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Emergente Bewegung / Emerging Church


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Rolf

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Emergente Bewegung / Emerging Church






Mit zunehmender Geschwindigkeit wird die christliche Szene in Deutschland vom Gedankengut einer neuartigen Bewegung erfaßt, die noch im Jahre 2006 in Deutschland als absolut randständig gelten konnte, jetzt aber wachsende Resonanz bei Leitern der christlichen Szene findet und inzwischen auch in mehreren lokalen Evangelischen Allianzen insbesondere der Metropolen (Berlin, Hamburg) vertreten ist.

Die Rede ist von der "Emerging Church"-Bewegung, genauer gesagt: von "Emergent Deutschland", dem deutschen Zweig der in der Emerging Church tonangebenden "Emergenten Bewegung".

Häufig wird die Emerging Church - sofern man sie überhaupt schon einmal gezielt wahrgenommen hat - einfach als Bewegung angesehen, der es gelingt, in cooler, unkonventioneller, gemeinschaftsorientierter Art, und in eine durch Web 2.0, Blogs, Facebook und YouTube geprägte Lebenskultur eintauchend, die Jugend der "Generation X" und die unkonventionellen metro-urbanen Erwachsenen der Jahrgänge 1965 bis 1980 anzusprechen - und aus letzterer Gruppe rekrutieren sich auch fast alle ihre Leiterpersönlichkeiten.

Die Reduktion auf diese äußerliche Sicht oder die Einordnung als Spartengemeinde greift aber viel zu kurz. Emerging Church läßt sich nicht ohne die Anfänge verstehen, wo Leute sich aufgemacht haben, um eben die "Generation X" und junge metro-urbane Erwachsene mit dem Evangelium zu erreichen, und dabei sich mit dem epochalen gesellschaftlichen Wandel zum Postmodernismus als dominierender Weltsicht konfrontiert sahen, der das Kommunizieren des Evangeliums bis hin zur totalen Unnachvollziehbarkeit erschwerte. Erschwerend hinzu kamen die z.T. gravierenden Authentizitätsdefizite bei manch alteingesessener Gemeinde, die das Evangelium in einem solchen Kontext nach außen und sogar nach innen unglaubwürdig machten.

Für bestimmte in dieser Situation ins Leben gerufenen Gemeindeansätze wurde später die Bezeichnung "emerging" bzw. "emergent" geprägt:

emerging = auftauchend, entstehend, aufkommend, sich entwickelnd
emergent = jung, aufstrebend, erwachend

Damit sollte zum Ausdruck gebracht werden, daß es in der neu aufkommenden (emerging) Kultur der Postmoderne einer entsprechenden, sich in gleicher Weise neu entwickelnden Kirche bedarf. Andere beziehen diesen Begriff auf den amorphen unbestimmten Charakter der Postmoderne, der erfordert, daß die postmoderne Gemeinde eine ständig "emergierende" (unfertig seiende) sein muß. Eine weitere Deutung leitet das Wort von der Emergenztheorie aus der Lehre der Selbstorganisation ab und nimmt damit Bezug darauf, daß sich Gemeinde aus sich selbst heraus, ohne geistliches "Establishment", natürlich organisieren kann.

Während es nun einer kleineren Gruppe der Emerging Church weitgehend darum geht, postmodern enkulturierten Menschen Brücken zum biblischen Evangelium zu bauen, zog die Emergente Bewegung als prominentester und tonangebender Teil der Emerging Church die problematische Schlußfolgerung, daß die biblische Botschaft selbst im Lichte der postmodernistischen Weltanschauung neu betrachtet und (um-)gedeutet werden muß, ja daß wir "aus der jahrhundertelangen Sklaverei modernistischen Fehlverständnisses befreit" werden müssen - womit vor allem der Glaube an eine außerhalb von uns selbst existierende Wahrheit und ihre Formulierbarkeit in wahren Aussagen gemeint ist.

Emergente Bewegung - eine Charakterisierung

Im Sinne einer möglichst umfassenden, genauen und treffenden Beschreibung läßt sich die Emergente Bewegung charakterisieren - und in diesem Sinne wird der Begriff auch hinfort in diesem Artikel gebraucht - als die aus der "westlichen" bekennenden Christenheit des jüngsten Jahrtausendwechsels heraus entstandene Strömung und Bewegung,
die behauptet, daß man das Gedankengut des Postmodernismus einschließlich seiner radikal ablehnenden Sicht zu Verstand und objektiver, in Aussagen faßbarer Wahrheit übernehmen und sich zu eigen machen muß, und zwar nicht nur, um Menschen der postmodernen Kultur (insbesondere im "Westen") mit dem Evangelium erreichen zu können, sondern - mehr noch - um der "eigentlichen" Botschaft der Bibel überhaupt angemessen gerecht werden und sie leben zu können, indem man sie aus den "jahrhundertelang wirksamen Fesseln modernistischen Fehlverständnisses" - nämlich des Glaubens an eine existierende objektive Wahrheit und ihre Formulierbarkeit in wahren Aussagen - befreit;
deren philosophisch-theologisches Denken und Weltverständnis entscheidend auf Postmodernisten wie Richard Rorty, Michel Foucault, Jacques Derrida und Jean-François Lyotard zurückgeht;
deren hieraus fließende Theologie und Glaubenspraxis maßgeblich durch ihre theologischen Vordenker Stanley J. Grenz, J. E. Lesslie Newbigin und N. T. Wright und ihre Leitfiguren Rob Bell, Brian McLaren, Steve Chalke und Jason Clark geprägt worden ist;
deren höchste theologisch-lehrmäßige Instanz eine Art "herrschaftsfreier Diskurs" ist, der als "emergenter Dialog" (engl. "Emergent Conversation") bezeichnet wird, wobei diese Bezeichnung von den Angehörigen der Emergenten Bewegung gerne auch zur Benennung der Bewegung selbst verwendet wird.
Die Angehörigen der Emergenten Bewegung werden mitunter auch "Neue Evangelikale" genannt; sie bezeichnen sich selbst häufig auch als "postkonservative / postliberale / postmoderne / posttheologische / atheologische Evangelikale" oder "Postevangelikale".

Bereits an der obigen Charakterisierung wird deutlich, daß die Deutung der Emergenten Bewegung als auf die postmoderne Gesellschaft zugeschnittener kulturorientierter Evangelisations-Ansatz (was ja das Anliegen derer war, die die "Generation X" erreichen wollten) am Kern des Phänomens vorbeigeht. Das eigentliche Charakteristikum der Emergenten Bewegung ist das Teilen und Verbreiten eines ganz bestimmten Kern-Gedankenguts, das die - ich kann es leider nicht anders sagen - gefährlichste Häresie mindestens der letzten hundert Jahre darstellt, sowohl was den Grad und die Geschwindigkeit der Akzeptanz in der christlichen Szene als auch was die Schwere der Verfälschung der biblisch-christlichen Lehre und die Subtilität der Argumentation angeht; denn dieses Gedankengut zerstört den biblisch-christlichen Wahrheitsbegriff - mit weitreichenden Implikationen in allen Bereichen von Theologie und Glaubenspraxis. Dies ist in der Tragweite vergleichbar eigentlich nur mit Ereignissen wie seinerzeit die Auskopplung der "modernen Theologie" aus dem Strom lebendigen bekennenden Christseins.
Um dieses Kern-Gedankengut der Emergenten Bewegung wird es im vorliegenden Artikel gehen - und auch um diejenigen, die dieses Gedankengut aktiv verbreiten.

Dieser Artikel wird demnächst fortgesetzt. Ein Resultat soll aber jetzt schon mitgeteilt werden:

Ein Glaube an Jesus, der sich nicht auf ein absolutes und objektives, die Existenz einer objektiven Realität bejahendes und darauf bezogenes Verständnis von Wahrheit nach dem Korrespondenzprinzip gründet, sondern sich auf ein seifenblasenartiges, an Sprach- und Gemeinschaftsinseln und "language games" à la Richard Rorty gekoppeltes "kontextbezogenes" Wahrheitsverständnis postmodernistischer Art stützt, ist wertlos und sinnlos, weil grundlos und haltlos. Wir hätten uns dann "durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte dieser Welt und nicht auf Christus" (Kolosser 2,8), einfangen lassen und würden im Sinne von 1.Korinther 15,12-19 die "elendesten unter aller Menschen" sein.



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