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Sekten-Expertin Ursula Caberta "Guru aus dem Gully"


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Sekten-Expertin Ursula Caberta "Guru aus dem Gully"






10.08.2011




Von Marc Felix Serrao

Hape Kerkelings spirituelle Botschaft findet sie bedenklich, die von Nena gar gefährlich - und die Kartengläubigkeit mancher Grüner ist für Ursula Caberta höchst kritisch zu sehen. Die Esoterik-Expertin rechnet mit prominenten Mystikern ab: Ein Interview über Verblendung in höchsten Kreisen

Ist Esoterik gefährlich? Und wie, sagt Ursula Caberta. Die 61-jährige Sozialdemokratin ist "Fachreferentin für neureligiöse Gemeinschaften und Psychogruppen" der Stadt Hamburg und seit Jahren vor allem für ihre Kritik an der Scientology-Sekte bekannt. In ihrem nun erschienenen "Schwarzbuch Esoterik" (Gütersloher Verlagshaus) warnt sie vor einer Welle spiritueller Verblendung - mit Leitfiguren wie Hape Kerkeling, dem Löffelbieger Uri Geller und dem früheren Fernsehpfarrer Jürgen Fliege.

SZ: Was haben Sie gegen prominente Menschen, die öffentlich ein Glaubensbekenntnis abgeben, Frau Caberta?

Ursula Caberta: Allgemein nichts. Aber es gibt so einen Trend, dass jeder meint, er müsse erzählen, welches Wässerchen ihm bei welcher Krankheit geholfen hat. Das ist neu, und es passt leider in die Landschaft. Man hat ja das Gefühl, dass jedes Vierteljahr ein neuer Guru aus dem Gully kriecht. Gleichzeitig wächst die Verunsicherung: Was wird aus meinem Job? Was aus meinen Finanzen? In solchen Zeiten greifen die Leute gern zu schnellen Hilfsmitteln.

SZ: Das liest man oft, das mit den unsicheren Zeiten. Aber stimmt es? Den Deutschen geht es zurzeit ziemlich gut. Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie lange nicht.

Caberta: Ich bin ja bei Ihnen. Trotzdem sind die Leute unsicher. Früher hieß es: Die Lage ist nicht rosig, aber irgendwann kommt ein neuer Kanzler, und dann wird's anders. Das fehlt heute: dieses Vertrauen in die Institutionen.

SZ: Dafür sprechen Sie Prominenten einen immer größer werdenden, mitunter bedenklich großen Einfluss zu. Etwa Hape Kerkeling, der mit seinem Pilger-Buch "Ich bin dann mal weg" großen Erfolg hatte. Mit seiner "Patchwork-Religion", schreiben Sie, spiele er den "Mischangeboten" des Esoterik-Marktes in die Hände.

Caberta: Ich mag den ja. Aber genau das tut er, und er weiß es vermutlich nicht einmal. Er spricht von sich als "Buddhist mit christlichem Überbau".

SZ: Na und?

Caberta: Er ist einer der beliebtesten Menschen in diesem Land. Und er verbreitet die Botschaft: Ich kann mir meine Spiritualität selber basteln.

SZ: Warum denn nicht? Der eine lauscht fromm dem Pastor, der andere sucht selbst, neugierig und skeptisch.

Caberta: Nein, eben nicht mit Skepsis. Die Mehrheit hinterfragt gerade nichts. Die geht auf Lebensfreude-Messen und kauft vermeintliche Hilfsmittel ein.

SZ: Die anderen Prominenten, die in Ihrem Buch vorkommen, sind der sogenannte Mentalist Uri Geller, Nena, Jürgen Fliege und Shirley MacLaine. Ist Ihnen sonst keiner eingefallen? Das sind alles Ehemalige.

Caberta: Falsch. Nena gilt immer noch als Rocklegende und vorbildliche Mutter. Die hat in Hamburg gerade erst eine Schule gegründet.


"Es gibt immer Leute, die Blödsinn glauben"


SZ: Und warum ist Nena gefährlich?

Caberta: Sie ist für ihre spirituellen Ausflüge bekannt - und sie redet gerne drüber. Mal war es Bhagwan, ein andermal wurde von ihren Kontakten zu einer Gruppe in Italien berichtet, die sich mit Astral-Nackt-Reisen beschäftigt. Es reicht leider nicht, zu sagen: Die Nena spinnt gerade ein bisschen. Man muss die Auswirkungen ihrer Berichte auf Andere bedenken. Es gibt immer mehr Leute, die so einen Blödsinn glauben.

SZ: Andere glauben an Engel und Dämonen.

Caberta: Stimmt. Aber bei den Astral-Leuten gibt es auch den Glauben, dass ihre Trips erst möglich sind, wenn man tot ist. Nicht bei allen, doch die Verwirrung ist groß. In meiner Beratung waren schon oft Leute, die sagen: Frau Caberta, mit der Sekte bin ich durch, aber meinen Astralkörper will ich behalten. Ja, sag' ich dann, mach doch. Aber lass deine Kinder damit in Ruhe. Wie soll jemand ein gesunder Erwachsener werden, wenn er glaubt, er hätte einen Astralkörper?

SZ: Ein Milieu, das Ihnen zufolge besonders anfällig für esoterisches Denken ist, sind die Grünen. Woran machen Sie das fest?

Caberta: An meiner eigenen politischen Erfahrung. Ich habe im Laufe der Jahre viele Abgeordnete der Grünen getroffen, die der Esoterik-Szene und der sogenannten alternativen Medizin derart aufgeschlossen gegenüberstehen, dass Kritik schon gar nicht mehr möglich ist. Das finde ich bedenklich.

SZ: Aber Politikerinnen wie Renate Künast gehen doch auf keine Astral-Nackt-Reisen.

Caberta: Vermutlich nicht. Aber ich kenne Grünen-Frauen aus Hamburg, die zumindest früher vor jeder Fraktionssitzung die Tarotkarten gelegt haben.

SZ: Im Fazit Ihres Buches schreiben Sie über esoterische Gruppen: "Eines haben sie alle gemeinsam: Sie können Menschen schädigen, gesundheitlich oder ,nur' finanziell." Wirklich? Wollen Sie allen Ernstes jede Form von Esoterik auf einen Haufen werfen - den armen, abhängig gemachten Scientologen mit dem muslimischen Sufi und dem Christen, der abends in den Schriften Jakob Böhmes schmökert?

Caberta: Ich glaube, wir müssen diese Diskussion hitziger führen, ja. Bisher war immer nur von gefährlichen Minderheiten die Rede. Zugegeben, ich spitze gerne zu. Aber für mich ist die Mehrheit der Esoteriker, die es gibt, gefährlich.

SZ: Sind Sie selbst Kirchenmitglied?

Caberta: Evangelisch, ja.

SZ: Schon böse Anrufe bekommen?

Caberta: Nee. Aber wenn sie kommen, kommen sie. Und wenn die mich rausschmeißen wollen, dann sollen sie ruhig.
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