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Papst Benedikt XVI. Brutal im Vatikan


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Papst Benedikt XVI. Brutal im Vatikan






25.06.2012 · Im Vatikan weiß niemand, wem er noch vertrauen kann. Der
Papst ist das Opfer einer Intrige, weil er der klerikalen Vertuschung den
Kampf angesagt hat. Selbst um sein Leben wird gefürchtet.
Von Daniel Deckers

Papst Benedikt XVI. beraet mit Kardinaelen ueber Umgang mit "Vatileaks"
© dapd Hinter dem Rücken Benedikts XVI. laufen einige Intrigen

Kaum eine Institution birgt so viele Mysterien wie die katholische Kirche,
kaum ein Gemeinwesen so viele Rätsel wie der Vatikanstaat. Doch das
alleine ist nicht der Grund, weshalb die Paläste rings um St. Peter noch
heute eine ideale Projektionsfläche für Phantasien jeder Art über Macht,
Geld und Sex sind. Denn wie die Vergangenheit bietet auch die Gegenwart
Verschwörungstheoretikern, Medienleuten und Romanautoren mehr Stoff als
genug. Ausgerechnet jenen Schöngeist auf dem Stuhl Petri, der als Benedikt
XVI. der „Entweltlichung“ der Kirche das Wort redet, hat die Weltlichkeit
der Kirche nun so brutal eingeholt, dass manche um das Leben des Papstes
fürchten.

Anfang des Jahres wurde ruchbar, dass ein sizilianischer Kardinal namens
Romeo während eines Besuches in Peking dem Papst nur noch wenige Monate zu
leben gegeben hatte. Eine scheinbar absurde Mutmaßung, doch festgehalten
in einem Memorandum, das in perfektem Deutsch verfasst war und dem Papst
von jenem Kardinal Castrillón Hoyos überbracht wurde, dem über der
Aussöhnung mit der Pius-Bruderschaft entgangen sein wollte, dass deren
Bischof Williamson ein Holocaust-Leugner ist. Nicht minder absurd auch das
Schicksal eines langjährigen Diplomaten in päpstlichen Diensten namens
Viganò, der in der Verwaltung des Vatikanstaates einen Sumpf an Korruption
und Misswirtschaft vorfand, mit eisernem Besen zu kehren begann und flugs
auf den Botschafterposten in Washington wegbefördert wurde. Was der
Erzbischof dem Papst daraufhin zu klagen wusste, war eines Tages haarklein
in italienischen Zeitungen nachzulesen.
Die Augen und Ohren sind überall

Der Appetit auf Schriftstücke aus den Handakten des Papstes und seiner
Vertrauten war so groß, dass gestohlene Dokumente jüngst in Buchform
erschienen. Wie viele Informationen noch ihrer Verwendung harren, wird
sich zeigen. Denn ausgerechnet während des Pontifikats des ersten
Deutschen auf dem Stuhl Petri ist der Vatikan zu einem Ort geworden, an
dem nichts und niemand vor unbefugten Ohren und Augen sicher sein kann.
Die Auswirkungen dieses Desasters auf die Kommunikation in der Kirche sind
schon jetzt mit Händen zu greifen: Niemand weiß, wem er noch vertrauen
kann.
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Die Skandalbank des Vatikan

Immerhin wurde vor Monatsfrist der Kammerdiener des Papstes als eine
Quelle der Indiskretionen enttarnt: Paoletto hatte über lange Zeit hinweg
brisanteste Dokumente mühelos entwenden können. Doch wer den kleinen Paul
dazu angestiftet haben könnte, die an Fahrlässigkeit kaum zu überbietende
Naivität der Entourage Benedikts auszunutzen, ist weiterhin ein Rätsel.

Sicher hat das blinde Vertrauen des Papstes in seine Paladine wie den
Kardinalstaatssekretär Bertone und seinen Privatsekretär Gänswein auf
vielen Fluren des Vatikans zu mittlerweile chronischem Verdruss über die
Mischung aus Selbstbewusstsein und Inkompetenz geführt, mit der die Kirche
seit Jahren geführt wird. Aber diese Gemütslage ist auch im Verbund mit
den üblichen römischen Kabalen und Rivalitäten von anderer Qualität als
das Bestreben, dem mittlerweile 85 Jahre alten Papst durch die Zerstörung
seiner Intimsphäre so zuzusetzen, dass sein Ableben vor der Zeit befördert
wird. Genau aber das ist offenbar das Ziel, weil es nicht nur um Macht
geht, sondern auch um Sex und Geld.

Benedikts Kampfansage

Denn was immer man über Benedikt sagen kann: Der prinzipienfeste Papst aus
Deutschland hat an gleich zwei Tabus gerührt. Sein leises, aber
unnachgiebiges Beharren auf Ahndung sexueller Übergriffe von Geistlichen
auf Kinder und Schutzbefohlene ist nicht nur eine Kampfansage an eine
jahrhundertealte Kultur klerikaler Vertuschung, sondern an jede Form der
Missachtung der priesterlichen Lebensform, sei es in Gestalt homosexueller
Netzwerke, von denen gerade der Vatikan durchzogen ist wie ein Roquefort
mit Schimmel, sei es in Gestalt von Geistlichen jeden Ranges, die sich im
Schutz ihrer Macht an Frauen vergehen. Für sie alle ist jeder Tag ein
schlechter, an dem dieses Pontifikat noch kein Ende gefunden hat.

Dasselbe gilt für jene, denen der Papst vor zwei Jahren mit der Gründung
einer „Financial Information Authority“ den Kampf angesagt hat. Dieses
Gremium soll das undurchdringliche Finanzgeflecht innerhalb des Vatikans
so auf Transparenz trimmen, dass Geldwäsche künftig nicht leichter ist als
in der gewöhnlichen Bankenwelt. Welche Rolle Ettore Gotti Tedeschi, dem
Chef der Vatikanbank, zugedacht war und was er wirklich getan hat, ist bis
jetzt ein Rätsel. Aber dass der Opus-Dei-Mann kurz vor der Enttarnung
Paolettos wie ein räudiger Hund vom Hof gejagt wurde, deutet darauf hin,
dass in der Bank eine der letzten Schlachten geschlagen wird. Eine echte
Kampfpause wird aber erst dann eintreten, wenn Benedikts Pontifikat zu
Ende geht. Erst dann wird jene Ruhe einkehren, die nötig ist, um alle
Spuren zu verwischen, die in das Zwischenreich aus Mafia, Politik und
Geistlichkeit weisen.

Doch gleich wie viel Zeit Benedikt bemessen ist - sein Nachfolger wird vor
Aufgaben stehen, deren Bewältigung fast übermenschliche Kräfte erfordert.
Im Blick auf die Weltkirche tut ein modernes Regierungssystem not, im
Blick auf den Vatikan eine Reform an Haupt und Gliedern.

Quelle: F.A.Z.

Daniel Deckers Jahrgang 1960, in der politischen Redaktion verantwortlich
für „Die Gegenwart“.
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