenfalls ein
Schlüsselbegriff der New-Age-Systemtheorie und der Emergenztheorie, der vor allem in der Emerging Church

29 Hunt, David F.: A Revolution in Church Multiplication in East Africa: Transformational Leaders Develop A Self-Sustainable
Model of Rapid Church Multiplication. Diss. D. Min. Bakke Graduate University June 2009. Zitate aus dieser Schrift werden
künftig ohne Titelnennung direkt mit Seitenzahlen in Klammern angegeben.
30 Hunt schreibt: „David Watson, inzwischen Vizepräsident für globale Gemeindegründung bei City Team Ministries, wurde
mein Lehrer und Tutor, der mich in ein neues Paradigma von Gemeindegründung einführte …“. (viii). Auch Jerry Trousdale
war als Direktor für Afrika südlich der Sahara Teil der Leiterschaft für dieses Projekt mit zuständig (viii).
31

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32 Trousdale, Miraculous Movements . Dieses Buch berichtet nur über die Gemeindegründungsbewegungen unter afrikanischen
Muslimen. Auch Trousdale erwähnt ausdrücklich den bestimmenden Einfluß, den David Watson auf die Gemeindegründungs-
strategie von City Team Ministries hatte und hat (S. 10). Auch auf S. 28 hebt er Watsons Rolle für die Vision von City Team
Ministries hervor.
33 engl. transformational leaders , d.h. Führern, die eine Veränderung, Umgestaltung bewirken. Wir haben in diesen Zitaten
den Begriff „ transformation “ bewußt belassen, um die Häufigkeit und den Stellenwert dieses New-Age-Schlüsselbegriffs in
der Gemeindewachstums-Literatur aufzuzeigen.


viel verwendet wird. Offen bezeichnet er sein Projekt als „Revolution“ im Hinblick auf das herkömmliche Ver-
ständnis von Gemeinde und Gemeindegründung (19). Das Ziel sei „eine Explosion neuer Gemeinden überall in
der Region“ (17). Eine „neue Generation transformativer Leiter“ breite sich aus, und sie „planen kühn einen
neuen Weg, um Gemeinden in jeder Großstadt und Stadt, in jedem Dorf und jeder Gemeinschaft, so daß ihre
Nation ‚erfüllt wird von der Erkenntnis des HERRN, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken‘ (Jes 11,9)“
(20). Dahinter steht die Irrlehre, ganze Nationen zu Jüngern machen zu wollen.

Einführend spricht Hunt einige strategische Grundlagen seines Projekts an. Sein Ziel war die Einführung einer
einfachen Form von Gemeinde (31); Hunt spielt hier auf das Schlagwort Simple Church an, ein Spezialbegriff
aus der charismatischen Hauskirchenbewegung, der u.a. auch von DAWN und „Jugend mit einer Mission“ unter-
stützt wird; Neil Cole und Tony und Felicity Dale werden neben George Barna und Frank Viola als wegweisend
für dieses Konzept eingestuft. 34 Zwar ist die Kritik Hunts berechtigt, daß bestimmte außerbiblische Strukturen
wie die Ordination von Pastoren oder die Erfordernis einer theologischen Ausbildung die Ausbreitung von Ge-
meinden hindern. Aber die Gemeindemodelle der einfachen oder organischen Gemeinden sind ebenfalls unbi-
blisch, insbesondere weil sie keinen biblischen Ältestendienst und keine gesunde Lehre zur Grundlage haben
und so anfällig für Irrlehren und synkretistische Entwicklungen werden.

Ein weiteres Ziel von Hunt war es, eine Strategie für rasche Gemeindemultiplikation zu entwickeln. Solche
Strategien sind aber in der Lehre des NT nicht zu finden; der Geist Gottes leitete Seine Knechte und gebrauch-
te sie souverän nach Gottes Ratschluß, sodaß aus der Evangeliumsverkündigung Gemeinden entstanden. Es ist
typisch für das weltliche Denken vor allem amerikanischer Missionsexperten, daß sie darin wetteifern, Prinzi-
pien, Strategien und Taktiken zu entwickeln, die das souveräne Wirken des Geistes Gottes ersetzen sollen, dem
man nicht folgt. Die Strategien sollten die einheimische Gemeinde befähigen, sich selbständig zu vervielfälti-
gen; dabei sollten Frischbekehrte sofort als Missionare eingesetzt werden, „es sollten Arbeiter, die aus der
Ernte kommen, befähigt werden, die Revolutionäre zu sein, die die Gemeinde vorwärtskatapultieren würden“
(31).

Ebenfalls typisch für dieses aus den weltlichen Managementlehren entlehnte Denken ist es, den Schlüssel fast
durchweg in einer besonderen Art von Leitern zu suchen.

Die Entwicklung von wahrhaft transformativen Leitern war ein wesentlicher Bestandteil dieses Pro-
jekts. Wenn sich nicht eine neue Art von Leitern herausbildete [ emerge ], würde die Multiplikations-
strategie keinen Erfolg haben. Für das Gelingen des Projekts war ein Prozeß nötig, in dem transforma-
tive Führer und Jüngerschaftstrainer für andere Leiter von Mentoren betreut und ausgebildet werden,
die sich ein neues Gemeinde-Paradigma zu eigen machten und eine neue Strategie für rasche Gemein-
de-Multiplikation anwandten. (32)

Dabei sollen Frauen entgegen der biblischen Lehre alle Ämter einnehmen, bis hin zu apostolischen Gemeinde-
gründern: „Frauen müssen befreit werden [!], auf gleichberechtigter Ebene mit den Männern am Werk des
Dienstes teilzunehmen“ (139). Als Zielsetzung der Gemeindegründungsbewegungen kristallisierte sich heraus,
eine Gemeinschaft von Nachfolgern in der Nähe jedes Menschen zu pflanzen, so daß er sie zu Fuß erreichen
kann (60); dieses Ziel wurde auch als eine Gemeinde für je 1.000 Menschen formuliert (das deckt sich mit den
strategischen Planungen z.B. von DAWN).


Gesellschaftstransformation als Ziel: das „soziale Evangelium“ in Aktion

Das New-Age-Stichwort „Transformation“ zieht sich durch die ganze Projektbeschreibung und macht deutlich,
daß die missionalen Irrlehren von einer „Gesellschaftstransformation“ durch die Gemeinde zu den Grundlagen
dieser Gemeindegründungsbewegungen gehören. Ein wichtiges Ziel sei es, „Tausenden von in Not geratenen
Städten und Dörfern [ communities ] Wiederherstellung und Transformation zu bringen“ (31). „Transformative
Leiterschaft“ meint in diesem Sinn nicht nur, daß diese Leiter die „Transformation der Gemeinde“ nach dem
„neuen Paradigma“ bewerkstelligen sollen, sondern es bedeutet auch, daß diese Leiter sich um die „Transfor23

viel verwendet wird. Offen bezeichnet er sein Projekt als „Revolution“ im Hinblick auf das herkömmliche Ver-
ständnis von Gemeinde und Gemeindegründung (19). Das Ziel sei „eine Explosion neuer Gemeinden überall in
der Region“ (17). Eine „neue Generation transformativer Leiter“ breite sich aus, und sie „planen kühn einen
neuen Weg, um Gemeinden in jeder Großstadt und Stadt, in jedem Dorf und jeder Gemeinschaft, so daß ihre
Nation ‚erfüllt wird von der Erkenntnis des HERRN, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken‘ (Jes 11,9)“
(20). Dahinter steht die Irrlehre, ganze Nationen zu Jüngern machen zu wollen.

Einführend spricht Hunt einige strategische Grundlagen seines Projekts an. Sein Ziel war die Einführung einer
einfachen Form von Gemeinde (31); Hunt spielt hier auf das Schlagwort Simple Church an, ein Spezialbegriff
aus der charismatischen Hauskirchenbewegung, der u.a. auch von DAWN und „Jugend mit einer Mission“ unter-
stützt wird; Neil Cole und Tony und Felicity Dale werden neben George Barna und Frank Viola als wegweisend
für dieses Konzept eingestuft. 34 Zwar ist die Kritik Hunts berechtigt, daß bestimmte außerbiblische Strukturen
wie die Ordination von Pastoren oder die Erfordernis einer theologischen Ausbildung die Ausbreitung von Ge-
meinden hindern. Aber die Gemeindemodelle der einfachen oder organischen Gemeinden sind ebenfalls unbi-
blisch, insbesondere weil sie keinen biblischen Ältestendienst und keine gesunde Lehre zur Grundlage haben
und so anfällig für Irrlehren und synkretistische Entwicklungen werden.

Ein weiteres Ziel von Hunt war es, eine Strategie für rasche Gemeindemultiplikation zu entwickeln. Solche
Strategien sind aber in der Lehre des NT nicht zu finden; der Geist Gottes leitete Seine Knechte und gebrauch-
te sie souverän nach Gottes Ratschluß, sodaß aus der Evangeliumsverkündigung Gemeinden entstanden. Es ist
typisch für das weltliche Denken vor allem amerikanischer Missionsexperten, daß sie darin wetteifern, Prinzi-
pien, Strategien und Taktiken zu entwickeln, die das souveräne Wirken des Geistes Gottes ersetzen sollen, dem
man nicht folgt. Die Strategien sollten die einheimische Gemeinde befähigen, sich selbständig zu vervielfälti-
gen; dabei sollten Frischbekehrte sofort als Missionare eingesetzt werden, „es sollten Arbeiter, die aus der
Ernte kommen, befähigt werden, die Revolutionäre zu sein, die die Gemeinde vorwärtskatapultieren würden“
(31).

Ebenfalls typisch für dieses aus den weltlichen Managementlehren entlehnte Denken ist es, den Schlüssel fast
durchweg in einer besonderen Art von Leitern zu suchen.

Die Entwicklung von wahrhaft transformativen Leitern war ein wesentlicher Bestandteil dieses Pro-
jekts. Wenn sich nicht eine neue Art von Leitern herausbildete [ emerge ], würde die Multiplikations-
strategie keinen Erfolg haben. Für das Gelingen des Projekts war ein Prozeß nötig, in dem transforma-
tive Führer und Jüngerschaftstrainer für andere Leiter von Mentoren betreut und ausgebildet werden,
die sich ein neues Gemeinde-Paradigma zu eigen machten und eine neue Strategie für rasche Gemein-
de-Multiplikation anwandten. (32)

Dabei sollen Frauen entgegen der biblischen Lehre alle Ämter einnehmen, bis hin zu apostolischen Gemeinde-
gründern: „Frauen müssen befreit werden [!], auf gleichberechtigter Ebene mit den Männern am Werk des
Dienstes teilzunehmen“ (139). Als Zielsetzung der Gemeindegründungsbewegungen kristallisierte sich heraus,
eine Gemeinschaft von Nachfolgern in der Nähe jedes Menschen zu pflanzen, so daß er sie zu Fuß erreichen
kann (60); dieses Ziel wurde auch als eine Gemeinde für je 1.000 Menschen formuliert (das deckt sich mit den
strategischen Planungen z.B. von DAWN).


Fortsetzung folgt


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#7
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Die Gemeindegründungslehren David Watsons






Eine biblische Beurteilung



Rudolf Ebertshäuser


Teil 6





Die „Befreiung von Einschränkungen“ führt zur Religionsvermischung

Auch ein anderes Anliegen des liberal-ökumenischen Weltrates der Kirchen war Hunt und seinen Mitstreitern
sehr wichtig: die Befreiung der afrikanischen Leiter von allen Hemmungen und Grenzen, die durch den Einfluß
„westlicher“ Missionare zustande kamen, also die „Einheimischwerdung“ ( indigenization ), die Bestandteil jeder
Kontextualisierungsstrategie ist:

Die afrikanische Leiterschaft in der Gemeinde muß von den Ketten der Kontrolle und Beeinflussung von
außen befreit werden und befähigt werden, selbst das angemessene, relevante Modell von Gemeinde
und Gemeindeausbreitung für ihren kulturellen Kontext zu bestimmen. Zu viele afrikanische Leiter
sind heute beeinträchtigt durch ihre Bemühungen, das Verhaltensmuster nachzuahmen, das von dem
Missionar vorgegeben wurde. Auf diese Weise setzen sie ein ausländisches Gemeindemodell fort, das in
ihrer kulturellen Umgebung nicht leicht vervielfältigt werden kann. Hierarchische Leiterschaftsmuster,
die von Jahrzehnten der Vorherrschaft durch weiße Missionare verstärkt wurden, haben die Gemeinde
großenteils entmündigt gelassen, ohne Motivation oder Gelegenheit, Agenten der Transformation in ih-
rer umgebenden Gesellschaft zu sein. Daher mußte ein Bestandteil dieses Projekts sein, eine neue Art
von afrikanischer Leiterschaft in der Gemeinde zu entdecken und einzusetzen, die die Einengungen
durch die Vorherrschaft und Abhängigkeit von außen abwirft … (32)

Das klingt teilweise gut und berechtigt; manches mag tatsächlich unangemessen und hinderlich gewesen sein,
was ausländische Missionare eingeführt haben. Aber in dieser pauschalen Form, zusammen miden häretischen
„Insider“lehren, die ebenfalls in diesem Projekt verankert sind und auf die wir noch kommen, bedeutete diese
„Befreiung“ auch ein Abwerfen weiser geistlicher Maßnahmen und biblischer Lehren, die eine religionsvermi-
schende Anpassung an die afrikanische Volksreligion verhindern sollten.

Jede „christliche“ Massenbewegung aber, das haben die Gemeindestrategen von den afrikanischen Eingebore-
nenkirchen gelernt, kann nur vorankommen, wenn sie sich mit dem Animismus und den Volkssitten vermischt
und damit Synkretismus betreibt. Das hier gerühmte „Abwerfen ausländischer Dominanz“ war, so ist zu fürch-
ten, auch ein Freibrief für solche „kulturrelevanten“ Anpassungen.


2. Eine „Revolution“ wird angezettelt

Wir können aus Platzgründen nicht die ganze Dissertation besprechen, sondern wollen aus Hunts Schilderung
des Projektablaufs einige interessante Einzelpunkte herausgreifen. Im Jahr 2008 waren mehr als 1.000 geschul-
te „Gemeindegründer“ in dem Projekt tätig; 300 davon erhielten einen Unterhalt von der Projektleitung, die
anderen finanzierten sich selbst (53). Im Jahr 2008 waren nach Hunts Angaben bereits mehr als 4.000 Gemein-
den gegründet worden. Hunt beschreibt in der Doktorarbeit seine Vorgehensweise und die Prinzipen, die er
anwandte. Im wesentlichen sind dies die von Watson her bekannten Prinzipien. Dabei fallen dem Beobachter
einige Dinge auf:

* Eine Revolution, die vielen bestehenden Gemeinden Probleme bringen mußte: Hunt schildert ganz offenher-
zig, wie wichtig es ihnen war, die richtige Sorte „Führer“ für ihr Gemeindegründer-Training auszuwählen. Das
waren, wie manche Zitate zeigen, vorwiegen jüngere Leute aus der „zweiten Reihe“, die in den etablierten
Gemeindestrukturen mit ihrer Pastoren-Vorherrschaft nicht recht zum Zuge kamen und darauf brannten, etwas
„Neues“, „ganz anderes“ auszuprobieren. Hunt hat ja zugegeben, daß es eine „heilige [?!] Unzufriedenheit“
war, die dieses Projekt hervorbrachte – auch eine Unzufriedenheit unter afrikanischen Gemeindeleitern (33). Er
berichtet: „Eine sorgfältige Auswahl der Teilnehmer war entscheidend – es mußten insbesondere Leiter sein,
die eine Leidenschaft für die Gemeinde hatten, die offen waren für revolutionäres Denken und begeistert da-
von, einen neuen Weg zu erkunden, ohne Furcht davor, den Status Quo herauszufordern“ (34).

Hunt schweigt sich darüber aus, aber es liegt ziemlich nahe, daß seine „Schulung von Revolutionären“ auch zu
erheblichen Spannungen und Problemen mit existierenden Gemeinden und Kirchenorganisationen geführt hat.
Er führte zahlreiche fähige junge Menschen heraus aus einer bestehenden Gemeindesituation und sandte sie als
„Gemeindegründer“ in Regionen, die teilweise sicherlich nicht ihre Heimatregionen waren. Er trichterte ihnen
neue, „revolutionäre“ Gemeindekonzepte ein, die sie zur Entfremdung mit ihren Heimatgemeinden führen mußten (in denen sie vielleicht schon unzufrieden waren). Es wird nicht klar, ob die Partnerkirchen, die je die
Freiwilligen teilweise finanzierten, offen über den Inhalt dieser Schulungen aufgeklärt wurden.

* Gemeindegründung unter Muslimen nach dem Insiderkonzept: Ganz nebenbei erwähnt Hunt, daß in der Arbeit
unter Muslimen auch das Insiderkonzept nach C 5 oder gar C 6 zum Einsatz kam: „Einige [Gemeindegründer]
blieben in dem kulturellen Kontext ihres muslimischen Hintergrundes als heimliche Zeugen des Evangeliums
und brachten viele Mitmuslime in die Gemeinschaft einer Gruppe von Jesusnachfolgern“ (53). Hunt erwähnt
einen Koordinator in einem Netzwerk von regionalen Koordinatoren, der immer noch der Scheich einer Moschee
an seinem Heimatort war (54). Später erwähnt er „Jesusnachfolger“ aus dem Afar-Volk, die sich, wie es für
Insiderbewegungen typisch ist, nicht als „Christen“ bezeichnen wollen, um bei ihren muslimischen Volksgenos-
sen nicht in Verruf zu geraten; sie bezeichnen sich als „Nachfolger von El Messih Isa“ (80).

Trousdale berichtet Ähnliches, erwähnt aber ausdrücklich auch eine Gruppe von heimlichen „Jesusnachfol-
gern“, die ihren Glauben nicht bekennen, sondern weiter als Muslime auftreten und sich im Verborgenen tref-
fen. Er erwähnt auch eine Stellungnahme eines einheimischen Gemeindegründers, der sagt: „Meistens lassen
wir die Dreieinheit weg, wenn sie gerade erst Jünger werden. Diese Dinge werden ihnen dann später klar.“ 35

* Charismatische „Offenbarungen“ und „Wunderzeichen“:

Hunt bezeugt, daß er in Ostafrika im Rahmen dieser
Gemeindegründungsbewegungen ständig Zeichen und Wunder erlebt hätte, die er im Sinne von Wimbers „Pow-
er Evangelism“ deutet. „In dieser Art Umgebung bricht Gott oftmals in einer machtvollen übernatürlichen Wei-
se durch und beweist damit, daß Er größer ist als die hier existierenden geistlichen Mächte. Manchmal ist das
ein Wunder wie das Senden von Regen zu einem von Dürre geplagten Ort. Manchmal ist es die Heilung von je-
mand, der jahrelang an einer schweren Krankheit litt. Visionen sind allgemein üblich unter den Muslimen (…)
und manchmal kann es sogar die Auferweckung eines Toten sein“ (101).

Nun wollen wir nicht bestreiten, daß Gott auf Gebet hin Wunder tun kann und gerade in Missionsgebieten im-
mer wieder Gebetserhörungen eine Rolle spielen. Aber was hier über ständige Wunderzeichen, Totenauferwek-
kungen und Visionen gesagt wird, weist doch eindeutig auf extreme Wirkungen des charismatischen Verfüh-
rungsgeistes hin, dem Hunt wie auch seine Mistreiter offenkundig anhängen. Auch Trousdale weist auf die zen-
trale Rolle der charismatischen Wunderzeichen in den Bewegungen hin: „Die Berichte deuteten darauf hin, daß
ein Minimum von 50 % (in den extremsten und gewalttätigsten Muslimgebieten) und ein Maximum von 70 % aller
neuen Gemeinden, die unter Muslimen gegründet wurden, zum Teil aufgrund von Zeichen und Wundern zustan-
de kamen (typischerweise Heilungswunder und Befreiung von Dämonen), was den Prozeß des Jüngermachens
beschleunigte und erleichterte. 36

* „Fünffacher Dienst“ mit Aposteln und Propheten: Hunt geht wie auch Watson vom Fortbestehen des „Fünffa-
chen Dienstes“ mit einer zentralen Rolle für neue „Apostel“ und „Propheten“ aus (84). Er identifiziert den auswärtigen Gemeindegründer als „Apostel“: „Am Anfang ist der Gemeindegründer der apostolische Leiter der
neu sich herausbildenden Gemeinde“ (83; vgl. 89, 97). Er geht davon aus, daß „Propheten“ neue „Offenbarun-
gen des Heiligen Geistes“ für die Gemeinden haben (97).

* „Geistliche Kriegsführung“ nach Art der Charismatiker: Hunt betont die Bedeutung des Gebets für die Vorbe-
reitung und Begleitung einer Gemeindegründungsbewegung, was sicherlich niemand bestreiten wird. Allerdings
hebt er die Wichtigkeit der „geistlichen Kriegsführung“ nach Art der Extremcharismatiker hervor, die offenkun-
dig auch in diesem Projekt eine wichtige Rolle spielte. Es müßten „Fürbitteteams“ gebildet werden, die auch
„Gebetsspaziergänge“ durchführten, um eine „Abdeckung“ für die Missionare zu bilden. Das Ganze wird durch
ein Zitat des „Kriegsführungs“spezialisten C. Peter Wagner abgerundet (95-96). Die hier angesprochene okkulte
Praktik beinhaltet auch Identifizierung, Ansprechen, Binden und Vertreiben von dämonischen Mächten und
„territorialen Fürsten“ 37 und ist ein typisches Kennzeichen der „Neuen Apostolischen Reformation“ von C. P.
Wagner und seinen radikalcharismatischen Apostel- und Prophetenkollegen. Trousdale bestätigt den Gebrauch
extremcharismatischer geistlicher Kriegsführung in den afrikanischen Bewegungen; er erwähnt ausdrücklich das
„Binden von dämonischen Einflüssen“, das Erkennen und „Scannen“ dämonischer Festungen ( „spiritual map-
ping“ ) und „Gebetsgänge“ ( „prayer walking“ ), und er behauptet in charismatischer Manier: „Wir müssen den
Starken binden, bevor wir sein Haus plündern können (Matthäus 12,29)“. 38


* Die Insidermethode zur Kontextualisierung des Evangeliums: Hunt vertritt vorbehaltlos die Irrlehren der
„Kontextualisierung“ und der „Insiderbewegungen“.


Die Botschaft des Evangeliums kommt heute so oft eingekleidet in die Kultur des Verkündigers, des
Gemeindegründers an. (…) Das Ziel dieses Prozesses der Gemeindegründung ist es, den Samen des
Evangeliums in der neuen Gemeinschaft zu säen und dabei die Kultur des Säenden weitgehend auszu-
blenden, und es dem Insider, der zuerst die Botschaft annimmt, zu erlauben, diese Botschaft in seiner

35 Trousdale, Miraculous Movements , S. 143; 108.
36 Trousdale, Miraculous Movements , S. 135. Vgl. die schon erwähnten Aussagen Garrisons über die allgemein anzutreffenden
charismatischen Wunderzeichen in solchen Gemeindegründungsbewegungen; Garrison, S. 211.
37 Vgl. dazu R. Ebertshäuser, Die Charismatische Bewegung im Licht der Bibel, S. 416-490.
38 Trousdale, Miraculous Movements , S. 58-59; 188.


Gemeinschaft auf eine Weise weiterzugeben, wie es nur ein kultureller Insider tun kann, weil er oder
sie die Weltanschauung der Gemeinschaft versteht. Diejenigen, die das Evangelium zuerst annehmen,
sind besondere Leute, die die kulturellen Übermittlungsprobleme überwinden können und das reine
Evangelium [!] zu ihrer Gemeinschaft auf eine Art und Weise bringen können, daß eine wahrhaft ein-
heimische Gemeinde sich ausbildet [ emerges ]. (108)

Das klingt vordergründig einleuchtend, und doch widerspricht es der Lehre und Praxis der Apostel und Evangeli-
sten im Neuen Testament. So sind die Apostel nirgends vorgegangen, und die Apostellehre kennt solche Takti-
ken nicht. In biblischer Evangelisation ist die Zusammenarbeit mit gläubig gewordenen Einheimischen immer
wichtig gewesen, um den Zugang zu der Gemeinschaft zu erleichtern; aber wenn man einheimische Junggläubi-
ge mit einem verzerrten Minimalwissen vom Evangelium aufgrund von „Entdeckerbibelstudien“ aussendet, um
diese Botschaft entsprechend der „Weltanschauung“ ihrer Kultur weiterzugeben, dann kommt es genau zu der
Vermischung und Entstellung der Botschaft, die für Gott ein Greuel ist, aber ein Massenwachstum erst ermög-
licht.

3. Die theologischen Hintergründe aus der Hauskirchenbewegung und der Emerging Church

Auch wenn Hunt seine theologischen Begründungen recht knapp hält, ist doch aus der angeführten und zustim-
mend zitierten Literatur recht deutlich sein eigener geistlicher Standort erkennbar.

Hunt ist besonders stark geprägt vom radikalen Flügel der extremcharismatischen Hauskirchenbewegung, der
durch Autoren wie Wolfgang Simson ( Houses that Change the World ), William A. Beckham ( The Second Refor-
mation ), George Barna ( Revolution ), Robert und Julia Banks ( The Church Comes Home ), Gene Edwards ( How to
Meet in Homes ) und Frank Viola ( Rethinking the Wineskins; Pagan Christianity ) vertreten wird. Die von Hunt
genannten Prinzipien einfacher Gemeinden entsprechen weitestgehend der Lehre dieser weltweit verbreiteten
Bewegung, die einerseits die systematische Ausbreitung einfacher Hausgemeinden überall auf der Welt an-
strebt, andererseits aber auch einen radikalen Akzent auf den charismatischen „Apostel- und Prophetendienst“
setzt.

Die Lehren dieser Kreise sind sehr scharf gegen alle bestehenden Gemeinden gerichtet, wobei man sagen muß,
daß manche Kritikpunkte an den Pastorenkirchen und der unterentwickelten Beteiligung der einfachen Mitglie-
der, der businessorientierten Megagemeindementalität usw. durchaus berechtigt sind. Viele Argumente für
eine geistgeleitete Gemeinschaft der Gläubigen ähneln stark den Lehren der „Brüdergemeinden“, die ja im
wesentlichen gesund und biblisch begründet sind.

Aber durch die Ablehnung biblischer Ältestenschaft und gemeindlicher Verbindlichkeit, durch die Unterbeto-
nung gesunder Lehre und die zentrale Rolle von charismatischen „Geistesoffenbarungen“ sowie dem „Apostel-
und Prophetendienst“ wird diese Bewegung zu einer sehr gefährlichen Verführungsströmung. Sie spricht unzu-
friedene Mitglieder auch aus bibeltreuen Gemeinden an und lockt mit „Freiheit des Geistes“ und intensiver
„Gemeinschaft“, aber in Wahrheit führt sie ihre Anhänger in eine gefährliche Abhängigkeit von dem charismati-
schen Irrgeist, der eine absolut beherrschende Rolle in ihren Versammlungen einnimmt, und setzt sie allen
möglichen Irrlehren aus, u.a. auch der römischen Mystik. 39

Ein weitere starker Einflußfaktor sind die missionalen Irrtümer der neueren Gemeindewachstumsbewegung, die
bei Hunt vor allem durch Darrell Guder ( The Continuing Conversion of the Church und Missional Church ) und
Charles Van Engen ( God’s Missionary People ) vertreten sind. Hunts Gedanken über Leiterschaft wurden erkenn-
bar durch Eddie Gibbs einflußreiches Perspektivenbuch ChurchNext geprägt, aber auch durch den Leadership-
Network -Experten Reggie McNeal ( Revolution in Leadership ), der ebenfalls der organischen Hauskirchenbewe-
gung nahesteht – und durch ein weltliches Managementbuch, das viele Gemeindegründer beschäftigt hat: Jim
Collins Good to Great .

Aber auch ein anderer Einfluß ist deutlich bei Hunt erkennbar, und zwar der der Emerging Church-Bewegung.
Insbesondere werden die Autoren Alan Hirsch und Michael Frost ( The Shaping of the Things to Come; The For-
gotten Ways ) mehrfach direkt und zustimmend zitiert (42; 51); Hunt hat einige Gedanken über die „missionale
Gemeinde“ und auch über transformierende Leiterschaft von Hirsch übernommen. Aber auch der bekannteste
Sprecher der Emerging Church, Brian Mclaren, wird offen und zustimmend angeführt; von ihm hat Hunt nicht
nur das Buch The Church on The Other Side ins Literaturverzeichnis aufgenommen, das als eines der Schlüssel-
werke für die Emerging Church gilt, sondern auch sein provokatives Werk A New Kind of Christian !40 Das ist ein
Hinweis darauf, daß diese missionalen Gemeindegründungsbewegungen in ihrer Ausrichtung zumindest Zwil-
lingsschwestern der Emerging Church sind – nicht völlig gleich und eins, aber zumindest ziemlich nahe ver-
wandt.

39 Vgl. dazu das Angebot des einschlägigen Verlages Seed Sowers (Jacksonville, FN), das u.a. Schriften von Madame Guyon,
Bruder Lorenz, M. Molinos und Fenelon enthält; vgl. Begier u.a. The House Church Movement , Anhang.
40 Vgl. die Rezension zu diesem Buch in R. Ebertshäuser, Aufbruch …, S. 147-154.


Was aufhorchen läßt, ist die beachtliche Militanz, mit der Hunt letztlich gegen anders orientierte Christen und
Gemeinden angeht. Er hat sein Projekt immer wieder als „Revolution“ bezeichnet; er sieht die von ihm ange-
leiteten Gemeindegründungsbewegungen als einen Aufstand gegen die etablierten Gemeindestrukturen, und
dies ganz im Sinne der radikalen Vordenker der Emerging Church und der charismatischen Hauskirchenbewe-
gung. Er schreibt:

Allzu viele sich herausbildende [ emerging ] Revolutionen wurden vereitelt, als der Einfluß von außen,
der die Revolution katalysierte, der beherrschende Faktor wurde, der die Bewegung zum Scheitern
brachte, indem er weiter vor Ort blieb, um die Kontrolle auszuüben und die Revolution zu managen.
Sie muß von der Basis ausgehen. Sobald sie Fuß gefaßt hat, muß sie sich von alleine ausbreiten wie
Buschfeuer, angefacht durch die Winde des Heiligen Geistes; vorangetrieben von den einheimischen
Revolutionären, den Guerillakämpfern [!], die die Revolution von innen heraus zustande bringen (144).

Hunt behauptet, diese Entwicklung sei „Gottes Revolution“ und schließt seine Doktorarbeit mit einem militan-
ten Schlachtruf, den wir eher von einem Che-Guevara-Anhänger oder einem Maoisten erwarten würden: „Lang
lebe die Revolution!“ Wir dagegen müssen sagen: Diese Sorte „Revolutionen“ geht nicht von Gottes Geist aus,
sondern von einem ganz anderen Geist, der allezeit Verführung und Zerstörung im Hause Gottes angerichtet
hat und weiter anrichten wird.


* * *


Wir haben die akademische Arbeit von D. Hunt deshalb hier mit aufgeführt, weil Hunt als enger Mitarbeiter
David Watsons offen über geistliche Zusammenhänge spricht, die Watson selbst ausblendet. Watson erweckt
den Eindruck, er habe alle seine Konzepte selbst aus der Bibel bzw. aus der Praxis entwickelt. Er schweigt
über seine Ausbildung als Missionar und die missiologischen Quellen der Konzepte, mit denen er arbeitet; er
führt selbst fast keine Literatur an. Aber indem er Hunts Arbeit ausdrücklich empfiehlt und auf seinem Blog
anbietet, bekennt er sich auch zu dessen Vorstellungen und zeigt zumindest die Nähe seines eigenen Denkens
zu dem, was Hunt in seiner Arbeit äußert.


II Die DIM und ihre Neuausrichtung auf Gemeindegründungsbewegungen

Die 1962 von Jochen Lagemann gegründete Deutsche Inland-Mission (DIM) gehört zum Umfeld der Brüderge-
meinden („Bundes-Brüder“ und „Freie Brüder“) und nennt als ihren Auftrag: „Unerreichten Menschen in
Deutschland das Evangelium weiterzugeben und bibeltreue Gemeinden zu gründen“. Nach Jahren einer eher
„normalen“ konservativ-evangelikalen Gemeindegründungsarbeit hat die DIM sich seit etwa 2008 neu auf mis-
sionale Gemeindegründungsbewegungen hin ausgerichtet. Missionale Einflüsse waren vermutlich schon vorher
wirksam. Seit 2004 war die DIM von René Schäfer geleitet worden, einem Gemeindegründer und –berater, der
im Umfeld Johannes Reimers und der GBFE geprägt wurde. Er hatte an der „Akademie für christliche Führungs-
kräfte“ studiert und dann 2004 unter der Anleitung von J. Reimer an der UNISA seinen Magisterabschluß (MTh)
gemacht. 2008 wurde er wegen nicht näher benannter Probleme von der DIM gekündigt.

Im März 2008 hielt die DIM ein Seminar mit dem amerikanischen Missionar und Experten für Gemeindegrün-
dungsbewegungen David Watson ab, dessen Lehren wir bereits unter die Lupe genommen haben. An dem Semi-
nar nahmen auch andere teil, u.a. Wolfgang Seit. Damit wurde die Einführung eines vermutlich schon vorher
angedachten Konzeptes konkret eingeleitet: Die DIM orientierte sich um und setzte es sich zum Ziel, in
Deutschland nicht mehr nur einzelne evangelikale Gemeinden zu gründen, sondern ganze „Gemeindegrün-
dungsbewegungen“ einzuleiten. Dieses Konzept bestimmt inzwischen völlig die Arbeit, wie die Selbstdarstel-
lung in einem neuen Prospekt zeigt, der ankündigt: „50 Jahre Deutsche Inland-Mission – wir gehen neue Wege“:

Eine Gemeindegründungsbewegung (GGB; engl. CPM = Churchplanting [sic] Movement) ist eine rapide
Vervielfältigung (Multiplikation) von einheimischen Gemeinden innerhalb einer Volksgruppe oder eines
Bevölkerungsteiles, die ihrerseits wiederum Gemeinden gründen. Solche Bewegungen lassen sich seit
einigen Jahren in verschiedenen Ländern und Kulturen in zunehmendem Maß beobachten und sie sor-
gen für ein ungewöhnliches Wachstum christlicher Gemeinden weltweit. Wir glauben, dass eine solche
Bewegung auch in Deutschland in Gang kommen kann, und richten unsere Arbeitsweise darauf aus.

Der ganze Prospekt zeigt, daß die Mitarbeiter der DIM das verkehrte missional-kontextualisierte Konzept
Watsons vollständig übernommen haben, insbesondere auch das falsche Konzept von „Jüngerschaft“ und die
Ausrichtung auf „Gruppenbekehrungen“:

Das Ziel der Evangelisation ist nicht so sehr eine örtliche Gemeinde im traditionellen Sinn zu gründen
[!!], sondern zuerst Jünger zu machen, für die Jesus selbst im Zentrum steht, die ihm gehorsam nach-
folgen und wiederum andere zu Jüngern machen. (Multiplikation statt Addition). Nicht so sehr Einzel-
ne, sondern ganze Haushalte bzw. Familien werden mit dem Evangelium erreicht.

Über „Personen des Friedens“ sollen Gruppen erreicht werden, die dann durch ein „Entdeckerbibelstudium“
selbst erkennen sollen, „was Gott ihnen sagt“. Die DIM-Mitarbeiter verstehen sich nunmehr als apostolische
„Strategiekoordinatoren“, die nur noch als Mentor und Trainer die örtlichen Leiter schulen und im übrigen als
Teams eine ganze Region abdecken wollen. Der Prospekt verweist ausdrücklich auf Watson und seine Lehren;
er enthält aber auch einen Hinweis auf die Internetseite von David Schäfer, www.organischegemeinde.de. Der
missional-emergente Baptistenpastor und Gemeindegründungsberater David Schäfer, der uns schon mehrfach
im Umfeld von IGW und Novavox begegnete, ist seit 1. 7. 2011 Teilzeit-Mitarbeiter der DIM.

Diese Verbindung ist nicht unwichtig, denn sie zeigt den unterschwelligen charismatisch-emergenten Einfluß,
dem sich die DIM mit ihrem neuen Konzept geöffnet hat. Daß David Schäfer in die Arbeit der DIM aufgenommen
wurde, geschah ja nicht aus Naivität; gerade er ist seit seinem Werbebuch für die emergenten Neuaufbrüche
„Die jungen Wilden“ gut bekannt, und niemand kann behaupten, er wüßte nichts von den Beziehungen dieses
Mannes zu Novavox, Alan Hirsch oder der Emerging Church. In dem Blog „organischegemeinde.de“ vertritt
Schäfer das Gedankengut Neil Coles, dem wir ebenfalls schon mehrfach als prominenten Verfechter missional-
emergenter Gemeindegründungskonzepte begegnet sind. Der Blog enthält aber auch Linkverweise auf Marlin
Watling und Guy Muse, einen Gemeindegründer der charismatischen Hauskirchenbewegung.

Die DIM hat einige Aufsätze von David Watson aus dessen Blog übersetzt und als Buch herausgebracht; sie war
auch daran beteiligt, daß der „Arbeitskreis Wachstum“ der Brüdergemeinden im September 2010 Watson zu
seinen „Impulstagen für Gemeindegründung und Gemeindewachstum“ einlud. Im Anschluß organisierte die DIM
noch eine „Trainingskonferenz für Gemeindegründung“, zu der noch einmal fast 100 Teilnehmer, u.a. aus
Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien, Griechenland, Polen und Tschechien kamen. Die DIM wirkte sowohl
bei diesen „Impulstagen“ kräftig mit, als auch bei den Tagungen GemeindeNEUdenken . Sie übt einen aktiven
Einfluß zur Verbreitung missionaler Lehren in Brüderkreisen aus. Zugleich erklärte sie ihre Absicht, verstärkt
ein Netzwerk von Beziehungen mit anderen Werken und Schulen zu knüpfen, die ebenfalls dem Konzept der
Gemeindegründungsbewegungen verpflichtet sind.

Es ist traurig, daß hier eine ganze Missionsgesellschaft geistlich umprogrammiert wurde und sich von der in der
Brüderbewegung einst respektierten gesunden Lehre abgewandt hat, um nun den Irrlehren der missionalen
Kontextualisierung und „Insiderbewegungen“ zu folgen. Angesichts der heute herrschenden geistlichen Verhält-
nisse in Deutschland ist es sehr zu bezweifeln, daß Watsons Konzepte wirklich zu einer „Gemeindegründungs-
bewegung“ führen; aber auf jeden Fall werden damit Brüdergemeinden von innen durch den Einfluß charisma-
tischer und missionaler Lehren vergiftet und durchsäuert und in die Richtung missional-emergenter „organi-
scher Gemeinden“ irregeführt.

Durch ihre Beteiligung an dem Trainingsprogramm Training für Gemeindegründer (zusammen mit AGB, Wiede-
nest und „Missionskreis Niederrhein“; Lehrer dort Christian Puschendorf und Victor Sudermann) sowie am
Timotheus-Training (durch den DIM-Missionar Wolfgang Klöckner als Lehrer) sowie durch verschiedene Einflüsse
auf Brüdergemeinden, die die DIM von früher her als bibeltreu und zur Brüderbewegung gehörig akzeptieren,
besteht die Gefahr, daß unbiblisches, irreführendes Gedankengut gerade auch an jüngere Christen weitergege-
ben wird, die dem Herrn dienen und Gemeinden gründen wollen.

Ende


Veröffentlicht im Juli 2012 auf der Webseite www.das-wort-der-wahrheit.de
ESRA-Schriftendienst, Postfach 1910, 71209 Leonberg
© Rudolf Ebertshäuser 2012
Die ungekürzte Weiterverbreitung dieser Schrift ist mit Quellenangabe gestattet.







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